Punt

Definition

Joshua J. Mark
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 01 August 2011
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Supposed Location of the Land of Punt (by Cush, Public Domain)
Vermutliche Lage des Landes Punt
Cush (Public Domain)

Das Land Punt war eine Region in Afrika (höchstwahrscheinlich in der Gegend von Somalia), die in den Inschriften des alten Ägypten zunächst als Handelspartner und später als halbmythisches Land, das reich an Ressourcen und exotischen Waren war, erwähnt wird. Es ist am besten aus den Inschriften der Königin Hatschepsut (reg. 1479–1458 v. Chr.) bekannt, obwohl der Handel schon viel früher aufgenommen wurde.

In den Jahrzehnten, nachdem Jean-Francois Champollion 1822 erstmals die ägyptischen Hieroglyphen entziffert hatte und westliche Gelehrte begannen, ägyptische Texte zu lesen, stellte sich die Frage, wo sich Punt befand und wie es in der Neuzeit genannt wurde. Aufgrund der Ähnlichkeit zwischen der antiken Stadt Opone, die in den antiken Werken erwähnt wird, und der modernen Stadt Pouen in Somalia liegt Punt wahrscheinlich in der heutigen Region Nordwestsomalia. Die Ägypter nannten Punt Pwenet oder Pwene, was übersetzt Pouen bedeutet und den Griechen als Opone bekannt war. Es ist gut belegt, dass Opone über viele Jahrhunderte hinweg mit Ägypten Handel trieb. Dennoch wird in der modernen Wissenschaft weiterhin über die Lage von Punt diskutiert.

Wie bereits erwähnt, ist das Land vor allem durch Inschriften über die berühmte Expedition der Königin Hatschepsut im Jahr 1493 v. Chr. in der 18. ägyptischen Dynastie bekannt. Dieser Austausch zwischen den beiden Ländern brachte lebende Bäume nach Ägypten zurück und war der erste bekannte erfolgreiche Versuch, fremde Flora zu verpflanzen. Diese Reise nach Punt ist jedoch nur die berühmteste, und es gibt Hinweise darauf, dass die Ägypter bereits während der Herrschaft des Pharaos Cheops in der vierten Dynastie Ägyptens (ca. 2613–2498 v. Chr.) und wahrscheinlich schon früher Handel mit dem Land Punt betrieben.

Ägypten wuchs als Nation mit dem zunehmenden Handel ab dem Ende der prädynastischen Zeit (ca. 6000–3150 v. Chr.). In der frühdynastischen Zeit Ägyptens (ca. 3150–2613 v. Chr.) war der Handel mit Regionen in Mesopotamien und Phönizien fest etabliert. Zur Zeit der Fünften Dynastie (ca. 2498–2345 v. Chr.) erblühte Ägypten durch den Handel mit diesen Gebieten und insbesondere mit der phönizischen Stadt Byblos und den Ländern Nubien und Punt.

Lage des Landes Punt

Wie weiter oben vermerkt, ist die genaue Lage des Landes Punt auch heute noch unter Historikern, Gelehrten, Archäologen und anderen umstritten. Im Laufe der Jahre wurde es als Teil Arabiens, des heutigen Somalias oder des somalischen Staates Puntland am Horn von Afrika, des Sudans, Eritreas oder in der heutigen Region der de facto unabhängigen Republik Somaliland genannt, könnte sich aber auch auf eine andere innere Region Ostafrikas beziehen. Die Debatte darüber, wo sich Punt befand, geht weiter, wobei Historiker und andere Wissenschaftler auf allen Seiten plausible Belege für ihre Behauptungen anbieten. Die beiden besten Möglichkeiten sind Eritrea und Nordwestsomalia, wobei Eritrea bisher die größte Akzeptanz genießt.

Die Kultur des somalischen Staates Puntland weist eine Reihe auffälliger Ähnlichkeiten mit der des alten Ägypten auf, unter anderem in Sprache, zeremonieller Kleidung und Kunst.

Aus den Reliefs, die im Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari von der Expedition berichten, geht jedoch hervor, dass Punt wahrscheinlich in der heutigen Region Puntland in Somalia oder in Nordwestsomalia lag. Die Kultur des Staates Puntland in Somalia weist eine Reihe auffälliger Ähnlichkeiten mit der des alten Ägypten auf, einschließlich der Sprache, der zeremoniellen Kleidung und der Künste, was auf einen antiken interkulturellen Austausch hindeutet.

Der Wissenschaftler John A. Wilson schreibt, dass Hatschepsut sehr stolz auf die Expedition war, die unter ihrer Herrschaft nach Punt unternommen wurde, und er macht deutlich, dass es sich dabei um „das Land des Weihrauchs im Süden, vielleicht hauptsächlich im Gebiet von Somaliland, aber auch Arabia Felix“ handelte (176). Wilson scheint eine Interpretation von Somalia als Punt zu befürworten, wenn er auf die „ungewöhnliche Prominenz“ dieser Expedition und die Route hinweist, die die Ägypter genommen zu haben scheinen, um Punt zu erreichen.

Punt kann nicht in Arabien gelegen haben, weil die Ägypter regelmäßig mit dieser Region, die nicht „im Süden“ lag, Handel trieben, und es kann auch nicht Nubien gewesen sein, weil die Ägypter auch dieses Land gut kannten und eine Expedition dorthin nicht als außergewöhnlich dargestellt worden wäre. Außerdem erforderte der Handel mit Punt eine Seereise, was beides ausschließt. Es ist jedoch möglich, dass es sich oberhalb von Somalia in Eritrea befand, und diese Region ist nach Somalia der beste Kandidat für Punt.

Diejenigen, die eine Interpretation von Somalia als Punt bevorzugen, verweisen auf Hatschepsuts Beschreibung der Expedition sowie auf frühere Hinweise. Die Ägypter reisten mit dem Boot den Nil hinunter, durch das Wadi Tumilat im östlichen Delta und weiter zum Roten Meer. Es gibt Hinweise darauf, dass die ägyptischen Besatzungen ihre Boote zerlegten, sie über Land zum Roten Meer trugen und sich dann auf ihrem Weg nach Punt an den Ufern entlang bewegten.

Map of the New Kingdom of Egypt, 1450 BCE
Karte des Neuen Reiches von Ägypten, 1450 v. Chr.
Andrei Nacu (CC BY-SA)

Diese Beschreibung unterstützt zwar eine Interpretation von Eritrea, aber andere Beweise sprechen stark für Nordwestsomalia. Die Ägypter hätten sich bis zum Horn von Afrika, dem heutigen Staat Puntland in Somalia, an der Küste entlang bewegt. Wilson zitiert die Reliefs im Tempel der Hatschepsut als Beweis dafür, wie erstaunt die Puntiter über die Ankunft der Ägypter waren, da sie sich scheinbar am Rande der Welt befanden. Wilson schreibt:

Die Bewohner von Punt staunen über die Kühnheit der ägyptischen Seefahrer: „Wie seid ihr hierher gekommen, in das den Menschen unbekannte Land? Seid ihr auf den Wegen des Himmels herabgestiegen oder seid ihr auf dem Land- oder Seeweg gereist? Wie glücklich ist das Land Gottes (Punt), das ihr nun wie Re betretet!“ (176)

Punt wird auch als den Ägyptern völlig fremd dargestellt. Der Wissenschaftler Marc van de Mieroop schreibt:

[Die Ägypter] erreichten Punt mit einem Seeschiff und fanden ein Land vor, das ihrem eigenen sehr unähnlich war. Die Darstellungen von Häusern, Tieren und Pflanzen deuten auf einen Ort in Nordostafrika entlang der Küste des Roten Meeres hin, möglicherweise in der Region des heutigen Eritrea, obwohl auch ein weiter im Landesinneren gelegener Ort vorgeschlagen wurde. (169)

Wo auch immer es war, das Land hatte bereits vor Hatschepsuts Expedition den Ruf, reich an Ressourcen zu sein. Die Wissenschaftlerin Rosalie David stellt fest:

Die Ägypter hatten einen ständigen Bedarf an Weihrauch und Myrrhe – den wichtigsten Produkten aus Punt – für ihre Tempeldienste und wussten seit der fünften Dynastie von der Existenz dieses Landes. Seit dem späten Alten Reich waren Expeditionen dorthin entsandt worden. (267)

Der Handel zwischen Ägypten und Punt ist zwar gut belegt, und es gibt Hinweise auf eine Verbindung zwischen Somalia und Punt, aber die Wissenschaft ist sich noch immer nicht einig über den genauen Standort.

Hatschepsuts Expedition nach Punt

Obwohl die beiden Länder eine lange Handelsgeschichte hatten, wurde der Expedition der Hatschepsut im Jahr 1493 v. Chr. eine besondere Bedeutung beigemessen. Dies mag einfach daran liegen, dass die mit dieser Expedition einhergehende Transaktion größer war als alle anderen, aber es gibt Hinweise darauf, dass der Weg nach Punt verloren gegangen war und Hatschepsut von den Göttern angewiesen wurde, die Verbindung wiederherzustellen. Wilson beschreibt, wie die Reise zunächst von Hatschepsut in Auftrag gegeben wurde, und zwar auf der Grundlage der Reliefs in ihrem Tempel:

Amun-re von Karnak sprach aus seinem Heiligtum im Tempel und wies Hatschepsut an, die kommerzielle Erkundung des Landes Punt zu unternehmen. „Die Majestät des Palastes bat auf den Stufen des Herrn der Götter um Hilfe. Vom Großen Thron ertönte ein Befehl, ein Orakel des Gottes selbst, Wege nach Punt zu suchen, die Straßen zu den Terrassen der Myrrhe zu erkunden.“ (169)

Hatschepsut befahl daraufhin, den Willen des Gottes zu erfüllen, und fünf Schiffe wurden für die Reise ausgerüstet, während Waren für den Handel gesammelt wurden. Die Historikerin Barbara Watterson beschreibt die Reise anhand von Inschriften aus der Regierungszeit der Hatschepsut:

Fünf Schiffe brachen von einem Hafen am Roten Meer (möglicherweise al-Qusair) auf, um südwärts nach Sawakin zu fahren, wo die Expedition von Bord ging. Die Reise dauerte zwischen 20 und 25 Tagen, wobei im Durchschnitt etwa 50 Kilometer pro Tag zurückgelegt wurden, da die Schiffe sich eher an der Küste entlang bewegten, als das gefährliche tiefe Wasser des Roten Meeres zu riskieren. Von Sawakin aus führte der Weg nach Punt über den Landweg durch die Berge des Roten Meeres. (101)

Diese Beschreibung einer Überlandfahrt nach Punt im Anschluss an die Passage durch das Rote Meer kann entweder für Eritrea oder Somalia sprechen, muss aber wiederum mit den anderen Beweisen abgewogen werden. Unabhängig von seiner genauen Lage in der Nähe des Horns von Afrika war Punt sehr angesehen und unterschied sich ausreichend von Ägypten, um ein Rätsel darzustellen. Die Dörfer von Punt werden als Häuser auf Stelzen beschrieben, die von einem König regiert wurden, der möglicherweise von Ältesten beraten wurde. Inschriften weisen darauf hin, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sehr eng waren und die Puntiter ein äußerst großzügiges Volk waren. Das Land Punt wird von ägyptischen Schriftgelehrten für seine Reichtümer und die „Güte des Landes“ gepriesen.

Hatshepsut Visits Ruined Temple
Hatschepsut besucht Tempelruinen
Ancient History Magazine/ Karwansaray Publishers (Copyright)

Ägyptischer Handel mit Punt

Ein Relief aus der vierten Dynastie zeigt einen Puntiter mit einem der Söhne des Pharaos Cheops, und in der fünften Dynastie belegen Dokumente einen regelmäßigen Handel zwischen den beiden Ländern, der beide Seiten bereicherte. Eine Grabinschrift des militärischen Befehlshabers Pepinacht Heqaib, der unter dem König Pepi II. (2278–2184 v. Chr.) der Sechsten Dynastie des Alten Reiches von Ägypten diente, erzählt, wie Heqaib von Pepi II. in „das Land der Aamu“ geschickt wurde, um den Leichnam des Aufsehers von Kekhen zu bergen, der dort „ein Schilfboot gebaut hatte, um nach Punt zu reisen, als die Aamu und die Sandbewohner ihn töteten“ (van de Mieroop, 90).

Die Aamu waren die asiatischen Bewohner Arabiens und die Sandbewohner die des Sudan, was für einen Ausgangspunkt des ägyptischen Handels um den Hafen von Sawakin (wie bereits von Watterson erwähnt) an der Westküste des Roten Meeres spricht. Die Ägypter waren für viele ihrer wertvollsten Besitztümer auf den Handel mit Punt angewiesen.

Zu den Schätzen, die aus Punt nach Ägypten gebracht wurden, gehörten Gold, Ebenholz, wilde Tiere, Tierhäute, Elefantenstoßzähne, Elfenbein, Gewürze usw.

Zu den Schätzen, die aus Punt nach Ägypten gebracht wurden, gehörten Gold, Ebenholz, wilde Tiere, Tierhäute, Elefantenstoßzähne, Elfenbein, Gewürze, Edelhölzer, Kosmetika, Weihrauch und Myrrhenbäume. Watterson schreibt: „Als Gegenleistung für ein bescheidenes Geschenk von ein paar ägyptischen Waffen und einigen Schmuckstücken gaben die Puntiter ihren Besuchern Säcke mit aromatischem Harz, Gold, Ebenholz, Elfenbein, Leopardenfellen, sowie lebende Affen und Weihrauchbäume“ (101).

Der Handel zwischen Ägypten und Punt war jedoch nicht so einseitig, wie Watterson annimmt, da die Inschriften einen fairen Austausch zwischen beiden Parteien deutlich machen. Wilson berichtet, dass die Ägypter mit „Schmuck, Werkzeugen und Waffen“ nach Punt kamen und mit „Weihrauchbäumen, Elfenbein, Myrrhe und seltenen Hölzern“ zurückkehrten (176). Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Ägypter in ihrem Land verfügbare Metalle gegen das Gold von Punt eintauschten, obwohl Ägypten über eigene Goldminen verfügte. Rosalie David beschreibt eine Szene mit Handelswaren aus der Expedition der Hatschepsut, wie sie in den Inschriften ihres Tempels in Deir el-Bahari überliefert ist:

Die Illustration zeigt, dass der Weihrauch vor dem ägyptischen Botschafter und seinen Soldaten aufgestapelt wird, während Affen und Panther vorgeführt werden; die ägyptischen „Tauschwaren“ – Dolche, Äxte und Halsketten – werden auf einem Tisch ausgebreitet, und wenn das Geschäft abgeschlossen ist, werden die puntitischen Beamten zum Zelt des ägyptischen Gesandten geführt und mit Geschenken wie Brot, Bier, Wein, Obst und Fleisch beschenkt. Die begleitenden Inschriften versuchen jedoch zu erklären, dass diese von den Ägyptern im Tauschhandel verwendeten Waffen eigentlich eine „Opfergabe“ für Hathor, die Göttin von Punt, waren. Anschließend wurden die Waren gewogen und vermessen und für die Rückreise auf die Schiffe verladen. In diesem Fall handelte es sich um haufenweise Weihrauch, Myrrhenbäume, Ebenholz und Elfenbein, Gold, Dufthölzer, Augenpigmente, Affen, Paviane, Hunde und Pantherfelle. Sie wurden schließlich der Königin Hatschepsut in Theben überreicht, die sich vor allem über die Bäume freute, die anschließend im Tempelgarten gepflanzt wurden. (267–268)

Die erwähnten Myrrhenbäume waren ein besonders eindrucksvoller Handelsartikel. Wie bereits erwähnt, ist dieser Austausch das erste Mal in der aufgezeichneten Geschichte, dass Flora (Pflanzen und Bäume) erfolgreich in ein anderes Land verpflanzt wurde. Diese Verpflanzung war so erfolgreich, dass die Bäume in Ägypten jahrhundertelang gediehen. Die Wurzeln der Bäume, die im Zuge von Hatschepsuts Expedition 1493 v. Chr. aus Punt mitgebracht wurden, sind noch heute außerhalb ihrer Tempelanlage in Deir el-Bahari zu sehen.

Portrait of Queen Hatshepsut
Portrait der Königin Hatschepsut
Rob Koopman (CC BY-SA)

Inschriften an den Wänden der Stätte beschreiben die ägyptische Beziehung zu Punt und machen deutlich, dass sie für beide Seiten vorteilhaft war und beide Parteien einander großen Respekt entgegenbrachten. Reliefs an den Wänden des Tempels zeigen das Oberhaupt der Puntiter und seine Frau, die die Gesandten aus Ägypten mit allen Ehren empfangen. Diese Darstellungen sind so genau, dass moderne Gelehrte die medizinischen Probleme der puntitischen Königsgemahlin, Ati, diagnostizieren konnten. Dem Historiker Jimmy Dunn zufolge weist die Königin „Anzeichen von Lipodystrophie oder Morbus Dercum auf. Sie hat eine ausgeprägte Krümmung der Wirbelsäule“ (3). Die Inschriften erwähnen den König Perehu von Punt und seine Großzügigkeit, die, den nach Ägypten gebrachten Gütern nach zu urteilen, enorm war.

Hatschepsuts Regierungszeit war eine der wohlhabendsten in der ägyptischen Geschichte, aber es ist klar, dass sie ihre Expedition nach Punt als einen ihrer größten Erfolge betrachtete. Watterson beschreibt die Bedeutung von Punt für die Königin bei der Besprechung der Reliefs im Tempel von Deir el-Bahari:

Reliefs, die wichtige Themen aus dem Leben der Hatschepsut darstellen, schmücken die Wände in den Kolonnaden: ihre Geburt, der Transport von Obelisken für den Amun-Tempel in Theben, die große Expedition nach Punt. (161)

Marc van de Mieroop kommentiert dies ebenfalls und schreibt:

Unter den importierten Waren befanden sich sowohl ganze Weihrauchbäume als auch loser Weihrauch, ein teurer duftender Baumextrakt, der in [religiösen Zeremonien] als Opfergabe an die Götter verwendet wurde. Die Expedition sammelte enorme Mengen davon, und die begleitende Inschrift behauptet, dass solche Mengen noch nie zuvor erworben worden waren. Die Hervorhebung des Reliefs zeigt, wie stolz Hatschepsut auf die Leistungen der Expedition war. (169)

Einunddreißig Weihrauchbäume (Boswellia) wurden nach Ägypten gebracht, zusätzlich zu all den anderen oben erwähnten wertvollen Gütern, aber es scheint, dass der Besuch in Punt ebenso wichtig war wie die ausgetauschten Handelsgüter.

Das Land Punt wurde lange Zeit mit den Göttern und der legendären Vergangenheit Ägyptens in Verbindung gebracht, auch weil so viele Materialien aus Punt in Tempelritualen verwendet wurden. Die Leopardenfelle aus Punt wurden von den Priestern getragen, das Gold wurde zu Statuen verarbeitet, und der Weihrauch wurde in Tempeln verbrannt. Eine tiefere Verbindung ergab sich jedoch aus dem Glauben, dass die Götter, die Ägypten segneten, Punt gleichermaßen zugetan waren. In den Inschriften der Hatschepsut wird behauptet, dass die Göttin Hathor aus Punt stammte, und es gibt Belege dafür, dass einer der beliebtesten ägyptischen Geburtsgötter, Bes (bekannt als der Zwerggott), ebenfalls mit dieser Region in Verbindung gebracht wurde.

Fazit

In der 12. Dynastie (1991–1802 v. Chr.) wurde Punt in der ägyptischen Literatur in der sehr populären Geschichte des Schiffbrüchigen verewigt, in der sich ein schiffbrüchiger ägyptischer Seemann auf einer Insel mit einer großen Schlange unterhält, die sich als „Herr von Punt“ bezeichnet und den Seemann mit Gold, Gewürzen und wertvollen Tieren beladen zurück nach Ägypten schickt. Der Matrose in der Geschichte erzählt seinem Herrn die Geschichte, um ihn nach einer gescheiterten Expedition aufzumuntern. Er weist darauf hin, dass sein Kapitän zwar enttäuscht über den jüngsten Misserfolg sein mag, dass er aber selbst einmal einen ähnlichen Misserfolg erlebt hat, nur noch schlimmer: Sein Schiff ging tatsächlich verloren, und allein in einem fremden Land fürchtete er um sein Leben, bis ihn der Herr von Punt beruhigte.

Punt ist in dieser Geschichte bewusst als das mystische Land gewählt, an das der Seemann angeschwemmt wird, denn es wurde bereits als ein fernes Reich mit exotischen Gütern und großzügigen Menschen verstanden. Der Seemann erklärt seinem Herrn, dass, auch wenn das Leben zu einer bestimmten Zeit düster aussehen mag, selbst aus den dunkelsten Momenten des Lebens Gutes entstehen kann. Er verweist auf das Beispiel des Herrn von Punt, der ihn als reicheren Mann nach Hause schickte, als er zu seiner verhängnisvollen Reise aufgebrochen war, da der Name Punt den Kapitän an die Götter und ihre Segnungen erinnert hätte, wie die Reichtümer von Punt, die nach Ägypten zurückgebracht wurden, beweisen – und auch ein Publikum, das die Erzählung hörte, hätte sich daran erinnert.

Das Land Punt wurde für die Ägypter schließlich zu einem halbmythischen Land, wurde aber während des Neuen Reiches von Ägypten (1570–1069 v. Chr.) immer noch als ein sehr realer Ort verstanden. Der Wesir Rechmire erwähnt, dass er während der Herrschaft von Amenophis II. (1425–1400 v. Chr.) Tribut von ausländischen Delegationen aus Punt entgegennahm. Punt wird während der Regierungszeit von Ramses II. (dem Großen, 1279–1213 v. Chr.) und Ramses III. (1186–1155 v. Chr.) erwähnt.

Punt übte als „Land des Überflusses“ eine große Faszination auf das ägyptische Volk aus und war als Te Netjer, das Land der Götter, bekannt, aus dem wichtige Güter nach Ägypten kamen. Punt wurde auch mit der ägyptischen Abstammung in Verbindung gebracht, da es als ihre alte Heimat angesehen wurde und darüber hinaus als das Land, aus dem die Götter hervorgingen und in dem sie miteinander verkehrten. Warum Punt aus der Realität in die Mythologie erhoben wurde, ist nicht genau bekannt, aber nach der Herrschaft von Ramses III. zog sich das Land immer weiter in die Fantasie der Ägypter zurück, bis es sich in Legenden und Folklore verlor.

Fragen und Antworten

Ist das Land Punt real?

Das Land Punt war ein realer Ort, höchstwahrscheinlich Nordwestsomalia oder Eritrea, obwohl es in der ägyptischen Literatur als halbmythischer Ort auftaucht.

Was war das Land von Punt?

Das Land Punt wurde von den Ägyptern des Neuen Reiches als das „Land des Überflusses“ angesehen. Punt war ein wichtiger Handelspartner Ägyptens und lag höchstwahrscheinlich in Nordwestsomalia.

Warum ist das Land von Punt berühmt?

Das Land Punt ist durch ägyptische Inschriften aus der Regierungszeit der Königin Hatschepsut bekannt, die die Expedition beschreiben, die sie 1493 v. Chr. dorthin schickte. Zu dieser Zeit war das Land in der ägyptischen Literatur bereits als halbmythisches Reich bekannt und taucht in der berühmten Geschichte des Schiffbrüchigen auf.

Ist Eritrea das Land von Punt?

Eritrea ist nur ein möglicher Standort für das antike Land Punt. Die Debatte über den Standort von Punt dauert bis heute an.

Wo lag das alte Land Punt?

Die Lage des antiken Landes Punt wird nach wie vor diskutiert und ist höchst umstritten. Die wahrscheinlichsten Orte sind Eritrea und Nordwestsomalia.

Wann begann Ägypten den Handel mit dem Land Punt?

Ägypten begann den Handel mit dem Land Punt während der Zeit des Alten Reiches (ca. 2613–2181 v. Chr.).

Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Joshua J. Mark
Joshua J. Mark ist Mitbegründer der WHE und ehemaliger Professor am Marist College in New York, wo er Geschichte, Philosophie, Literatur und Schreiben unterrichtet hat. Er ist weitgereist und hat in Griechenland und Deutschland gelebt.

Dieses Werk Zitieren

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Mark, J. J. (2011, August 01). Punt [Punt]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-765/punt/

Chicago Stil

Mark, Joshua J.. "Punt." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte August 01, 2011. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-765/punt/.

MLA Stil

Mark, Joshua J.. "Punt." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 01 Aug 2011. Internet. 21 Feb 2025.