Eine Eiszeit ist ein Zeitraum, in dem das Klima auf der Erde kälter ist als normal, mit Eisschilden an den Polen und Gletschern in höheren Lagen. Innerhalb einer Eiszeit gibt es unterschiedliche Phasen mit kälteren und wärmeren Klimabedingungen, die als „Glaziale“ und „Interglaziale“ bezeichnet werden. Selbst während der Interglaziale ist mindestens einer der Pole weiterhin mit Eis bedeckt. Im Gegensatz dazu sind die Temperaturen außerhalb einer Eiszeit höher und stabiler, und es gibt durchweg weit weniger Eis. Die Erde hat bisher mindestens fünf bedeutende Eiszeiten durchlebt.
Ein Blick auf unsere eisigen Pole und gefrorenen Gipfel macht deutlich, dass unsere gegenwärtige Epoche (das Holozän, das vor ca. 12.000 Jahren begann) eigentlich ein Interglazial innerhalb der Eiszeit darstellt, die den geologischen Zeitraum des Quartärs umspannt, das vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann und sowohl das Pleistozän (vor ca. 2,6 Millionen Jahren bis vor ca. 12.000 Jahren) als auch das Holozän umfasst. Dieser gesamte Zeitraum ist durch ein zyklisches Auf und Ab des Eisschildvolumens und der Temperaturen gekennzeichnet, die sich manchmal innerhalb weniger Jahrzehnte um bis zu 15 °C ändern können. Diese raschen Klimaschwankungen können enorme Auswirkungen auf die ganze Welt haben, indem sie die Vegetation und die Tierarten verändern, die in bestimmten Gebieten überleben können, und sie haben auch die menschliche Evolution beeinflusst. Wegen dieser Verbindung zu unserer eigenen Geschichte wird sich diese Definition weitgehend auf das Quartäre Eiszeitalter konzentrieren, und zwar vor allem auf die uns eher unbekannte Welt des Pleistozäns mit seinen prächtigen Mammuts und Säbelzahnkatzen, die neben den frühen menschlichen Jägern und Sammlern in diesen unbeständigen Bedingungen lebten.
Klima
Nachdem der antarktische Eisschild vor etwa 38 Millionen Jahren begann, seine kalten Finger nach den Weltmeeren auszustrecken, sorgten die abkühlenden Ozeane dafür, dass die Temperaturschwankungen auf der Erde immer stärker wurden. Ein großer Abkühlungsschritt erfolgte vor etwa 2,6 Millionen Jahren zu Beginn des Quartärs, und es folgten noch heftigere Abfälle vor etwa 1,8 Millionen Jahren, vor etwa 900.000 Jahren und vor etwa 400.000 Jahren.
Diese zunehmende Härte war vor allem ab vor etwa 900.000 Jahren spürbar, denn ab dann wurden große Vergletscherungen – mit ausgedehnten Eisschilden, die höhere Lagen in Eurasien und Nordamerika bedeckten – zu den üblichen Merkmalen des Quartären Eiszeitalters. Ab diesem Zeitpunkt war das Überleben definitiv kein Kinderspiel mehr, sondern erforderte die Bewältigung viel extremerer Bedingungen. Während der Kälteschwankungen konnten die Temperaturen bis zu erschreckende 21 °C kälter sein als heute, obwohl der Durchschnitt eher 5 °C kälter war als heute. Während der quartären Vergletscherung konnte der Meeresspiegel aufgrund der gefrorenen Wassermengen bis zu 120 Meter tiefer liegen als heute. Dadurch wurde viel mehr Land für die Erkundung durch Landlebewesen freigelegt, und Orte wie die britischen Inseln konnten plötzlich erreicht werden, weil sich die Nordsee in diesen Zeiten in eine Art Nordland verwandelte. Während die nördlichen Regionen der Erde von Tundra bedeckt waren, wurde Afrika trockener.
Die eiszeitlichen Klimazonen – die sich unterschiedlich stark auswirkten und verschiedene Gebiete auf unterschiedliche Weise betrafen – schlichen sich im Allgemeinen ganz allmählich heran und begannen mit kühleren und feuchteren Bedingungen, die schließlich in einer kalten und trockenen Phase gipfelten. Die Eisschilde wurden so dick, dass sie sich nach Beginn einer Erwärmung eine Weile halten konnten, um dann plötzlich zusammenzubrechen, was zu einem sehr plötzlichen Wechsel in eine Zwischeneiszeit führte. Die Temperaturen konnten dann für eine ganze Weile recht angenehm bleiben, und die Welt erlebte einen höheren Meeresspiegel und tatsächlich erreichbare höhere Breitengrade. In den letzten 1,2 Millionen Jahren dauerten diese Zyklen im Allgemeinen etwa 100.000 Jahre.
Für Lebewesen war es keine leichte Aufgabe, sich an diese unbeständigen Bedingungen anzupassen, vor allem wenn man bedenkt, wie schnell sich die Dinge ändern konnten.
Vielfältige Fauna
Die Titelbildschönheit des Pleistozäns ist zweifellos das Wollhaarmammut – ein riesiges, hoch aufragendes, zottelig behaartes Tier mit gebogenen Stoßzähnen, das mit dem Elefanten verwandt ist. Die Mammuts stammen ursprünglich aus Afrika und machten sich im Pleistozän auf den Weg zu den nördlichen Tundren. Sie waren nicht die einzige Spezies, die in dieser Zeit gedieh. Das Auftauchen und die Ausbreitung von u. a. der Gattung Equus (zu der Pferde und Zebras gehören), von Bisons, Auerochsen, Flusspferden, Riesenfaultieren, Wühlmäusen, der Hirschfamilie (zu der auch überdimensionale Exemplare wie Megaloceros oder Riesenhirsche und die Gattung der Elche gezählt werden) und des zweiten wolligen Kraftprotzes – des Wollnashorns – füllten die prähistorische Landschaft.
Die Raubtiere, die diese Vielfalt nährte, standen ihnen in nichts nach: Säbelzahnkatzen (die im Allgemeinen nicht eng mit Katzen verwandt waren) fraßen während des gesamten Pleistozäns Beute, und Löwen waren während des späten Pleistozäns vom südlichen Afrika bis ins südliche Nordamerika verbreitet, einschließlich Höhlenlöwen, die von Europa bis ins westlichen Kanada lebten. Höhlen waren beliebt – Höhlenbären waren in ganz Europa und Asien bis in den Nordosten Sibiriens anzutreffen, und dasselbe gilt für die Höhlenhyäne.
Das Verschwinden der Megafauna
Eine solche Vielfalt ist aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, in einer Zeit, in der der Mensch die Welt so sehr nach seinen Bedürfnissen gestaltet hat, dass die Lebensräume vieler Tiere bereits geschrumpft oder ganz verschwunden sind. In der Tat sind viele der oben genannten Lebewesen längst vom Erdboden verschwunden. Vor allem einige der großen Tiere, die als Megafauna des Pleistozäns bezeichnet werden, scheinen gegen Ende des Pleistozäns in einem Massenaussterben weniger geworden und ausgestorben zu sein.
Die letzten Höhlenbären scheinen ihr Ende vor etwa 30.500 bis 28.500 Jahren gefunden zu haben, also etwa zur Zeit des letzten glazialen Maximums (der letzten Eiszeit, in der die Eisschilde ihren Höhepunkt vor etwa 26.500 bis 19.000 Jahren erreichten). In den nördlichen Teilen Eurasiens verschwanden ab diesem Zeitpunkt sogar 37 % der Arten mit einem Gewicht von über 44 kg. Arten wie Höhlenlöwen und Wollnashörner hielten sich noch bis vor etwa 14.000 Jahren, wobei sich letztere zu diesem Zeitpunkt bereits weit in den Nordosten Sibiriens zurückgezogen hatten, da sie mit der spätglazialen Klimaerwärmung (die sich auch auf die Pflanzen auswirkte, die sie normalerweise fraßen) nicht zurechtkamen.
Unser ikonisches Mammut überlebte tatsächlich bis ins Holozän (zusammen mit dem Riesenhirsch, der zuletzt aus dem Ural in Sibirien vor etwa 7700 Jahren bekannt ist), wenn auch zurückgedrängt zu einem letzten Rückzugsort auf der Wrangelinsel im arktischen Sibirien, wo es schließlich vor etwa 3600 Jahren auch verschwand. Dies ist eine Art, bei der die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu sehen sind, denn nach dem Ende des letzten glazialen Maximums scheinen die wärmeren Bedingungen die klimatische Nische der Mammuts sehr beeinträchtigt zu haben, so dass ihre Zahl stark zurückging. Wir wissen, dass der Mensch sie auch recht erfolgreich gejagt hat, und es scheint, dass das schwierige Klima die Mammuts verwundbar gemacht hat.
Diese Kombination aus klimatischen und menschlichen Einflüssen war wohl die Ursache für das Aussterben weiterer bekannter pleistozäner Tiere, darunter der eurasische Steppenbison und das Wildpferd. Die Einzelheiten sind jedoch Gegenstand heftiger Diskussionen.
Frühe Menschen
Wie die übrige Tierwelt war auch der prähistorische Mensch unmittelbar von den unberechenbaren klimatischen Bedingungen des Quartärs betroffen. Es hat den Anschein, dass unser Überleben und unsere Entwicklung durch die raschen Veränderungen der Bedingungen während der Eiszeit geprägt wurden. Alle großen Meilensteine des Auftretens von Arten in unserer Evolutionsgeschichte sowie das Auftreten der verschiedenen Steintechnologien können mit Perioden sehr starker klimatischer Schwankungen in Verbindung gebracht werden. Der Mensch musste sich also nicht nur an regenreiche Wälder, sondern auch an trockene Graslandschaften anpassen können, und die, die das gut konnten, waren offensichtlich erfolgreicher als ihre eingeschränkteren Artgenossen. So wurden die Menschen immer einfallsreicher.
Anpassungsfähigkeit bedeutete auch, dass es dem Menschen möglich wurde, sich in völlig neue Gebiete zu begeben und zu lernen, mit deren spezifischen Eigenheiten zurechtzukommen und sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Vor etwa 870.000 Jahren kam es beispielsweise zu einem merklichen Temperaturabfall, der große Pflanzenfresser nach Südeuropa drängte und einen Korridor durch die Po-Ebene eröffnete, den der Homo heidelbergensis deutlich wahrgenommen zu haben scheint. Innerhalb Europas lernte der Mensch damals, sich mit dem Wachsen und Schwinden der Gletscher zu arrangieren, und schuf sich einige angenehme Lebensräume.
Die klimatischen Schwankungen eröffneten auch grüne Korridore quer durch die Sahara von vor etwa 50.000 bis vor ca. 45.000 Jahren und von vor ca. 120.000 bis ca. 110.000 Jahren. Interessanterweise fällt ihr Auftreten mit den Hauptwanderungen des Homo sapiens aus dem subsaharischen Afrika zusammen. Durch die Absenkung des Meeresspiegels rückte sogar Australien in greifbare Nähe, und Beringia wurde während der Kälteeinbrüche in Steppenland verwandelt, was den Menschen einen möglichen Weg nach Amerika eröffnete.
Während Homo sapiens im Spätpleistozän gedieh und sich weit ausbreitete, hatten die Neandertaler weniger Glück. Als sich Eurasien auf dem Weg zum letzten glazialen Maximum abkühlte, wurde ihre Zahl offenbar kleiner. Ob aufgrund der klimatischen Bedingungen, des Aussterbens ihrer Beutetiere, der Konkurrenz mit dem Homo sapiens, der vor etwa 45.000 Jahren eintraf, einer Kombination dieser Faktoren oder etwas ganz anderem – die Spezies der Neandertaler (die vor etwa 30.000 Jahren ausstarben) kann der Liste derjenigen hinzugefügt werden, die die letzte Eiszeit, die die Welt erfasste, nicht überlebten. Entscheidend ist, dass die Temperaturschwankungen, die mit den in diesem Artikel beschriebenen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten einhergehen, das Ergebnis natürlicher Prozesse sind, während die heutige Bedrohung durch die globale Erwärmung eine von uns Menschen verursachte ist.