Die Tempelritter

Definition

Mark Cartwright
von , übersetzt von Marie-Theres Carl
Veröffentlicht am 28 September 2018
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Knights Templar (by Unknown Artist, Public Domain)
Tempelritter
Unknown Artist (Public Domain)

Der Orden der Tempelritter wurde um 1119 gegründet und erhielt im Jahr 1129 päpstliche Anerkennung. Es handelte sich um einen katholischen, mittelalterlichen Ritterorden, dessen Mitglieder kriegerisches Können mit einem klösterlichen Leben verbanden, um christliche heilige Stätten und Pilger im Nahen Osten und anderswo zu verteidigen. Die Tempelritter, mit Hauptquartieren zunächst in Jerusalem und später in Akkon, waren ein wichtiger und elitärer Bestandteil der Kreuzfahrerarmeen.

Mit der Zeit wurden die Tempelritter zu einer äußerst mächtigen Organisation und kontrollierten Burgen sowie Ländereien sowohl in der Levante als auch in ganz Europa. Wegen Ketzerei, Korruption und verbotener Praktiken angeklagt, wurden sie am Freitag, den 13. Oktober 1307, auf Befehl des französischen Königs Philipp IV. (reg. 1285–1314) verfolgt. Schließlich wurde der Orden im Jahr 1312 von Papst Clemens V. (reg. 1305–1314) offiziell aufgelöst.

Gründung und frühe Geschichte

Der Orden wurde um 1119 gegründet, als sieben Ritter unter der Führung des französischen Ritters und Adeligen aus der Champagne, Hugo von Payns, schworen, christliche Pilger in Jerusalem und im Heiligen Land zu beschützen. So entstand eine Bruderschaft, die monastische Gelübde ablegte – darunter das Armutsgelübde – und in einer geschlossenen Gemeinschaft nach einem festgelegten Verhaltenskodex lebte. Im Jahr 1120 überließ Balduin II., König von Jerusalem (reg. 1118–1131), den Rittern seinen Palast, die ehemalige al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem, als Hauptquartier. Das Gebäude wurde oft als „Tempel Salomos“ bezeichnet, weshalb die Bruderschaft bald als „Orden der Ritter des Tempels Salomos“ oder einfach als „Tempelritter“ bekannt wurde.

Im Januar 1129 wurden die Tempelritter auf dem Konzil von Troyes offiziell von Papst Honorius II. (reg. 1124–1130) als Orden anerkannt – der erste militärische Orden seiner Art. Anfangs galten sie als ein Zweig der Zisterzienser. Im Jahr 1145 erhielten die Ritter die Erlaubnis, den weißen Kapuzenmantel der Zisterziensermönche zu tragen. Bald darauf übernahmen sie ihren charakteristischen weißen Umhang und begannen, das rote Kreuz auf weißem Grund als ihr Erkennungszeichen zu verwenden. Der Kampf stellte aus theologischer Sicht kein Problem dar, solange er einer gerechten Sache diente – wie den Kreuzzügen und der Verteidigung des Heiligen Landes. Daher erhielt der Orden die offizielle Unterstützung der Kirche. Die erste große Schlacht mit Beteiligung der Tempelritter fand im Jahr 1147 während des Zweiten Kreuzzugs (1147–1149) gegen Muslime statt.

Spenden an den Orden gab es in vielerlei Formen, am häufigsten wurden Geld, Land, Pferde, militärische Ausrüstung und Nahrungsmittel gestiftet.

Der Orden wuchs dank großzügiger Spenden von Unterstützern, die seine wichtige Rolle beim Schutz der kleinen christlichen Staaten in der Levante anerkannten. Menschen aller gesellschaftlichen Schichten – von den Ärmsten bis zu den Reichen – gaben, was sie konnten, in der Hoffnung, sich dadurch sowohl ein besseres Leben im Jenseits als auch, da Spender in Gebeten erwähnt wurden, möglicherweise ein gesegneteres Leben im Hier und Jetzt zu sichern. Spenden erfolgten in vielfältiger Form, am häufigsten jedoch in Geld, Land, Pferden, militärischer Ausrüstung und Nahrungsmitteln. Manchmal wurden auch Privilegien gewährt, die dem Orden halfen, eigene Ausgaben zu reduzieren. Die Tempelritter investierten ihre Mittel gezielt, indem sie ertragsbringende Besitztümer erwarben. So besaß der Orden bald Bauernhöfe, Weinberge, Mühlen, Kirchen, Ortschaften und andere wirtschaftlich rentable Liegenschaften.

Ein weiterer Beitrag zur finanziellen Stärke des Ordens war Kriegsbeute sowie der Erwerb neuer Ländereien nach erfolgreichen Feldzügen. Zudem konnten Tribute aus eroberten Städten, von Gebieten unter der Kontrolle von Tempelritterburgen oder von schwächeren rivalisierenden Staaten in der Levante erhoben werden. Schließlich war der Orden in der Lage, in den meisten westeuropäischen Staaten Zweigstellen zu errichten, die sowohl bedeutende Einnahmequellen als auch wichtige Rekrutierungszentren wurden.

Seal of the Knights Templar
Das Siegel der Tempelritter
Unknown Artist (Public Domain)

Zwar strömten Geldmittel aus ganz Europa in die Kassen des Ordens, doch auch die Ausgaben waren immens. Die Versorgung der Ritter, ihrer Knappen, Pferde (ein Ritter besaß oft vier), sowie die Anschaffung und Instandhaltung von Rüstungen und Ausrüstung belasteten die Finanzen der Tempelritter erheblich. Hinzu kamen Steuern an den Staat, Abgaben an das Papsttum und gelegentliche Zehntzahlungen an die Kirche. Auch mussten lokale Würdenträger oft mit Geldleistungen besänftigt werden, während die Feier von Messen und anderen Gottesdiensten ebenfalls mit nicht unerheblichen Kosten verbunden war. Darüber hinaus hatte der Orden einen karitativen Auftrag und war verpflichtet, den Armen zu helfen. So wurde beispielsweise ein Zehntel des produzierten Brotes als Almosen an Bedürftige verteilt. Schließlich führten militärische Niederlagen zu enormen Verlusten an Menschen und Besitz. Die genauen Finanzaufzeichnungen der Tempelritter sind nicht erhalten, doch es gilt als wahrscheinlich, dass der Orden nie ganz so wohlhabend war, wie viele Zeitgenossen glaubten.

Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts erweiterten die Tempelritter ihren Einfluss und kämpften in den Kreuzzügen auf der Iberischen Halbinsel im Rahmen der Reconquista für verschiedene Herrscher Spaniens und Portugals. Zudem waren sie an den Ostkreuzzügen gegen heidnische Völker im Baltikum beteiligt. Bis zum 13. Jahrhundert besaß der Orden Ländereien von England bis Böhmen und hatte sich zu einem wahrhaft internationalen Ritterorden mit gewaltigen Ressourcen entwickelt – darunter Truppen, Waffen, Ausrüstung und sogar eine bedeutende Flotte. Die Tempelritter schufen ein Organisationsmodell, das später von anderen geistlichen Ritterorden wie den Johannitern und den Deutschrittern übernommen wurde. Doch es gab ein Gebiet, in dem die Tempelritter besonders herausragten: das Bankwesen.

Die Tempelritter als Bankiers des Mittelalters

Da die Tempelritter als vertrauenswürdig galten, wurden ihre Niederlassungen und Konvente zu sicheren Verwahrorten für Geld, Juwelen und wichtige Dokumente. Der Orden verfügte über eigene Geldreserven, die bereits ab 1130 gewinnbringend als zinsbringende Kredite vergeben wurden. Die Tempelritter ermöglichten es zudem, Geld an einem Konvent einzuzahlen und – unter Vorlage eines entsprechenden Schreibens – denselben Betrag an einem anderen Konvent wieder abzuheben. Eine weitere frühe Finanzdienstleistung war die Möglichkeit, ein Guthabenkonto bei den Tempelrittern zu führen. Kunden konnten regelmäßig Geld einzahlen und anweisen, dass der Orden festgelegte Beträge an Dritte auszahlte – eine frühe Form des modernen Zahlungsverkehrs. Bis zum 13. Jahrhundert hatten sich die Tempelritter als derart geschickte und vertrauenswürdige Bankiers etabliert, dass selbst die Könige von Frankreich und andere Adelige ihre Staatskassen bei ihnen aufbewahrten. Herrscher, die sich auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begaben, transferierten häufig große Geldbeträge an den Orden, um ihre Armeen vor Ort zu finanzieren und Versorgungsgüter zu beschaffen. Darüber hinaus verliehen die Tempelritter Geld an Könige und wurden so zu einem bedeutenden Bestandteil der immer komplexeren Finanzstruktur des spätmittelalterlichen Europas.

Organisation und Rekrutierung

Die Tempelritter rekrutierten Mitglieder aus ganz Westeuropa, wobei Frankreich das Hauptrekrutierungsgebiet war. Die Beweggründe für den Beitritt waren vielfältig: Viele fühlten sich aus religiöser Pflicht dazu berufen, Christen – insbesondere im Heiligen Land – und deren heilige Stätten zu verteidigen. Andere traten dem Orden bei, um für ihre Sünden zu büßen, sich einen Platz im Himmel zu sichern oder aus weltlicheren Motiven wie Abenteuerlust, persönlichem Gewinn, sozialem Aufstieg oder einfach wegen eines sicheren Einkommens und regelmäßiger Mahlzeiten. Bewerber mussten freie Männer ehelicher Geburt sein. Ab dem 13. Jahrhundert war zudem der ritterliche Geburtsstand Voraussetzung für diejenigen, die als vollwertige Ritter in den Orden aufgenommen werden wollten. Zwar selten, aber möglich war der Beitritt verheirateter Männer, sofern ihre Ehefrauen zustimmten. Viele Anwärter mussten bei ihrem Eintritt eine erhebliche Geldspende leisten, und da Schulden nicht geduldet wurden, spielte der finanzielle Status eines Rekruten durchaus eine Rolle. Einige Minderjährige wurden – meist von ihren Eltern – dem Orden übergeben, in der Hoffnung, dass sie dort eine sinnvolle militärische Ausbildung erhielten, insbesondere jüngere Söhne, die das Familienerbe nicht antreten konnten. Die meisten neuen Mitglieder traten dem Orden jedoch in ihren Mittzwanzigern bei. Manche Ritter schlossen sich dem Orden allerdings erst spät im Leben an – oft aus spirituellen Gründen. Ein berühmtes Beispiel ist der englische Ritter Sir William Marshal (gest. 1219), der sich, wie viele Adelige, kurz vor seinem Tod den Tempelrittern anschloss. Er vermachte dem Orden in seinem Testament Geld und wurde in der Temple Church in London beigesetzt, wo seine Grabfigur noch heute zu sehen ist.

Temple Church, London
Die Temple Church in London
John Salmon (CC BY-SA)

Der Orden der Tempelritter war in zwei Ränge unterteilt: Ritter und Sergeanten. Zur letzteren Gruppe gehörten sowohl nicht-militärisches Personal als auch Laienbrüder. Die meisten Rekruten traten dieser zweiten Gruppe bei, während die Zahl der vollwertigen Ritterbrüder überraschend gering war. Im Durchschnitt gab es nur einige Hundert vollwertige Tempelritter, in Zeiten intensiver Kriegsführung konnte diese Zahl auf bis zu 500 ansteigen. Die Anzahl der Ritter wurden jedoch bei weitem von anderen Kämpfern übertroffen, die der Orden einsetzte, darunter Infanterie (bestehend aus Sergeanten oder Kriegern aus Vasallenländern) und Söldner (vor allem Bogenschützen). Zudem waren Knappen, Trossdiener und weiteres Versorgungspersonal Teil der Streitkräfte. Darüber hinaus zählten zum Orden auch Priester, Handwerker, Arbeiter, Diener und sogar einige Frauen, die Mitglieder angegliederter Nonnenklöster waren.

An der Spitze der Befehlskette stand der Großmeister. Die Konvente waren in geografische Regionen unterteilt, die als Priorate bezeichnet wurden.

Der Orden wurde vom Großmeister geführt, der an der Spitze der Hierarchie stand. Die Konvente waren in geografische Regionen unterteilt, die als Priorate bezeichnet wurden. In gefährdeten Gebieten wie der Levante befanden sich viele Konvente in Burgen, während sie in anderen Regionen vor allem dazu dienten, die Ländereien des Ordens zu verwalten. Jeder Konvent wurde von einem Präzeptor oder Komtur geleitet und unterstand dem Leiter des jeweiligen Priorats. Zwischen den Konventen wurden regelmäßig Briefe, Dokumente und Berichte ausgetauscht, die alle das Siegel des Ordens trugen – meist das Symbol zweier Ritter auf einem einzigen Pferd. Dies diente dazu, die Einheit zwischen den weit verstreuten Niederlassungen zu stärken. Typischerweise mussten die Konvente ein Drittel ihrer Einnahmen an das Hauptquartier des Ordens abführen. Der Großmeister residierte in der Zentrale des Ordens, die sich zunächst in Jerusalem, ab 1191 in Akkon und nach 1291 auf Zypern befand. Dort wurde er von hochrangigen Amtsträgern unterstützt, darunter der Großkomtur und der Marschall, sowie von niedereren Offizieren, die für bestimmte Versorgungsgüter wie Kleidung zuständig waren. Zwar gab es gelegentlich Kapitelversammlungen, an denen Vertreter aus dem gesamten Orden teilnahmen, ebenso wie Provinzkapitel auf regionaler Ebene. Dennoch genossen die lokalen Konvente offenbar ein hohes Maß an Autonomie, und nur Fälle von schwerem Fehlverhalten führten zu Sanktionen.

Ordenstracht und Regeln

Beim Eintritt in den Orden legten die Tempelritter Gelübde ab, ähnlich wie in Klöstern, wenn auch nicht ganz so streng. Zudem waren sie nicht verpflichtet, dauerhaft in ihren gemeinschaftlichen Unterkünften zu verbleiben. Das wichtigste Versprechen war der Gehorsam gegenüber dem Großmeister. Darüber hinaus waren die Teilnahme an Gottesdiensten, das Zölibat sowie gemeinschaftliche Mahlzeiten verpflichtend – wobei an bestimmten Tagen auch Fleisch erlaubt war. Weltliche Vergnügungen waren untersagt, darunter auch typische ritterliche Freizeitbeschäftigungen wie Jagd und Falknerei. Ebenso verzichteten die Tempelritter auf die prunkvolle Kleidung und auffällige Waffen, für die weltliche Ritter bekannt waren. Während deren Gürtel oft kunstvoll verziert wurden, trugen die Tempelritter lediglich einen einfachen Gürtel aus Wollkordel, der ihre Keuschheit symbolisierte.

Die Tempelritter trugen über ihrer Rüstung einen weißen Surcot und einen weißen Mantel, wie bereits erwähnt, und führten ein rotes Kreuz auf der linken Brust. Das rote Kreuz erschien zudem auf der Pferdedecke und auf der Fahne des Ordens, wodurch sie sich klar von anderen Ritterorden unterschieden. Die Johanniter trugen ein weißes Kreuz auf schwarzem Grund, während die Deutschritter ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund führten. Die Schilde der Tempelritter waren meist weiß und zeichneten sich durch einen breiten schwarzen Querbalken am oberen Rand aus. Sergeanten trugen hingegen einen braunen oder schwarzen Mantel. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der Tempelritter war ihr Aussehen: Sie trugen durchweg Bärte und hielten ihr Haar – für mittelalterliche Verhältnisse – kurz.

Die Ritter des Templerordens durften im Gegensatz zu Mitgliedern manch anderer Ritterorden persönlichen Besitz haben, sowohl beweglichen als auch unbeweglichen. Auch in Bezug auf die Kleidung waren die Regeln etwas weniger streng: Die Tempelritter durften im Frühling und Sommer Leinen tragen und waren nicht ausschließlich auf Wolle beschränkt – eine Regelung, die in wärmeren Regionen sicherlich besonders geschätzt wurde. Wenn ein Mitglied jedoch gegen die Ordensregeln – bekannt als die Regel – verstieß, wurden Strafen verhängt. Diese konnten vom Entzug von Privilegien über Auspeitschung bis hin zu lebenslanger Haft reichen.

Die Kreuzzüge

Meisterhaft im Umgang mit Lanze, Schwert und Armbrust und bestens gepanzert, waren die Tempelritter und andere geistliche Ritterorden die am besten ausgebildeten und ausgerüsteten Krieger der Kreuzfahrerarmeen. Aus diesem Grund wurden sie häufig eingesetzt, um die Flanken, die Vorhut oder den Nachtrab eines Heeres zu schützen. Die Tempelritter waren besonders für ihre disziplinierten Kavallerieangriffe gefürchtet. In enger Formation durchbrachen sie mit ihren Reiterattacken die feindlichen Linien und richteten Chaos an, das von den nachrückenden verbündeten Truppen ausgenutzt werden konnte. Auch außerhalb des Schlachtfeldes galt der Orden als äußerst diszipliniert, sowohl im Kampf als auch im Lager. Verstöße gegen Befehle wurden hart geahndet – wer etwa durch Unachtsamkeit sein Schwert oder Pferd verlor, konnte sogar aus dem Orden ausgeschlossen werden. Allerdings konnten sich die Tempelritter als Einheit auch als schwer kontrollierbar erweisen. Ihre Kampflust und ihr Eifer, Ehre und Ruhm zu erringen, machten sie zu den entschlossensten, aber auch unberechenbarsten Kämpfern in einem Kreuzzugsheer.

Richard I Marches to Jerusalem
Richard I. marschiert nach Jerusalem
James William Glass (Public Domain)

Die Tempelritter wurden häufig mit der Verteidigung strategisch wichtiger Pässe beauftragt, wie etwa des Amanus-Passes nördlich von Antiochia. Sie übernahmen zudem Ländereien und Burgen, die die Kreuzfahrerstaaten aufgrund von Personalmangel nicht selbst halten konnten. Darüber hinaus errichteten die Tempelritter zerstörte Burgen neu oder bauten ganz neue Festungen, um den christlichen Osten besser zu verteidigen. Ihre ursprüngliche Aufgabe als Beschützer der Pilger vergaßen sie dabei nie. Entlang der Pilgerrouten in der Levante bemannten sie zahlreiche kleine Befestigungen oder dienten als Leibwächter für Reisende.

Die Tempelritter waren an vielen bedeutenden Siegen beteiligt, darunter die Belagerung von Akkon (1189–1191), Damiette (1218–1219) und die Eroberung Konstantinopels (1204). Doch trotz ihres militärischen Ruhms mussten sie auch schwere Niederlagen hinnehmen. Aufgrund ihres gefürchteten Kampfgeistes konnten die Tempelritter in der Regel nicht mit Gnade rechnen, wenn sie in Gefangenschaft gerieten – sie wurden meist hingerichtet. Nach der Schlacht von La Forbie in Gaza im Oktober 1244 wurden 300 Templerritter getötet, nachdem eine ayyubidische Armee das lateinische Heer vernichtend geschlagen hatte. Noch verheerender war die Schlacht bei Hattin (1187), in der Saladin, Sultan von Ägypten und Syrien (reg. 1174–1193), die Kreuzfahrer besiegte. 230 gefangene Templerritter wurden daraufhin enthauptet, während ranghöhere Mitglieder – wie in jener Zeit üblich – gegen Lösegeld freigelassen wurden. Um den gefangenen Großmeister des Ordens nach dieser Schlacht freizukaufen, musste die Templerburg in Gaza aufgegeben werden. Eine weitere schwere Niederlage erlitten die Tempelritter im Jahr 1250 in der Schlacht von al-Mansura während des Sechsten Kreuzzugs (1248–1254). Trotz dieser Rückschläge erwies sich das weitverzweigte Netzwerk der Ordensniederlassungen als äußerst widerstandsfähig – es gelang dem Orden immer wieder, Verluste an Ressourcen und Truppen zu ersetzen.

Kritik, Prozess und Auflösung

Da die Tempelritter weitgehend eigenständig agierten und eine mächtige militärische Kraft darstellten, wurden sie von westlichen Herrschern zunehmend misstrauisch beäugt. Besonders ihre umfangreichen Ländereien und großen Geldreserven weckten Unbehagen. Wie andere Ritterorden wurden sie seit Langem beschuldigt, ihre Privilegien zu missbrauchen und ihre finanziellen Geschäfte zum eigenen Vorteil auszunutzen. Kritiker warfen ihnen Korruption, Hochmut und Habgier vor. Es hieß, sie lebten ein zu bequemes Leben und verschwendeten Geld, das besser für die Unterhaltung von Truppen für den Heiligen Krieg genutzt werden könnte. Auch wurde ihnen nachgesagt, Ressourcen zu vergeuden, indem sie mit rivalisierenden Orden, insbesondere den Johannitern, um Einfluss konkurrierten. Zudem hielt sich die althergebrachte Kritik, dass sich Mönchtum und Kriegertum nicht miteinander vereinbaren ließen. Manche warfen ihnen sogar vor, sich nicht um die Bekehrung der Muslime zu kümmern, sondern lediglich deren Vernichtung anzustreben. Die meisten dieser Vorwürfe basierten jedoch auf Unwissen über die inneren Abläufe des Ordens, einer Überschätzung ihres tatsächlichen Reichtums und einem allgemeinen Gefühl von Neid und Misstrauen.

Miravet Castle, Spain
Burg Miravet in Spanien
PMRMaeyaert (CC BY)

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts galten die militärischen Ritterorden vielen als zu eigenständig und mächtig. Eine mögliche Lösung sah man in ihrer Vereinigung zu einem einzigen Orden, um sie stärker unter die Kontrolle der Kirche und weltlichen Herrscher zu bringen. Ab 1307 kursierten jedoch noch schwerwiegendere Anschuldigungen gegen die Tempelritter. Es hieß, sie würden Christus als Gott, die Kreuzigung und das Kreuz verleugnen. Zudem gab es Gerüchte, dass das Aufnahmeritual des Ordens darin bestand, ein Kruzifix mit Füßen zu treten, darauf zu spucken oder sogar darauf zu urinieren. Diese Vorwürfe wurden insbesondere von der französischen Krone gezielt verbreitet. Auch der reguläre Klerus betrachtete die Tempelritter zunehmend mit Neid, da der Orden Privilegien wie das Begräbnisrecht besaß – eine Einnahmequelle, die normalerweise den örtlichen Kirchen vorbehalten war. Die politische und religiöse Elite hatte sich nun offenbar zusammengetan, um den Orden zu vernichten. Ein möglicher Auslöser für das Vorgehen war der Verlust der Kreuzfahrerstaaten in der Levante im Jahr 1291. Zwar hielten viele es noch für möglich, diese Gebiete zurückzuerobern – doch dafür hätte man weiterhin die militärischen Ritterorden benötigt.

Am Freitag, den 13. Oktober 1307, befahl König Philipp IV. von Frankreich die Verhaftung aller Tempelritter in seinem Reich. Seine genauen Beweggründe bleiben unklar, doch moderne Historiker vermuten verschiedene Motive: die militärische Bedrohung durch den Orden, das Verlangen nach seinem Reichtum, die Möglichkeit, sich politisch und prestigetechnisch gegenüber dem Papsttum zu behaupten, oder sogar die Überzeugung, dass die gegen die Tempelritter erhobenen Vorwürfe tatsächlich wahr seien. Zu den Anschuldigungen, Christus zu verleugnen und das Kreuz zu entweihen, kamen weitere hinzu: die Förderung homosexueller Praktiken, unanständiges Küssen und die Verehrung von Götzenbildern. Zunächst verteidigte Papst Clemens V. (reg. 1305–1314) den Orden gegen diese haltlosen Anschuldigungen, schließlich handelte es sich um eine seiner eigenen militärischen Bruderschaften. Doch Philipp IV. gelang es, unter Folter Geständnisse mehrerer Templer zu erzwingen, darunter auch von Großmeister Jacques de Molay. Infolgedessen ordnete der Papst die Verhaftung aller Tempelritter in Westeuropa an, und ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Widerstand war kaum möglich – lediglich in Aragonien konnten sich einige Templer noch bis 1308 in ihren Burgen behaupten.

Im Jahr 1310 fand in Paris ein Prozess gegen die Tempelritter statt, nach dessen Urteil 54 Ordensbrüder auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Im Jahr 1314 ereilte dasselbe Schicksal den Großmeister Jacques de Molay sowie den Präzeptor der Normandie, Geoffrey de Charney – erneut in Paris. De Molay protestierte bis zuletzt gegen die Anschuldigungen, während er zu seinem Scheiterhaufen geführt wurde. Über das endgültige Schicksal des Ordens entschied jedoch das Konzil von Vienne im Jahr 1311. Dort wurden die Ergebnisse dreijähriger Untersuchungen über die Aktivitäten des Ordens in ganz Europa diskutiert. Berücksichtigt wurden auch die unter Folter erzwungenen Geständnisse, deren Glaubwürdigkeit fraglich war. Während die meisten Ritter in Frankreich und Italien sowie drei aus England sämtliche Anklagepunkte gestanden, verweigerten Templer aus Zypern und von der Iberischen Halbinsel das Geständnis insbesondere der schwersten Vorwürfe. Obwohl eine Gruppe von Templern bestellt wurde, um eine Verteidigung des Ordens vorzutragen, wurde diese letztlich nicht zugelassen. Als Philipp IV. auf dem Konzil eintraf, erklärte der Papst den Orden am 3. April 1312 offiziell für aufgelöst – allerdings nicht aufgrund einer Schuldverurteilung, sondern wegen des irreparablen Schadens an seinem Ruf. Physische Beweise für die gegen die Templer erhobenen Anschuldigungen – etwa Schriftstücke oder Götzenstatuen – wurden nie vorgelegt. Zudem widerriefen viele Ritter ihre Geständnisse, selbst wenn sie bereits zum Tode verurteilt waren und ein Widerruf ihnen keinerlei Nutzen mehr brachte.

Die meisten ehemaligen Tempelritter wurden mit einer Pension abgefunden und durften keinem anderen militärischen Ritterorden mehr beitreten. Ein Großteil des Besitzes des Ordens wurde auf Anordnung des Papstes am 2. Mai 1312 an die Johanniter übertragen. Allerdings gelangte viel Land und Geld stattdessen in die Hände von Adligen, insbesondere in Kastilien. Abgesehen von der Vernichtung der Tempelritter hatte der Angriff auf den Orden kaum Auswirkungen auf andere Ritterorden. Die Überlegung, alle militärischen Orden zu einer einzigen Organisation zusammenzuführen, verlief im Sande. Die Deutschritter, die wohl eher als die Tempelritter Kritik verdient hätten, entgingen dem Untergang dank ihrer engen Verbindungen zu weltlichen Herrschern im Heiligen Römischen Reich. Im Jahr 1309 verlegten die Deutschritter ihr Hauptquartier von Wien nach Preußen, während die Johanniter klugerweise nach Rhodos übersiedelten – beides strategische Entscheidungen, die wohl dazu beitrugen, dass diese Orden in irgendeiner Form bis heute fortbestehen.

Übersetzer

Marie-Theres Carl
Marie ist Redakteurin und angehende Journalistin mit einer Leidenschaft für Storytelling, die momentan Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Sie interessiert sich besonders für digitale Medien, Bildung sowie das Zusammenspiel von Sprache und Kommunikation.

Autor

Mark Cartwright
Mark ist hauptberuflich als Autor, Forscher, Historiker und Redakteur tätig. Zu seinen Spezialinteressen gehören Keramik, Architektur, Weltmythologie und die Entdeckung der Ideen, die alle Zivilisationen vereinen. Er hat einen MA in politischer Philosophie und ist Verlagsleiter bei WHE.

Dieses Werk Zitieren

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Cartwright, M. (2018, September 28). Die Tempelritter [Knights Templar]. (M. Carl, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-16900/die-tempelritter/

Chicago Stil

Cartwright, Mark. "Die Tempelritter." Übersetzt von Marie-Theres Carl. World History Encyclopedia. Letzte September 28, 2018. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-16900/die-tempelritter/.

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Cartwright, Mark. "Die Tempelritter." Übersetzt von Marie-Theres Carl. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 28 Sep 2018. Internet. 25 Mär 2025.