Homo Sapiens

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Definition

Emma Groeneveld
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 21 März 2017
In anderen Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch
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Homo Sapiens Skull (by Chris Devers, CC BY-NC-ND)
Schädel von Homo Sapiens
Chris Devers (CC BY-NC-ND)

Der Homo sapiens („weiser Mensch“), der moderne Mensch, ist die einzige heute noch existierende Menschenart. Obwohl wir unzählige Möglichkeiten erfunden haben, die Welt um uns herum zu beschreiben, haben wir uns selbst bisher erstaunlich schlecht definiert. Da wir vor etwa 200.000 Jahren in Afrika entstanden sind und eine große Welle von uns mit unseren charakteristischen schlanken Skeletten und großen Köpfen vor etwa 55.000 Jahren über den ursprünglichen Kontinent hinausgewandert ist, könnte man meinen, dass die Geschichte ziemlich klar ist.

Es gibt jedoch mehr als eine Möglichkeit, eine Art zu definieren – zum Beispiel nicht nur biologisch, sondern auch anhand morphologischer Merkmale oder der DNA – und der moderne Mensch entwickelt und verändert sich weiter. Die Größe unseres Gehirns zum Beispiel ist in den letzten 20.000 Jahren tatsächlich geschrumpft (bei manchen Menschen etwas mehr als bei anderen). Genetisch gesehen sind wir nicht zu 100 % Homo sapiens: Nicht-afrikanische Menschen haben im Durchschnitt etwa 2 % Neandertaler-DNA, und es ist auch bekannt, dass wir uns mit mindestens einer anderen, inzwischen ausgestorbenen Menschenart gekreuzt haben: dem Denisova-Menschen. Der moderne Mensch breitete sich über den gesamten Globus aus und entwickelte Technologien und eine Kultur, die bereits vor mindestens 40.000 Jahren symbolisches Denken erkennen ließ. Nach einem langen Dasein als Jäger und Sammler trug der spätere Übergang zur Landwirtschaft dazu bei, die Welt so zu gestalten, wie wir sie heute kennen – mit Städten und einer immer größeren Bevölkerung, die nun aus den Nähten zu platzen droht.

Da die Geschichte also nicht gerade einfach ist, muss eine Definition auch mehr als nur ein paar Sätze umfassen.

Die Ursprünge unserer Spezies

Der Ort, an dem sich der moderne Mensch von seinen Vorfahren bis zu dem Punkt entwickelt hat, an dem er als moderner Mensch erkennbar wurde, war lange Zeit eine Quelle heftiger Auseinandersetzungen und Streitigkeiten. Zunächst wurde Afrika aufgrund fehlender fossiler Belege ignoriert (was es wie ein archäologisches Hinterland aussehen ließ) zugunsten von Modellen, die andere Ursprungsorte bevorzugten, auf eine Entwicklung in mehreren Regionen gleichzeitig hinwiesen oder postulierten, dass sich der moderne Mensch aus dem Neandertaler entwickelte (was nicht der Fall ist).

Es hat sich gezeigt, dass Afrika tatsächlich der Ort ist, an dem unser gemeinsamer Ursprung liegt.

Dank neuer archäologischer Funde in den letzten Jahrzehnten, besserer Datierungen und genetischer Nachweise ist jedoch klar geworden, dass Afrika tatsächlich der Ort ist, an dem unser gemeinsamer Ursprung liegt. Die vorherrschende Meinung ist heute, dass sich der archaische Mensch – in der Regel der Homo heidelbergensis, der sich aus dem Homo erectus entwickelt hatte – vor etwa 200.000 Jahren im östlichen oder südlichen Afrika allmählich zum Homo sapiens entwickelte. Die ersten Anzeichen des modernen Menschen, die auf einen hohen, runden Schädel hindeuten, tauchten in Omo Kibish (Omo 1) in Äthiopien vor etwa 195.000 Jahren auf. In Afrika selbst waren wir keine isolierte Spezies. Es kam zu einer gewissen Vermischung mit archaischen Spezies, aber die Einzelheiten sind noch nicht klar.

Die ersten bekannten mutigen Exemplare des Homo sapiens, die sich über Afrika hinaus wagten, wurden an den Stätten von Skhul und Qafzeh in Israel gefunden, wo Bestattungen auf ein Alter von mehr als 100.000 Jahren datiert wurden – und vielleicht sogar auf bis ein Alter von unglaublichen 130.000 Jahren. Die Hauptwellen des modernen Menschen, die Afrika verließen, beschlossen jedoch, dass sie etwas mehr Vorbereitungszeit für die weite Welt brauchten, und warteten bis vor etwa 55.000 Jahren. Dieses Mal breitete sich eine größere Anzahl von Menschen weiter aus als je zuvor. Der Osten Eurasiens wurde vor mindestens 40.000 Jahren erreicht; Australien vor 53.000–41.000 Jahren (obwohl es jetzt so aussieht, als ob eine andere, möglicherweise frühere Gruppe von Menschen aus einer früheren Wanderung bereits vor 65.000 Jahren den Norden Australiens erreichte); Europa – die letzte Hochburg der Neandertaler – wurde erst vor etwa 45.000 Jahren betreten; und Amerika brauchte noch länger, bis vor etwa 15.000-14.000 Jahren.

Stringer Graph-model of Homo Evolution
Stringer Graphisches Modell der Evolution von Homo
Chris Stringer (CC BY-SA)

Auf unserer Reise um die Welt (nicht in 80 Tagen, nehme ich an) traf der Homo sapiens auf andere menschliche Spezies, die ihm in bestimmten Regionen zuvorgekommen waren und diese geprägt hatten. Interessanterweise haben einige von ihnen, zumindest die Neandertaler und Denisova-Menschen, auch uns ihren Stempel aufgedrückt: Wir haben uns mit ihnen gekreuzt, und sowohl die DNA der Neandertaler als auch die der Denisova-Menschen ist noch heute in der nicht-afrikanischen DNA zu finden. Interessanterweise war dies nicht unsere erste Verbindung mit diesen beiden Spezies, da wir auch mit ihnen einen gemeinsamen Vorfahren vor etwa 550.000-765.000 Jahren haben. Alles in allem verlief unsere Evolution also offensichtlich nicht in einer einzigen, geraden Linie, sondern glich eher einem frustrierend schwierigen Rätsel.

Bis auf die Knochen

Trotz zeitlicher und räumlicher Unterschiede haben die menschlichen Skelette eine Reihe von Merkmalen gemeinsam, die uns von anderen Arten unterscheiden. Schon die frühen Mitglieder unserer Spezies hatten ein schlankeres und grazileres Skelett als unsere robusteren Vorgänger, was bei der Ausbreitung in kältere Regionen bedeutete, dass wir weniger gut mit den niedrigen Temperaturen zurechtkamen, da unser leichterer Körperbau es schwieriger macht, die Wärme zu speichern.

Glücklicherweise zeichnet sich der moderne Mensch auch dadurch aus, dass er ein sehr großes Gehirn hat (durchschnittlich 1300 Kubikzentimeter), das in einem höheren und runderen Hirngehäuse untergebracht ist – was uns eine hohe, vertikale Stirn verleiht – als bei anderen Menschenarten. Dies hat uns zweifellos dabei geholfen, das Feuer zu unserem Vorteil zu nutzen und äußerst nützliche Kleidung zu entwickeln, die uns bei weniger angenehmen Temperaturen warm hält.

Homo Sapiens & Neanderthal Skulls
Schädel von Homo Sapiens und Neandertaler
hairymuseummatt (original photo), DrMikeBaxter (derivative work) (CC BY-SA)

Nachdem die ersten eindeutigen Merkmale dieser Schädelform vor etwa 200.000 Jahren in Afrika auftraten, hatten die frühmodernen Schädel bereits vor 150.000 Jahren eine grundlegende Umformung erfahren, um dem modernen Muster zu entsprechen. Ein weiterer Unterschied zu anderen Frühmenschen besteht darin, dass der ausgeprägte Überaugenwulst, den sie aufwiesen, fast nicht mehr vorhanden ist. Wir haben ein gut ausgeprägtes Kinn, und unsere Gesichter sind unter dem Hirngehäuse verstaut, statt nach vorne zu ragen.

Lebensweise

Der moderne Mensch begann als Jäger und Sammler, der nach Nahrung suchte und das tötete, was er zum Überleben brauchte, und bei Bedarf umherzog, um verfügbare Nahrungsquellen zu finden. Ab dem Neolithikum vor etwa 9000 Jahren begann der Ackerbau, der die gesamte Dynamik der Gesellschaften in Richtung einer sesshafteren Lebensweise veränderte, wobei überall feste Wohnsitze entstanden.

Die Verwendung und Entwicklung von – immer komplizierteren – Werkzeugen war und ist für das Überleben des Homo sapiens unerlässlich.

Die Verwendung und Entwicklung von Werkzeugen – und zwar von immer komplizierteren – war und ist für das Überleben des Homo sapiens von Anfang an unerlässlich. Von den retuschierten Steinabschlägen des Mittelpaläolithikums über die hochentwickelten Knochen-, Geweih- und Elfenbeinwerkzeuge – einschließlich Nähnadeln und Speerschleudern – des Jungpaläolithikums bis hin zu landwirtschaftlichen Werkzeugen mit dem Übergang zum Ackerbau vor etwa 9000 Jahren wurde der moderne Mensch immer anpassungsfähiger und vielseitiger. Natürlich könnte man jedoch argumentieren, dass wir heute zwar in der Lage sind, komplexe Werkzeuge wie z. B. das Smartphone herzustellen, dass wir aber so sehr an diese Bildschirme gefesselt sind, dass dies gewisse Nebenwirkungen haben könnte.

Der Homo sapiens entwickelte sich von dem anfänglichen Leben in natürlichen Behausungen wie Höhlen über den Bau eigener Hütten aus Holz oder sogar Mammutknochen bis hin zur Gründung von Siedlungen und Städten aus einer ganzen Reihe von Materialien. Ohne das Feuer, dessen gewohnheitsmäßige Nutzung es seit mindestens 400.000 Jahren (durch unsere Vorfahren) gibt, wäre der moderne Mensch jedoch nie so weit gekommen. Auch die Sprache muss erwähnt werden, denn obwohl wir heute kaum noch den Mund halten können, war dies offensichtlich nicht von Anfang an so. Die Sprache muss sich irgendwann während unseres Jäger- und Sammlerdaseins entwickelt haben, aber der genaue Zeitpunkt erweist sich in der Tat als sehr schwer feststellbar.

Kunst gibt es auch schon seit Ewigkeiten, wobei der definitivste und am weitesten verbreitete Beweis für tatsächliche symbolische Kunst aus Europa stammt, und zwar aus einer Zeit vor mindestens 40.000 Jahren, mit prächtig bemalten Höhlen wie der Chauvet-Höhle und der Höhle von Lascaux.

Panel of the Rhinos, Chauvet Cave (Replica)
Nashorn-Wandmalerei, Chauvet-Höhle (Replik)
Patilpv25 (CC BY-SA)

Die Frage der Modernität

Diese Kunstfertigkeit gehört zu den modernen Merkmalen, von denen wir modernen Menschen glauben, dass sie uns vom Rest der Welt unterscheiden. Aber an welchem Punkt in unserer Evolutionsgeschichte sind wir zu modernen Menschen geworden, und was genau bedeutet das?

Obwohl eine allgemeingültige Definition unser verhaltensmäßig modernes Gehirn scheinbar überfordert, scheint eine Schlüsselkomponente in unserer Fähigkeit zu liegen, in einer symbolisch organisierten Welt zu kommunizieren und Symbole in verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Kontexten zu verwenden.

Die Frage nach dem „Wann“ ist noch nicht so leicht zu beantworten. Dieses Verhalten ist offensichtlich nicht einfach über Nacht in Gruppen überall in der Alten Welt aufgetaucht, als ob ein universeller Schalter umgelegt worden wäre. Die Moderne besteht aus vielen verschiedenen Merkmalen, die sich im Laufe der Zeit und des Raums allmählich herausbildeten. Symbolische Bestattungen tauchen bereits vor ca. 115.000 Jahren auf (Skhul-Höhle, Israel), und roter Ocker wurde vielleicht schon bald darauf symbolisch verwendet. Vor 60.000 Jahren traten die meisten der Aspekte, die wir mit der Moderne verbinden, in unterschiedlicher Ausprägung auf, darunter komplexe Werkzeuge, Belege für Rituale und eine komplexe Behandlung der Toten. Spätestens vor 40.000 Jahren sind in der gesamten Alten Welt vollständig moderne Verhaltensweisen zu beobachten – einschließlich figurativer Kunst, ritueller oder mythischer Bilder und Signale sowie Artefakte wie Musikinstrumente.

Früher war es angesagt, jede Art von möglicherweise symbolischem prähistorischem Verhalten ausschließlich dem Homo sapiens zuzuschreiben und nicht etwa den Neandertalern, die bis vor etwa 40.000–30.000 Jahren existierten. Es ist jedoch klar, dass auch sie zumindest bestimmte Aspekte der Modernität aufwiesen, und wir können nicht wissen, ob sich die Neandertaler irgendwann zu MacBook-liebenden Technikfreaks entwickelt hätten oder nicht. Der Homo sapiens hat das Monopol inne, denn spätestens seit etwa 30.000 Jahren sind wir die einzigen Menschen, die noch übrig sind – auch wenn wir kleine Teile der DNA von anderen Menschen in uns tragen.

Literaturverzeichnis

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  • Homo sapiens, accessed 20 Mar 2017.
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  • Tattersall, Ian and Jeffrey H. Schwartz. "The morphological distinctiveness of Homo sapiens and its recognition in the fossil record: Clarifying the problem." Evolutionary Anthropology, Volume 17, Issue 1, January/February 2008, pp. 49–54.
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Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Emma Groeneveld
Emma Groeneveld hat Geschichte und Alte Geschichte mit Fokus auf Themen wie Herodot oder die pikanten Details der Politik antiker Gerichte studiert. Seit Ende ihres Studiums im Jahr 2015 befasst sie sich mehr und mehr mit ihrer Leidenschaft für Vorgeschichte.

Dieses Werk Zitieren

APA Stil

Groeneveld, E. (2017, März 21). Homo Sapiens [Homo Sapiens]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-15821/homo-sapiens/

Chicago Stil

Groeneveld, Emma. "Homo Sapiens." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte März 21, 2017. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-15821/homo-sapiens/.

MLA Stil

Groeneveld, Emma. "Homo Sapiens." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 21 Mär 2017. Internet. 20 Dez 2024.