Thomas von Aquin

Definition

Nathan Huffine
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 13 April 2021
In anderen Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch, Türkisch
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Saint Thomas Aquinas by Carlo Crivelli (by Carlo Crivelli, Public Domain)
Heiliger Thomas von Aquin von Carlo Crivelli
Carlo Crivelli (Public Domain)

Der heilige Thomas von Aquin (l. 1225–1274, auch bekannt als der „stumme Ochse“ und der „Engelsdoktor“) war Dominikanermönch, Mystiker, Theologe und Philosoph in einem. Obwohl er nur ein relativ kurzes Leben führte und im Alter von 49 Jahren starb, war Thomas im 13. Jahrhundert von kolossaler Präsenz. Körperlich war Thomas als ein sehr großer Mann bekannt. Sein Geist war ebenso groß und weitreichend, wie seine Schriften und Reden zeigen. Thomas schrieb und hielt zahlreiche Vorträge und reiste auf persönliche Bitte des Papstes durch ganz Westeuropa und zu angesehenen Universitäten.

Doch so gut seine Verbindungen zu reichen und mächtigen Menschen auch waren, entschied sich Thomas im Alter von 18 Jahren trotzdem für das einfache Leben eines Bettelmönchs. Während er also an angesehenen akademischen Einrichtungen lehrte und forschte, lebte Thomas sein Leben lang in Armut. In seinen philosophischen Schriften stand Aristoteles im Mittelpunkt. Thomas versuchte, Glaube und Vernunft in Einklang zu bringen, während andere behaupteten, dies sei unmöglich. Die altgriechische Philosophie des Aristoteles half Thomas bei diesem Unterfangen. Die von Thomas entwickelte philosophische Weltanschauung ging jedoch über Aristoteles hinaus und bezog Jesus Christus und die katholische Perspektive mit ein. Als Thomas 1274 starb, hatte er durch seine Schriften und sein Wirken ein philosophisches und religiöses Vermächtnis hinterlassen, das bis zum heutigen Tag fortwirkt.

Frühes Leben

Thomas von Aquin wurde 1225 im sizilianischen Schloss Roccasecca (im heutigen Latium) geboren. Obwohl Thomas sich in der akademischen und religiösen Welt selbst einen Namen machte, wurde er in eine Familie hineingeboren, die bereits eine noble Geschichte hatte. Die Familie von Aquino zeichnete sich durch ihren Militärdienst aus. Thomas’ Vater, Landulf, war ein Ritter, der dem Heiligen Römischen Kaiser Friedrich II. treu diente. Außerdem plante die Familie Aquino für Thomas, ihn Abt werden und damit in die Fußstapfen von Thomas’ Onkel Sinibald treten zu lassen, um ihre hochrangigen politischen Verbindungen aufrechtzuerhalten.

Das Leben, das Thomas begann, war radikal anders und vielleicht peinlich für die Familie Aquino in ihren Erwartungen auf Wohlstand und macht.

Thomas’ Familie war erstaunt über seinen Entschluss, einem Bettelorden beizutreten, und sie versuchten verzweifelt, ihn umzustimmen. Die Familie Aquino schaltete nicht nur den Papst ein, sondern sorgte auch dafür, dass Thomas auf einer Reise mit seinen dominikanischen Brüdern entführt wurde. Dann sperrten sie Thomas in der Burg von Monte San Giovanni Campano ein, in der Hoffnung, er würde ihren Wünschen nachgeben. Thomas weigerte sich jedoch, Abt zu werden oder seine Hingabe an den Dominikanerorden aufzugeben. Die Ereignisse eskalierten weiter, als die Brüder von Thomas (die auch für seine Entführung verantwortlich waren) eine Prostituierte arrangierten, um Thomas zur Sünde zu verleiten. Thomas lehnte dies entschieden ab und verjagte die Prostituierte aus seinem Zimmer.

Die Dominikaner und Franziskaner waren neue Gruppen in der mittelalterlichen Kirche, und ihr Lebensstil unterschied sich deutlich von dem der traditionellen Mönche. Die Brüder lebten in Armut und ersetzten die traditionellen Seidengewänder durch die raue und billige Kleidung der Bauern. Sie verzichteten auch auf das politische Leben der Oberschicht und lebten stattdessen im Alltag mit Arbeitern und Obdachlosen. Das Leben, in das Thomas als Teenager eintrat, unterschied sich also radikal von den Erwartungen der Familie Aquino auf Wohlstand und Macht und war ihnen vielleicht in mancher Hinsicht peinlich.

Schulzeit

Thomas besuchte schon in jungen Jahren die Schule und war in seinen akademischen Leistungen herausragend. Einem Bericht über sein Leben zufolge schockierte Thomas seine Lehrer, als er während einer Unterrichtsstunde im Kloster von Monte Cassino plötzlich und unverblümt fragte: „Was ist Gott?“ Es ist offensichtlich, dass Thomas schon in jungen Jahren tiefgründige Gedanken hatte. Allerdings war dies vielen seiner Mitschüler nicht bewusst. Es war auch in der Schule, dass Thomas den Spitznamen „stummer Ochse“ erhielt. Die Schüler nannten ihn den „stummen Ochsen“, weil Thomas groß und korpulent war und im Unterricht unglaublich schweigsam. Es stellte sich jedoch heraus, dass seine Mitschüler Thomas’ intellektuelle Fähigkeiten falsch einschätzten.

Monte Cassino in the 15th Century
Monte Cassino im 15. Jahrhundert
Schedel1 (Public Domain)

Nachdem Thomas sich erfolgreich darum bemüht hatte, Dominikanermönch zu werden, wurde er Schüler von Albert dem Großen (auch bekannt als Albertus Magnus). Unter Alberts Anleitung blühte Thomas auf. Thomas reiste mit Albert nach Köln, Paris und zurück nach Italien, wo sie studierten, Vorträge hielten und für Akademien und die Kirche schrieben. Einmal meinte Albert: „Wir haben ihn den stummen Ochsen genannt, aber er wird so laut brüllen, dass der Klang seiner Stimme die ganze Welt erfüllen wird“ (Hourly History, 18). In der Tat sollten Thomas’ philosophische und theologische Werke während seines Lebens und weit darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Welt haben, da er sich mit den Kontroversen und Rätseln des Mittelalters auseinandersetzte.

Thomas begegnete den Werken des Aristoteles erstmals in Neapel. Er war zu dieser Zeit noch im Teenageralter und hatte gerade die Abtei von Monte Cassino verlassen, nachdem Friedrich II. (l. 1194–1250) das Gebiet mit Soldaten besetzt hatte. Thomas’ Schulbildung in Neapel stand nicht unter der Kontrolle der katholischen Kirche, und hier wurde seine geisteswissenschaftliche Ausbildung stark erweitert. Thomas studierte die Fächer Astronomie, Geometrie, Arithmetik, Rhetorik und Musik. Die Tatsache, dass Thomas in seiner Jugend sowohl in der Abtei von Monte Cassino als auch in Neapel studierte, war wichtig, denn zwischen diesen beiden Lernorten tauchte er sowohl in die Ideen der Bibel als auch in die philosophischen Konzepte der freien Künste ein. Diese Kombination aus religiöser und weltlicher Bildung sollte sich als schicksalhaft erweisen, als Thomas seine wissenschaftliche Blütezeit erreichte.

Kontroversen der damaligen Zeit

Die Kontroversen zu Thomas’ Zeit drehten sich um Macht und Wissen. Die Päpste des 13. Jahrhunderts sahen ihre Autorität durch die Macht des Heiligen Römischen Reiches zunehmend in Frage gestellt, während der katholische Glaube gegen neue und herausfordernde Ideen zu Wissenschaft und Vernunft ankämpfte. Papst Gregor IX. und Papst Innozenz IV. kämpften gegen Kaiser Friedrich II., und die Familie von Thomas erlebte diesen jahrzehntelangen Kampf persönlich. So diente beispielsweise Thomas’ Vater direkt Friedrich II., während einer von Thomas’ Brüdern, Rinaldo, von Friedrich wegen seiner Treue zur Kirche gemartert wurde. Als Thomas in den Dominikanerorden eintrat, machte er deutlich, dass seine Loyalität dem Papst und nicht dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches galt.

Zu dieser Zeit gab es nicht nur einen allgemeinen Konflikt zwischen Religion und Philosophie, sondern auch zwischen zwei Philosophien, nämlich der von Platon und der von Aristoteles.

Es gab auch akademische und religiöse Kontroversen, die Thomas in seinen mündlichen Debatten und Schriften nicht scheute. Als Thomas seine Blütezeit als Gelehrter erreichte, wurde Aristoteles gerade in der westlichen Welt eingeführt. Aristoteles’ Schriften wurden aus dem Osten in arabischer Sprache überliefert, und bald wurden lateinische Übersetzungen von Aristoteles angefertigt. Die katholische Kirche lehnte Aristoteles’ Werk ursprünglich ab und verbot, es in religiösen Einrichtungen zu lehren. Außerdem gab es innerhalb der katholischen Kirche Gruppen, die augusteische philosophische Ansichten vertraten und viele ihrer Ideen auf Platon bezogen. Zu dieser Zeit gab es also nicht nur einen allgemeinen Konflikt zwischen Religion und Philosophie, sondern auch zwischen zwei Philosophien, nämlich der von Platon und der von Aristoteles. Letztendlich brachte Thomas Aristoteles unter das Dach des katholischen Denkens, wodurch der griechische Denker in den religiösen Schulen nicht nur akzeptiert, sondern auch gefeiert und leidenschaftlich studiert wurde.

Doch war es keine leichte Aufgabe, die Thomas sich gestellt hatte. Aristoteles war in der katholischen Kirche nicht ohne Grund umstritten. Einige mittelalterliche Gelehrte vertraten die Ansicht, dass Aristoteles’ Philosophie gegen die christliche Religion verstoße. Insgesamt sahen diese Gelehrten einen Konflikt zwischen Glaube und Vernunft. Während der Glaube einen Christen dazu brachte, an Gott zu glauben, veranlasste die Vernunft jemanden dazu, Gott in Frage zu stellen oder gar zu leugnen. Siger von Brabant (ca. 1240–1284) beispielsweise folgte der Philosophie von Averroes (1126–1198) und vertrat die Auffassung von zwei gegensätzlichen Perspektiven. Würde man ihrer Argumentation folgen, würde man die Welt auf eine bestimmte Weise sehen, die im Widerspruch zu den von der Kirche vertretenen Überzeugungen stünde. Thomas wandte sich leidenschaftlich gegen diese Anschauung und vertrat die Ansicht, dass Glaube und Vernunft zusammenwirken, um die eine Wahrheit Gottes zu stützen.

Monte Cassino Abbey
Abtei Montecassino
damian entwistle (CC BY-NC)

Thomas skizzierte eine Hierarchie des Wissens, das alles unter die höchste Gottheit fiel. Wenn zum Beispiel jemand beschließt, Pflanzen mit wissenschaftlichen und weltlichen Methoden zu studieren, hätte Thomas dies gebilligt. Andererseits wäre Thomas nicht mit der Idee einverstanden gewesen, dass diese wissenschaftliche und weltliche Art, Dinge zu studieren, die Gesamtheit des Wissens offenbaren könnte. Alles Wissen über Pflanzen war für Thomas also nur ein kleines Teil des Puzzles, und die Vernunft kann zwar viele Dinge lehren, aber nicht alle Dinge. Um das höchste Studium zu betreiben, das nach Thomas die Theologie war, musste man über den Gebrauch von Wissenschaft und Vernunft hinausgehen und auch den Glauben und die Offenbarung in Betracht ziehen.

Werke

Bis zum Ende seines Lebens hatte Thomas Millionen von Worten und Tausende von Artikeln verfasst. Er debattierte ausgiebig mit anderen an den Universitäten und schrieb Werke, die sich direkt mit den Kontroversen seiner Zeit befassten. Sein Buch, die Summa Theologica, gilt bis heute als Thomas’ höchste wissenschaftliche Leistung. Sie wird nicht nur von katholischen Gelehrten studiert, sondern ist auch ein fester Bestandteil des klassischen Lehrplans, und sowohl religiöse als auch nicht-religiöse Akademiker beschäftigen sich bis heute intensiv mit ihr. Die Summa Theologica ist in drei Teile gegliedert, wobei der zweite Teil in zwei Unterabschnitte unterteilt ist. Die Teile reichen von der Betrachtung der Ebenen des Lebens und des Regierens bis hin zur Erörterung der Inkarnation Christi. Insgesamt zielt das Werk darauf ab, die Leser zu lehren, wie sie Jünger Gottes sein können, und deckt dabei die philosophischen und theologischen Bereiche der Wirklichkeit ab.

Im Rahmen seiner philosophischen Erkundungen erörtert Thomas Ethik, Physik, Politik und Metaphysik. Neben seinen rein philosophischen Werken verfasste Thomas auch Bibelkommentare, Gebete, Gedichte und vieles mehr. In vielen seiner Schriften wird Thomas’ logischer und offener Stil deutlich. Oft begann er mit einer Frage oder einer häretischen Idee, wobei er der gegnerischen Meinung eine faire Anhörung gewährte, bevor er sie gründlich demontierte.

Ein berühmtes Beispiel dafür findet sich in der Summa Theologica. In diesen mehreren Bänden stellt Thomas an einer Stelle die Frage nach dem richtigen Namen für Gott. Unter Bezugnahme auf die biblische Geschichte von Moses und dem brennenden Dornbusch argumentieren einige, dass der beste Name für Gott „Er, der ist“ sein muss (auf Lateinisch: Qui Est; Summa Theologica I, Q. 13, Artikel 11). Bevor Thomas den Namen Qui Est verteidigt, argumentiert er, dass dies tatsächlich nicht der beste Name für Gott ist. Die einen sagen, dass Gott nicht benannt werden kann, die anderen, dass „gut“ der beste Name für Gott ist. Nachdem Thomas diese gegensätzlichen Ansichten untersucht hat, argumentiert er, dass Qui Est der beste Name für Gott ist, indem er sich nicht nur auf die biblische Autorität beruft, sondern auch an die philosophische Vernunft appelliert. Da das Wesen Gottes die Existenz selbst ist, verdient er allein das Prädikat des Seins oder der Existenz. Diese Synthese von Glaube und Vernunft ist es, die Thomas’ Denken so bemerkenswert macht.

Thomas Aquinas as the "Angelic Doctor"
Thomas von Aquin als „Doctor Angelicus“
DarwIn (Public Domain)
Thomas’ philosophische Arbeit erweiterte außerdem Aristoteles’ Theorie über den ersten Beweger oder die erste Ursache. Das Konzept des ersten Bewegers besagt, dass wir aus der Tatsache, dass die Dinge um uns herum in der Gegenwart in Bewegung sind, rückwärts ableiten können, dass es in der Vergangenheit ein erstes Ding gegeben haben muss, das alle anderen Dinge in Bewegung gesetzt hat. Thomas zeigte, dass dieses Denken auf Gott zutrifft. Gott war nicht nur der erste unbewegte Beweger, sondern er war auch die erste Ursache, die zu allen anderen Wirkungen führte. Thomas argumentierte, dass es eine nicht-kontingente Quelle geben muss, die ursprünglich zu ihrer Realität geführt hat, da alle Dinge um uns herum kontingent sind oder von anderen Dingen für ihre Existenz abhängen. Ein anderes, komplizierteres Argument ist Thomas’ Berufung auf Grade oder Ebenen der Existenz. Da die Qualität der Dinge variiert, da einige Dinge schlechter oder besser sind als andere, muss es etwas Vollkommenes oder Bestes geben, das den universellen Standard für alle Qualitäten der Existenz darstellt.

Mystische Erlebnisse

Thomas war nicht nur Philosoph, Theologe und Mönch, sondern auch als Mystiker bekannt. Als Mystiker erlebte er Berichten zufolge Visionen und übernatürliche Besuche. Nachdem Thomas zum Beispiel die Prostituierte aus seinem Zimmer vertrieben hatte, soll er von zwei Engeln besucht worden sein, die ihm ein Keuschheitsband umlegten. Obwohl Thomas sein ganzes Leben lang sehr still war, erzählte er seinen engsten Freunden andere mystische Erfahrungen wie diese.

Vision of St. Thomas Aquinas
Vision von Thomas von Aquin
Sailko (CC BY)

Eine andere Geschichte besagt, dass Thomas im Dezember 1273 an einer Messe teilnahm, als er etwas sah, das den Verlauf seines Lebens grundlegend veränderte. Was immer Thomas sah, veranlasste ihn zu den Worten: „Alles, was ich geschrieben habe, erscheint mir wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe“ (Kerr, 19). Thomas hielt sich nicht nur an sein Wort und weigerte sich, weiter zu schreiben, sondern er starb auch einige Monate später, im Jahr 1274. Thomas befand sich auf Befehl von Papst Gregor X. auf einer Reise nach Lyon, als er erkrankte und Zuflucht im Kloster Fossanova suchte. In diesem Kloster legte Thomas seine letzte Beichte ab und verstarb.

Vermächtnis

Thomas von Aquin wurde 1323 von der katholischen Kirche heiliggesprochen, und 1567 wurde ihm die Bezeichnung „Doctor Angelicus“ verliehen. Obwohl die Werke von Thomas von Aquin schließlich in den römisch-katholischen Hochschulen einen festen Platz einnehmen sollten, wurden seine Ideen nicht sofort von allen Katholiken angenommen. Unmittelbar nach Thomas’ Tod lehnte die Pariser theologische Fakultät eine Reihe von philosophischen Behauptungen ab, die einen Großteil des Denkens von Thomas enthielten. Ein bekannter Gegner des Thomismus war der Erzbischof von Canterbury, Robert Kilwardby (1215–1279), der einige der grundlegenden Ansichten von Thomas über die Natur und die Gottheit für nahezu ketzerisch hielt. Etwa ein Jahrzehnt nach Thomas’ Tod verbot der Franziskanerorden die Summa Theologica für diejenigen, die nicht in der Betrachtung seiner Ideen geschult waren.

Trotz dieser Anfeindungen wurde Thomas’ philosophisches und theologisches Werk schließlich von der Kirche angenommen und neben der Heiligen Schrift gefeiert. Die Päpste Innozenz VI., Urban V., Pius V., Innozenz XII., Clemens XII. und Benedikt XIV. äußerten sich zu verschiedenen Zeitpunkten positiv über Thomas und seine Werke. Jahrhunderte nach Thomas’ Tod, im Jahr 1879, verfasste Papst Leo XIII. die Enzyklika Aeterni Patris, in der er das thomistische Denken als „goldene Weisheit“ (Aeterni Patris, Abschnitt 31) befürwortete. Papst Leo XIII. (Amtszeit 1878–1903) kämpfte mit dem Denken der Postaufklärung, und die Philosophie von Thomas war seine wichtigste Waffe in diesem Kampf. Neben den Worten und Taten der Päpste inspirierte Thomas auch die Theorie der Menschenrechte, die im 15. und 16. Jahrhundert von spanischen Dominikanern wie Francisco de Vitoria und Bartolomé de las Casas entwickelt wurde. Diese katholischen Mönche waren beunruhigt über die grausamen Zustände in den spanischen Kolonien in Amerika und versuchten daher, das thomistische Denken als Rechtfertigung für die Menschenrechte zum Schutz der indigenen Völker zu nutzen.

Unter Berücksichtigung all dieser unterschiedlichen Einflüsse sind die Gedanken von Thomas auch heute noch relevant und umstritten. Nach wie vor werden Hochschulen in Thomas’ Namen gegründet, da sich die Menschen immer wieder von seinem akademischen Geist inspirieren lassen. In den 1970er Jahren half der Erzbischof Fulton Sheen bei der Gründung des Thomas Aquinas College. Wie sich herausstellte, war die Behauptung von Albert dem Großen, dass dieser „Ochse“ für die ganze Welt „brüllen“ würde, tatsächlich prophetisch.

Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Nathan Huffine
History Teacher

Dieses Werk Zitieren

APA Stil

Huffine, N. (2021, April 13). Thomas von Aquin [Thomas Aquinas]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-19630/thomas-von-aquin/

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Huffine, Nathan. "Thomas von Aquin." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte April 13, 2021. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-19630/thomas-von-aquin/.

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Huffine, Nathan. "Thomas von Aquin." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 13 Apr 2021. Internet. 14 Apr 2025.