In der mittelalterlichen Gesellschaft genossen Ritter hohes Ansehen und waren häufig auch wohlhabend. Auf dem Schlachtfeld gefürchtet und außerhalb dafür bekannt, die Ideale der Ritterlichkeit zu verkörpern, war der Weg dorthin jedoch lang und mit einer harten Ausbildung verbunden. Vom Kindesalter an in Waffenhandhabung und Reiten geschult, konnte ein junger Mann durch seinen Dienst bei einem lokalen Herren, außergewöhnlichen Mut im Kampf oder – insbesondere in späteren Zeiten, als europäische Monarchen dringend Geld und erfahrene Männer für ihre Armeen benötigten – durch den Kauf des Titels zum Ritter werden. In jedem Fall durchlief ein Ritter eine aufwendige Initiationszeremonie, nach der er verpflichtet war, die ritterlichen Traditionen seines Standes zu wahren und mutig den am besten ausgerüsteten und am schwersten bewaffneten gegnerischen Rittern entgegenzutreten.
Obwohl es kein festgelegtes System gab und die Altersstufen variierten, waren die allgemeinen Schritte, um ein Ritter zu werden, die folgenden:
- Page - ab 7–10 bis etwa 13 Jahre, erlernt den Umgang mit dem Pferd, beginnt das Jagen und trainiert mit Übungswaffen im Dienst eines lokalen Ritters, Barons oder am königlichen Hof.
- Knappe - ab 14 bis 18–21 Jahre, assistiert einem Ritter, vertieft die ritterliche Etikette und erlent den Umgang mit Waffen und Rüstungen.
- Ritterschlag - 18–21 Jahre, bei dieser feierlichen Zeremonie wird der Knappe zum Ritter geschlagen.
- Dienst - Der Ritter dient als Wächter eines Barons oder dessen Burg, kämpft in Kriegen für den König und die Kirche und nimmt an Turnieren teil.
Erster Teil der Ausbildung – Der Page
Die meisten Ritter waren vermutlich Söhne von Rittern, doch es gibt Berichte, dass auch die Söhne von Bürgern, Freien, wohlhabenden Kaufleuten und Regierungsbeamten für die Ausbildung vorgeschlagen wurden, besonders in der späteren Mittelalterzeit. Ein gewöhnlicher Soldat konnte aufgrund von Tapferkeit im Kampf ebenfalls zum Ritter erhoben werden. Mit der Zunahme von Kriegen und der Praxis, dass Barone lieber Ritter an ihrer Stelle in den Dienst schickten, wurde die soziale Herkunft eines Ritters zunehmend zweitrangig, insbesondere wenn ein König dringend Männer benötigte. Dennoch hatte sich bis zum 13. Jahrhundert n. Chr. die Idee etabliert, dass die Ritterschaft eine exklusive Klasse war, die ihre Abstammung bewahren wollte. Ausnahmen gab es, insbesondere in Frankreich und Deutschland, doch im Allgemeinen konnte nur der Sohn eines Ritters selbst Ritter werden.
Ein Ritter musste außerordentlich gut reiten können, während er Schild und Lanze trug. Daher musste er das Pferd allein mit Knien und Füßen lenken können. Ebenso musste er fähig sein, ein langes und schweres Schwert über längere Zeit zu führen und dabei in schwerer Metallrüstung schnell und beweglich zu bleiben. Zusätzliche Fähigkeiten im Umgang mit Dolch, Streitaxt, Streitkolben, Bogen und Armbrust waren ebenfalls nützlich. Daher begann die Ausbildung eines Jungen, der später Ritter werden sollte, in jungen Jahren, typischerweise im Alter von etwa 10 Jahren (manchmal schon mit 7 Jahren), mit Übungswaffen und grundlegenden Reitfähigkeiten. Ein junger Adliger wurde wahrscheinlich an den königlichen Hof geschickt, während ein Junge aus einer weniger wohlhabenden Familie in die örtliche Burg oder die eines Verwandten geschickt wurde, um dort mit Rittern und Kriegsknechten zu trainieren. Neben anderen Pagen diente er bei Tisch, arbeitete in den Ställen, übernahm einfache Aufgaben und begann mit der Ausbildung zum Ritter, die als Jugendlicher intensiviert wurde.
Zweiter Teil der Ausbildung – Der Knappe
Der nächste Schritt auf dem langen Weg zum Ritter war, Knappe (oder Schildknappe) zu werden, typischerweise ab einem Alter von 14 Jahren. Der Begriff Knappe leitet sich vom französischen ecuyer ab, was so viel wie Schildträger bedeutet. Neben dem Lernen von Waffenhandhabung und Reitkunst wurde von einem Knappen erwartet, einen vollwertigen Ritter zu unterstützen, indem er dessen Waffen reinigte, dessen Rüstung polierte, sich um die Pferde kümmerte, beim Ankleiden für den Kampf half, seinen Schild hielt und andere allgemeine Aufgaben übernahm.
Darüber hinaus mussten die Knappen auch eine Reihe von nicht-militärischen Fähigkeiten erlernen, darunter Kenntnisse in Musik, Tanz sowie Lesen und Schreiben auf Latein und Französisch. Sie lernten außerdem Gedichte vorzutragen und sich höfisch zu benehmen, insbesondere in Gegenwart von Adelsdamen, mit denen sie jagten oder Spiele wie z.B. Schach spielten. Literarische Fächer wurden in der Regel vom örtlichen Priester unterrichtet, manchmal auch unter Mitwirkung der Burgherrin des Herren, bei dem sie in die Lehre gingen. Weitere Fertigkeiten auf dem Lehrplan eines Knappen waren das Jagen von Wildtieren und die Falknerei, die zugleich für nützliche Fleischgerichte für die Tafel des Ritters sorgten, die der Knappe zu bedienen hatte. Knappen waren zudem für die Ausbildung und Beaufsichtigung der Pagen verantwortlich, einschließlich der Durchsetzung von Disziplin – eine Aufgabe, die sie vermutlich mit besonderer Freude ausführten.
Das Training eines Knappen umfasste Übungen mit der Lanze und dem Schwert. Manchmal wurden die Waffen absichtlich schwerer gefertigt als die tatsächlich im Kampf eingesetzten, um die Muskulatur zu stärken und den realen Kampf ein wenig leichter erscheinen zu lassen. Auch der Umgang mit Stab, Bogen und Armbrust wurde trainiert, obwohl diese Waffen von Rittern im Krieg nur selten verwendet wurden. Es gab spezielle Geräte für dieses Training, wie z.B. die Quintane – ein rotierender Arm mit einem Schild an einem Ende und einem Gewicht am anderen. Ein Reiter musste das Schild treffen und weiterreiten, um nicht von dem schwingenden Gewicht am Rücken getroffen zu werden. Ein weiteres Trainingsgerät war ein aufgehängter Ring, der mit der Spitze der Lanze entfernt werden musste. Eine weitere gängige Übung war das Reiten im vollen Galopp, während man mit einem Schwert auf einen Holzpfosten schlug.
Im Krieg folgte ein Knappe stets seinem Ritter. Während des Marsches ritten die Knappen normalerweise voraus und transportierten die zusätzlichen Pferde sowie das Gepäck. Im Kampf selbst reichte der Knappe dem Ritter seine Lanze und seinen Schild und folgte ihm anschließend auf einem weiteren Pferd, falls das Reittier des Ritters ausfiel. Wurde ein Ritter schwer verwundet, war es die Aufgabe seines Knappen, ihn sicher vom Schlachtfeld zu bringen.
Ein Knappe konnte schließlich, wenn er vollständig ausgebildet war, zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr von seinem Herrn oder einem anderen Ritter zum Ritter geschlagen werden. Was mit Knappen geschah, die ihre Ausbildung nicht bestanden oder abschlossen, ist unklar. Für einige adlige junge Männer könnten Laufbahnen in der Kirche oder im Rechtssystem eine mögliche Alternative gewesen sein. Ein berühmtes Beispiel für jemanden, der es nie vom Knappen zum Ritter schaffte, ist Geoffrey Chaucer (ca. 1343–1400 n. Chr.), der Autor der Canterbury Tales. Manche Knappen hingegen blieben dauerhaft in ihrer Rolle und dienten einem Ritter ein Leben lang. Ein weiterer Grund, warum manche Knappen nie zu Rittern wurden, waren finanzielle Engpässe, denn die Kosten für Pferde, Rüstung und Ausrüstung waren immens. Diejenigen unter den Knappen, die sowohl die Fähigkeiten als auch die Mittel hatten, den letzten Schritt zum Ritter zu gehen, nahmen an einer aufwendigen Initiationszeremonie teil, um in die Gemeinschaft der Ritter aufgenommen zu werden. Es kam auch vor, dass ein Knappe unmittelbar vor einer Schlacht zum Ritter geschlagen wurde. In solchen Fällen wurde die Zeremonie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt – ein Ereignis, das die Wartezeit zweifellos wert war.
Der feierliche Ritterschlag
Die Vorbereitung auf den Ritterschlag (auch bekannt als Schwertleite), die oftmals meheren angehenden Rittern gleichzeitig zukam, begann am Vortag der eigentlichen Zeremonie. Der Knappe nahm ein Bad, rasierte sich oder stutzte seinen Bart, um sich herauszuputzen. Die Nacht verbrachte er möglicherweise in einer stillen Nachtwache in der Kapelle, sein Schwert auf dem Altar ruhend. Dort dachte er vermutlich über sein Glück nach, sein Ziel nach all den Jahren erreicht zu haben, und über die Risiken, die ihn in seiner zukünftigen Rolle erwarteten.
Am Tag der Zeremonie wurde der Knappe von zwei Rittern mit einer weißen Tunika und einem weißen Gürtel eingekleidet, um Reinheit zu symbolisieren, mit schwarzen oder braunen Strümpfen, um die Erde darzustellen, auf die er eines Tages zurückkehren wird, und mit einem scharlachroten Mantel für das Blut, das er nun bereit ist, für seinen Baron, seinen Herrscher und seine Kirche zu vergießen. Die eigentliche Zeremonie, die je nach Zeit und Ort variierte, konnte unter freiem Himmel, in einer Kapelle oder, für einige wenige Glückliche, sogar im königlichen Palast stattfinden, wenn der Ritterschlag als Teil einer größeren Feier wie königliche Hochzeiten und Krönungen abgehalten wurde. Der Knappe erhielt vergoldete Sporen (daher der Ausdruck „sich die Sporen verdienen“) und sein Schwert zurück, das von einem Priester mit der Segnung versehen worden war, stets die Armen und Schwachen zu schützen. Die Klinge hatte zwei Schneiden – die eine sollte die Gerechtigkeit, die andere die Treue (oder allgemeiner die Ritterlichkeit) symbolisieren.
Dann kniete der Knappe im Beisein von Zeugen vor dem Ritter oder König nieder, der ihm die Ehre des Ritterschlags zukommen ließ. Die Person, die den Ritterschlag ausführte, ging dabei ein persönliches Risiko ein, da jeder Ruhm oder jede Schande, die der neue Ritter erlangte, auch auf denjenigen zurückfiel, der ihn zum Ritter geschlagen hatte. Der „Schlagende“ konnte dem Knappen einen Sporn anlegen, ihm Schwert und Gürtel überreichen und ihm einen Kuss auf die Wange geben. Der eigentliche Ritterschlag bestand in einem leichten Schlag auf die Schultern oder den Nacken mit der Hand oder dem Schwert, manchmal sogar in einem kräftigen Hieb (die sogenannte colée oder „Akkolade“). Dieser Schlag sollte der letzte sein, den der neue Ritter ohne Gegenwehr hinnehmen musste, und ihn an seine Verpflichtungen sowie an seine moralische Pflicht erinnern, denjenigen nicht zu enttäuschen, der ihn zum Ritter geschlagen hatte. Es wurden nur wenige Worte gesprochen, meist etwas Einfaches wie „Erhebe dich als Ritter“. Der frisch geschlagene Ritter konnte anschließend einen Treueeid schwören, der häufig einem lokalen Baron galt. Dies war besonders bei Lehensrittern üblich, also jenen, die Ländereien besaßen, die Teil des Guts ihres Barons waren. Nach dem Ritterschlag erhielt der neue Ritter sein Pferd, das entweder von seinem Vater oder von der Person bezahlt wurde, die ihn zum Ritter geschlagen hatte. Dazu kamen Schild und Banner, die oft mit Familienwappen versehen waren. Für einen Knappen aus einer wohlhabenden Familie war der Ritterschlag oft Anlass für ein großes Fest, bei dem er zum ersten Mal mit den anderen Rittern an der Tafel sitzen durfte, statt diese nur zu bedienen. In einigen Fällen wurde die Zeremonie sogar mit einem Turnier gefeiert.
Ritter im Krieg
Nach all den Vorbereitungen und Zeremonien war der Ritter nun bereit, seine Bestimmung zu erfüllen: Siege auf dem Schlachtfeld zu erringen. Ritter nahmen aus verschiedenen Gründen an kriegerischen Auseinandersetzungen teil: Sie standen im bezahlten Dienst eines lokalen Barons und waren Teil seiner ständigen Haushaltsgarde, sie wurden von ihrem Baron beauftragt, Aufgaben für ihren Souverän zu erfüllen, oder sie waren an keinen bestimmten Herrn gebunden und verdienten ihren Lebensunterhalt als Söldner. Ritter kämpften aber auch für religiöse Zwecke, etwa während der Kreuzzüge, oder sie gehörten einem Ritterorden wie den Tempelrittern an.
Ritter wurden in der Regel für ihre Dienste bezahlt, jedoch nicht immer, insbesondere wenn sie dem König in einem Krieg gegen ein anderes Land oder aufständische Barone dienten. Es gab Vorteile, an solchen nationalen Kriegen teilzunehmen, da der König einem anschließend Land und Titel verleihen konnte. Zudem galt es als ehrenvoll, nicht allein aus finanziellen Gründen für den eigenen König zu kämpfen.
In der mittelalterlichen Kriegsführung waren Belagerungen befestigter Städte und Burgen weitaus häufiger als Feldschlachten, doch auch hier wurde von Rittern erwartet, dass sie ihren Teil beitrugen. So konnten Ritter beispielsweise Überfälle auf belagerte Burgen durchführen, die entsprechend abgewehrt werden mussten. In der Schlacht bildeten Ritter die Frontlinie eines Heeres und ritten in enger Formation. Zunächst setzten sie ihre Lanzen ein, bis diese zerbrachen. Anschließend griffen sie zum Schwert und kämpften weiter, oft zu Fuß, falls ihr Pferd verwundet wurde – was häufig der Fall war. Während einer Belagerung konnte von einem Ritter verlangt werden, einen Belagerungsturm zu bemannen oder sich darauf vorzubereiten, in eine Festung einzudringen, sobald eine Bresche geschlagen war. Außerhalb echter Schlachten mussten Ritter ihre Fähigkeiten durch die Teilnahme an Turnieren schärfen. Dort kämpften sie in simulierten Kavalleriegefechten, lieferten sich Lanzenstechen zu Pferde oder traten in Einzelkämpfen zu Fuß gegeneinander an.