Franken

Definition

Harrison W. Mark
von , übersetzt von Elisa Wasserer
Veröffentlicht am 20 März 2023
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Frankish Bird-Shaped Brooch (by Metropolitan Museum of Art, Copyright)
Fränkische Brosche in Vogelform
Metropolitan Museum of Art (Copyright)

Die Franken waren ein germanischer Volksstamm aus dem Gebiet des Niederrheins. Während der Zeit der Völkerwanderung zogen sie nach Gallien, wo sie nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches eines der größten und mächtigsten Königreiche Europas schufen. Ihr Einfluss, der unter Karl dem Großen (742–814) seinen Höhepunkt erreichte, prägte Europa durch das ganze Mittelalter hindurch und darüber hinaus.

Herkunft und Identität

Die Eroberung Galliens durch die Römer, abgeschlossen von Julius Cäsar im ersten Jahrhundert v. Chr., legte den Rhein als Grenze der römischen Welt fest. Der Fluss wurde zur politischen Barriere zwischen der „Zivilisation“ (Rom) und den „barbarischen“ Germanen am jenseitigen Ufer. In den Köpfen der Römer waren diese Germanen stereotypisch groß, blond, dreckig und gewalttätig. Jahrhundertelang hielten die römischen Legionen an der Rheingrenze die Germanen in Schach, doch der langsame Zerfall der römischen Vormachtstellung, etwa während der Reichskrise des dritten Jahrhunderts, erlaubte es bestimmten germanischen Stämmen, in römische Gebiete einzufallen.

Die Franken waren kein vereintes Volk, sondern ein loser Bund aus verschiedenen Stämmen, die am Niederrhein lebten.

Einer dieser Stämme waren die Franken. Sie tauchen im dritten Jahrhundert n. Chr. erstmals in den Annalen der Geschichte auf. Diese frühen Franken waren kein vereintes Volk, sondern ein loser Bund verschiedener Stämme, die am Niederrhein lebten und alle ihre eigene Identität hatten. Manche heutigen Wissenschaftler bevorzugen deshalb den Begriff „tribal swarm“ (wörtlich „Stammesschwarm“), um dieses Bündnis zu beschreiben, weil sich die verschiedenen Stämme nur zu Angriffs- und Verteidigungszwecken zusammenschlossen. Sobald sie sich aber verbündeten, waren sie gemeinhin als Franken bekannt. Das hieß so viel wie „die Kühnen“ oder „die Tapferen“, und hatte später auch die von den Franken selbst bevorzugte Bedeutung „die Freien“. Zu den einzelnen Stämmen gehörten unter anderem die Chamaver, die Chattuarier, die Brukterer, die Salfranken und die Rheinfranken. Die Salfranken und die Rheinfranken entwickelten sich im Laufe der Zeit zu den mächtigsten dieser Stämme.

Es gibt verschiedene Geschichten über den Ursprung der Franken. Der im sechsten Jahrhundert n. Chr. lebende Geschichtsschreiber Gregor von Tours erklärte, dass die Franken ursprünglich aus Pannonien stammten, ins Rheingebiet eingewandert waren und sich schließlich in Thüringen und Belgien niederließen. Die Fredegar-Chronik und das anonym verfasste Liber Historiae Francorum hingegen suchen ihren Ursprung in einer Legende: beide verfolgen die fränkische Abstammung bis zum Trojanischen Krieg zurück. Laut diesen beiden Gründungsmythen hatte König Priamos etwa 12.000 trojanische Flüchtlinge nach Pannonien geführt, von denen einige unter der Führung eines Mannes namens Francio zum Rhein weitergezogen waren, wo sie sich niederließen und nach ihrem Anführer „Franken“ genannt wurden. Diese Version der Geschichte war vermutlich ein Versuch der Franken, sich eine ähnlich glänzende Abstammungslinie wie die Römer zuzulegen – die ihre Vorfahren auch auf Troja zurückführten – und gehört ins Reich der Mythen. Heute sind manche Wissenschaftler, wie der Historiker Ian Wood, davon überzeugt, dass die Franken überhaupt keine große Wanderung vollzogen haben und ihr Ursprung im Rheinland zu suchen ist.

Religion, Sprache und Gesetz

Die Franken traten unter ihrem König Chlodwig I. (reg. 481–511) zum Christentum über. Vorher praktizierten sie wahrscheinlich eine Form des germanischen Paganismus. Das war ein Vielgötterglaube, der mit lokalen Kultstätten verbunden war, und in dem besonders Wälder eine wichtige spirituelle Rolle spielten. Gregor von Tours beschrieb ihre frühe Religion (aus der voreingenommenen Sicht eines katholischen Bischofs) folgendermaßen:

[Die Franken] schufen sich selbst Götzen aus den Kreaturen der Wälder und Gewässer, aus den Vögeln und den Tieren: diesen wurde gehuldigt … und diesen brachten sie Opfer dar (II.9).

Die frühen Franken glaubten wahrscheinlich an Wodan (Odin), aber sie hatten auch ein paar Symbole, die ihnen eigen waren. Das Bild des Stiers schien dabei eine besondere Bedeutung zu haben: der Quinotaurus, ein Meeresungeheuer mit einem Stierkopf, war der Legende nach der Vater des Frankenkönigs Merowech, und im Grab des Königs Childerich I. wurde ein goldener Stierkopf entdeckt.

Baptism of Clovis I
Taufe Chlodwigs I.
Pethrus (Public Domain)

Wie ihre Religion hatte die Sprache der Franken germanische Wurzeln und wurde im Laufe der Zeit romanisiert. Sie war ursprünglich ein westgermanischer Dialekt, der sich von Gotisch, Ostgermanisch, Altnordisch und Nordgermanisch unterschied (James, 31). Als sich die Franken in Belgien und Nordostgallien niederließen, vermischten sie sich mit der ansässigen gallorömischen Bevölkerung, was auch linguistische Veränderungen mit sich brachte. Im nördlichen Belgien, den Niederlanden und in Deutschland, wo die Franken sehr präsent waren, entwickelten die Menschen germanisch-beeinflusste Sprachen, aus denen später Altniederländisch und Flämisch hervorgingen. Im heutigen Frankreich und in Belgiens Süden, wo die Franken sich erst später dauerhaft niederließen, setzten sich romanische Sprachen wie Wallonisch und Altfranzösisch durch. Diese Sprachgrenze, definiert von den frühen Siedlungsgebieten der Franken, ist bis heute sichtbar.

Vor ihrem Zusammenschluss folgten alle fränkischen Stämme ihren eigenen Gesetzen. Zwischen 507 und 511, während der Regierungszeit Chlodwigs, entstand ein Gesetzbuch für das neue fränkische Reich, das als Lex Salica bekannt wurde, benannt nach den Salfranken. Der Text war zum größten Teil auf Latein verfasst und behandelte vorwiegend Erbschaftsrecht und Strafrecht. Er schuf eine wichtige Grundlage für zukünftige europäische Rechtssysteme. Ein anderer fränkischer Gesetzestext, die Lex Ripuaria, wurde um 630 für das Territorium Ripuarien im Teilkönigreich Austrasien verfasst.

Besiedelung Galliens

Die Franken wurden erstmals 289 n. Chr. in einer zeitgenössischen römischen Quelle erwähnt, sie bekämpften die Römer aber wahrscheinlich schon Jahrzehnte zuvor. Ein römischer Kriegsmarsch aus den 260er Jahren erwähnt den Tod tausender Franken, während archäologische Funde darauf hindeuten, dass die Franken das römische Gallien schon in den 250er Jahren attackierten. Im späten dritten Jahrhundert schließlich hatten die Franken eine Vielzahl an Angriffen auf römisches Territorium durchgeführt, sowohl an Land als auch zu Wasser: Fränkische Piraten segelten bis ins Mittelmeer und drangen bis nach Nordafrika vor.

Diese Einfälle zwangen die römischen Kaiser zum Handeln, die daraufhin mehrere erfolgreiche Feldzüge gegen die Franken unternahmen. 289 unterwarf sich der Frankenkönig Gennobaudes Kaiser Maximian (reg. 286–305). 307 wurde der fränkische Stamm der Brukterer von Konstantin I. (reg. 306–337) bezwungen, und seine Anführer in der Arena von Trier den Tieren zum Fraß vorgeworfen. Die siegreichen Römer nahmen während dieser Einsätze viele Franken gefangen, aber anstatt sie hinzurichten oder gegen Lösegeld freizulassen, siedelten sie manche dieser Gefangenen als laeti auf römischem Territorium an. Das bedeutete, dass sie ein Stück Land im römischen Imperium erhielten und dafür Kriegsdienst leisten mussten. Bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts wurden mit ähnlichen Foederati-Verträgen ganze fränkische Stämme im römischen Reich angesiedelt: die Salfranken zum Beispiel 358 im belgischen Gallien, die Ripuarier am Rhein rund um die Stadt Köln. Diese Stämme, einst die Feinde Roms, verstärkten nun mit ihren eigenen Truppen die Reihen der römischen Armee und schützten die Grenze des römischen Reichs vor barbarischen Einfällen.

Migration Period in Europe During the 4th & 5th Century
Phase der Migration in Europa im 4. und 5. Jahrhundert
Simeon Netchev (CC BY-NC-ND)

Dieses besondere Verhältnis erlaubte es einigen Franken, in Rom Karriere zu machen. Mellobaudes etwa war ein Franke, der mehrmals zum Konsul gewählt wurde, und Silvanus war ein General fränkischer Abstammung, der Anspruch auf den Kaiserthron erhob, bevor er 355 n. Chr. umgebracht wurde. Einer der erfolgreichsten Franken war Arbogast, der bis zum magister militium (Heermeister) des Weströmischen Reiches aufstieg. In dieser Position war Arbogast der de facto Herrscher über das Reich: Er stand der Verwaltung vor und hielt nur selten Rücksprache mit Kaiser Valentinian II. (reg. 375-392). Nach Valentinians Tod ließ ihn Arbogast durch eine weitere Marionette auf dem Kaiserthron, Eugenius, ersetzen, und fuhr mit seiner Herrschaft fort, bis er 394 n. Chr. von einer oströmischen Armee in der Schlacht am Fluss Frigidus geschlagen und getötet wurde.

Die Franken, die solche hohen Posten bekleideten, waren in der Regel stark romanisiert und keineswegs repräsentativ für das gesamte fränkische Volk. In der Tat zählten immer noch einige Franken zu den Feinden des Imperiums, darunter Sunno und Marcomer, die 388 einen Angriff auf Gallien ausführten. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon viele fränkische Stämme ein Zuhause auf römischem Boden geschaffen und unterstützten die Römer militärisch. 451 kämpften die Franken Seite an Seite mit den Römern gegen die Hunnen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern.

Indem sie gallorömischen Bürgern Schutz und Arbeit versprachen, konnten die Salfranken ihre Macht in Nordostgallien festigen.

Der Tod des römischen Generals Flavius Aetius im Jahr 454 markierte den stetigen Zerfall der römischen Vormachtstellung in Gallien, wodurch fränkische Gruppen wie die Salfranken an die Macht gelangen konnten. Indem sie der ortsansässigen gallorömischen Bevölkerung Schutz und Arbeit versprachen – Dinge, die das römische Reich nicht länger garantieren konnte – konnten sie ihre Macht in Nordostgallien festigen. Unter der Herrschaft Childerichs I. (reg. 458–481), des ersten Königs der Merowinger-Dynastie, konnten sich die Salfranken als das mächtigste der vielen Frankenkönigreiche in Gallien etablieren. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 481 war der Grundstein gelegt worden, und sein Sohn und Nachfolger Chlodwig I. konnte Gallien erobern und alle Franken unter seiner Herrschaft vereinen.

Die Merowinger

Chlodwig begann seine Eroberung Galliens im Jahr 486, als er Syagrius besiegte, den letzten großen römischen Beamten in Gallien, und die Stadt Soissons eroberte. Von dieser Machtbasis aus führte er Feldzüge gegen die Alemannen, die Burgunder und die Westgoten durch, und weitete den fränkischen Einfluss in Gallien und Aquitanien aus. Um 496 konvertierte er zum Christentum und zum Glaubensbekenntnis von Nicäa (Katholizismus), und initiierte damit die allmähliche Christianisierung der Franken. Seine Konversion machte das fränkische Gallien zu einer wichtigen Glaubensbastion für den Katholizismus, während in anderen Barbarenkönigreiche eine rivalisierende christliche Sekte, der Arianismus, bevorzugt wurde. Am Ende seiner Regierungszeit hatte Chlodwig alle anderen Frankenkönigreiche übernommen und ihre Anführer töten lassen, und das erste Mal in ihrer Geschichte waren die Franken als ein Volk vereint. Bei seinem Tod im Jahr 511 regierte Chlodwig als „König aller Franken“ und kontrollierte fast das gesamte Gallien, mit Ausnahme von Burgund, der Provence und Septimanien.

Nach Chlodwigs Tod wurde das merowingische Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt und damit ein gefährlicher Präzedenzfall für die zukünftige Erbfolge geschaffen. Anfangs arbeiteten die Söhne zusammen, um die Eroberungen ihres Vaters fortzuführen. In den 530er Jahren eroberten sie Burgund, die Provence und Thüringen. Sie kämpften gegen die Westgoten in Nordspanien, schickten Armeen bis nach Italien, dehnten den fränkischen Einfluss bis nach Bayern aus und zwangen die Sachsen, ihnen einen jährlichen Tribut von 500 Kühen zu leisten. Nach dem Tod des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen im Jahr 526 konnte das Reich der Merowinger mit Recht als das größte und mächtigste der Barbarenkönigreiche bezeichnet werden, die die Römer in Westeuropa ersetzt hatten.

The Merovingian Dynasty,  c. 639
Die merowingische Dynastie, ca. 639
Simeon Netchev (CC BY-NC-ND)

Trotz dieser Erfolge lagen die merowingischen Herrscher ständig miteinander im Streit und suchten nach Wegen, sich gegenseitig zu schwächen. Im Jahr 588 ging Chlodwigs jüngster Sohn Chlothar I. (reg. 511–561) als Sieger aus diesem Konflikt hervor: nach Jahrzehnten des Wettstreits mit seinen Brüdern, in denen er seine Neffen ermorden und seinen eigenen Sohn hinrichten ließ, konnte Chlothar I. das fränkische Königreich unter seiner Herrschaft wiedervereinen, indem er seine Brüder überlebte und ihre Territorien erbte. Seine Herrschaft dauerte aber nur drei Jahre bis zu seinem Tod 561, und das Königreich wurde unter seinen verbliebenen vier Söhnen erneut aufgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt begannen die drei merowingischen Königreiche Neustrien, Austrasien und Burgund Gestalt anzunehmen.

Der Tod Chlothars I. führte zu einer neuen Welle an Verschwörungen, Bürgerkriegen und Mordanschlägen, angefeuert durch die Rivalität zwischen Königin Brunichild von Austrasien (ca. 543–613) und Königin Fredegunde von Neustrien († 597). Der Konflikt dauerte Jahrzehnte und führte immer wieder zu Stellvertreterkriegen zwischen den Söhnen und Enkeln der beiden Herrscherinnen, bis Königin Brunichild im Jahr 613 schließlich von Fredegundes Sohn, König Chlothar II. (reg. 584–629), besiegt und hingerichtet wurde. Chlothar II. vereinte das Frankenreich erneut und nahm Chlodwigs alten Titel „König aller Franken“ an, zahlte für seinen Sieg aber einen hohen Preis. Um seine Stellung zu sichern, musste er dem Adel große Zugeständnisse einräumen. Im Pariser Edikt von 614 wurden die traditionellen Rechte der Adeligen bestätigt und damit die Macht in die Hände regionaler Eliten gelegt. Das Amt des Hausmeiers (in etwa gleichzusetzen mit einem heutigen Premierminister) gewann ebenso an Bedeutung, und im Jahr 617 wurde festgelegt, dass die Hausmeier ihr Amt auf Lebenszeit ausüben und in ihren Königreichen eigene Gesetze erlassen konnten. Die Wissenschaftlerin Susan Wise Bauer bezeichnete Chlothars II. Zugeständnisse als „Teufelspakt“: Er hatte seine eigene Macht auf Kosten der Autorität der merowingischen Krone gesichert (251).

Chlothars Sohn, Dagobert I. (reg. 623–639), war der letzte merowingische König, der noch eine gewisse königliche Autorität ausüben konnte. Auch wenn die Merowinger nach Dagoberts Tod noch über ein Jahrhundert auf dem Thron saßen, wurde ihre Autorität schrittweise von ihren Hausmeiern in den Schatten gestellt, die hinter den Kulissen die wahre Macht ausübten. Der Chronist Einhard nannte die späteren Merowingerkönige deshalb auch „rois faineants“ oder „Faulenzerkönige“.

Die Karolinger

687 besiegte das Königreich Austrasien Neustrien und Burgund in der Schlacht bei Tertry und wurde zum mächtigsten Königreich innerhalb des Frankenreiches. Dies stärkte die Macht der aristokratischen Familie der Pippiniden, die seit Dagobert I. als Hausmeier in Austrasien dienten. Trotz dieses vermehrten Einflusses auf das gesamte Frankenreich schafften sie es nicht, den Thron für sich zu beanspruchen, sondern regierten weiterhin durch ihre merowingischen Marionettenkönige. Die Franken waren noch nicht bereit, eine neue Dynastie als ihre Herrscher zu akzeptieren. Diese Einstellung änderte sich nach der dynamischen Herrschaft von Karl Martell (ca. 688–741), einem Spross der Pippiniden-Familie, der 715 zum Hausmeier von Austrasien wurde.

Battle of Tours, 732
Schlacht von Tours, 732
Charles de Steuben (Public Domain)

Karl führte die Franken zum Sieg über das Umayyaden-Kalifat in der Schlacht von Tours im Jahr 732 und festigte damit seine Rolle als der de facto Herrscher des Frankenreichs. Als sein merowingischer Marionettenkönig Theuderich IV. 737 starb, war Karls persönlicher Einfluss so weit angewachsen, dass er keinen neuen König einsetzen ließ und der Thron bis zu seinem Tod im Jahr 741 verwaist blieb. Die Merowinger wurden dann zwar wieder eingesetzt, aber die Illusion, dass ihre Dynastie noch irgendeine Macht innehatte, war permanent zerstört. Im Jahr 751 sicherte sich Karls Sohn Pippin der Jüngere (reg. 751–768) die Unterstützung von Papst Zacharias und stürzte den letzten merowingischen König. Pippin beanspruchte den Thron für sich selbst und begründete damit die Dynastie der Karolinger.

Pippin starb 768 und das Frankenreich wurde zwischen seinen Söhnen Karlmann I. (reg. 768–771) und Karl (reg. 768–814) – besser bekannt als Karl der Große – aufgeteilt. Die beiden Brüder herrschten bis zu Karlmanns Tod 771 gemeinsam, dann wurde Karl der Große zum alleinigen König der Franken. Von seinem Hof in Aachen aus regierte er mit Unterstützung der fränkischen Aristokratie und der Kirche, allerdings war er ständig auf Feldzügen unterwegs. 774 besiegte er die Langobarden und nannte sich von nun an „König der Franken und der Langobarden“. Er kämpfte gegen die Basken in den Pyrenäen, die Sarazenen in Spanien und die Awaren in Ungarn. Diese Eroberungen gingen nicht ohne Schwierigkeiten über die Bühne, was sich am Beispiel der Sachsenkriege verdeutlichen lässt, Karls aufreibende und blutige Eroberung Sachsens, die mit Unterbrechungen von 772 bis 804 dauerte. Trotz der Langlebigkeit des Konflikts konnte sich Karl der Große schließlich durchsetzen: Er fügte Sachsen seinem Reich hinzu und zwang seine heidnischen Bewohner mit Gewalt, sich zum Christentum zu bekehren. Bei seinem Tod im Jahr 814 hatte Karl der Große die Ausdehnung des Frankenreiches verdoppelt.

Am 25. Dezember 800 wurde Karl der Große von Papst Leo III. (reg. 795-816) zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Was wahrscheinlich ein Versuch des Papsttums war, Karl unter seine Kontrolle zu bringen, stärkte das Ansehen der Karolinger und die Macht der Franken in West- und Mitteleuropa. Karls Kaiserreich erstreckte sich von Nordspanien bis nach Ungarn und wurde in weiten Teilen von den Franken beherrscht. Es bildete den Rahmen für die sogenannte Karolingische Renaissance, ein kultureller Aufschwung, der in der Literatur, der Sprache, der Musik, der Rechtsprechung und der Studie alter Schriften zum Ausdruck gebracht wurde.

Coronation of Charlemagne
Krönung Karls des Großen
Friedrich Kaulbach (Public Domain)

Nach dem Tod Karls des Großen im Jahr 814 fiel sein Reich (das oft als eine Frühphase des Heiligen Römischen Reiches angesehen wird) an seinen einzigen überlebenden Sohn und Nachfolger, Ludwig den Frommen (reg. 813–840). Drei Jahre nach Ludwigs Tod wurde das Reich in drei Königreiche aufgeteilt, um einen Bürgerkrieg zwischen seinen Söhnen zu verhindern: das Ostfrankenreich, das Mittelfrankenreich und das Westfrankenreich. Diese Königreiche blieben bis zum Niedergang der karolingischen Dynastie bestehen, dann wurde aus dem Ostfrankenreich das deutsche Reich, aus dem Westfrankenreich das Königreich Frankreich, und aus dem Mittelfrankenreich die Königreiche von Lothringen und Italien. Der Begriff „Franken“ wurde auch nach diesem Zeitpunkt weiterhin genutzt, hatte aber keine ethnische Bedeutung mehr, sondern bezog sich in weitestem Sinne auf katholische Westeuropäer. Während der Kreuzzüge beispielsweise wurden die Kreuzfahrer aus West- und Mitteleuropa von den orthodoxen Christen und den Muslimen „Franken“ oder „Lateiner“ genannt.

Fazit

Einst ein loser Zusammenschluss von germanischen Stämmen entlang des Niederrheins, erlangten die Franken eine so große Macht und Einfluss, dass ihr Name eine Zeitlang zum Synonym für „Westeuropäer“ wurde. Obwohl sie ursprünglich von den Römern als unzivilisierte „Barbaren“ angesehen wurden, sollten sie später die Entwicklung Europas in sprachlicher, rechtlicher, kultureller und religiöser Hinsicht maßgeblich beeinflussen, und schließlich sogar, nach der Krönung Karls des Großen, die Römer als die neuen Kaiser des Westens ablösen. Sie spielten eine wichtige Rolle im Frühmittelalter und bei der Entstehung mancher europäischen Staaten.

Fragen und Antworten

Wer waren die Franken?

Die Franken waren ein germanischer Volksstamm aus dem Gebiet des Niederrheins. Sie siedelten ursprünglich in Belgien und entlang des Rheins im Weströmischen Reich, eroberten aber später Gallien und weiteten ihren Einfluss auf einen großen Teil West- und Mitteleuropas aus.

Zu welcher Ethnie gehörten die Franken?

Die Franken waren ursprünglich germanischer Abstammung, vermischten sich aber mit der gallorömischen Bevölkerung Galliens und wurden schrittweise kulturell romanisiert. Zur Zeit der Kreuzzüge schließlich verlor die Bezeichnung „Franken“ ihre ethnische Bedeutung und wurde zu einer allgemeinen Bezeichnung für katholische Bewohner West- und Mitteleuropas.

Warum wurden die Franken „Franken“ genannt?

Die Bezeichnung „Franken“ hieß so viel wie „die Kühnen“ oder „die Tapferen“, und hatte später auch die von den Franken selbst bevorzugte Bedeutung „die Freien“. Der Name könnte auch von der sogenannten „franca“ stammen, einer Art Wurfspeer, den die Franken zum Kämpfen nutzten.

Wer waren die wichtigsten Herrscher der Franken?

Einige der wichtigsten fränkischen Herrscher waren Chlodwig I. (reg. 481–511), der Gallien eroberte, zum Christentum konvertierte und die Franken vereinte; Karl Martell (reg. 715–741), der die karolingische Dynastie begründete; und Karl der Große (reg. 768–814), der die Größe des Frankenreichs verdoppelte und zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde.

Übersetzer

Elisa Wasserer
Elisa studiert Geschichte und Archäologie und versucht, bei ihrer Spurensuche in der Vergangenheit das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Wenn sie nicht an Übersetzungen arbeitet, verliert sie sich wahrscheinlich gerade in einem Buch oder auf einer Wanderung durch die Berge.

Autor

Harrison W. Mark
Harrison Mark ist ein Absolvent der SUNY Oswego, wo er Geschichte und Politikwissenschaft studiert hat.

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Mark, H. W. (2023, März 20). Franken [Franks]. (E. Wasserer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-13497/franken/

Chicago Stil

Mark, Harrison W.. "Franken." Übersetzt von Elisa Wasserer. World History Encyclopedia. Letzte März 20, 2023. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-13497/franken/.

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Mark, Harrison W.. "Franken." Übersetzt von Elisa Wasserer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 20 Mär 2023. Internet. 20 Nov 2024.