Westliche Astrologie

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Arienne King
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 28 März 2023
In anderen Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch
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Zodiac Wheel Mosaic (by Unknown, Public Domain)
Mosaik des Tierkreises
Unknown (Public Domain)

Die westliche Astrologie ist eine Form der Zeichendeutung, die auf der Bewegung von astronomischen Objekten wie Sternen oder Planeten beruht. Der Glaube, dass astronomische Objekte göttlich sind oder Ereignisse auf der Erde beeinflussen, findet sich in vielen Kulturen, aber die Praktiken, die unter dem Begriff „westliche Astrologie“ zusammengefasst werden, haben ihren Ursprung im Nahen Osten und im antiken Mittelmeerraum.

In der Antike und im Mittelalter gab es praktisch keine Unterscheidung zwischen der Astronomie, d. h. der Erforschung von Himmelskörpern, und der Astrologie, d. h. dem Aberglauben, dass diese Himmelskörper Einfluss auf irdische Ereignisse haben können. Der Glaube, dass Himmelskörper die Geschehnisse auf der Erde beeinflussen können, war in der Vergangenheit eine der treibenden Kräfte für ihre Erforschung. In der Renaissance wurde die Astrologie sowohl als wissenschaftliche als auch als spirituelle Beschäftigung betrachtet, auch wenn sie von Gelehrten kritisiert wurde.

Indem sie astronomische Forschung anregte, trug die Astrologie letztlich zur Entstehung der wissenschaftlichen Innovationen bei, die ihre Gültigkeit widerlegten. Die Fortschritte in der Naturwissenschaft und unser Verständnis des Sonnensystems im 18. Jahrhundert führten zur Widerlegung der Astrologie und der sie begleitenden Glaubensvorstellungen. Dieser Wandel im wissenschaftlichen Denken schuf eine klare Unterscheidung zwischen der Wissenschaft der Astronomie und der Pseudowissenschaft der Astrologie. Dennoch hält sich der Volksglaube an die Astrologie bis in die Neuzeit.

Das antike Babylon und Griechenland

Die hellenistische Astrologie hat ihre Wurzeln in Babylon, wo Astronomen im 1. Jahrtausend v. Chr. astronomische Phänomene als Omen deuteten. Später begannen die Babylonier mit der Geburtsastrologie, um die Ereignisse im Leben eines Menschen anhand der Stellung der Sterne und Planeten zum Zeitpunkt seiner Geburt vorherzusagen. Antike griechische Autoren behaupteten, dass die Astrologie von einem babylonischen Priester namens Berossos nach Griechenland gebracht wurde, als dieser auf die griechische Insel Kos zog und dort um 280 v. Chr. eine Schule für Astronomie und Astrologie gründete. Diese Geschichte mag ein Körnchen Wahrheit enthalten, da die Eroberung Persiens durch Alexander den Großen (reg. 336-323 v. Chr.) im 4. Jahrhundert v. Chr. zu einem Ideentransfer zwischen Griechenland und dem Nahen Osten führte. Die hellenistische Astrologie wurde jedoch am stärksten von der griechischen Philosophie beeinflusst und enthielt letztlich nur einen Hauch der babylonischen Kosmologie.

Der Tierkreis und das in der westlichen Astrologie verwendete System nahmen in der hellenistischen Zeit eine erkennbare Form an.

Der Tierkreis und das in der westlichen Astrologie verwendete astrologische System nahmen während der hellenistischen Zeit (332-30 v. Chr.) eine erkennbare Form an. Naturphilosophen gingen davon aus, dass die Sterne und Planeten die Erde auf die gleiche Weise beeinflussen könnten wie die Sonne das Leben und der Mond die Gezeiten. Die Menschen im hellenistischen Mittelmeerraum konsultierten häufig Astrologen in der Hoffnung, dass diese die Zukunft vorhersagen, verborgene Informationen enthüllen und verlorene oder gestohlene Gegenstände wiederfinden könnten.

Die Astrologie fand auch Eingang in die griechische Medizin und Philosophie, da man davon ausging, dass die Planeten sowohl physische als auch metaphysische Wirkungen hatten. Der Glaube, dass bestimmte Planeten Macht über bestimmte Körperteile haben und dass es möglich ist, den besten Zeitpunkt für eine medizinische Behandlung auf der Grundlage der Planetenpositionen vorherzusagen, beeinflusste das westliche medizinische Denken bis in die frühe Neuzeit.

Das Römische Reich

Die Astrologie war im Römischen Reich neben anderen Arten der Weissagung, wie den Auspizien, weit verbreitet. Die römische Astrologie war stark von der griechischen beeinflusst, und die meisten erhaltenen Informationen über die hellenistische Astrologie wurden durch römische Autoren wie Vettius Valens (125 bis ca. 175 n. Chr.) und Plutarch (ca. 45-50 bis ca. 120-125 n. Chr.) überliefert. Die Validität der Astrologie war Gegenstand heftiger Debatten, insbesondere die Frage, ob es möglich war, menschliche Handlungen vorherzusagen.

Römische Kaiser wie Augustus (reg. 27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) ließen Münzen mit Tierkreiszeichen prägen und veröffentlichten Horoskope, die ihren Erfolg und Wohlstand vorhersagten. Römische Politiker erkannten, dass die Astrologie dazu benutzt werden konnte, Rebellion oder politische Unsicherheit zu schüren, und versuchten, sie zu regulieren. Römischen Astrologen war es verboten, Vorhersagen über die Zukunft des Römischen Reiches oder des Kaisers selbst zu machen. Trotz dieses Verbotes standen viele Astrologen im Dienst prominenter politischer Persönlichkeiten, und andere trafen Vorhersagen zu politischen Ereignissen. Der römische Kaiser Vitellius (reg. 69 n. Chr.) verbot die Astrologie schließlich ganz, nachdem Astrologen, die ihn nicht mochten, seinen Sturz vorausgesagt hatten.

Roman Coin with Zodiac Sign
Römische Münze mit Tierkreiszeichen
The Trustees of the British Museum (CC BY-NC-SA)

Das Interesse der Römer an der Astrologie ging in der Spätantike zurück, was zum Teil auf die Einführung des Christentums zurückzuführen war. Theologen wie Augustinus von Hippo (354-430 n. Chr.) lehnten die Astrologie mit der Begründung ab, dass die christlichen Grundsätze des freien Willens dem Konzept des astrologisch bestimmten Schicksals direkt widersprächen. Erst mit ihrer Wiedereinführung im Spätmittelalter wurde die Astrologie in Europa wieder weithin praktiziert.

Das Mittelalter

Während des Goldenen Zeitalters des Islams wurden griechisch-römische astronomische Texte bewahrt und von arabischen und persischen Autoren übersetzt. Sie studierten auch Werke der indischen Astrologie, die ihrerseits von mesopotamischen und griechischen Glaubensvorstellungen der Antike beeinflusst worden war. Islamische Gelehrte im Nahen Osten und auf der Iberischen Halbinsel brachten viele neue Werke der Astronomie und Astrologie hervor, wie das Introductorium in astronomiam von Albumasar (787-886 n. Chr.) und al-Kindīs (801-873 n. Chr.) De Radiis. Zu den technischen Neuerungen dieser Zeit gehörten das Äquatorium, ein Instrument zur Berechnung der Positionen von Sternen und Planeten, und die Erstellung von astronomischen Tabellen zur Katalogisierung dieser Daten.

Man glaubte, dass Sternzeichen und Planeten Macht über Körpersäfte, Körperteile und Krankheitsprozesse hatten.

Viele dieser arabischen Texte wurden im 12. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt und fanden ihren Weg in die Bibliotheken des mittelalterlichen Europas. Sizilien und die iberische Halbinsel waren aufgrund ihrer engeren Verbindungen zur islamischen Welt schon früh Schmelztiegel astrologischer Schriften. Dies bildete die Grundlage für die europäische Astronomie und Astrologie des Mittelalters.

Im Mittelalter glaubte man nicht mehr, dass die Planeten oder Sterne Götter waren, aber viele glaubten immer noch, dass sie Ereignisse auf der Erde beeinflussten oder voraussagten. Man glaubte, dass Sternzeichen und Planeten Macht über bestimmte Körpersäfte, Körperteile und Krankheitsprozesse hatten. Die Ärzte des Mittelalters bedienten sich der Astrologie, um die Art der Behandlung zu bestimmen und die Aussichten eines Patienten vorherzusagen. Die Historikerin Hilary Carey hat die mittelalterlichen Vorstellungen über kosmische Einflüsse zusammengefasst:

So wie die Sonne Kontrolle über das pflanzliche Leben und der Mond über die Gezeiten und den weiblichen Menstruationszyklus ausübte, so harmonierten irdische Ereignisse mit himmlischen, wie eine auf dieselbe Tonhöhe gestimmte Saite. Das gleiche Prinzip galt für andere okkulte Wissenschaften wie Magie, Alchemie und Geomantie. (8)

Wie viele andere okkulte Künste, die im mittelalterlichen Europa und im Nahen Osten praktiziert wurden, nahm auch die Astrologie einen unsicheren Platz im religiösen Gefüge der damaligen Zeit ein. Die Behauptung, die Zukunft mit magischen oder weltlichen Mitteln und nicht durch göttliche Inspiration vorhersagen zu können, konnte als Ketzerei interpretiert werden. Die Prämisse der Vorbestimmung stand auch im Widerspruch zu den Lehren des Judentums, des Christentums und des Islam, die die Bedeutung des freien Willens betonten.

Trotz der zahlreichen arabischen Texte, die sich mit der Astrologie befassten, wurde sie von den Imamen aktiv abgelehnt. Auch die kirchlichen Autoritäten in Europa missbilligten die Astrologie als ein potenziell gefährliches Unterfangen, da sie die Kommunikation mit spirituellen Wesen beinhaltete. Die Astrologie wird im Talmud mehrfach erwähnt und wurde von einigen mittelalterlichen Rabbinern als akzeptabler Weg der wissenschaftlichen Forschung angesehen. Jüdische Astronomen wie der persische Mathematiker Māschā'allāh ibn Atharī (740-815 n. Chr.) leisteten bemerkenswerte Beiträge zur mittelalterlichen Astrologie.

10th-century Equatorium
Äquatorium aus dem 10. Jahrhundert
brewbooks (CC BY-SA)

Astrologen in Europa liefen Gefahr, des Umgangs mit Dämonen beschuldigt oder der Ketzerei angeklagt zu werden. Viele christliche Autoren im mittelalterlichen Europa unterschieden zwischen zulässiger Astrologie und Astrologie, die dämonischer Natur war. Während der Versuch, durch Astrologie geheimes Wissen zu erlangen, verboten war, wurde in der Regel eine Ausnahme für Astrologie gemacht, die zu praktischen Zwecken im Zusammenhang mit Medizin, Landwirtschaft oder Navigation betrieben wurde.

Befürworter der Astrologie versuchten, sie als Wissenschaft zu legitimieren, indem sie ihre Grundlage in der Naturphilosophie betonten und sie von dämonischen oder magischen Praktiken abgrenzten. Obwohl die mittelalterliche Kirche die Astrologie nie offen befürwortete, wurde sie oft toleriert. Thomas von Aquin (1225-1274) schrieb, dass die Himmelskörper zwar einen gewissen Einfluss auf physikalische Phänomene haben könnten, nicht aber auf den freien Willen oder die Vernunft des Menschen. Thomas vertrat die Ansicht, dass Astrologie in bestimmten Situationen zulässig sei, etwa bei der Vorhersage des Wetters oder astronomischer Phänomene.

Mit dem zunehmenden Interesse der mittelalterlichen Gelehrten an den Wissenschaften gewann die Astrologie bei der herrschenden Elite an Popularität. Viele europäische Monarchen beschäftigten neben anderen Gelehrten und Unterhaltungskünstlern auch Astrologen an ihrem Hof. Der italienische Astronom Guido Bonatti (1210 bis ca. 1296) war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der mittelalterlichen Astrologie. Er diente als Astrologe der Stadt Florenz und als Berater von Friedrich II, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1194-1250 n. Chr.). Bonatti stieg in seinem Ansehen, nachdem er erfolgreiche Vorhersagen über Ausgänge militärischer Unterfangen gemacht hatte. Dennoch stellte Dante Alighieri (1265-1321) Bonatti und andere Astrologen in seiner Göttlichen Komödie als der Hölle innewohnend dar.

Für einige mittelalterliche Herrscher war die Astrologie kaum mehr als ein Zeitvertreib, während andere vor der Planung wichtiger Ereignisse wie Krönungen, Hochzeiten oder militärischen Unternehmungen Astrologen konsultierten. König Alfons X. von Kastilien (reg. 1252-1254) erhielt wegen seines Interesses an den Sternen den Spitznamen „der Astrologe“. Er gab die Alfonsinischen Tafeln in Auftrag, eine Reihe von astronomischen Tabellen, die frühere arabische Tabellen mit Daten ab dem Tag seiner Krönung aktualisierten.

Die Astrologen des Nahen Ostens stellten die Theorie auf, dass die Konstellation oder Konjunktion der Planeten historische Ereignisse wie Kriege und Naturkatastrophen verursachte. Die Konjunktionstheorie wurde im späten Mittelalter in Europa beliebt, um Konflikte und soziale Umwälzungen zu erklären. Einige Astrologen machten kühne Vorhersagen über das Ende der Welt, und der französische Kardinal Pierre d'Ailly (1351-1420) zog die Astrologie zu Rate, um festzustellen, ob das abendländische Schisma zwischen den rivalisierenden Päpsten in Rom, Avignon und Pisa das Kommen des Antichristen ankündigte. Die mittelalterlichen Astrologen versuchten auch, historische Entwicklungen mit Hilfe der Astrologie zu verstehen, und erklärten vergangene Ereignisse wie den Aufstieg des Islam oder den Untergang des Weströmischen Reiches mit den Bewegungen der Planeten.

Einige Astrologen versuchten, das Auftreten von Krankheiten oder Seuchen in bestimmten Städten vorherzusagen. Im Jahr 1348 informierten Ärzte der Universität von Paris Philipp VI. von Frankreich (reg. 1328-1350), dass eine Konjunktion von Jupiter, Saturn und Mars im Jahr 1345 für den Schwarzen Tod (1347-1352) verantwortlich gewesen sei. Diese astrologische Theorie über den Ursprung der Pandemie gewann in den folgenden Jahren an Bedeutung, da die tatsächliche mikrobielle Ursache der Krankheit zu diesem Zeitpunkt unbekannt war.

Die Renaissance

In der Renaissance war das Interesse an klassischer Literatur und Naturphilosophie wieder stärker ausgeprägt. Zahlreiche Werke der griechischen Literatur wurden in das für mehr Leute verständliche Latein übersetzt. Zu dieser Zeit war man allgemein der Ansicht, dass die Geschichte einer Praxis ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit verleiht, was bedeutete, dass alte „Wissenschaften“ allein aufgrund ihres Alters eine gewisses Maß an Gültigkeit besaßen. Die Astrologie war seit langem als Bestandteil medizinischer, mathematischer und philosophischer Studien etabliert, konnte aber nun ein größeres Publikum erreichen. Die Einführung des Buchdrucks im Europa des 15. Jahrhunderts ermöglichte es den Astrologen, Geburtshoroskope und Almanache an jeden zu verkaufen, der sich für seine Zukunft interessierte.

Im Europa der Renaissance wurde die Astrologie zu einer Methode der politischen Propaganda, ähnlich wie sie es im Römischen Reich gewesen war. Einige Astrologen veröffentlichten Prognosen über die Gesundheit, das Schicksal und den Tod von Herrschern. Andere knüpften an die lange Tradition an, als höfische Berater zu fungieren, und nutzten kunstvolle Interpretationen der Astrologie, um gesellschaftlich aufzusteigen. Persönlichkeiten wie Nostradamus (1503-1566), der die französische Königin Caterina de’ Medici (lebte 1519-1589) beriet, gewannen an Macht und Einfluss, als ihr Ruf für Vorhersagen wuchs.

Zodiac Man
Tierkreiszeichenmann
Petrus Slovacius (CC BY)

Die Haltung der katholischen Kirche gegenüber der Astrologie schwankte in dieser Zeit. Päpste wie Sixtus IV. (1471-1484) und Alexander VI. (1492-1503) beschäftigten Astrologen, und Papst Leo X. (1513-1521) richtete einen Lehrstuhl für Astrologie an der Universität La Sapienza in Rom ein. Zur gleichen Zeit wurden Astrologen manchmal von der römischen Inquisition als Ketzer verfolgt. Der Universalgelehrte Gerolamo Cardano (1501-1576) wurde 1570 wegen Ketzerei inhaftiert, nachdem er ein Horoskop für Jesus Christus erstellt hatte.

In der Renaissance wurden auch die intellektuellen Anfechtungen der Astrologie immer deutlicher. Giovanni Pico Della Mirandola (1463-1484) legte in seinen Disputationes adversus astrologiam divinatricem eine Reihe zentraler Argumente dar. Pico wies auf Widersprüche und Irrtümer berühmter Astrologen hin und protestierte gegen den unkritischen Glauben, mit dem viele diese Praxis betrachteten. Außerdem stellte er logische Argumente der Antike und des Mittelalters gegen die Astrologie zusammen und brachte viele eigene Argumente ein. Im Gegensatz zu früheren Kritikern der Astrologie kritisierte Pico auch den Einsatz der Astrologie in der Medizin und argumentierte, dass sie die Erfolge von Patienten nicht zuverlässig verbessere. Andere Kritiker der Astrologie, wie Francesco Giuccardini (1483-1540), wiesen auf den Bestätigungsfehler hin, der darin bestand, dass falsche Vorhersagen von den Befürwortern der Astrologie schnell vergessen wurden und die seltenen Fälle zutreffender Vorhersagen als Beweis angeführt wurden.

Die Wissenschaftliche Revolution und Aufklärung

Während der wissenschaftlichen Revolution debattierten die europäischen Akademien weiterhin über den Wert der Astrologie, und Astronomen wie Johannes Kepler (1571-1630) und Tycho Brahe verfassten astrologische Werke für ihre Förderer. Als die Grundlage der Astrologie durch neue Entdeckungen auf dem Gebiet der Astronomie und Physik in Frage gestellt wurde, versuchten einige, die Praxis durch Reformen zu retten.

Kepler war der Ansicht, dass das Problem der Astrologie darin bestand, dass sie auf fehlerhaften Prinzipien beruhte und die meisten Praktizierenden inkompetent waren, dass sie aber entsprechend reformiert werden konnte. Eine von Keplers wesentlichsten Änderungen an der astrologischen Theorie war seine Übernahme der Feststellung des polnischen Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543), dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Er war der erste, der versuchte, die astrologische Theorie auf der Grundlage eines kopernikanischen heliozentrischen Sonnensystems zu revidieren, und führte weitere Reformen durch, wie z. B. die Abschaffung des Tierkreises.

Zur gleichen Zeit kämpften die Denker der frühen Neuzeit mit dem wachsenden Konflikt zwischen aristotelischer Philosophie und wörtlicher Bibelauslegung einerseits und den Ergebnissen neuer wissenschaftlicher Entdeckungen andererseits. Die Astrologie befand sich zwischen Wissenschaft und Religion und wurde zunehmend unvereinbar mit beiden. Puritanische Theologen wie William Perkins (1558-1602) kritisierten die Akzeptanz der Astrologie in der englischen Gesellschaft und verglichen sie mit Wahrsagerei und heidnischen Praktiken.

The Heliocentric Universe by Copernicus
Das heliozentrische Universum von Kopernikus
www.bj.uj.edu.pl (Public Domain)

Trotz institutioneller Anfechtungen war die Anziehungskraft der Astrologie für Laien kaum zu brechen. In den 1660er Jahren wurden in England jährlich durchschnittlich 350.000 Almanache mit astrologischen Vorhersagen über Krankheiten und das Wetter verkauft. Astrologische Vorhersagen über bevorstehende Seuchen oder Katastrophen konnten immer noch Panik in der Bevölkerung auslösen, wie die weit verbreitete Angst in London während der Sonnenfinsternis am Schwarzen Montag 1652 zeigte.

Andere Durchbrüche in Astronomie und Mathematik während des 17. und 18. Jahrhunderts veränderten unser Verständnis des Sonnensystems und ersetzten das fehlerhafte Verständnis des Kosmos, das zuvor die Diskussionen über Naturphilosophie und Astronomie beherrscht hatte. Diese Entwicklungen untergruben allmählich die Glaubwürdigkeit der Astrologie.

In den folgenden 50 Jahren ging das akademische Interesse an der Astrologie so weit zurück, dass sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts weitgehend überholt war. Dies war zum Teil auf die Auswirkungen der Aufklärung zurückzuführen, als die Wissenschaftler begannen, das Universum durch seine mechanischen Prozesse und nicht durch körperlose Charaktere zu verstehen. In ganz Europa wuchs die Skepsis der gebildeten Menschen gegenüber dem Übernatürlichen zugunsten rationaler Erklärungen von Phänomenen, die auf wahrnehmbaren Beweisen beruhten. Astrologie und andere Methoden der Wahrsagerei waren jedoch weiterhin bekannt, wenn auch weniger populär.

Die Moderne Astrologie

Im 19. Jahrhundert begannen neue religiöse Bewegungen wie Theosophie und Spiritismus in Europa und den Vereinigten Staaten zu wachsen. Dies trug zu einem Wiederaufleben des Interesses am Okkultismus bei. Hellseher und andere Mystiker, die mit diesen Bewegungen verbunden waren, nahmen neben Praktiken wie Handlesen und Séancen auch die Astrologie in ihr Glaubenssystem auf. Die entfernte Verwandtschaft der Astrologie mit dem antiken Babylon verlieh ihr eine mystische Anziehungskraft, obwohl die moderne Astrologie nur geringe Verbindungen zu den antiken Praktiken des Nahen Ostens hat. Der bekannteste dieser frühen modernen Astrologen war der irische Okkultist und Handleser William John Warner (1866-1936), der den Namen Cheiro verwendete. Er sagte bekannten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, darunter Mark Twain, Oscar Wilde und Thomas Edison, die Zukunft voraus. Trotz ihrer Beliebtheit bei Okkultisten wurde die Astrologie erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder populär.

Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte sich ein modernerer Ansatz für die Astrologie, als die Mystik mit Begriffen und Konzepten aus dem aufkommenden Bereich der Psychologie kombiniert wurde. Carl Jung betrachtete die Astrologie als eine symbolische Sprache für psychologische Archetypen und verwendete Geburtshoroskope in seiner Psychoanalyse. Diese Verwendung astrologischer Begriffe wurde von Akademikern nicht in großem Umfang übernommen, wurde aber zu einem wichtigen Merkmal einiger Populärpsychologien und New-Age-Glaubensrichtungen. Dane Rudhyar (1895-1985) nutzte Ideen aus der Jung'schen Psychologie, der Evolutionstheorie und der Populärwissenschaft, um die Astrologie bei modernen Lesern bekannt zu machen. 1930 gab Rudhyars Mitarbeiter Paul G. Clancy die Zeitschrift Modern Astrology heraus, der 1933 die Zeitschrift American Astrology folgte. Rudhyar machte das Konzept der Horoskop-Kolumnen populär, die in einem Absatz eine vage Vorhersage für Menschen enthielten, die in den einzelnen Tierkreiszeichen geboren waren.

Die Astrologie wurde 1930 in der britischen Öffentlichkeit wieder eingeführt, nachdem The Sunday Express anlässlich der Geburt von Prinzessin Margaret (1930-2002) ein Horoskop veröffentlicht hatte. Der Herausgeber der Zeitung war besorgt, dass die Geburt selbst nicht interessant genug sein könnte, um Zeitungen zu verkaufen, und war der Ansicht, dass ein Artikel über das Horoskop der Prinzessin mehr Interesse wecken würde. Er wandte sich an Cheiro, der die Zukunft König Edwards VII. (reg. 1901-1910) vorhergesagt hatte. Cheiro lehnte das Angebot ab, empfahl aber die Dienste seines Assistenten R. H. Naylor. Der Beitrag war so erfolgreich, dass der Express eine eigene Horoskopspalte von Naylor einführte, was bald von anderen Zeitungen nachgeahmt wurde.

Mitte des 20. Jahrhunderts gewann die Astrologie rasch an Popularität, obwohl sie von der Wissenschaft längst aufgegeben worden war. Horoskopspalten wurden zu einem regelmäßigen Bestandteil von Zeitschriften und Boulevardzeitungen im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten. Diese Veröffentlichungen trugen zusammen mit der New-Age-Bewegung der 1970er Jahre dazu bei, dass sich das Interesse an der westlichen Astrologie weltweit verbreitete.

Fragen und Antworten

Was versteht man unter westlicher Astrologie?

Die westliche Astrologie ist eine Form der Zeichendeutung, die auf der Bewegung von astronomischen Objekten wie Sternen oder Planeten beruht.

Was ist der Unterschied zwischen Astrologie und Astronomie?

Die Astronomie ist die Lehre von den Himmelskörpern, während die Astrologie der Aberglaube ist, dass diese Himmelskörper Ereignisse auf der Erde beeinflussen können.

Literaturverzeichnis

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Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Arienne King
Arienne King ist Autorin und historische Beraterin mit dem Spezialgebiet Ptolemäisches und Römisches Ägypten. Sie hat für Publikationen wie Ancient History Magazine und Ancient World Magazine geschrieben. Sie ist auch Diskussionsteilnehmerin bei AskHistorians.

Dieses Werk Zitieren

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King, A. (2023, März 28). Westliche Astrologie [Western Astrology]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-21679/westliche-astrologie/

Chicago Stil

King, Arienne. "Westliche Astrologie." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte März 28, 2023. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-21679/westliche-astrologie/.

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King, Arienne. "Westliche Astrologie." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 28 Mär 2023. Internet. 03 Dez 2024.