Hundertjähriger Krieg

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Mark Cartwright
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 17 März 2020
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Joan of Arc in Orleans (by Jean-Jacques Sherrer, Public Domain)
Jeanne d’Arc in Orléans
Jean-Jacques Sherrer (Public Domain)

Der Hundertjährige Krieg (1337–1453) war ein Konflikt zwischen England und Frankreich, der mit Unterbrechungen 116 Jahre dauerte. Er begann vor allem, weil König Eduard III. (reg. 1327–1377) und Philipp VI. (reg. 1328–1350) einen Streit über Lehnsrechte in der Gascogne zu einem Kampf um die französische Krone ausweiteten. Die Franzosen gewannen schließlich und erlangten die Kontrolle über ganz Frankreich mit Ausnahme von Calais.

Zunächst errangen die Engländer bedeutende Siege in den Schlachten von Crécy (1346) und Poitiers (1356), doch dann gewann Karl V. von Frankreich (reg. 1364–1380) nach und nach einen Großteil der seit Kriegsbeginn verlorenen Gebiete zurück. Nach einer Friedensperiode, in der Richard II. von England (reg. 1377–1399) die Tochter von Karl VI. von Frankreich (reg. 1380–1422) heiratete, entbrannte der Krieg mit der Schlacht von Azincourt (1415), die Heinrich V. von England (reg. 1413–1422) gewann, erneut. Heinrich wurde zum französischen Thronfolger ernannt, doch sein früher Tod und die unwirksame Herrschaft Heinrichs VI. von England (reg. 1422–61 und 1470–71) führten dazu, dass Karl VII. von Frankreich (reg. 1422–1461) wieder die Initiative ergriff. Mit Hilfe von Persönlichkeiten wie Jeanne d'Arc (1412–1431) gewannen die Franzosen die entscheidenden Schlachten bei Formigny (1450) und Castillon (1453) und errangen den endgültigen Sieg.

Krieg und Frieden

Der Hundertjährige Krieg war ein Konflikt zwischen den Monarchen von Frankreich und England. Der Krieg, der 1337 begann und erst 1453 endgültig beendet wurde, dauerte 116 Jahre, wenn auch nicht mit ununterbrochenen Kämpfen, sondern auch mit langen Friedensphasen. Der Name, den wir heute für den Krieg verwenden, wurde erst im 19. Jahrhundert geprägt. Der Hundertjährige Krieg wird traditionell in drei Phasen unterteilt, um ihn zu studieren und die wichtigen Friedensperioden zwischen den beiden Ländern zu berücksichtigen:

  • Erste Phase (1337–1360), im Englischen nach Eduard III. von England als „Edwardian War“ bezeichnet.
  • Zweite Phase (1369–1389), im Englischen nach Karl V. von Frankreich auch „Caroline War“ genannt.
  • Dritte Phase (1415–1453), der „Lancastrian War“ nach dem englischen Königshaus, den Lancasters.

Ursachen des Krieges

Die Ursachen des Hundertjährigen Krieges sind so vielschichtig wie der Konflikt selbst. Darüber hinaus änderten sich die Beweggründe mit dem Wechsel der Monarchen. Die wichtigsten Ursachen lassen sich wie folgt aufzählen:

  • Die Eroberung der von den Engländern gehaltenen Gascogne (Aquitanien, Südwestfrankreich) durch Philipp VI. von Frankreich.
  • Der Anspruch des englischen Königs Eduard III., durch seine Mutter der rechtmäßige König von Frankreich zu sein.
  • Der Feldzug Eduards III. zur gewaltsamen Einnahme von Gebieten in Frankreich, zum Schutz des internationalen Handels und zum Gewinn von Beute und Ländereien für seine Adligen.
  • Die Absicht von Karl V. von Frankreich, die Engländer aus den französischen Feudalgebieten zu vertreiben.
  • Das Abgleiten von Karl VI. von Frankreich in den Wahnsinn und die lähmenden Machtkämpfe unter dem französischen Adel.
  • Die Absicht Heinrichs V. von England, seine Herrschaft in England zu legitimieren und sich durch Eroberung zum König von Frankreich zu machen.
  • Die Entschlossenheit des Dauphins, des künftigen Königs Karl VII. von Frankreich (reg. 1422–1461), sein Geburtsrecht wiederzuerlangen und ganz Frankreich zu vereinen.

Coat of Arms of Edward III
Wappen Eduards III.
Rs-nourse (CC BY-SA)

Die Erste Phase (1337–1360)

Eduard III. konnte über seine Mutter Isabella einen starken Anspruch auf die französische Krone erheben. Ob dieser Anspruch ernst gemeint war oder nur ein Vorwand für die Invasion Frankreichs, ist umstritten, aber rein theoretisch hatte Eduard jedoch sicherlich Recht. Der amtierende französische König war Philipp VI. von Frankreich, der die Nachfolge seines Cousins Karl IV. von Frankreich (reg. 1322–1328) angetreten hatte, auch wenn Eduard nach dem Tod von Karl dessen engster männlicher Verwandter gewesen wäre, da er der Neffe von Karl und der älteste überlebende Enkel von Philipp IV. von Frankreich (reg. 1285–1314) war. Der englische König hatte seinen Anspruch damals nicht geltend gemacht, weil er noch minderjährig war, und der französische Adel, der die Legitimität der Vererbung durch die weibliche Linie nicht anerkannte, hatte natürlich einen Franzosen als Herrscher bevorzugt. Mitte der 1330er Jahre änderte Eduard jedoch seine Strategie, vielleicht verärgert über den Umstand, dass der englische König als Herzog der Gascogne nach den Regeln des mittelalterlichen Feudalismus eigentlich ein Vasall des französischen Königs war. Die Gascogne war ein nützlicher Handelspartner Englands, über den Wolle und Getreide exportiert und Wein importiert wurde. Als der französische König 1337 die Gascogne für die französische Krone einnahm und im Jahr darauf die englische Südküste überfiel – ein Angriff, bei dem unter anderem Southampton zerstört wurde –, hatte Eduard den perfekten Vorwand, um einen Krieg zu beginnen.

Die Franzosen, die der Kombination aus englischen Bogenschützen und Rittern, die zu Fuß kämpften, nichts entgegenzusetzen hatten, erlitten in der Schlacht von Crécy eine schwere Niederlage.

Eduard brachte den Stein ins Rollen, indem er sich im Januar 1340 in einer Zeremonie in Gent zum König von Frankreich erklärte. Außerdem zeigte der König sein neu geviertes Wappen mit den drei Löwen der Plantagenets, das nun auch die goldene Fleur-de-Lys von Frankreich enthielt. Die Niederen Lande waren ein wichtiger Handelspartner Englands, während zu den Verbündeten auch Rivalen Philipps VI. wie Karl II., König von Navarra (reg. 1349–1387), und die gascognerischen Grafen von Armagnac gehörten.

Eine der ersten großen Kriegshandlungen fand im Juni 1340 statt, als eine französische Invasionsflotte von einer englischen Flotte bei Sluis an der Schelde-Mündung (Niedere Lande) versenkt wurde. Im Jahr 1345 folgte die Eroberung der Gascogne und die Invasion der Normandie, bei der die Strategie der Chevauchées angewandt wurde, d. h. die lokale Bevölkerung wurde durch das Verbrennen von Ernten und Plündern von Vorräten in Angst und Schrecken versetzt, in der Hoffnung, den französischen König zu einer offenen Schlacht zu bewegen. Die Strategie ging auf, und das französische Heer, das der Kombination aus englischen Bogenschützen und zu Fuß kämpfenden Rittern nichts entgegenzusetzen hatte, erlitt in der Schlacht bei Crécy im August 1346 eine schwere Niederlage. Philipp gab sich jedoch noch lange nicht geschlagen und forderte seine schottischen Verbündeten geschickt auf, in Nordengland einzumarschieren, in der Hoffnung, dass Eduard dadurch zum Rückzug aus Frankreich gezwungen würde. David II. von Schottland (reg. 1329–1371) kam dieser Aufforderung nach und fiel im Oktober 1346 in England ein, wurde aber in der Schlacht von Neville's Cross (17. Oktober 1346) von einem englischen Heer besiegt. Noch dazu wurde König David gefangen genommen und erst 1357 im Rahmen des Vertrages von Berwick freigelassen, als die Schotten ein Lösegeld zahlten und ein zehnjähriger Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern vereinbart wurde.

Battle of Crecy, 1346 CE
Schlacht bei Crécy, 1346
Unknown Artist (Public Domain)

Im Jahr 1347 wurde Calais eingenommen, doch die Ankunft der Pest in Europa unterbrach die Feindseligkeiten. Der nächste große Sieg war wieder ein englischer, diesmal gegen eine viel größere französische Armee, und zwar bei der Schlacht von Poitiers im September 1356. Hier wurde die englische Armee von Eduards kompetentem Sohn, Edward dem Schwarzen Prinzen (1330–1376), angeführt. Der besiegte König Johann II. von Frankreich (reg. 1350–1364) wurde in Poitiers gefangen genommen und vier Jahre lang festgehalten. Daraufhin wurde 1360 der Friede von Brétigny zwischen England und Frankreich unterzeichnet, in dem Eduards Anspruch auf 25 % Frankreichs (vor allem im Norden und Südwesten) anerkannt wurde, wenn er im Gegenzug auf seinen Anspruch auf die französische Krone verzichtete.

Die Zweite Phase (1369–1389)

Der Friede von Brétigny endete 1369, als der neue französische König, Karl V. von Frankreich, auch genannt Karl der Weise (reg. 1364–1380), begann, ernsthaft zurückzuerobern, was seine Vorgänger verloren hatten. Karl tat dies, indem er offene Schlachten vermied, sich auf Schikanen konzentrierte und sich bei Bedarf auf die Sicherheit seiner Burgen verließ. Außerdem verfügte Karl über eine den Engländern überlegene Flotte und konnte so häufige Überfälle auf die englische Südküste unternehmen. Der größte Teil Aquitaniens wurde 1372 erobert, eine englische Flotte wurde im selben Jahr vor La Rochelle besiegt, und 1375 gehörten der englischen Krone nur noch Calais und ein Teil der Gascogne.

1389 wurde erneut ein Waffenstillstand geschlossen, und die Beziehungen verbesserten sich weiter, als Richard II. von England am 12. März 1396 Isabella von Frankreich, die Tochter von Karl VI. von Frankreich, heiratete. Mit dieser Verbindung wurde ein zwei Jahrzehnte währender Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern geschlossen. Unter dem nächsten König, Heinrich IV. von England (reg. 1399–1413), war die Krone zu sehr mit den Rebellionen in England und Wales beschäftigt, um in Frankreich viel zu unternehmen.

Die Dritte Phase (1415–1453)

Heinrich V. unternahm den nächsten wichtigen Zug in diesem Spiel um den Thron, denn er war noch ehrgeiziger als Eduard III. es gewesen war. Er wollte nicht nur das französische Territorium plündern, sondern es dauerhaft übernehmen und ein Reich gründen. Für einen König, der die Krone von seinem Vater Heinrich IV. geerbt hatte, welcher wiederum den Thron durch die Ermordung von Richard II. an sich gerissen hatte, war der Kriegserfolg auch ein nützliches Instrument zur Legitimierung seiner Herrschaft. Heinrich V. kam der Wahnsinn Karls VI. von Frankreich und die daraus resultierende Spaltung des französischen Adels zwischen den Armagnacs und den Bourguignons in der Frage, wer die Kontrolle über den König und Frankreich haben sollte, sehr zugute.

Im Jahr 1420 n. Chr. wurde Heinrich V. von England zum Regenten und Erben von Karl VI. von Frankreich ernannt.

Heinrich marschierte in die Normandie ein, eroberte 1415 den wichtigen Hafen von Harfleur und errang am 25. Oktober einen überwältigenden Sieg in der Schlacht von Azincourt. Caen wurde 1417 eingenommen, und bis 1419 gelang es Heinrich, die gesamte Normandie, einschließlich der Hauptstadt Rouen, zu erobern. Diese Siege, vor allem aber die Schlacht von Azincourt, bei der ein Großteil des französischen Adels getötet wurde, machten Heinrich V. zum Nationalhelden, und im Mai 1420 zwang er die Franzosen zur Unterzeichnung eines Friedensvertrages, des Vertrages von Troyes, mit sehr großzügigen Bedingungen. Der englische König wurde zum Regenten und Erben von Karl VI. ernannt, und um das neue Bündnis zu festigen, heiratete Heinrich die Tochter Karls, Catherine de Valois (l. 1401 – ca. 1437). Dies war der Höhepunkt des englischen Erfolges in diesem Krieg. Eine Bedingung des Abkommens war, dass Heinrich versprechen musste, den Kampf gegen den Hauptfeind der Bourguignons fortzusetzen: den nunmehr enterbten Dauphin Karl (den Bluterben Karls VI.), wodurch der Hundertjährige Krieg für eine weitere Runde des Konflikts fortgesetzt wurde.

Im März 1421 verloren die Engländer die Schlacht von Baugé, und Heinrichs eigener Bruder Thomas, Herzog von Clarence, wurde getötet. Heinrich machte sich auf den Weg nach Frankreich, um den Krieg persönlich wieder aufzunehmen, und am 11. Mai 1422 nahm er nach achtmonatiger Belagerung Meaux ein. Heinrich bekam nie die Chance, König von Frankreich zu werden, da er am 31. August 1422 im Bois de Vincennes in Frankreich unerwartet starb, wahrscheinlich an der Ruhr. Heinrichs Sohn, zu diesem Zeitpunkt erst ein Kleinkind, wurde der nächste König, Heinrich VI., aber weder seine Regenten noch er selbst, als er erwachsen war, konnten die große französische Wiedergeburt verhindern, zu der auch der heldenhafte Einsatz von Jeanne d'Arc beitrug.

Henry V of England
Heinrich V. von England
Unknown Artist (Public Domain)

Jeanne d'Arc, ein Bauernmädchen, das von himmlischen Visionen inspiriert wurde, trug dazu bei, die Belagerung von Orléans 1429 auf dramatische Weise aufzuheben, was den Beginn einer französischen Wiedergeburt markierte, da der Dauphin, nun König Karl VII. von Frankreich, die Initiative im Krieg ergriff. 1429 siegten die Franzosen auch in der Schlacht bei Patay (18. Juni), in der die englischen Bogenschützen von der französischen Kavallerie regelrecht umzingelt wurden. Heinrich VI. von England erhob weiterhin den Anspruch seiner Familie auf den französischen Thron und wurde schließlich im Dezember 1431 in der Kathedrale Notre-Dame de Paris gekrönt, aber das war nur ein Schein ohne wirkliche Substanz. Für England wurde der Krieg nun weitgehend zu einem Verteidigungskrieg und nicht mehr zu einem Angriffskrieg. Sir John Talbot (1384–1453), der bedeutende mittelalterliche Ritter, der als „englischer Achilles“ bekannt war, errang dank seiner aggressiven Taktik und Überraschungsangriffe Siege und verteidigte sowohl das von den Engländern gehaltene Paris als auch Rouen erfolgreich. Frankreich war nun jedoch zu reich an Männern und Ressourcen, um noch lange aufgehalten werden zu können. 1435 verloren die Engländer die Unterstützung ihrer Verbündeten, der Bourguignons, als deren Anführer Philipp der Gute von Burgund sich im Vertrag von Arras mit Karl VII. verbündete, um den französischen Bürgerkrieg zu beenden. 1435 wurde Dieppe eingenommen, 1436 eroberten die Franzosen Paris zurück, und 1440 wurde auch Harfleur wieder eingenommen.

Der Handel wurde in Mitleidenschaft gezogen, und die Bauern mussten endlose Besteuerungen ertragen, um den Krieg zu finanzieren, was zu mehreren Aufständen führte.

Am 22. April 1445 zeigten sowohl die Heirat Heinrichs mit Margarete von Anjou (gest. 1482), der Nichte Karls VII., als auch der Verzicht auf Maine die klare Abneigung des englischen Königs gegen eine Fortsetzung des Krieges mit Frankreich. Karl VII. hingegen war weiterhin fest entschlossen und begann ab 1449, Teile der Normandie zurückzuerobern. Er gewann 1450 die Schlacht von Formigny, blockierte 1451 Bordeaux und eroberte 1452 die Gascogne. Zum Ende der Kriege im Juli 1453 und nach dem französischen Sieg in der Schlacht bei Castillon kontrollierte die englische Krone schließlich nur noch Calais. Die französische Krone fuhr fort, durch eine gemischte Strategie aus Eroberung und Heiratsbündnissen Regionen wie das Burgund, die Provence und die Bretagne zu einem Nationalstaat zusammenzuschließen, der reicher und mächtiger war als je zuvor. England versank derweil in Bankrott und Bürgerkrieg. Heinrich VI. litt unter Anfällen von Wahnsinn, und seine schwache Herrschaft fand schließlich ein jähes Ende, als er im Mai 1471 im Tower von London ermordet wurde.

Die Folgen des Krieges

Der Hundertjährige Krieg hatte zahlreiche Folgen, sowohl unmittelbare als auch lang anhaltende. Zunächst gab es die gefallenen Soldaten und all jene Zivilisten, die zwischen den Schlachten von marodierenden Soldaten getötet oder ausgeraubt wurden. Eine große Anzahl französischer Adliger wurde in dem Konflikt getötet, was das Land destabilisierte, da die verbliebenen Adligen um die Macht kämpften. In England war das Gegenteil der Fall: Die Könige schufen immer mehr Adelige, um sie zu besteuern und den Krieg zu finanzieren. Dies reichte jedoch nicht aus, und England stand schließlich wegen der enormen Kosten für die Aufstellung von Feldheeren in einem anderen Land am Rande des Bankrotts. Obwohl die Engländer einige große Siege errungen hatten, verloren sie letztlich alle Gebiete in Frankreich mit Ausnahme von Calais. Der Handel wurde in Mitleidenschaft gezogen, und die Bauern mussten endlose Besteuerungen ertragen, um den Krieg zu finanzieren, was zu mehreren Rebellionen wie dem Bauernaufstand von 1381 führte. Auch die mittelalterliche Kirche litt darunter, dass die Könige Steuern, die für den Papst in Rom bestimmt waren, umleiteten und für sich selbst behielten, um ihre Armeen zu finanzieren, was dazu führte, dass die Kirchen in England und Frankreich einen eigenen, „nationalen“ Charakter annahmen.

Joan of Arc Statue, Beaugency
Statue von Jeanne d’Arc, Beaugency
Mark Cartwright (CC BY-NC-SA)

Der Verlust des Krieges für England veranlasste viele Adlige dort, ihren Monarchen und sein Recht zu regieren in Frage zu stellen. Dies und die unvermeidliche Suche nach Sündenböcken für das Debakel in Frankreich führten schließlich zu den dynastischen Auseinandersetzungen, die heute als Rosenkriege (1455–1487) bekannt sind.

Die Militärtechnik entwickelte sich in dieser Zeit weiter, insbesondere durch den Einsatz effizienterer Schießpulverwaffen und die Verstärkung und Anpassung von Burgen und befestigten Städten, um dieser Bedrohung zu begegnen. Darüber hinaus hatte Karl VII. vor Ende des Krieges das erste stehende königliche Heer Frankreichs geschaffen.

Einige der positiveren Folgen waren die Zentralisierung der Verwaltung, die Steigerung der bürokratischen Effizienz und ein besser geregeltes Steuersystem. Das englische Parlament, das jede neue königliche Steuer genehmigen musste, entwickelte sich zu einem Gremium mit einer starken eigenen Identität, die ihm später helfen sollte, die Macht der absoluten Monarchen zu beschränken. Auch die Diplomatie zwischen den europäischen Nationen wurde professioneller. Es wurden auch Helden geschaffen, die in Liedern, mittelalterlicher Literatur und Kunst gefeiert wurden – Figuren wie Jeanne d'Arc und Heinrich V., die noch heute als die besten Beispiele für das Nationalgefühl in ihren jeweiligen Ländern gelten. Schließlich führte ein so langer Konflikt gegen einen klar identifizierbaren Feind dazu, dass die Bevölkerungen beider Teilnehmer ein viel stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit zu einer einzigen Nation entwickelten. Auch heute noch besteht eine Rivalität zwischen diesen beiden Nachbarländern, die glücklicherweise weitgehend im Rahmen internationaler Sportereignisse ausgetragen wird.

Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Mark Cartwright
Mark ist hauptberuflich als Autor, Forscher, Historiker und Redakteur tätig. Zu seinen Spezialinteressen gehören Keramik, Architektur, Weltmythologie und die Entdeckung der Ideen, die alle Zivilisationen vereinen. Er hat einen MA in politischer Philosophie und ist Verlagsleiter bei WHE.

Dieses Werk Zitieren

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Cartwright, M. (2020, März 17). Hundertjähriger Krieg [Hundred Years' War]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-18721/hundertjahriger-krieg/

Chicago Stil

Cartwright, Mark. "Hundertjähriger Krieg." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte März 17, 2020. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-18721/hundertjahriger-krieg/.

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Cartwright, Mark. "Hundertjähriger Krieg." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 17 Mär 2020. Internet. 02 Dez 2024.