Geschichte wird von Menschen geschrieben und ihre Glaubensvorstellungen und Interessen beeinflussen das, was sie aufzeichnen. Deshalb kann es vorkommen, dass bestimmte Details in der Erzählung eines historischen Ereignisses oder des Lebens einer historischen Person weggelassen werden. Das ist besonders dann der Fall, wenn es um die sogenannte „Geschichte der Homosexualität“ geht.
Die „Geschichte der Homosexualität“ ist einfach eine Geschichte, die auch Andeutungen auf die sexuelle Orientierung einer Person miteinbezieht. Gleichgeschlechtliche Beziehungen wurden in den antiken Kulturen einfach als ein weiterer Ausdruck der menschlichen Sexualität verstanden. Erst mit dem Aufstieg des Christentums wurden sie als „skandalös“ und „sündhaft“ verurteilt – nicht etwa, weil sie „falsch“ waren, sondern weil sie mit anderen Glaubenssystemen und Praktiken in Verbindung gebracht wurden.
Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass es zu wenige Beweise gibt, um bestimmte historische Persönlichkeiten als schwul oder lesbisch zu bezeichnen, liefert doch gerade diese Tatsache ein Argument dafür, wie sehr homosexuelle Beziehungen akzeptiert gewesen waren, waren sie doch nicht einmal eine Erwähnung wert. Antike Geschichtsschreiber erwähnen manchmal, welchem Geschlecht eine Person zugeneigt war, aber in Biographien von Männern wie Alexander dem Großen oder Julius Cäsar, die in der Neuzeit entstanden waren, wurde dieser Aspekt hinuntergespielt oder ganz ignoriert. Der Historiker Lee Wind schreibt dazu:
Geschichte klingt hochoffiziell. Als ob alles Fakt wäre. Als ob es tatsächlich so passiert wäre. Aber das ist nicht unbedingt der Fall. Geschichte wurde von den Menschen geschaffen, die sie aufgezeichnet haben. Stell dir vor, du wirst auf dem Schulhof in einen Streit verwickelt. Später werden davon verschiedene Versionen existieren. Du hast deine Version der Geschichte, dein Gegner hat seine eigene Version, und eine dritte Person, die den Streit vielleicht beobachtet hat, hat wieder eine andere Version. Welcher Geschichte wird der Schuldirektor Glauben schenken? Welche dieser Versionen wird zur offiziellen Geschichte dieses Moments? Was, wenn die dritte Person dich nicht leiden kann? Was, wenn die dritte Person deine beste Freundin ist? Was, wenn dein Gegner das Kind des Schuldirektors war? Welche eurer Geschichten wird zur Geschichte? (8)
Winds Beobachtung bezieht sich allgemein auf die Geschichtsschreibung, aber lässt sich im Besonderen auf einige der Paare in diesem Artikel anwenden. In einigen Fällen gibt es genügend schriftliche Beweise, um zu behaupten, dass die Person wahrscheinlich homosexuell war, in anderen Fällen war sie es ganz bestimmt. Die ersten beiden Paare stammen aus der griechischen Literatur und Mythologie und sind somit keine historischen Figuren, aber sie untermauern das Paradigma einer weitverbreiteten Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ohne jede Form von Vorurteilen. Homer stellt Achilleus und Patroklos in der Beschreibung ihrer Beziehung nicht explizit als homosexuell dar, aber er liefert genügend Hinweise im Kontext der Erzählung, dass Schreiber im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. sie als Liebespaar interpretiert haben.
In derselben Art und Weise wurden Alexander der Große und Hephaistion von Gelehrten und Historikern als „sehr enge Freunde“ beschrieben, während die Primärquellen eher darauf schließen lassen, dass sie eine Liebesbeziehung führten. Im Fall der Sappho von Lesbos kann man argumentieren, dass sie für ihre Poesie in eine bestimmte Rolle geschlüpft ist – die Rolle einer Frau, die Frauen liebt – aber für antike Autoren war sie lesbisch, und sie hat auch die Begriffe „lesbisch“ und „sapphisch“ inspiriert, um weibliche Homosexualität zu beschreiben. Die anderen Figuren in dieser Liste lassen keine Zweifel aufkommen, was ihre sexuelle Orientierung und ihre Vorlieben betrifft.
Achilleus und Patroklos
Achilleus und Patroklos sind aus Homers Ilias (8. Jahrhundert v. Chr.) bekannt, wo sie als sehr enge Freunde dargestellt werden, die zusammen aufwachsen und sich dann den mykenischen Griechen im Krieg gegen Troja anschließen. Als Agamemnon, der Anführer der Griechen, Achilleus seine Sklavin und Geliebte Briseis wegnimmt, weigert sich Achilleus, weiter an den Kampfhandlungen teilzunehmen. Die Griechen müssen schwere Verluste einstecken, bis sich Patroklos Achilleus‘ Rüstung anlegt und seine Männer in die Schlacht führt. In diesem Kampf wird Patroklos vom trojanischen Prinzen Hektor getötet, und Achilleus nimmt Rache, indem er wiederum Hektor tötet und seine Leiche hinter sich her schleift. Patroklos erscheint daraufhin Achilleus in einem Traum und bittet ihn darum, zusammen mit ihm begraben zu werden. Achilleus’ Trauer um seinen toten Freund lässt auf eine tiefe Verbindung zwischen den beiden schließen. Zur Zeit Platons (428/427 – 348/347 v. Chr.) wurde allgemein angenommen, dass die beiden ein Liebespaar waren, wie der Dialog in Platons Symposion verdeutlicht. In modernen Interpretationen wird Achilleus‘ Beziehung zu Briseis so gedeutet, dass er wahrscheinlich bisexuell war, aber das ist ein Konzept aus der heutigen Zeit. Sexuelle Beziehungen mit Menschen beiderlei Geschlechts oder, wie in manchen Kulturen, einem dritten Geschlecht, war in der Antike schlicht und einfach Sex.
Artemis und Callisto
Artemis ist die griechische Göttin der Jagd, der Natur und der Keuschheit. Sie war auch die Schutzgöttin der Frauen und Mädchen und beschützte die Gebärenden. Sie hatte ein Gefolge aus jungen Frauen, die sich der Keuschheit verschrieben hatten und es wurde ihr nachgesagt, dass sie die Gesellschaft von Männern mied und Frauen bevorzugte. Sie tötete Orion, nachdem er versucht hatte, sie zu vergewaltigen, und sie verwandelte den Prinzen Aktaion in einen Hirsch und ließ ihn von seinen eigenen Jagdhunden zerfleischen, nachdem er sie nackt gesehen hatte. Die Nymphe Kallisto war eine ihrer treuesten Anhängerinnen und erregte die Aufmerksamkeit von Zeus, dem König der Götter, der daraufhin die Gestalt der Artemis annahm, um sie zu verführen. Kallisto wurde schwanger, scheinbar allein durch Zeus’ Gegenwart, und zog damit den Zorn seiner eifersüchtigen Ehefrau Hera auf sich. Hera verwandelte Kallisto in einen großen Bären und in dieser Gestalt wäre sie fast von ihrem eigenen Sohn getötet worden, der auf einem Jagdausflug war. Doch im letzten Moment hatten die Götter Mitleid mit ihr und hoben sie stattdessen in den Himmel, wo man heute noch das Sternbild des Großen Bären oder Ursa Major sehen kann.
Alexander der Große und Hephaistion
Alexander der Große (356–323 v. Chr.) und Hephaistion (ca. 356–324 v. Chr.) blieben lebenslange Freunde, nachdem sie zusammen aufgewachsen waren, aber es gibt auch Autoren wie Plutarch, die andeuten, dass sie ein Liebespaar waren. Sie schienen ihre Beziehung der von Achilleus und Patroklos nachempfunden zu haben: Eine Geschichte erzählt, dass bei der Besichtigung Trojas Alexander einen Kranz auf das Grab des Achilleus und Hephaistion einen Kranz auf das Grab des Patroklos legte. Als Hephaistion an einem Fieber starb, ließ Alexander den Arzt, der ihn nicht hatte retten können, töten, und veranstaltete Begräbnisriten, wie sie normalerweise dem Königshaus vorbehalten waren. Alexander hatte einen weiteren Geliebten, den persischen Jüngling Bagoas, aber diese Beziehung war nie so tief und beständig wie seine Beziehung zu Hephaistion.
Sappho und ihre Kurtisane
Sappho von Lesbos (ca. 620–570 v. Chr.) war eine schon zu Lebzeiten und lange darüber hinaus gefeierte Dichterin, aber ihre Werke sind heute nur noch in Fragmenten erhalten. Sie widmen sich gleichgeschlechtlichen Beziehungen zwischen Frauen. Es kann nicht eindeutig geklärt werden, ob Sappho tatsächlich lesbisch war – auch wenn das sehr wahrscheinlich ist und spätere Autoren davon ausgehen – denn es könnte auch sein, dass sie für ihre Dichtkunst in eine Rolle geschlüpft ist. In ihren überlieferten Versen beteuert sie ihre Zuneigung zu einer namenlosen weiblichen Geliebten, die eine Kurtisane (hetaira) war. Die Wissenschaftlerin Suzanne MacAlister stützt die Behauptung, dass Sappho lesbisch war, und bemerkt: „Sappho ist die erste unter den griechischen Dichtern, die ausdrücklich über die Gefühle schreibt, die von Liebe hervorgerufen werden“ (392, Aldrich & Wotherspoon). Ihre Werke waren so beliebt, dass 900 Jahre nach ihrem Tod die Hauptstadt ihrer Heimatinsel Lesbos, Mytilene, ihr zu Ehren Münzen prägen ließ.
Chnumhotep und Nianchchnum
Die Aufseher der königlichen Maniküre Chnumhotep und Nianchchnum werden von manchen Historikerinnen und Historikern als das älteste überlieferte homosexuelle Paar der Geschichte angesehen. Sie waren beide persönliche Bedienstete des Königs Niuserre aus der fünften Dynastie, aus der Zeit des Alten Reiches (ca. 2613–2181 v. Chr.). Nach ihrem Tod wurden sie im selben Grab beigesetzt, das mit Bildern dekoriert war, auf denen sie in innigen Umarmungen dargestellt werden und wo sich ihre Nasen berühren – eine Geste, die von Gelehrten als Kuss gedeutet wird. Beide Männer waren verheiratet und hatten Kinder, weshalb manche Historiker davon ausgehen, dass sie kein Liebespaar waren, sondern Brüder. Aber diese Interpretation kann andere Bilder aus dem Grab nicht erklären, auf denen Chnumhotep auf dem Ehrenplatz dargestellt ist, der normalerweise für Nianchchnums Frau vorgesehen wäre.
Hadrian und Antinoos
Hadrian (76–138 n. Chr., reg. 117–138 n. Chr.) war römischer Kaiser während der größten Ausdehnung des Imperiums und hatte eine Reihe an homosexuellen Beziehungen, bevor er im Jahr 123 n. Chr. Antinoos (ca. 110–130 n. Chr.) in Bithynion (in der heutigen Türkei) traf. Das Paar war von da an unzertrennlich und bereiste gemeinsam verschiedene Orte des römischen Reiches, bis Antinoos in Ägypten im Nil ertrank. Manche der antiken Autoren deuten an, dass sein Tod kein Unfall war, sondern ein Opfer, das der junge Mann erbrachte, um Hadrian von einer unbekannten Krankheit zu heilen. Nach Antinoos‘ Tod erhob Hadrian ihn in den Rang eines Gottes und sein Kult wurde schnell populär: Er verbreitete sich durch das ganze Reich und konkurrierte sogar mit der neuen Religion des Christentums.
Leaina und Megilla
Die Liebesaffäre von Leaina und Megilla wird in den Hetärengesprächen des Satirikers Lukian von Samosata (ca. 125–180 n. Chr.) erwähnt. Lukians Werke machen sich über alle Aspekte der griechischen Gesellschaft lustig. Seine Hetärengespräche sind so aufgebaut, als ob man die privaten Gespräche von Frauen belauscht, die sich über die verschiedenen Mängel der Männer unterhalten, welche in Lukians anderen Werken kritisiert werden. Leaina unterhält sich mit einer anderen Kurtisane namens Klonarion, die sie danach fragt, wie es denn sei, die Geliebte von Megilla zu sein, einer reichen Frau aus Lesbos. Leaina erzählt ihr, wie sehr sie Megilla liebe, und dass deren Art, Liebe zu machen, viel besser sei als die von Männern. Sie erzählt auch, dass Megilla ihr gesagt habe, dass ihre Begierden „wie die eines Mannes“ seien, obwohl sie als Frau zur Welt kam, was manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu veranlasst, Megilla als die erste mit Namen überlieferte transgender Person der Geschichte zu sehen.
Harmodios und Aristogeiton
Harmodios und Aristogeiton (beide starben 514 v. Chr.) waren ein homosexuelles Paar aus Athen, die als „Tyrannenmörder“ verehrt wurden, weil sie die Herrschaft der Tyrannen Hipparch (starb 514 v. Chr.) und Hippias (starb 510 v. Chr.) beendet hatten – auch wenn das nie ihre Absicht gewesen war. Hipparch hatte sich in Harmodios verliebt, war aber von ihm zurückgewiesen worden und rächte sich, indem er Harmodios‘ Schwester beleidigte. Daraufhin wurde er von Harmodios und Aristogeiton umgebracht. Die beiden glaubten, dass sie im Trubel des Festes der Panathenäen auf der Agora damit durchkommen würden, aber sie wurden gefasst und festgenommen. Harmodios wurde sofort hingerichtet, Aristogeiton starb, nachdem er gefoltert worden war. Vier Jahre später baten die Athener Sparta um Hilfe, um Hippias‘ tyrannische Herrschaft zu beenden, und schrieben dann, als es geglückt war, die Geschichte um, um Spartas Rolle möglichst kleinzuhalten. Stattdessen wurden Harmodios und Aristogeiton als die Helden gefeiert, die die Tyrannei beendet und die Demokratie in Athen wiederhergestellt hatten, obwohl nichts davon zutraf. Auf der Agora in Athen wurde sogar eine Statue der beiden errichtet, und sie wurden noch Jahrhunderte später für ihre Taten verehrt.
Herzog Ling und Mizi Xia
Eine der bekanntesten Erzählungen über ein homosexuelles Paar aus dem alten China ist die Geschichte des Herzogs Ling von Wei (reg. 534–493 v. Chr.) und des Höflings Mizi Xia. Der Herzog war verheiratet und hatte einen Sohn, aber er bevorzugte die Gesellschaft seines Geliebten. Einmal lieh sich Mizi Xia die Kutsche des Herzogs aus, ohne um Erlaubnis zu fragen, um seine kranke Mutter zu besuchen. Jeden anderen hätte der Herzog dafür hart bestraft, aber Mizi Xia wurde dafür gelobt, ein so aufopferungsvoller Sohn zu sein. Ein anderes Mal waren die beiden auf einem Spaziergang und Mizi Xia bot dem Herzog eine Hälfte des Pfirsichs an, den er gerade aß. Der Herzog war sehr gerührt und sagte: „Wie groß muss deine Liebe für mich sein. Du vergisst deinen eigenen Appetit und denkst nur daran, mir die besten Dinge zum Essen zu geben!“ Der Ausdruck „die linke Hälfte des Pfirsichs“ wurde sogar zu einer Umschreibung für homosexuelle Beziehungen. Später jedoch, als der Herzog sich von Mizi Xia abgewandt hatte, deutete er diese beiden Ereignisse um und verunglimpfte seinen ehemaligen Geliebten, indem er sagte: „Einst nahm er meine Kutsche, ohne mich um Erlaubnis zu fragen, und er bot mir einen schon halb gegessen Pfirsich an, also ist er wohl zu allem in der Lage.“ Das unglückliche Ende ihrer Beziehung wird in den Nacherzählungen oft weggelassen, war aber der Schwerpunkt in der Erzählung des Philosophen Han Feizi (ca. 280–233 v. Chr.), der damit Höflinge vor Beziehungen mit dem launischen Adel warnen wollte.
Die Heilige Schar Thebens
Die Heilige Schar war eine Eliteeinheit der thebanischen Armee, die aus 150 homosexuellen Paaren bestand. Diese Männer wurden handverlesen und nach ihrer militärischen Geschicklichkeit ausgesucht, und die Idee hinter dieser Einheit war nicht nur, dass diese Liebespaare füreinander bis in den Tod kämpfen würden, sondern auch, dass sie sich nicht feige verhalten würden, um ihren jeweiligen Partner in den Augen ihrer Waffenbrüder nicht zu beschämen. Diese Paare hatten sich dem klassischen Modell der homosexuellen Beziehung des antiken Griechenlands verschrieben, mit einem älteren Liebhaber, der den Charakter eines jüngeren Geliebten fördern sollte. Der Name der Einheit stammt von dem Schwur, den sie im Namen von Eros, des Gottes der Liebe, im Heiligtum von Iolaos leisteten. Die Heilige Schar wurde ca. 379/378 v. Chr. gegründet und nahm schon vor 371 v. Chr. an Feldzügen teil, in den meisten Geschichtsschreibungen wird aber erwähnt, dass sie von der Schlacht bei Leuktra 371 v. Chr. bis zur Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. unbesiegbar blieb, wo sie schließlich von den Makedonen unter Philipp II. (reg. 359–336 v. Chr.) bezwungen wurde. Überlieferungen zufolge soll Philipp II. im Angesicht der Tapferkeit dieser Männer geweint haben, weil sie ihre Linie verteidigten, bis auch der letzte von ihnen getötet worden war. Die Statue des Löwen von Chaironeia soll ihr Grab markieren.
Fazit
Es gibt noch viele weitere Beispiele von berühmten homosexuellen Beziehungen in antiker Geschichte und Literatur. Zu ihnen gehört die Geschichte von Nisus und Euryalus aus den Büchern 5 und 9 der Aeneis von Vergil (70–19 v. Chr.), deren Beziehung, wie bei manchen der hier aufgezählten Beispiele, oft als Freundschaft interpretiert wird, auch wenn sie allen Mustern einer Liebesbeziehung entspricht. Nisus ist der ältere der beiden und Euryalus sein jüngerer Liebhaber. Die beiden gehören zu den Flüchtlingen, die der Held Aeneas nach dem Fall Trojas nach Italien führt, und ihre Geschichte ist Teil der Kriege, die die Trojaner gegen die feindlichen Stämme der Region führen, bevor sie die Stadt Rom gründen. Euryalus wird von einem dieser Stämme gefangen genommen und Nisus kommt, um ihn zu befreien, aber beide werden getötet, während sie einander zu beschützen versuchen.
Julius Cäsar, Sokrates, Platon, Pindar und vielen anderen wird nachgesagt, dass sie homosexuelle Beziehungen bevorzugt haben, die eine anerkannte Form des Ausdrucks von Zuneigung und Sexualität in antiken Kulturen war. Der Wissenschaftler Colin Spencer sagt dazu:
In der antiken Welt war es nicht nötig, sexuelle Beziehungen mit dem gleichen Geschlecht von sexuellen Beziehungen mit dem anderen Geschlecht zu trennen. Mit dem Geschlecht war keine Schande verbunden, nur mit passiven sexuellen Akten. Es gab kein Wort für „Homosexualität“, ganz einfach, weil das Konzept gar nicht existierte. (10)
Tatsächlich wurden die Begriffe „homosexuell“ und „heterosexuell“ erst im 19. Jahrhundert geprägt, erfunden von einem schwulen Mann, dem österreichischen Schriftsteller Karl Maria Kertbeny (1824–1882). Kertbeny entwickelte die Begriffe, um homosexuelle Beziehungen zu normalisieren, weil sie von der Regierung als kriminell eingestuft wurden. Vor dem Aufkommen des Christentums aber hatte es eine solche Unterscheidung gar nicht gegeben. Kertbenys Plädoyer für die Akzeptanz von homosexuellen Beziehungen wäre einem antiken, vorchristlichen Menschen seltsam erschienen, weil sie zu seiner Zeit bereits weitgehend akzeptiert waren.