Kiewer Rus

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Joshua J. Mark
durch , übersetzt durch Marina Wrackmeyer
veröffentlicht am 03 Dezember 2018
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St. Sophia's Cathedral, Novgorod (by Людмила Ф-С, CC BY-SA)
Sophienkathedrale, Nowgorod
Людмила Ф-С (CC BY-SA)

Die Kiewer Rus (862-1242) war eine mittelalterliche politische Föderation im heutigen Belarus, Ukraine und einem Teil Russlands (letzteres benannt nach den Rus, einem skandinavischen Volk). Der Name Kiewer Rus ist eine Bezeichnung aus der Neuzeit (19. Jahrhundert), hat aber die gleiche Bedeutung wie „Land der Rus“, wie die Region im Mittelalter bekannt war.

Die Rus regierten von der Stadt Kiew (auch Kyjiw genannt) aus, und so bedeutete „Kiewer Rus“ einfach „das Land der Rus von Kiew“. Die Rus werden erstmals in den Annalen von Saint-Bertin erwähnt, welche ihre Anwesenheit in einer diplomatischen Mission von Konstantinopel am Hof von Ludwig dem Frommen (regierte 814-840) im Jahr 839 aufzeichnen. Die Annalen behaupten, sie seien Schweden gewesen, was auch möglich ist, aber ihre ethnische Zugehörigkeit wurde nie fest etabliert.

Die Geschichte der Ankunft der Rus im Osten wird erstmals in der Nestorchronik (auch bekannt als die Erzählung der vergangenen Jahre, ca. 12. Jahrhundert) Russlands erzählt. Dieses Werk beschreibt, wie die Menschen des Landes Mitte des 9. Jahrhunderts n. Chr. die Rus (identifiziert als skandinavische Wikinger) einluden, in ihrem Land zu herrschen und die Ordnung aufrechtzuerhalten. Drei Brüder, darunter einer namens Rurik, nahmen die Einladung an und gründeten die Dynastie der Rurikiden, die über 700 Jahre andauern sollte.

Der nordische Anführer Rurik (regierte 862-879) begründete die Dynastie, die bis zur Herrschaft des ersten Zaren von Russland, Iwan dem Schrecklichen (regierte 1547-1584), andauern würde.

Diese Version der Ereignisse wird in der heutigen Zeit von Historikern unterstützt, die als „Normannisten“ bezeichnet werden (diejenigen, die einen nordischen Ursprung für die Rurikiden-Dynastie akzeptieren) und von sogenannten „Antinormannisten“ in Frage gestellt, die für einen slawischen Ursprung Russlands und der anderen Staaten argumentieren. Die normannistischen Behauptungen gelten derzeit als gültiger, und es wird allgemein angenommen, dass der nordische Anführer Rurik (regierte 862-879) die Dynastie, die in ununterbrochener Linie bis zur Herrschaft von Iwan IV., dem ersten Zaren von Russland (regierte 1547-1584), auch bekannt als Iwan der Schreckliche, andauern würde, begründete.

Der Staat der Kiewer Rus fiel zwischen 1237 und 1242 n. Chr. an die Mongolen, und die Region zerbrach in Stücke, die sich schließlich zu den modernen Staaten Belarus, Russland und Ukraine entwickelten.

Die Nestorchronik und frühe Könige

Die russische Nestorchronik wurde wahrscheinlich um etwa 1113 in Kiew fertiggestellt und wurde einst dem Mönch Nestor (ca. 1056-1114) zugeschrieben, gilt heute aber als eine Zusammenstellung früherer Werke, die möglicherweise von Nestor herausgegeben wurde. Das früheste erhaltene Manuskript stammt aus dem Jahr 1377 mit editorischen Anmerkungen, die das frühere Datum des Werks belegen. Die Chronik wird regelmäßig als historische Erzählung bezeichnet, was jedoch in Frage gestellt wurde, da sie eine Reihe mythischer oder legendärer Aspekte enthält. Trotzdem stützen archäologische Beweise aus der Region viele, wenn auch nicht alle, der beschriebenen Ereignisse.

11th century CE Kievan Rus Territories
Territorien der Kiewer Rus in 11. Jahrhundert n. Chr.
SeikoEn (CC BY-SA)

Das Werk beginnt mit der Behauptung, dass die Söhne Noahs (Ham, Sem und Jafet) nach der biblischen Sintflut die Welt unter sich aufgeteilt hätten und Jafet die Region der Kiewer Rus als Teil seiner Zuteilung erhalten habe. Was Jafet tat, um Ordnung in seinem Land zu schaffen, wird nicht erwähnt, aber die Chronik berichtet, dass die Menschen gegeneinander kämpften und schließlich von den Chasaren aus Zentralasien (Türkei) und den Warägern (Wikingern) aus Skandinavien unterworfen wurden.

Die Slawen der Region waren gezwungen, den Chasaren und den Warägern Tribut zu zollen, bis sie die Waräger vertrieben, aber die Beziehung zu den Chasaren aufrechterhielten. Später stellten sie jedoch fest, dass sie sich nicht selbst regieren konnten und der den Chasaren gezahlte Tribut zu hoch war. Obwohl sie es satt hatten, die Waräger zu bezahlen, erkannten sie, dass das Leben unter ihrem Schutz vielleicht besser gewesen wäre. Die Chronik gibt an:

Und sie sagten untereinander: „Lasset uns einen Fürsten suchen, der über uns herrsche und der anordne nach Recht.“ Und sie fuhren über das Meer zu den Warägern, zu der Rus. Denn so hießen diese Waräger: die Rus. Wie nämliche andere Schweden heißen, andere aber Normannen, Angeln, andere Goten, so auch diese. (59)

Die slawischen Botschafter erreichten das nicht näher bezeichnete Land der Rus und luden sie ein, zu kommen und ihr Land als Könige zu regieren. Drei adlige Brüder nahmen die Einladung an, und die Chronik fährt fort:

Und in Ládoga ließ sich der Älteste nieder, Rjúrik; und der zweite, Síneus, am Beloózero und der dritte, Trúvor, in Izbórsk. Und von diesen Warägern erhielt das Russische Land seinen Namen. Die Nóvgoroder sind die Leute von Nóvgorod vom Geschlecht der Waräger; zuvor nämlich waren es Slovenen. (59-60)

Die Bestätigung für skandinavische Siedlungen in diesen Gebieten kommt von konkreten Belegen, die bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurden. Um 750 wurde in Staraja Ladoga in der Nähe des Wolchow-Flusses eine Siedlung gegründet - das erste skandinavische Dorf in der Region. Der Gelehrte Thomas S. Noonan schreibt:

Archäologische Beweise zeigen, dass Skandinavier von Anfang an in Ladoga lebten: Eine Reihe von skandinavisch-baltischen Schmiedewerkzeugen, darunter ein Talisman mit dem Gesicht von Odin, wurde in einer Schicht aus den 750er Jahre gefunden… Die Skandinavier, die Ladoga besuchten, kamen nicht, um zu plündern und zu überfallen. Es gab keine anderen Städte in der Nähe, Klöster gab es nicht, und die benachbarten Grabhügel der Einheimischen waren sehr bescheiden in ihrem Inhalt. Hier gab es kaum Wertvolles zu stehlen. Ladoga wurde geschaffen, um den Zugang zum Inneren des europäischen Russlands mit all seinen natürlichen Reichtümern zu erleichtern. (Sawyer, 141-142)

Die Beweise deuten ferner darauf hin, dass Ladoga später eine saisonale Siedlung wurde oder zumindest die Bevölkerungszahl schwankte, was mit der Erzählung der Chronik übereinstimmt, dass die Slawen die Waräger vertrieben und sie dann zurückluden. Nordische Artefakte wurden auch in Nowgorod und an anderen in der Chronik erwähnten Orten gefunden.

Rus Burial Mounds, Staraja Ladoga
Russische Grabhügel, Staraja Ladoga
Wilson44691 (Public Domain)

Zwei Jahre nach ihrer Ankunft starben die beiden jüngeren Brüder, und Rurik übernahm ihre Regionen mit der Hauptstadt Nowgorod zu seinen eigenen. Zwei Männer aus Ruriks Gruppe, Askold und Dir, baten ihn um die Erlaubnis, das Land zu verlassen und ihr Glück in Zargrad (Konstantinopel) zu suchen, und wurden beurlaubt. Auf ihrem Weg nach Zargrad hielten sie in einer Stadt namens Kiy (Kiew) auf einem Hügel, eroberten sie und begannen dann, die Umgebung in echter Wikinger-Manier zu überfallen. Die Chronik schreibt ihnen den berühmten Angriff auf Konstantinopel (ca. 860) zu, an dem 200 Wikingerschiffe beteiligt waren, die nach vielen Schlachten von einem Sturm vertrieben wurden, der angeblich von Gott gesandt worden war. Das historische Datum dieses Überfalls passt jedoch nicht zum Rest der Erzählung.

In Nowgorod starb Rurik eines natürlichen Todes und vertraute seinen kleinen Sohn Igor der Obhut seines Angehörigen Oleg (auch bekannt als Oleg von Nowgorod und Oleg der Prophet, regierte 879-912) an, der seine Nachfolge antrat. Oleg begann eine Reihe von Feldzügen von Nowgorod aus und eroberte und konsolidierte die umliegenden Länder. Er kam schließlich nach Kiew und sah, wie Askold und Dir durch Überfälle enorme Reichtümer anhäuften.

Er brachte sie beide dazu, aus der Stadt zu kommen, tötete sie und übernahm die Kontrolle über die Region, indem er die Hauptstadt von Nowgorod nach Kiew verlegte (ca. 882). Durch Verhandlungen und militärische Stärke überzeugte er eine Reihe von Stämmen und Siedlungen, die Tributzahlungen an die Chasaren einzustellen und stattdessen ihn zu bezahlen. Als seine Regierungszeit endete, hatte Oleg die Kontrolle der Rus über die Region erheblich erweitert und Kiews Schatzkammer gefüllt.

Es wurde vorausgesagt, dass Oleg von einem wunderschönen Pferd, das er besaß aber wegen der Prophezeiung nie zu reiten wagte, getötet werden würde.

Aufgrund einer Prophezeiung über seinen Tod war er als Oleg der Prophet (wörtlich übersetzt eigentlich Oleg der Priester) bekannt. Es wurde vorausgesagt, dass Oleg von einem wunderschönen Pferd, das er besaß aber wegen der Prophezeigung nie zu reiten wagte, getötet werden würde. Er befahl, das Pferd fortzuschicken, vorausgesetzt, dass es immer gut gefüttert und gepflegt würde. Nachdem er die umliegenden Regionen erobert und lukrative Abkommen (insbesondere mit Konstantinopel) abgeschlossen hatte, fühlte er sich seiner Herrschaft sicher, spottete über die Prophezeiung und fragte seine Berater, was mit dem Pferd, das ihn töten sollte, geschehen sei. Ihm wurde gesagt, es sei gestorben, und Oleg bat darum, zu den Knochen des Pferdes gebracht zu werden. Dort angekommen verspottete er die Prophezeiung, trat auf den Schädel des Pferdes und scheuchte prompt eine Schlange darunter auf, die ihn in den Fuß biss und tötete.

Ihm folgte Igor von Kiew (912-945), Ruriks Sohn, den er großgezogen hatte. Igor hatte einige Zeit, bevor er an die Macht kam, eine Warägerin namens Olga (später St. Olga von Kiew, gestorben ca. 969) geheiratet. Wie sein Adoptivvater beteiligte sich Igor an erfolgreichen Feldzügen und forderte von den Eroberten Tribut. Mit der Zeit stellte er jedoch fest, dass all der Reichtum, den er angehäuft hatte, ihm nicht ausreichte, und erlegte deshalb dem Volk höhere Tribute auf. Schließlich wurde er wegen seiner Gier von dem Stamm der Drewljanen ermordet. Sein Sohn Swjatoslaw I. (regierte 945-972) war zu jung, um den Thron zu besteigen, und so diente Olga zwischen 945 und 963 als seine Regentin.

Olgas erste Vorhaben war es, die Drewljanen für den Mord an ihrem Mann zu bestrafen. Die Drewljanen schickten die Nachricht, dass sie ihren Prinzen Mai heiraten solle, und Olga schien zuzustimmen und bat um Abgesandte. Diese tötete sie, indem sie sie dazu brachte, ein Boot zu besteigen, das sie dann in eine Grube werfen ließ, so dass sie lebendig begraben wurden. Dann flehte sie die weisesten Männer der Drewljanen an, zu ihr zu kommen, lud sie ein, bei ihrer Ankunft zu baden, und steckte die Badehäuser in Brand und verbrannte sie zu Tode. Dann bat sie die Drewljanen, ein Beerdigungsfest zu Ehren von Igor vorzubereiten, erlaubte ihnen allen, sich zu betrinken, und ließ ihre Soldaten alle dort niedermetzeln.

Princess Olga's Revenge on the Drevlians
Prinzessin Olgas Rache an den Drewljanen
Unknown Artist (Public Domain)

Die überlebenden Drewljanen suchten Zuflucht in der Stadt Iskorosten, wo Igor getötet worden war, und Olga belagerte sie. Als sie die Stadt nicht einnehmen konnte, sagte sie, sie würde die leichtesten Kapitulationsbedingungen auferlegen, und bat nur um drei Tauben und drei Sperlinge von jedem Haus. Diese wurden schnell gegeben, und sie ließ ihre Soldaten ein Stück heißen Schwefels mit einem Faden an den Vögeln befestigen und sie dann freilassen, damit sie in ihre Nester in der Stadt zurückkehren konnten. Diese Nester in den Traufen von Häusern und Ställen und anderswo fingen alle sofort Feuer und Iskorosten brannte ab. Olga tötete oder verkaufte die meisten Überlebenden in die Sklaverei, verschonte aber andere, damit sie weiterhin Tribut zollen konnten.

Die Geschichten von Olgas Rache gehören zu den eher mythischen Abschnitten der Nestorchronik, es wird jedoch angenommen, dass sie auf tatsächliche historische Ereignisse bei der Ausrottung der Drewljanen hinweisen. Diese Geschichten wurden später von der Kirche abgetan, die Olga für ihre engagierte christliche Missionsarbeit in der Region zu einer Heiligen machte, obwohl die Kiewer Rus während der Regierungszeit ihres Sohnes und seines Nachfolgers überwiegend heidnisch blieb. Nicht Olga, sondern Wladimir der Große (regierte 980-1015) bekehrte die Region zum Christentum.

Wladimir der Große und Jaroslaw der Weise

Olga dankte um 963 zugunsten von Swjatoslaw I. ab und zog sich nach Kiew zurück, um den Rest ihres Lebens mit häuslichen Pflichten zu verbringen. Swjatoslaw I. begann schnell eine Reihe von Feldzügen, die noch beträchtlicher waren als die von Oleg und Igor, um sein Territorium zu erweitern und Handelswege zu kontrollieren. Er eroberte zuerst das Chasarenreich, das lange Zeit eine rivalisierende Macht gewesen war, und dann die Wolgabulgaren, die Alanen und die Donaubulgaren, bis er sein Königreich mehr als verdreifacht hatte.

Er wurde ermordet, als er von einem solchen Feldzug nach Kiew zurückkehrte, und seine Söhne Jaropolk I. (regierte 972-980), Oleg und Wladimir kämpften um die Krone. Oleg wurde getötet, und als Jaropolk I. die Macht übernahm, floh Wladimir nach Norwegen an den Hof seines Verwandten Haakon Sigurdsson (regierte ca. 972-995). Hier sammelte er eine Streitmacht aus Warägern und wartete ab, bis er sich bereit fühlte, zurückzukehren und das Königreich zurückzuerobern. Er besiegte die Armeen von Jaropolk I. und tötete seinen Bruder in einem Hinterhalt.

Wladimir folgte dem Beispiel seines Vaters und startete eine Reihe von Feldzügen, um entweder das Königreich zu erweitern oder bestimmte Gebiete zu sichern. Während dieser Märsche und Schlachten ließ er heidnische Schreine errichten, um lokale oder nationale Gottheiten zu ehren. Ungefähr zu dieser Zeit (ca. 987) bat Basileios II. des Byzantinischen Reiches (regierte 976-1025) Wladimir um militärische Hilfe, um seinen Thron gegen zwei Herausforderer zu verteidigen (von denen einer, Bardas Phokas, sich bereits zum Kaiser erklärt hatte). Wladimir stimmte zu und bat dann entweder um die Hand der Schwester Basileios' II., Anne, oder diese wurde ihm angeboten. Die Ehe wurde unter der Bedingung der Bekehrung Wladimirs zum Christentum genehmigt.

The Varangian Guard
Die Warägergarde
Unknown Artist (Public Domain)

Dieser Pakt führte zur Christianisierung der Kiewer Rus und zur Gründung der Warägergarde im Byzantinischen Reich. Um 988 schickte Wladimir 6.000 Waräger zu Basileios II. nach Konstantinopel, und diese wurden von jener Zeit bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts zur Elite-Leibwache der byzantinischen Kaiser und zu einer beeindruckenden Stoßtruppe.

Eine andere Version von Wladimirs Bekehrung behauptet, er habe das Vertrauen in seine heidnischen Götter verloren und Abgesandte in verschiedene Nationen geschickt, um mit den Geistlichen über ihre religiösen Überzeugungen und Praktiken zu sprechen. Nachdem er das Christentum, den Islam und das Judentum recherchiert hatte, wählte er das östlich-orthodoxe Christentum wegen der Schönheit der Kirchen von Konstantinopel und weil es kein Alkohol- oder Schweinefleischverbot gab. Diese Geschichte wurde höchstwahrscheinlich (irgendwann im 11. Jahrhundert) geschaffen, um Wladimirs Bekehrung von einem einfachen Ehevertrag zu distanzieren und seine Unabhängigkeit von ausländischen Einflüssen zu betonen. Unabhängig von den Umständen seiner Bekehrung hatte diese weitreichende Auswirkungen, wie der Gelehrte Robert Ferguson feststellt:

Die Wahl des Slawischen statt des Altnordischen als Sprache der russisch-orthodoxen Kirche machte den Assimilationsprozess unumkehrbar. Sie öffnete auch die Gesellschaft der Rus für den tiefgreifenden und dauerhaften Einfluss der byzantinischen Kultur. (131)

Obwohl er ursprünglich nur zugestimmt haben mag, zu konvertieren, um ein Bündnis zu bilden, nahm Wladimir schnell die besten Werte des Christentums an. Er sorgte für die Armen seines Königreichs und stellte sich persönlich zur Verfügung, um jedem unabhängig von dessen sozialem Status zu helfen. Er gründete Schulen zur Förderung der Alphabetisierung und verbesserte das Leben seines Volkes in jeder Hinsicht. Unter Wladimir, der auch Städte gründete und zahlreiche Kirchen baute, florierten Handel und Wirtschaft.

Nachfolger von Wladimir wurde Swjatopolk I. (regierte 1015-1019), bekannt als „der Verfluchte”, weil er drei von Wladimirs Söhnen (einschließlich Boris und Gleb, die später heiliggesprochen wurden) ermordete, nachdem er an die Macht gekommen war. Swjatopolk I. war vielleicht Wladimirs ältester Sohn, aber das ist unklar. Seine Regentschaft war nicht bedeutend, und er wurde von einem anderen von Wladimirs Söhnen, Jaroslaw I. (ca. 1019-1054), bekannt als Jaroslaw der Weise, abgesetzt.

Vladimir I Converting to Christianity
Die Bekehrung Wladimirs I. zum Christentum
Viktor Mikhailovich Vasnetsov (Public Domain)

Jaroslaw I. war der letzte große Monarch der Kiewer Rus. Er heiratete Ingegerd Olofsdotter (ca. 1001-1050), Tochter von Olof Skötkonung (regierte ca. 995-1022), König von Schweden, und schmiedete später wichtige Allianzen durch die Vermählung seiner Kinder mit denen anderer Nationen. Er reformierte auch die Gesetze, vermittelte wichtige Abkommen mit Konstantinopel und sicherte seine Grenzen vor Invasionen durch die nomadischen Petschenegen der Türkei. In Übereinstimmung mit der Tradition eines Rus-Königs als Krieger führte er eine Reihe erfolgreicher Feldzüge und führte die Kiewer Rus zu ihrem kulturellen und wirtschaftlichen Höhepunkt. Um 1037 begann er in Nowgorod mit dem Bau der Sophienkathedrale, die immer noch zu den beeindruckendsten mittelalterlichen Kirchen der Welt gehört. Ihre Opulenz zeugt von der Pracht der Herrschaft Jaroslaws I.

Nach seinem Tod zersplitterte die Kiewer Rus, als seine Söhne um die Macht kämpften, während andere Städte und Fürstentümer revoltierten. Die nachfolgenden Monarchen in Kiew waren nicht stark genug, um das Königreich zusammenzuhalten, und es entwickelten sich getrennte, kleinere Gemeinwesen. Die Nördlichen Kreuzzüge, insbesondere des 12. Jahrhunderts n. Chr., stürzten die baltische Region des Königreichs, und der Vierte Kreuzzug (1202-1204) ruinierte den Handel durch die Plünderung von Konstantinopel und schnitt den Zugang zu den traditionellen Routen nach Griechenland ab. Zur Zeit der mongolischen Invasion von 1237-1242 war die Kiewer Rus nicht einmal mehr im Entferntesten eine vereinigte Föderation, und die getrennten Staaten waren leicht einzunehmen.

Kiewer Rus in Vikings und Vermächtnis

Die Kiewer Rus wurde 2019 in der sechsten Staffel der beliebten TV-Serie Vikings mit einem Schwerpunkt auf der wiederkehrenden Figur von Oleg dem Propheten (gespielt vom russischen Schauspieler Danila Koslowski) gezeigt. Vikings komprimierte oder kombinierte regelmäßig historische Ereignisse mit einer gewissen dichterischen Freiheit, und die Darstellung von Oleg und verschiedenen Ereignissen in der Region in der Show folgt demselben Kurs. Die Aufnahme der Kiewer Rus war eine wichtige Entwicklung in einer Show, die konsequent die Auswirkungen der Wikingerüberfälle und -migration auf andere Kulturen hervorhob.

Obwohl die sogenannten antinormannistischen Historiker weiterhin der Meinung sind, dass der nordische Einfluss in den slawischen Regionen vernachlässigbar war, sprechen konkrete und literarische Beweise dagegen. Die warägischen Rus, die sich in Staraja Ladoga, Nowgorod und Kiew niederließen, gründeten eine der reichsten und stabilsten Kulturen ihrer Zeit. Die Entwicklung einer nationalen Identität mit einem gemeinsamen religiösen Glauben unter rurikidischen Monarchen wie Wladimir dem Großen und Jaroslaw I. legte den Grundstein für die Länder, die später in der Region entstehen sollten.

Fragen und Antworten

Waren die Kiewer Rus Wikinger?

Die Dynastie der Kiewer Rus hatte Wikinger-Ursprünge, vermischte sich aber schnell durch Ehen mit der lokalen slawischen Bevölkerung.

Wofür war die Kiewer Rus bekannt?

Die Kiewer Rus ist der Ursprung des heutigen Russland, Ukraine und Belarus. Die Rurik-Dynastie regierte über 700 Jahre von Ruriks Gründung im Jahr 862 bis zum Tod von Iwan dem Schrecklichen von Russland im Jahr 1584.

War die Kiewer Rus ukrainisch oder russisch?

Die Kiewer Rus ist der Ursprung des heutigen Russlands und der Ukraine. Sie ist der Ursprung der nationalen Geschichte und Identität beider Länder.

Wer begründete die Dynastie der Kiewer Rus?

Die Kiewer Rus-Dynastie wurde höchstwahrscheinlich vom nordischen Anführer Rurik (regierte 862-879) gegründet.

Über den Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Über den Autor

Joshua J. Mark
Joshua J. Mark ist Mitbegründer der WHE und ehemaliger Professor am Marist College in New York, wo er Geschichte, Philosophie, Literatur und Schreiben unterrichtet hat. Er ist weitgereist und hat in Griechenland und Deutschland gelebt.

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APA-Stil

Mark, J. J. (2018, Dezember 03). Kiewer Rus [Kievan Rus]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen von https://www.worldhistory.org/trans/de/1-16603/kiewer-rus/

Chicagoer Stil

Mark, Joshua J.. "Kiewer Rus." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Zuletzt geändert Dezember 03, 2018. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-16603/kiewer-rus/.

MLA-Stil

Mark, Joshua J.. "Kiewer Rus." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 03 Dez 2018. Web. 21 Dez 2024.