Bei Mosaiken handelt es sich um Muster und Bilder, die aus kleinen Stücken (Tesserae) von Steinen oder anderen Materialien hergestellt werden und die schon vor Beginn der schriftlichen Aufzeichnung zur Verzierung von Böden, Wänden, Decken und wertvollen Gegenständen verwendet wurden. Wie Keramik haben auch Mosaike selten Plünderer angelockt und werden daher oft noch an Orten gefunden, wo alles andere längst verschwunden ist. Vom alten Mesopotamien bis nach Mesoamerika offenbaren Mosaike nicht nur die Kunstfertigkeit von Kulturen, sondern geben auch einen unschätzbaren Einblick in Kleidung, Essen und Aussehen der alten Völker. Wir können Götter, Mythen, rituelle Praktiken, sportliche Aktivitäten, landwirtschaftliche Techniken, Architektur, Transport, Waffen und Werkzeuge betrachten. Wir können sogar sehen, wie die Welt einst aussah, und einen Blick auf heute verlorene Landschaften, Flora und Fauna werfen. Da es unmöglich ist, auch nur einen kurzen Überblick über alle Mosaike zu geben, die in allen Kulturen der Welt hergestellt wurden, werden wir hier nur einige Beispielkulturen und einige ihrer berühmtesten Werke in Mosaiktechnik vorstellen.
Techniken
Obwohl jede Kultur ihre eigene Herangehensweise an die Kunst der Mosaikherstellung entwickelt hat, gibt es viele Merkmale, die alle Kulturen gemeinsam haben. Als Bodenbelag wurden im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien, in den bronzezeitlichen Kulturen des Nahen Ostens und bei den Minoern und Mykenern in der Ägäis unbearbeitete Steine und Kiesel verwendet.
Während die Mesopotamier im 2. Jahrtausend v. Chr. Strukturen wie Tempelsäulen mit Mosaik bedeckten, wurden im Mittelmeerraum ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. geometrische Muster üblich, und um das 3. Jahrhundert v. Chr. wurden im Mittelmeerraum die heute bekannten kleinen Quadrate für Mosaike verwendet. Die Mosaikhersteller verwendeten schließlich so gut wie jedes harte Material, um die immer kleiner werdenden Mosaiksteine oder Tesserae herzustellen, mit denen Böden, Wände, Decken und alles andere bedeckt wurde – und den Menschen mangelte es damals nicht an Fantasie, denn sie fanden Wege, alles mit Mosaiken zu verzieren, von Brunnen in Italien bis zu Schädeln in Mexiko.
Zu den Materialien gehörten Steine aller Art (von Strandkieseln bis zu seltenem poliertem Marmor), Muscheln, Ziegel, Keramik, Glas, Smalto (Glaspaste), Türkis, Elfenbein und Jade, um nur einige zu nennen. Der Untergrund wurde zunächst mit frischem Mörtel oder Gips vorbereitet, und die Mosaiksteine wurden so dicht wie möglich aneinander gesetzt, wobei eventuelle Lücken mit flüssigem Mörtel aufgefüllt wurden. Dies machte die Oberfläche wasserdicht und war daher besonders für feuchte Orte wie römische Bäder geeignet. Manchmal wurde eine doppelte Mörtelschicht verwendet, häufig über einem Bett aus großen Steinen, und die Ausgrabung vieler Mosaike hat gezeigt, dass oft Umrisse in den Mörtel gezeichnet wurden, um die Platzierung der Mosaiksteine bei der Erstellung komplexer Muster zu erleichtern. Das gesamte Mosaik wurde dann gereinigt und poliert.
Griechische Mosaike
Die ersten griechischen Kieselsteinböden mit Mustern stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. mit Beispielen in Korinth und Olynth. Diese waren in der Regel in zwei Farbtönen gehalten und zeigten helle geometrische Muster und einfache Figuren auf dunklem Hintergrund. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. begann man, Farben zu verwenden, und viele schöne Exemplare wurden in Pella im alten Makedonien gefunden. Diese Mosaike wurden oft durch Einlegearbeiten aus Terrakotta oder Blei verstärkt, die häufig zur Markierung der Umrisse verwendet wurden. Erst in hellenistischer Zeit, im 3. Jahrhundert v. Chr., entwickelte sich das Mosaik als Kunstform, und man begann, detaillierte Tafeln mit Mosaiksteinen statt Kieselsteinen in gemusterte Fußböden zu integrieren. Viele dieser Mosaike versuchten, zeitgenössische Wandmalereien zu kopieren.
Mit der Weiterentwicklung der Mosaike im 2. Jahrhundert v. Chr. wurden immer kleinere und präziser geschnittene Tesserae verwendet, die manchmal nur 4 mm groß oder noch kleiner waren, und es kam ein breites Farbspektrum mit farbigen Fugen, die zu den umliegenden Mosaiksteinen passten, zur Anwendung. Diese besondere Art von Mosaik, bei der durch ausgeklügelte Farbgebung und Schattierung eine malereiähnliche Wirkung erzielt wurde, ist als Opus vermiculatum bekannt, und einer der bedeutendsten Kunsthandwerker war Sosos von Pergamon (150–100 v. Chr.), dessen Werke, besonders sein Mosaik der trinkenden Tauben, noch Jahrhunderte später häufig kopiert wurden. Wegen des hohen Arbeitsaufwandes bei der Herstellung dieser Stücke handelte es sich oft um kleine Mosaike von 40 x 40 cm, die in einer Spezialwerkstatt auf einer Marmortafel oder einem Tablett mit Rand verlegt wurden. Diese Werke wurden als Emblemata bezeichnet, da sie oft als Mittelstücke für Pflaster mit einfacheren Motiven verwendet wurden. Sie waren so wertvoll, dass sie oft entfernt wurden, um an anderer Stelle wiederverwendet zu werden, und innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Ein einziges Mosaik konnte aus mehreren Emblemata zusammengesetzt sein, und so wurden die Emblemata zu Tafeln, indem sie ihrem umliegenden Bereich mehr und mehr ähnelten.
Römische Mosaike
Die Römer nannten das Mosaik Opus tessellatum und verwendeten häufig kleine schwarze, weiße und farbige Quadrate aus allen möglichen Materialien, die in der Regel zwischen 0,5 und 1,5 cm groß waren, aber feine Details wurden oft mit noch kleineren Stücken von nur 1 mm Größe dargestellt. Ursprünglich waren die Römer stark von griechischen Meeresmotiven und Szenen aus der Mythologie inspiriert – und von den Künstlern selbst, denn viele signierte römische Mosaike tragen griechische Namen. Eines der berühmtesten Beispiele ist das Alexandermosaik, das eine Kopie eines hellenistischen Originalgemäldes von Philoxenos oder Aristeides von Theben war. Das Mosaik stammt aus dem Haus des Fauns in Pompeji und zeigt Alexander den Großen, wie er auf seinem Streitwagen mit Bukephalos in die Schlacht bei Issos (333 v. Chr.) reitet und Dareios III. gegenübertritt. Das Mosaik, das sich heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel befindet, besteht aus über einer Million Mosaiksteinen.
Die Römer entwickelten ihre eigenen Stile, und im ganzen Reich entstanden Produktionsschulen, die ihre eigenen Vorlieben pflegten – zum Beispiel großformatige Jagdszenen und perspektivische Versuche in den afrikanischen Provinzen, impressionistische Vegetation und ein Betrachter im Vordergrund in den Mosaiken von Antiochia oder die europäische Vorliebe für Figurentafeln. Der vorherrschende (aber nicht ausschließliche) römische Stil in Italien selbst verwendete nur schwarze und weiße Tesserae, ein Geschmack, der sich bis weit ins 3. Jahrhundert n. Chr. hielt und besonders in römischen Bädern Ausdruck fand (darunter die Caracalla-Thermen in Rom ein ausgezeichnetes Beispiel). Es gab ebenfalls eine Vorliebe für zweidimensionale Darstellungen und Betonung geometrischer Designs. Um 115 n. Chr. findet sich in den Thermen von Buticosus in Ostia das früheste Beispiel einer menschlichen Figur in Mosaik, und im Laufe des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurden silhouettierte Figuren üblich. Allmählich wurden Mosaike in ihrer Darstellung menschlicher Figuren immer realistischer, und genaue und detaillierte Porträts wurden immer häufiger.
Römische Fußböden konnten auch mit größeren Stücken verlegt werden, um Designs in größerem Maßstab zu schaffen. Beim Opus signinum wurden farbige Mörtelzuschläge (in der Regel rot) mit weißen Mosaiksteinen verwendet, die in großen Mustern oder auch willkürlich verstreut angeordnet wurden. Opus sectile war eine zweite Art von Bodenbelag, bei dem große farbige Stein- oder Marmorplatten in besondere Formen geschnitten wurden. Auch das punische Karthago stellte Böden in einer ähnlichen Technik her. Opus sectile war eine weitere Technik hellenistischen Ursprungs, aber die Römer dehnten diese Technik auch auf Wanddekoration aus. Sie wurde in vielen öffentlichen Gebäuden verwendet, aber erst im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde sie in privaten Villen häufiger eingesetzt, und unter ägyptischem Einfluss begann man, undurchsichtiges Glas als Hauptmaterial zu verwenden.
Mosaike waren keineswegs auf Bodenbeläge beschränkt. Römische Gewölbe, Säulen und Brunnen wurden häufig mit Mosaiken (Opus musivum) verziert, vor allem in Bädern. In Pompeji und Herculaneum wurde diese Technik auch zur Verkleidung von Nischen, Wänden und Giebeln verwendet, und auch hier ahmten diese Wandverzierungen oft Originalgemälde nach. Die Wände und Gewölbe der späteren römischen Kaiserbäder wurden ebenfalls mit Mosaik verziert, wobei Glas verwendet wurde, welches das auf die Becken treffende Sonnenlicht reflektierte und einen schimmernden Effekt erzeugte. Die Böden der Becken selbst waren oft mit Mosaiken ausgelegt, ebenso wie die Böden von Mausoleen, die manchmal sogar Porträts der Verstorbenen enthielten.
Byzantinische Mosaike
Im östlichen Teil des Römischen Reiches, dem so genannten Byzantinischen Reich (330–1453 n. Chr.), und insbesondere in Antiochia, verbreiteten sich im 4. Jahrhundert n. Chr. Mosaike, die zweidimensionale und sich wiederholende Motive verwendeten, um einen teppichartigen Effekt zu erzeugen, ein Stil, der später christliche Kirchen und jüdische Synagogen stark beeinflussen sollte. In byzantinischen christlichen Kirchen wurden ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. in großem Umfang Wandmosaike verwendet, vor allem an den gerundeten oberen Teilen der Wände und Gewölbedecken. Ein gemeinsames Merkmal ist die Verwendung von Goldfliesen, die einen glanzvollen Rahmen für Porträts von Jesus Christus, der Jungfrau Maria, Heiligen und Kaisern bildeten. Die Hagia Sophia in Konstantinopel (Istanbul) enthält die berühmtesten Beispiele für solche Mosaike, während eines der ungewöhnlichsten Porträts in diesem Medium eines von Jesus Christus in der Kuppel des Klosters von Daphni in Griechenland ist. Es wurde um 1100 n. Chr. angefertigt und zeigt Christus mit einem recht grimmigen Gesichtsausdruck, der im Gegensatz zur üblichen eher ausdruckslosen Darstellung steht. Eine besondere Erwähnung verdient auch die Kirche San Vitale in Ravenna, Italien. Dort zeigen zwei schimmernde Goldtafeln aus den 540er Jahren n. Chr. Kaiser Justinian I. (reg. 527–565 n. Chr.) und seine Gemahlin Kaiserin Theodora mit ihrem jeweiligen Gefolge.
Die byzantinischen Mosaikkünstler wurden für ihre Arbeit so berühmt, dass das arabische Umayyaden-Kalifat (661–750 n. Chr.) sie mit der Ausschmückung des Felsendoms in Jerusalem und der großen Umayyaden-Moschee von Damaskus beauftragte. Im 13. und 14. Jahrhundert n. Chr. schließlich wurden die Motive in Mosaiken – wie auch in der Malerei – natürlicher, ausdrucksvoller und individueller. Hervorragende Beispiele für diesen Stil finden sich in den Mosaiken der Erlöserkirche von Chora in Konstantinopel.
Einige der schönsten erhaltenen byzantinischen Mosaike stammen aus dem Großen Palast von Konstantinopel, der von 330 n. Chr. bis 1453 n. Chr. genutzt wurde. Von den Gebäuden ist nicht viel erhalten, wohl aber viele Bodenmosaike, die alle möglichen Szenen aus dem byzantinischen Alltagsleben darstellen, insbesondere Naturszenen, Jagdszenen und spielende Kinder. Diese Mosaike stammen größtenteils aus dem 6. Jahrhundert n. Chr., und interessanterweise finden sich auf ihnen neben christlichen Motiven oft auch heidnische Bilder. Sie sind heute im Mosaikenmuseum des Großen Palastes von Istanbul zu sehen. Als das byzantinische Reich sein Ende erreichte, verdrängte die viel billigere Alternative der Freskomalerei die Mosaike als bevorzugte Methode zur Dekoration öffentlicher und privater Gebäude.
Mesoamerikanische Mosaike
Auf der anderen Seite der Welt wurden in der Puuc-Architektur der Maya zwischen 250 und 950 n. Chr. häufig Steinmosaikdekorationen verwendet, insbesondere an den oberen Fassaden von Gebäuden. Ein schönes Beispiel ist das Nonnenkloster von Uxmal, das im 9. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde und an dessen Fassade Steinmosaike zu sehen sind, die Menschen und Häuser in Miniatur darstellen. Eine ähnliche Technik wurde auch von anderen mesoamerikanischen Zivilisationen verwendet, insbesondere bei den Zapoteken (500 v. Chr. – 900 n. Chr.) in Mitla. Ein weiteres schönes Beispiel für Maya-Mosaikarbeiten in kleinerem Maßstab, diesmal unter Verwendung unregelmäßiger Jadestücke, ist die Maske des Königs von Palenque, K’inich Janaab Pakal I. (reg. 615–683 n. Chr.). Die Maske wurde dem König auf das Gesicht gelegt, als er im Tempel der Inschriften in Palenque bestattet wurde, und befindet sich heute im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt.
Im postklassischen Mexiko und in Yucatán wurde Türkis, eines der am meisten geschätzten Materialien in Mesoamerika, von mehreren mesoamerikanischen Kulturen für Mosaiksteine verwendet. Sowohl die Tolteken als auch die Mixteken verwendeten das Material im ersten Viertel des zweiten Jahrtausends n. Chr., aber die Form der Mosaiksteine unterscheidet sich, da sie bei den Tolteken vieleckig und flach sind und bei den Mixteken eher an Kieselsteine erinnern. Gegenstände wie Brustpanzer, Messer, Schilde, Masken und Schädel wurden mit Türkis überzogen und mit Details aus roter Spondylus-Muschel, weißer Muschelschale, Perlmutt, schwarzem Obsidian oder poliertem Pyrit versehen. Die Mosaiksteine wurden in der Regel mit Kiefernharz als Klebstoff auf einer Zedernholzunterlage befestigt.
Die aztekische Kultur (ca. 1345–1521 n. Chr.) hatte eine besondere Vorliebe für Mosaikdesigns aus Türkis, und zwei der berühmtesten Kunstwerke von ganz Mesoamerika sind so gestaltet. Das erste ist die zwischen 1400 und 1521 n. Chr. geschaffene Maske von Xiuhtecuhtli, dem aztekischen Gott des Feuers, die nicht nur aus präzise geschnittenen Teilen besteht, um Gesichtszügen wie der Nase und dem Mund Konturen zu verleihen, sondern auch verschiedene Türkistöne verwendet, um den dreidimensionalen Effekt zu verstärken. Das zweite großartige Beispiel ist ein Pektorale in Form einer doppelköpfigen Schlange. Das im 15. oder 16. Jahrhundert n. Chr. gefertigte Tier besteht aus Hunderten von symmetrischen und assymetrischen Türkissteinen. Beide dieser Werke befinden sich heute im Britischen Museum in London.