Salzhandel im historischen Westafrika

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Artikel

Mark Cartwright
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 06 März 2019
In anderen Sprachen verfügbar: Englisch, Arabisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch
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Salz aus der Wüste Sahara war eines der wichtigsten Handelsgüter im antiken Westafrika, wo es nur sehr wenige natürliche Vorkommen dieses Minerals gab. Über Kamelkarawanen und per Schiff auf Flüssen wie dem Niger und dem Senegal gelangte das Salz in Handelszentren wie Koumbi Saleh, Niani und Timbuktu, wo es entweder weiter nach Süden transportiert oder gegen andere Waren wie Elfenbein, Häute, Kupfer, Eisen und Getreide eingetauscht wurde. Am häufigsten wurde Salz gegen Goldstaub getauscht, der aus den Minen im südlichen Westafrika stammte. Tatsächlich war Salz ein so kostbares Gut, dass es in einigen Teilen Westafrikas buchstäblich sein Gewicht in Gold wert war.

Salt Slabs, Timbuktu
Salzblöcke, Timbuktu
Robin Taylor (CC BY)

Die Salzminen der Sahara

Der Bedarf an Salz im alten Westafrika wird hier in einem Auszug aus der Allgemeinen Geschichte Afrikas der UNESCO zusammengefasst:

Salz ist ein Mineral, das besonders mit dem Beginn der landwirtschaftlichen Lebensweise sehr gefragt war. Jäger und Sammler bezogen wahrscheinlich einen großen Teil ihres Salzbedarfs aus den von ihnen erlegten Tieren und aus frischer Pflanzennahrung. Salz wird nur dann zu einem unentbehrlichen Zusatzstoff, wenn in sehr trockenen Gebieten, in denen auch die Körperausdünstungen in der Regel hoch sind, keine frische Nahrung zur Verfügung steht. In Gesellschaften mit relativ eingeschränkter Ernährung, wie es bei den Ackerbauern der Fall war, ist Salz jedoch äußerst wünschenswert. (Band II, 384–5)

Darüber hinaus war Salz immer sehr gefragt, um getrocknetes Fleisch besser zu konservieren und Speisen mehr Geschmack zu verleihen. Die Savannengebiete südlich der Westsahara (bekannt als Sudan) und die Wälder im südlichen Westafrika waren arm an Salz. In Gebieten in der Nähe der Atlantikküste konnte man das Mineral durch Verdunstung oder Kochen von Meerwasser gewinnen, aber Meersalz ließ sich nicht gut transportieren oder aufbewahren. Eine dritte Alternative war Salz, das aus der Asche von verbrannten Pflanzen wie Hirse und Palmen gewonnen wurde, aber auch diese waren nicht sehr reich an Natriumchlorid. Folglich musste das Salz für den größten Teil der Sudanregion aus dem Norden kommen. Die unwirtliche Saharawüste war die wichtigste natürliche Quelle für Steinsalz, das entweder aus oberflächlichen, durch Austrocknung entstandenen Ablagerungen gewonnen wurde, wie man sie in alten Seebetten findet, oder aus relativ flachen Bergwerken, in denen Salz auf natürliche Weise zu Platten geformt wurde. Dieses Salz, das eine cremig-graue Farbe hatte, war dem Salz aus anderen Quellen wie dem Meer oder bestimmten Pflanzen weit überlegen.

Trans-Saharan Trade Routes
Transsaharische Handelsrouten
Aa77zz (Public Domain)

Wann genau Salz zu einem Handelsgut wurde, ist nicht bekannt, aber der Tausch von Salz gegen Getreide geht auf die Vorgeschichte zurück, als Wüsten- und Savannenvölker jeweils versuchten, die Güter zu gewinnen, die sie nicht selbst produzieren konnten. In größerem Maßstab wurde die Sahara wahrscheinlich mindestens seit den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends n. Chr. von Kamelkarawanen durchquert. Diese Karawanen wurden von Berbern geführt, die als Mittelsmänner zwischen Nord- und Westafrika fungierten. Ihr Haupthandelsgut war Salz, aber sie brachten auch Luxusgüter wie Glaswaren, feine Stoffe und Fertigwaren. Mit diesen Handelsgütern kamen auch die islamische Religion, Ideen in Kunst und Architektur und kulturelle Praktiken.

Wer den Salzhandel kontrollierte, kontrollierte auch den Goldhandel, und beide waren die wichtigsten wirtschaftlichen Pfeiler der verschiedenen westafrikanischen Reiche.

Salz, sowohl seine Produktion als auch sein Handel, sollte die westafrikanische Wirtschaft während des gesamten 2. Jahrtausends n. Chr. beherrschen, wobei die Quellen und Handelszentren ständig den Besitzer wechselten, während Reiche aufstiegen und fielen. Das Salzbergwerk von Idjil in der Sahara war eine berühmte Quelle des kostbaren Rohstoffs für das Reich von Ghana (6.–13. Jh. n. Chr.) und war auch im 15. Jahrhundert n. Chr. noch stark in Betrieb. Im 10. Jahrhundert n. Chr. begannen die Sanhadscha-Berber, die die Salzminen in Awlil und Taghaza und den Transport durch Handelsstädte wie Aoudaghost kontrollierten, das Handelsmonopol des ghanaischen Reiches anzufechten. Im 11. Jahrhundert n. Chr. befanden sich die Awlil-Minen unter der Kontrolle von Takrur, doch nach dem Zusammenbruch des ghanaischen Reiches dominierte das Reich von Mali (1240–1645 n. Chr.) mit seiner Hauptstadt Niani den subsaharischen Salzhandel. Halbunabhängige Flusshäfen wie Timbuktu begannen jedoch, den Königen von Mali weiter westlich Handelsmöglichkeiten zu entziehen. Das nächste Königreich, das die Region und den Salzhandel beherrschte, war das Songhaireich (15.–16. Jahrhundert n. Chr.) mit seiner großen Handelshauptstadt Gao.

Salz mag in der Savanne eine Rarität gewesen sein, aber in Wüstenstädten wie Taghaza (bis zum 16. Jahrhundert n. Chr. die wichtigste Salzquelle des Sudan) und Taoudenni war der Rohstoff noch immer so reichlich vorhanden, dass man Steinsalzplatten zum Bau von Häusern verwendete. Ein so wertvoller Geldbringer wie eine Salzmine zog natürlich Konkurrenz um den Besitz an. So machte der marokkanische Herrscher Muhammad al-Mahdi den Versuch, sich auf dem Markt durchzusetzen, indem er Mitte des 16. Jahrhunderts in Taghaza die Ermordung mehrerer prominenter Tuareg-Salzhändler veranlasste. Wer den Salzhandel kontrollierte, kontrollierte im wahrsten Sinne des Wortes auch den Goldhandel, und beide waren die wichtigsten wirtschaftlichen Pfeiler der verschiedenen Reiche in der Geschichte Westafrikas.

Trans-Saharan Camel Caravan
Transsaharische Kamelkarawane
Holger Reineccius (CC BY-SA)

Der muslimische Reisende Ibn Battuta aus dem 14. Jahrhundert n. Chr., der Westafrika um 1352 n. Chr. besuchte, liefert eine ausführliche Beschreibung des Lebens in der Salzbergwerkssiedlung Taoudenni:

Es ist ein Dorf ohne Sehenswürdigkeiten. Das Merkwürdige dort ist, dass die Häuser und Moscheen aus Salzblöcken gebaut und mit Kamelhäuten gedeckt sind. Es gibt keine Bäume, nur Sand, in dem sich eine Salzmine befindet. Sie graben den Boden auf und finden darin dicke Platten, die übereinander liegen, als wären sie unter der Erde geschnitten und gestapelt worden. Ein Kamel trägt zwei Platten. Die einzigen Menschen, die dort leben, sind die Sklaven der Masufa, die nach dem Salz graben.

(zitiert in de Villiers, 121–122)

Transport

Die relativ robusten, aber unhandlichen Salzplatten wurden auf Kamele verladen, wobei jedes Tier zwei Blöcke mit einem Gewicht von jeweils bis zu 90 Kilo trug. Eine Kamelkarawane konnte in ihrer Blütezeit zwischen 500 und mehreren Tausend Kamelen umfassen. Die ersten Karawanen durchquerten die Westsahara wahrscheinlich im 3. Jahrhundert n. Chr., wenn nicht sogar schon früher, aber erst zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert n. Chr. kam die Praxis wirklich in Schwung. Wenn die Karawanen in einem Handelszentrum oder einer größeren Siedlung des Sudan ankamen, wurde das Salz gegen Waren eingetauscht, die auf der Rückreise durch die Wüste transportiert werden sollten. Das Salz konnte in den Gemeinden rund um die Handelszentren verwendet oder einfach per Boot auf Flüssen wie dem Niger, dem Senegal und ihren Nebenflüssen weiter transportiert werden. Schließlich wurde das Salz in kleinere Stücke geschnitten und von Trägern auf dem Kopf zu seinem endgültigen Bestimmungsort – den Dörfern im Inneren Westafrikas – gebracht.

Sein Gewicht in Gold wert

Salz war nicht nur deshalb ein hoch geschätztes Gut, weil es in der Subsahara-Region nicht erhältlich war, sondern auch, weil es ständig verbraucht wurde und das Angebot die Nachfrage nie ganz decken konnte. Hinzu kam das Problem, dass der Transport eines so sperrigen Gutes in großen Mengen mit beträchtlichen Kosten verbunden war, was seinen hohen Preis noch weiter erhöhte. Infolgedessen wurde Salz sehr oft gegen Goldstaub getauscht, in abgelegenen Gegenden sogar Pfund für Pfund, wobei sich die Händler auf eine der beiden Waren spezialisierten. Der Wert des Minerals war so stabil, dass in einigen ländlichen Gebieten kleine Salzstücke als Zahlungsmittel im Handel verwendet wurden und die Könige von Ghana neben den Goldklumpen, die ihre beeindruckende königliche Schatzkammer füllten, Vorräte an Salz anlegten. Die Weitergabe eines so wertvollen Gegenstandes von einem Händler zum anderen bot reichlich Gelegenheit, seinen Wert zu steigern, je weiter er sich von seiner Quelle in der Sahara entfernte.

Ein anonymer arabischer Reisender aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. berichtete über den diskret ablaufenden Massenhandel zwischen Salz- und Goldhändlern, der manchmal auch als „stummer Handel“ bezeichnet wird, bei dem sich keine der beiden Parteien tatsächlich von Angesicht zu Angesicht trifft:

In Ghana lebten große Menschen aus dem Sudan. Sie haben eine Grenze gezogen, die niemand, der sich auf den Weg zu ihnen macht, jemals überschreitet. Wenn die Kaufleute diese Grenze erreichen, legen sie ihre Waren und Stoffe auf den Boden und gehen wieder, und so kommen die Sudanesen mit Gold, das sie neben den Waren liegen lassen, bevor auch sie wieder gehen. Die Besitzer der Waren kehren dann zurück, und wenn sie mit dem, was sie gefunden haben, zufrieden sind, nehmen sie es mit. Wenn nicht, gehen sie wieder weg, und die Leute aus dem Sudan kommen zurück und erhöhen den Preis, bis der Handel abgeschlossen ist.

(zitiert in Spielvogel, 229)

Transporting Salt on the Niger River
Salztransport auf dem Fluss Niger
Taguelmoust (CC BY-SA)

Auch die Durchfuhr von Salz konnte für Herrscher eine lukrative Einnahmequelle sein. So beschreibt der arabische Reisende al-Bakri, der 1076 n. Chr. die Sudanregion besuchte, die Zölle auf Salz im Reich von Ghana, wo dieses im Gegensatz zu anderen Waren wie Kupfer doppelt besteuert wurde: „Auf jede Eselsladung Salz erhebt der König von Ghana einen Golddinar, wenn es in sein Land gebracht wird, und zwei Dinare, wenn es hinausgeschickt wird“ (zitiert in Fage, 670). In einem anderen Beispiel fungierte Timbuktu als Zwischenhändler in diesem Austausch von nord- und westafrikanischen Ressourcen. Ein 90-Kilo-Salzblock, der auf dem Fluss von Timbuktu nach Djenné im Süden transportiert wurde, konnte seinen Wert verdoppeln und rund 450 Gramm Gold wert sein. In der Chronik Tarikh al-Sudan, die um 1656 n. Chr. verfasst wurde, heißt es dazu:

Djenné ist einer der größten muslimischen Märkte, wo Händler, die Salz aus den Minen von Taghaza transportieren, auf Händler mit dem Gold von Bitou treffen... Wegen dieser gesegneten Stadt kommen Karawanen von allen Punkten des Horizontes nach Timbuktu.

(zitiert in Oliver, 374)

Auch heute noch geht der Salzhandel weiter, obwohl die Vorkommen zur Neige gehen und die Salzhändler keinen Goldstaub mehr als Gegenleistung verlangen können. Das Saharasalz aus Taoudenni wird immer noch von Tuareg-Kamelkarawanen transportiert, wobei die immer noch 90 Kilo schweren Platten letztlich für die Raffinerien von Bamako in Mali bestimmt sind.

Literaturverzeichnis

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Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Übersetzung der WHE ins Deutsche. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Mark Cartwright
Mark ist hauptberuflich als Autor, Forscher, Historiker und Redakteur tätig. Zu seinen Spezialinteressen gehören Keramik, Architektur, Weltmythologie und die Entdeckung der Ideen, die alle Zivilisationen vereinen. Er hat einen MA in politischer Philosophie und ist Verlagsleiter bei WHE.

Dieses Werk Zitieren

APA Stil

Cartwright, M. (2019, März 06). Salzhandel im historischen Westafrika [The Salt Trade of Ancient West Africa]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/2-1342/salzhandel-im-historischen-westafrika/

Chicago Stil

Cartwright, Mark. "Salzhandel im historischen Westafrika." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte März 06, 2019. https://www.worldhistory.org/trans/de/2-1342/salzhandel-im-historischen-westafrika/.

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Cartwright, Mark. "Salzhandel im historischen Westafrika." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 06 Mär 2019. Internet. 29 Dez 2024.