Die Verordnungen vom 4. August 1789, auch bekannt als die Augustbeschlüsse oder die Dekrete vom August, waren eine Sammlung von 19 Artikeln, die von der verfassunggebenden Nationalversammlung während der Französischen Revolution (1789–1799) verabschiedet wurde und zur Abschaffung des Feudalismus und auch zur Streichung des Rechts der Oberklasse auf Steuerbefreiung in Frankreich geführt hatte. Obwohl die Verabschiedung der Dekrete nicht problemlos verlief, war sie trotzdem ein bedeutender Erfolg der Revolution.
Die Nationalversammlung, die aus den drei Ständen aus der ehemaligen Regierungsform Frankreichs vor der Revolution von 1789 bestand, wollte ihre Hingabe für das Volk zeigen und die Leistungen der Revolution bestärken. In einem Zustand patriotischen Eifers verzichteten Adlige auf ihr Vorzugsrecht und einige forderten überdies die Abschaffung der Zehntenzahlung und ein neues Justizsystem, das alle vor dem Gesetz gleichberechtigte.
Obwohl sehr wenige der Artikel in Kraft traten, hatten die Verordnungen in ihrer Gänze starken Einfluss auf die Zerstörung der repressiven ehemaligen Regierungsform Frankreichs, des Ancien Régimes, und machten den Weg frei für künftige Entwicklungen in den Gleichheits- und Menschenrechten.
Vorspiel: Dämmerung des Feudalismus
Der französische Historiker François Furet resümiert die Bedeutung der Dienstagsnacht am 4. August 1789 wie folgt:
[Das Datum] kennzeichnet den Moment, als eine über Jahrhunderte hinweg geformte gerichtliche und soziale Ordnung, die eine Hierarchie von durch Privilegien definierten separaten Klassen, Körpern, und Gemeinschaften umfasste, irgendwie verdunstete und an ihrer Stelle eine Sozialwelt entstehen ließ, die auf neuer Weise als eine Vereinnahmung begriffen wurde, unter der Individuen vor dem allgemeingültigen Gesetz frei und gleich kämen. Die in der Nacht vom 4. August geführte Debatte wurde bei allen Versammlungsgehörigen mit dem sehr starken Gefühl verbunden, als dass sie eine Dämmerung und zugleich einen Anbruch erlebten. Aber selbst diese klassische Parallele kann nicht völlig die Gefühlsbewegungen der Teilhaber dieser bekannten Sitzung rechtfertigen. Diese, die sich für einige Stunden als göttliche Handwerker fühlten, die dabei halfen, es zu diesem unglaublichen Spektakel kommen zu lassen. Diese Dämmerung und dieser Anbruch waren all ihr Werk. (107)
Die Dämmerung, auf die sich Furet bezieht, namentlich der Abbau der Spuren des Feudalismus zugunsten eines neuen politischen Körpers, gehörte vor dem 4. August nicht zur Geschäftsordnung der Nationalversammlung. Es war eher eine Entscheidung, die improvisiert getroffen wurde und als Reaktion auf die Unruhe und Panikwelle, die in den letzten Juliwochen über das Land gefegt hatten, bevor es zum Sturm auf die Bastille kam. Das Landvolk, das schon seit einem halben Jahrzehnt aufgrund schlechter Ernteerträge zornig war, begann Gerüchte zu verbreiten, dass vom Adel konspiriert würde, das Volk auszuhungern, um es nach dem Erfolg des dritten Standes und der Kreation der Konstituante wieder zur Unterwerfung zu zwingen. Die Verschwörungstheorie bewahrte sich ferner durch die Flucht von emigrierten Adelsherren aus dem Königreich nach dem Sturz der Bastille. Es war nur eine Zeitfrage, so dachte man, bis sie mit ausländischen Heeren heimkehren würden, um den Staat zurückzuerobern und ihre Vorherrschaft mit Gewalt wiedereinzusetzen.
Diese Gerüchte, deren Ausbreitung durch den Zusammenbruch verlässlicher Mitteilungen dank der revolutionären Aufregung unterstützt wurde, verursachten, dass sich ein Auflauf von Bauern mit Waffen zur Wehr zusammensetzte. Im Verlauf eines Ereignisses, das Historiker als die Große Furcht bezeichnen, erstürmten einige dieser Bauern die zu den Adligen gehörenden Châteaux, die eigentlichen französischen Schlösser. Sie verbrannten feudale Akten, darunter Dokumente über allerlei Adelsgüter und sie zwangen gleichzeitig die Adligen selbst, auf ihre Vorrechte zu verzichten. Auf unvermittelte Weise breitete sich der bäuerliche Aufstand innerhalb von annähernd drei Wochen auf die Gegenden von Hainault, Elsass, Burgund und Franche-Comté aus. Wenn nichts dagegen getan würde, würde die Unruhe sicher schon bald das ganze Königreich überfluten.
Die Nationalversammlung war vertieft beschäftigt mit Debatten der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte und ihrem Bezug zu der kommenden Staatsverfassung, als sie sich verpflichtet sahen, stattdessen den Aufruhr zu bewältigen. Die erste Reaktion der Versammlung war Verlegenheit, da es trotz der Bemühungen ihrer neu kreierten Nationalgarde zu dieser Rebellion gekommen war. In der Nacht vom 3. August wurde vermeldet, dass „Sendschreiben aus allen Provinzen berichteten, dass Besitztümer aller Art Opfer der verbrecherischen Ausplünderung wären. Allerorten würden Châteaux, die französischen Schlösser, im Brand gesetzt, Klöster zerstört und Farmen der Erbeutung preisgegeben“ (Furet, 108). Obwohl die Versammlung erkannte, dass sie dagegen handeln musste, wurde das Niederschlagen der Aufstände durch Waffengewalt ausgeschlossen, da den königlichen Soldaten dadurch Autorität und Legitimität zugeschrieben worden wären (obwohl sie schon einige Revolten niedergekämpft hatten). Stattdessen wurde ein Gesetzentwurf erlassen, der in der folgenden Nacht erörtert werden sollte, durch den die „Unantastbarkeit“ aller Besitztümer und Vorzüge bestätigt würde, währenddessen auch ein Projekt für Armenunterstützung ausgestaltet wurde.
Diese Aktionen waren nicht die einer Versammlung, die die Absicht hatte, das Feudalsystem zu beseitigen. Gewiss waren es nicht viele Parlamentarier, die Beweggründe hatten, so etwas zu tun. Außerhalb von Gebieten wie Burgund oder Franche-Comté, wo Feudalismus noch prosperierte, war die Feudalherrschaft schon lange im Rückgang. Obwohl Frankreich größtenteils ein ackerbautreibender Staat war, gestattete ein sich modern einrichtendes Europa dem Adel schnellere Wege zum Reichtum als durch Besitztum. In der unvermeidlichen Konkurrenz mit der aufsteigenden Bürgerschaft für Einfluss und Macht wandelten sich Adelherren in Geldgeber für Industrie oder Landesentwicklung um. Dennoch überwiegend waren die Spuren des Feudalismus in Regionen, wo herkömmliches Besitztum schwindend war, beispielweise, die Corvée, die sogenannte französische lästige Arbeit, die eine Praktik war, bei der Menschen zum Adelhausdienst ohne Bezahlung gezwungen wurden.
Einige Versammlungsteilnehmer hielten es für patriotische Pflicht, den Staat ein für alle Mal vom Feudalismus in all seinen verschiedenen Formen zu befreien. Die Idee entstand sehr wahrscheinlich während des Treffens des Bretonischen Klubs, wo die Teilnehmer nach Abschluss der Versammlungssitzung am 3. August heimlich die komplette Vernichtung privilegierter Klassen, Provinzen und Körperschaften diskutierten. Der Bretonische Klub, der dem berüchtigten Klub der Jakobiner vorausging, wurde von Gegnern der königlichen Vorherrschaft gegründet, Abgesandte aus der Bretagne, die sich vor jeder Versammlungssitzung zur Ausgestaltung gemeinsamer Strategien trafen. Im Juli zählte der Klub mehr als 200 Mitglieder. Als sich die Versammlung am 4. August zur Besprechung des Problems der Eigentümerschaft und des bäuerlichen Aufstands zusammensetzte, schien es, dass die Mitglieder des Bretonischen Klubs schon darauf vorbereitet waren, ihre eigenen Pläne umzusetzen.
Die Nacht vom 4. August
Nach Eröffnung der Versammlungssitzung am 4. August um acht Uhr abends war die Diskussion des Eigentümerrechts schnell abgeglitten. Bemerkenswerterweise war der erste, der die Privilegien der Oberklasse verurteilte, Louis-Marie, der Vicomte von Noailles, selbst Adliger aus einer der berühmtesten Adelsfamilien in Frankreich. Der Vicomte von Noailles erkannte zuerst an, dass die rebellierenden Bauern zwar Kriminelle waren, allerdings gerechtfertigt aufgrund der Unterdrückung durch ihre Vorherren, und daher dafür entschuldigt werden sollten.
Er behauptete, dass die Nationalversammlung kurz nach ihrer Einrichtung nun bereits am Kreuzweg stände und sich das Königsreich zwischen „der Zerstörung der Gesellschaft und der Bildung einer Modellregierung für ganz Europa“ (Schama, 438) befände. Die Versammlung, fuhr Louis-Marie fort, müsste zeigen, dass sie das Volk verträte, indem sie in der Öffentlichkeit Institutionen der Knechtschaft wie die Corvée aufhöbe und den Bürgern erlaubte, ihre Steuerverpflichtungen nur nach ihrer Mittelverfügung abzuzahlen.
Gleich nach den Worten vom Vicomte von Noailles folgte ihm der Herzog von Aiguillon, einer der größten Grundstücksbesitzer Frankreichs. Dieser ging sogar noch weiter und sprach, dass sich die Nationalversammlung als freundlich zu den Menschenrechten zeigen könnte, nur wenn sie den bestehenden „feudalistischen Barbarismus“ (Schama, 438) vernichtete, unter dem das Volk noch litte. Am Ende der spannenden Reden der beiden prominenten Herren begannen andere Edelmänner einander eifrig zu übertönen und sich als Patrioten durch Ablehnung ihrer Vorrechte zu zeigen.
Die Meinungen, die von den erregten Beteiligten in der Versammlung geäußert wurden, waren zunehmend radikal. Einer davon stimmte der Abschaffung des Feudalismus zu und sprach sich gegen demütigende Titel aus, durch die „Menschen aus Lehensgut wie Lasttiere in Herrenhäusern geknechtet würden“ (Schama, 438). Nicht lange darauf trat ein anderer auf und schlug die Streichung der Zehntenzahlung vor, sehr zur Betroffenheit der versammelten Kleriker. Wahrscheinlich erwiderte der Bischof von Chartres den Antrag auf die Beschränkung des Jagdrechts des Adels in Vergeltung und äußerte, dass jeder Bauer berechtigt werden sollte, Tiere zu schlachten, die ihre Saaten beschädigten. Wieder andere betonten das Bedürfnis für Gleichgerechtigkeit in der Kriminaljustiz und Steuerfestsetzung für die Adligen.
Es war, wie es Charles-Élie de Ferrières unterstrichen hat, „ein Moment des Patriotenrausches“ (Schama, 439). Nicht längst umarmten Abgeordnete einander und sangen weinend patriotische Lieder. Natürlich nicht alle dort waren sich einig, dass die Sitzung in die richtige Richtung ging. Der Marquis von Lally-Tollendal war sichtlich besorgt, sodass er seinem Freund und Versammlungsleiter, dem Herzog von Liancourt, folgendes schrieb: „Sie haben den Verstand verloren. Verschieb die Sitzung“ (Schama, 439). Als der Herzog von Liancourt sich weigerte, dem nachzukommen, versuchte der Marquis von Lally-Tollendal selbst die Situation aus dem Desaster zu retten. Er erinnerte seine Mitvertreter daran, dass sie sich auf des Königs Aufforderung hin in Versailles versammelt hatten und dass der König deswegen zum „Restaurator der Französischen Freiheit“ ernannt werden sollte.
In dieser Nacht wurde kein Gesetz bezüglich des Eigentums und des Personenschutzes zur Debatte gestellt. Stattdessen wurden 19 Artikel über die Abschaffung des Feudalismus redigiert, bevor die Versammlungssitzung endlich um zwei Uhr nachts schloss. Als die Neuigkeiten von diesen Artikeln auf die Straßen von Paris herausgebracht wurden, wurden sie überall gerühmt. Der Erzbischof von Paris schlug anlässlich des Ereignisses vor, ein Te Deum zu singen. Währendessen wollten andere den 4. August als einen jährlichen Nationalfeiertag festhalten.
Die Debatten wurden jedoch nicht zu Ende. Die Versammlung brauchte noch eine Woche, um die Diskussion der zentralspezifischen Fragen, insbesondere der Zehntenzahlung abzuschließen. Es wurde schließlich beschlossen, die Zehntenzahlung ohne Ersatz zu streichen, wenngleich der Kirche genehmigt wurde, diese Zahlung noch abzufordern, bis von der Versammlung eine Alternativlösung gefunden worden war. Die endgültige Sammlung der Artikel und deren Kodifizierung wurde am 11. August vollgebracht und mit diesem Satz in den Anfangszeilen, der auch durch ganzes Frankreich hallte: „Die Nationalversammlung vernichtet das Feudalwesen völlig“ (Furet, 110).
Die Artikel
Aus den zu den Augustbeschlüssen gehörenden 19 Artikeln sind die folgenden wichtigsten zusammengefasst:
- Artikel 1: Das Feudalsystem ist völlig abgeschafft. Alle Feudalprivilegien und Anrechte genauso wie die Knechtung sind ohne Entschädigung aufgehoben. Alle anderen Rechtarten sind abzahlbar und die Nationalversammlung legt fest, um welchen Preis und auf welchem Weg sie zurückgekauft werden können.
- Artikel 2: Das ausschließliche Recht auf Vögel beziehungsweise Taubenschläge ist gestrichen. Der Zeitraum für deren Ein- und Aussperrung wird von den Gemeinschaften festgesetzt.
- Artikel 3: Ausschließliches Jagdrecht ist gleichermaßen gestrichen. Jedem Landbesitzer ist das Recht vorbehalten, aber nur auf eigenen Ländereien. Das Jagdgelände des Königs soll jedoch bewahrt werden.
- Artikel 4: Alle herrschaftlichen Gerichtsbarkeiten sind ohne Ersatz aufgehoben. Gerichte sind allerdings noch funktionsberechtigt, bis eine neue Gerichtsordnung von der Nationalversammlung entschieden ist.
- Artikel 5: Zehntenzahlung aller Art ist ohne Gegenleistung gestrichen. Noch unentschieden sind die Fördermittel für die Kirche.
- Artikel 7: Der Verkauf öffentlicher Einrichtungen ist verboten. Das Prinzip einer gebührfreien Justizverwaltung ist vertreten.
- Artikel 9-10: Alle Sonderrechte sind gestrichen und jeder Bürger ist gleicherweise steuerpflichtig.
- Artikel 11: Jeder Bürger, gleich welcher Abstammung, hat das Recht darauf, jede Tätigkeit auszuüben, sei es zivilrechtliche, militärische oder kirchliche.
- Artikel 17: Der König Ludwig XVI. ist zum Restaurator der Französischen Freiheit ernannt.
Der König Reagiert
Die Verabschiedung der Augustbeschlüsse war die erste Aufgabe des Königs Ludwig XVI. als patriotischer König. Bei seinem Rückzug infolge des Sturzes der Bastille musste der König der Nationalversammlung Macht zugestehen, indem er die Ernennung von Jean Sylvain Bailly und dem Marquis von Lafayette jeweils zum Bürgermeister von Paris und Kommandanten der Nationalgarde akzeptierte. Er nahm eine revolutionäre Kokarde von Bailly vor einer Bürgermenge entgegen und viele sahen dies als Zeichen der Versöhnung des Königs mit der Revolution.
Natürlich war es nicht so eindeutig wie es schien. Der König nahm zweierlei Stellung zur Veröffentlichung der Augustbeschlüsse. Während er in einem Brief an den Erzbischof von Arles seine Zufriedenheit mit der Versammlungsmühe auf die Versöhnung zwischen den Klassen ausdrückte, konnte er die Streichung der Adelsprivilegien nicht akzeptieren. „Ich werde nie zustimmen“ , schrieb er, „dass mir mein Adel und Klerus beraubt werden... Ich werde niemals die Verordnungen billigen, die meine Vorrechte enteignen. Denn mir wird das französische Volk eines Tages die Schuld an Unrecht und Schwachheit geben“ (Schama, 442).
König Ludwig hielt sein Wort und verweigerte wochenlang die Billigung der Augustbeschlüsse. Am 18. September brachte er offiziell seine Bemerkungen auf der Versammlung vor, die von seinem neulich gestellten Minister Jacques Necker geleitet wurde. Mit diesen erteilte der König dem Prinzip des Rückkaufs der Adelsrechte seine Zustimmung, aber er erhob Einspruch gegen die Liste der von der Versammlung ohne Entschädigung gestrichenen herrschaftlichen Rechte. Die Weigerung des Königs, die Verordnungen rückhaltlos zu befürworten, blieb durch die vergehenden Sommermonate von 1789 als ein Spannungspunkt bestehen. Der König beharrte auf seinem Standpunkt bis zum Frauenmarsch auf Versailles im Oktober, bei dem die königliche Familie gezwungenermaßen nach Paris versetzt wurde, und der König selbst wurde genötigt, den Augustbeschlüssen stattzugeben.
Nachwirkung und Bedeutung
Die Augustbeschlüsse waren ein großer Schritt im Abbau des Ancien Régimes, der ehemaligen Regierungsform. Innerhalb von nur einer Nachtspanne wurden unannehmliche Zehntenzahlung, überalterte edelherrliche Ehren und Anrechte gestrichen. Zumindest lauteten die Wörter so auf dem Verordnungsdokument. In Wirklichkeit waren die Dinge ziemlich kompliziert, als die Versammlung zu klären versuchte, was genau man in der eifrigen Aufregung in dieser Augustnacht gemeint hatte.
Dies führte selbstverständlich zur einiger Verwirrung und Missverständnissen. Mehrere Bauern glaubten, dass die Verordnungen unverzüglich in Kraft treten müssten und ließen den Vorbehalt außer Betracht, dass viele Gebühren noch zu zahlen waren, bevor ein neues Regierungssystem eingeführt werden könnte. Viele Bauern sträubten sich gegen die steuerlichen Zahlungsverpflichtungen und standen der Steuerfestsetzung zunehmend feindlich gegenüber, was Frankreich nicht bei der Beisetzung seiner bereits schweren Finanzkrise half. In der Tat wurde allen adligen Vorrechten erst im Jahr 1793, fünf Jahre nach der Verabschiedung der Augustbeschlüsse, ohne Gegenleistung ein Ende gesetzt.
Viele Adlige waren keinesfalls zufrieden mit dem Verlust ihrer Privilegien. Entrüstete Adler fragten sich verwundert, wie eine Versammlung, die sich offensichtlich zur Abstimmung über die Steuersetzung zusammengesetzt hatte, genügend Macht ergriffen hatte, um das Feudalsystem ganz zu vernichten. Auch die Kirche protestierte gegen die Streichung der Zehntenzahlung. Dies war das Thema der heftigen Debatte in den Tagen zwischen dem 4. August und dem Datum der Formalisierung der Verordnungen eine Woche später. Während dieser Debatte wurde zum ersten Mal die Meinung geäußert, dass Grundbesitze der Kleriker dem Staat zugehörten, was unter Umständen zur Folge hatte, dass der Kirche mehrere Gelände genommen wurden. In der Praxis wurde von der Kirche die Zehntenzahlung nicht vor Januar 1791 abgezogen. Aber die Verabschiedung der Augustbeschlüsse war der Ursprung der Feindseligkeit zwischen der Kirche und der Revolution, was in bitterem und blutigem Konflikt resultierte.
Im November 1789 wurden 13 Parlements, also französische Parlamente, oder vielmehr hohe Gerichtshöfe ausgesetzt, wie es in den Verordnungen ausdrücklich stand. Ein Jahr später wurden sie komplett zerstört. Dies war ein bedeutender Misserfolg für die Institutionen, die doch ein Jahr zuvor während des Aufstands der Parlamente von dem Volk als Schutzschild vor Königsunterdrückung begrüßt worden waren. Nichtdestotrotz war dies ein weiterer Backstein abgetragen von der Mauer, die das Ancien Régime bildete, da diese dem Adel stets als Instrument zum Machtsgewinn gedient hatten.
Historiker unterzogen das Vermächtnis der Augustbeschlüsse ihrer analysierenden Arbeit in den Jahrhunderten, die auf deren Schaffung folgten. Einige waren weniger beeindruckt von den Ergebnissen der Untersuchung und behaupteten, dass die Dekrete nichts als den aufkommenden Status quo bestätigt hätten. In Frankreich ginge das feudalistische System schließlich schon zugrunde, daher opferten die Adligen wirklich nicht viel. Im Widerspruch zu diesen Äußerungen sollte man betonen, was für ein großer Erfolg die vollständige Vernichtung des Feudalismus war. Obschon das Feudalsystem immerhin verschwand und erst 1793 vollends zu beseitigen war, riss der Verordnungsakt ein Grundelement des Ancien Régimes ab und ermöglichte die Bildung eines neuen politischen Körpers. Die Augustbeschlüsse öffneten der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte Tür und Tor. Dies war ein einschneidendes Dokument in der Geschichte der Menschenrechte. Es wäre richtig zu behaupten, dass viele Adlige finanziell nicht viel riskierten, aber es wäre nicht fair, zu behaupten, dass sie nur aus Selbstsüchtigkeit handelten. Zum Beispiel waren edle Herrn wie Noailles, der unter seinem Schwager Lafayette im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gedient hatte, wirklich von der Freiheit begeistert und empfanden es als wahrscheinlich als die Erfüllung ihrer patriotischen Pflicht.
Die Augustbeschlüsse waren ein bedeutsamer Fortschritt in der Französischen Revolution und möglicherweise einer der größten und nachhaltigsten Erfolge der Revolution in der französischen Geschichte. Während viele Edikte nur für kurze Zeit hielten, genauso wie die vielen Regierungen der Revolution, die aufeinander folgten und sie verkündeten, blieben die Augustbeschlüsse bestehen und beeinflussten sogar das zukünftige Zivilgesetzbuch, das, auch allgemein bekannt als Code Napoléon, im Jahr 1804 erlassen wurde. Die Augustbeschlüsse verkörperten die Ideale der Freiheit, der Gleichheit vor dem Gesetz und des Eigentümerrechts, die in der Aufklärung wesentlich und eine grundlegende Basis für die westliche Demokratie waren.