Hunde waren immer schon ein Teil der menschlichen Geschichte vor dem „geschriebenen Wort“. Der antike Tempel von Göbekli Tepe in der Türkei datiert auf mindestens 12.000 Jahre vor Christus zurück und hat Archäologen Beweise von domestizierten Hunden im Nahen Osten geliefert und passend zum frühesten Beweis von Domestikation, dem Natufischen Grab (ca. 12.000 vor Chr.). Dieses Grab wurde in Ein Mallaha in Israel entdeckt, in dem war ein alter Mann mit einem Welpen beerdigt.
In Südfrankreich wurden Fußabdrücke eines jungen Kindes, das neben einem Hund spazieren geht, im Erdreich des Chauvet-Grabes erhalten, das auf ein Alter von 26.000 Jahren datiert wird und eine CE Studie von 2008 schloss daraus, dass Hunde in Europa bereits vor 32.000 bis 18.800 Jahren domestiziert worden waren, zusammen mit den ältesten gefundenen Hundegebeinen der Welt, obwohl es weit zurück, bis vor 32.700 Jahren, datiert wird. (Viegas 1). Dieser paleolithische Hund ähnelte sehr einem sibirischen Husky (Viegas 1). Die Ergebnisse der Studie aus dem Jahre 2008 wurden durch Hundegebeine in Frage gestellt, die im Goyet-Grab in Belgien gefunden worden waren und die auf ein Alter von 36.500 Jahren datieren.
Wie alt der erste Hund auch immer war, und wie es geschah, dass Hunde domestiziert wurden, wurden sie recht früh in der Geschichte Freunde des Menschen und blieben es auch. In vielen Kulturen überall in der antiken Welt wurden Hunde prominent abgebildet und im großen Maße auf die gleiche Art und Weise angesehen, wie es heute auch noch der Fall ist. Hunde wurden als treue Begleiter, Jäger, Beschützer, spirituelle Lenker und als wertgeschätzter Teil der Familie gesehen.
Hunde in Mesopotamien
In der ältesten Geschichte des Nahen Ostens, der Dichtung des Gilgamesch aus dem antiken Mesopotamien (datiert auf 2.150-1.400 v. Chr.), erschienen Hunde in einer erhabenen Rolle als Begleiter einer der populärsten Göttinnen der Region; die Göttin Innana (Ishtar) reist mit sieben preisgekrönten Jagdhunden mit Halsband und Leine. Obwohl die Erfindung des Hundehalsbandes Ägypten zugesprochen wird, wurde es höchstwahrscheinlich in Sumer entwickelt.
Es kann angenommen werden, dass die Entwicklung des Hundehalsbandes kurz nach der Domestikation des Hundes vermutet wird, was in Mesopotamien geschah, und zwar noch vor Ägypten. Das goldfarbene Pendant eines Hundes (offensichtlich ein Suluki) wurde in der sumerischen Stadt Uruk gefunden, datiert auf 3.300 v. Chr. und ein zylindrisches Siegel aus Niniveh (datiert auf 3.000 v. Chr.) stellt ebenso einen Suluki dar. Das Hundependant trägt ein breites Hundehalsband; Beweis, dass ein Hundehalsband zu dieser Zeit im Gebrauch war.
Im berühmten Abstieg von Innana (eine Geschichte, die für älter gehalten wird, als nicht ein Teil von Gilgamesch zu sein), in der die Göttin in die Unterwelt absteigt; ihr Ehemann Dumuzi, hält domestizierte Hunde als Teil seines königlichen Gefolges. Hunde wurden im täglichen Leben der Mesopotamier hervorstechend dargestellt. Der Historiker Wolfram von Soden stellt dies fest, in dem er schreibt:
Der Hund (sumerischer Name, ur-gi; semitischer Name, Kalbu) war einer der frühesten domestizierten Tiere und diente hauptsächlich dazu, Herden und Gebäude gegen Feinde zu schützen. Trotz der Tatsache, dass Hunde in den Städten frei herumliefen, war der Hund im antiken Orient zu allen Zeiten allgemein an einen einzelnen Herrn gebunden und wurde durch diesen versorgt. Natürlich war der Hund auch ein Aasfresser und in den Dörfern verrichtete er den gleichen Dienst wie Hyänen und Schakale. So weit wir das sagen können, gab es nur zwei hauptsächliche Hunderassen: große Greyhounds, die vorwiegend zur Jagd eingesetzt wurden und sehr starke Hunde (auf Befehl von Danes, auch Mastiffs), die im antiken Orient im Allgemeinen den kleineren Wölfen mehr als gewachsen waren und, aus diesem Grund, speziell als Herdenhunde taugten.
Die Quellen unterscheiden zahlreiche Unterrassen, aber wir können diese nur teilweise identifizieren. Der Hund war oft der Begleiter heilender Götter. Obwohl die Bezeichnung ,bösartiger Hund' auftauchte, wurde ,Hund' als abwertender Begriff wenig eingesetzt. (91)
Hunde wurden in der mesopotamischen Kunst als Jäger, aber auch als Begleiter dargestellt. Hunde wurden im Haus gehalten und auf genau dieselbe Art von treusorgenden Familien behandelt, wie heute auch. Inschriften und Intarsien- Plaketten stellen Hunde dar, die auf ihren Herrn warten und, nach dem Historiker Bertmann, sogar beim Zuhören, während der Herr musiziert: ,Die Abbildungen auf Intarsien-Plaketten, auf gravierten Siegelsteinen und Skulpturenreliefs versetzen uns zurück…wir sehen einen Schäfer, der seine Flöte spielt, während sein Hund sitzt und aufmerksam zuhört.' (294).
Hunde schützen das Haus und Amulettabbildungen von Caniden – solche, wie die oben erwähnten aus Uruk – wurden zum persönlichen Schutz getragen. Die berühmten Nimrud-Hunde, Hunde-Lehmfiguren, die in der Stadt Kalhu gefunden wurden, wurden unter oder neben Gebäudeschwellen wegen ihrer schützenden Kraft vergraben. Fünf andere Statuetten wurden aus den Ruinen von Niniveh geborgen und Inschriften erzählen, wie diese Figuren von der Kraft des Hundes durchdrungen sind, um gegen Gefahr zu schützen.
Überdies, die ,heilende Götter', auf die von Soden weiter oben Bezug nimmt, waren die Gottheiten, die mit Gesundheit und Heilung zu tun hatten und, besonders bemerkenswert und die Göttin Gula, die regelmäßig in der Gegenwart ihres Hundes dargestellt wurde. Hundespeichel wurde als medizinisch angesehen, weil festgestellt wurde, wenn Hunde ihre Wunden leckten, beförderte dies die Heilung.
Persische Hunde
Hunde wurden bei den alten Persern auch mit Göttlichkeit assoziiert. Das Avesta (zoroastrische Schriften) enthält einen Abschnitt, der als das Vendidad bekannt ist, das sich bemüht, die vorteilhaften Aspekte des Hundes zu beschreiben, wie Hunde behandelt werden sollen, über Bestrafungen für jene, die Hunde misshandeln und wie eine solche Misshandlung – oder, umgekehrt, Fürsorge – jemandes endgültige Bestimmung im Leben nach dem Tod beeinflusst.
Nach dem Tod überquert die Seele die Chinvat-Brücke, wo sie gerichtet wird. Wenn die Seele ein rechtschaffenes Leben im Einklang mit den Vorschriften der Wahrheit geführt hatte, wurde sie mit dem Paradies im Hause des Song belohnt; wenn sie ihr Leben in Nacheiferung von Selbstinteresse und Bösem vergeudet hatte, wurde sie in der Hölle des Hauses der Lügen fallen gelassen. Wie jemand Hunde behandelt hatte, wurde als signifikant beurteilt, wenn die Seele hingehen und einen Hund töten würde, garantierte das ihr einen Platz im Hause der Lügen.
Die Menschen wurden ermutigt, sich um Hunde zu kümmern, so wie sie das mit anderen Menschen tun. Ein verletzter Hund sollte bis zur Gesundung umsorgt werden, um eine schwangere Hündin sollte man sich wie um die eigene Tochter kümmern und ihre Welpen sollte man wenigstens bis sechs Monate nach der Geburt versorgen; danach sollte ihnen ein gutes Zuhause gegeben werden. Hunden wurden Beerdigungsriten auf Augenhöhe mit Menschen geboten und sie sollten auch eine bedeutende Rolle in menschlichen Bestattungsritualen spielen; sie wurden in den Raum gebracht, um die jüngst Verstorbenen zu sehen, wahrscheinlich wegen ihrer Fähigkeit, etwas zu erspüren, das Menschen nicht könnten, um zu bestätigen, dass die Person tot war.
Persische Hunderassen beinhalteten den Saluki, den Sarabi Mastiff, den Alabai (zentralasiatischer Schäferhund), den Afghanen und den kurdischen Mastiff. Sie wurden zur Jagd, als Wachhunde und als Hirtenhunde für Schafe eingesetzt, wurden aber auch als Begleiter gehalten. Von der Seele eines Hundes wurde gedacht, sie bestünde aus einem Drittel Tier, einem Drittel Mensch und einem Drittel Göttlichkeit und so wurden Hunde mit ordnungsgemäßem Respekt und Wertschätzung behandelt. Für den Verlauf der täglichen Mahlzeiten wurde vereinbart, dass jeder immer drei Bissen Nahrung für seinen Hund als Dankbarkeit für seine Begleitung bereithalten sollte.
Der Hund in Indien
Im alten Indien war der Hund auch hoch angesehen. Der indische Paria-Hund, der heute immer noch existiert, wurde von vielen als der erste wahre domestizierte Hund in der Geschichte und der älteste der Welt angesehen (obwohl dies inzwischen fragwürdig geworden ist). Das große epische Mahabharata (circa 400 v. Chr.) zeigt in bezeichnender Weise einen Hund, der einer dieser Paria-Hunde gewesen sein könnte.
Die Dichtung bezieht sich, gegen Ende, auf die Erzählung des Königs Yudisthira, der, viele Jahre nach der Schlacht von Kurukshetra, eine Pilgerreise zu seiner letzten Ruhestätte unternahm. Auf dem Weg dorthin wurde er von seiner Familie und seinem treuen Hund begleitet. Einer nach dem anderen starben seine Familienmitglieder am Wegesrand, aber sein Hund blieb an seiner Seite. Als zu guter Letzt Yudisthira die Paradiestore erreichte, wurde er für sein gutes und nobles Leben, das er gelebt hatte, willkommen geheißen, aber der Wächter am Tor sagte ihm, dass der Hund innerhalb nicht erlaubt sei. Yudisthira war geschockt, dass ein so loyales und nobles Geschöpf, wie sein Hund, nicht im Himmel zugelassen würde und so entschied er sich, mit seinem Hund auf Erden zu bleiben oder sogar in die Hölle abzusteigen, besser als in einen Ort einzutreten, der den Hund ausschließen würde.
Der Wächter am Tor sagte Yudisthira sodann, dass dies nur ein letzter Test seiner Tugend gewesen sei und dass der Hund natürlich auch willkommen sei, um einzutreten. In einigen Versionen dieser Erzählung, wurde der Hund dann als der Gott Vishnu enthüllt, der Erhalter, der über Yuristhiras ganzes Leben gewacht hatte, infolgedessen wurde die Figur des Hundes direkt mit dem Konzept des Göttlichen verbunden. Die Geschichte wurde für eine Handlung in einer Episode der bekannten Fernsehserie The Twilight Zone mit dem Namen ,The Hunt' benutzt, in der ein Bauer den Versuchungen des Teufels im Jenseits widersteht, indem er den Eintritt in den ,Himmel' ohne seinen Hund verweigert. In dieser Episode, genauso, wie in Mahabharata, sind Hunde mehr als willkommen im wahren Paradies.
Ägypten & der Hund
Die Verbindung des Hundes mit den Göttern und die Loyalität des Hundes gegenüber Menschen, wird weiter in anderen Kulturen erforscht. Im antiken Ägypten war der Hund mit dem Schakalgott Anubis verbunden, der die Seele des Verstorbenen in die Halle der Wahrheit führte, wo die Seele durch den großen Gott Osiris gerichtet werden würde. Domestizierte Hunde wurden mit einer großen Zeremonie im Tempel von Anubis in Saqqara beigesetzt und die Idee dahinter schien zu sein, den verstorbenen Hunden zu helfen, auf leichte Art ins Jenseits zu gelangen (bekannt in Ägypten als das Schilffeld), wo sie es fortsetzen konnten, ihr Leben zu genießen, so wie sie es auf der Erde getan hatten.
Der bestbekannte Hund, der auf diese Weise beigesetzt wurde, ist Abuwtiyuw, der mit einer großen Bestattung im Alten Königreich, nahe dem Plateau von Gizeh (ca. 2.613-2.181 v. Chr.) geehrt wurde. Abuwtiyuw war der Hund eines unbekannten Königsdieners, (dessen Identität auch unklar ist), dessen Kalkstein-Gedenksteinplatte im Jahre 1935 n. Chr. durch den Ägyptologen George Reisner entdeckt worden war. Die Steinplatteninschrift sollte einst Teil der Erinnerungskapelle des Besitzers gewesen sein und bezieht sich darauf, wie ,seine Majestät befohlen hatte, dass er (der Hund) zeremoniell beerdigt werden und dass ihm ein Sarg aus dem königlichen Schatz gegeben werden sollte, [mit, Hinzuf. d. Übersetzers] feinem Leinenstoff in großer Menge und Weihrauch' (Reisner, 8).
Obwohl Abuwtiyuw besonders geehrt wurde, wurden Hunde im Allgemeinen in Ägypten als Teil der Familie hoch geschätzt und wenn ein Hund starb, mumifizierte die Familie den Hund, wenn sie es sich leisten konnte, mit so großer Fürsorge, wie sie es für ein menschliches Mitglied der Familie auch aufwänden würde.
Große Trauer wurde beim Tod eines Hundes gezeigt und die Familie rasierte ihre Augenbrauen als ein Zeichen dieser Trauer (genauso, wie sie es für ihre Katzen taten). Grabmalereien des Pharaos Ramses des Großen zeigen ihn mit seinen Jagdhunden (wahrscheinlich im Schilffeld) und Hunde wurden oft mit ihrem Herrn beigesetzt, um diese Art der Kameradschaft im Jenseits sicherzustellen. Die intime Beziehung zwischen Hunden und ihren Herren in Ägypten wird durch Inschriften deutlich, die noch erhalten sind:
Wir kennen sogar viele antike ägyptische Hundenamen, sowohl von Lederhalsbändern als auch von Stelen und Reliefs her. Sie beinhalteten Namen wie „der Kühne“, der Zuverlässige, „Guter Hirte“, „Nordwind“, „Antilope“ und sogar ,Nutzlos'. Andere Namen kommen von der Hundefarbe, wie z.B. „Blacky“, während weiteren Hunden Nummern als Namen gegeben wurden, z.B. ,Der Fünfte'. Viele der Namen schienen Zärtlichkeit zu repräsentieren, während andere lediglich des Hundes Fähigkeiten und Möglichkeiten abdeckten. Aber, genau wie in modernen Zeiten, konnte es auch negative Konnotationen gegenüber Hunden geben, ihrer Natur als Diener des Menschen geschuldet. Einige Texte beinhalten Bezüge in Bezug auf Gefangene, die ,des Königs Hund' genannt wurden'. (TourEgypt.com).
Der Hund als ein Diener wurde sehr deutlich gezeigt durch jene Halsbänder, die zum Trainieren und zur Kontrollierung der Tiere eingesetzt wurden. Der früheste Beweis eines Hundehalsbandes in Ägypten ist ein Wandgemälde, welches auf 3.500 v. Chr datiert ist, mit einem Mann darauf, der seinen Hund an einer Leine führt. Die Leine scheint eine einfache Sache, ein Seil oder Kleidungsstück zu sein, das am Halsband festgebunden ist. Ägyptische Hundehalsbänder wurden aus einem einfachen Stück Leder hergestellt, genäht und geklebt, um einen Ring zu bilden, der dann über des Hundes Kopf gestreift wurde.
Aus einfachen Lederringen wurde zur Zeit des Mittleren Königreiches (2.040-1.782 v. Chr.) ein Halsband, das im Design elaborierter war und mit Kupfer oder Bronzestollen geschmückt wurde. Im neuen Königreich (1.570-1.069 v. Chr.) gab es sogar mehr davon, und zwar mit ausgearbeiteten Kupferstichen versehen. Dies kann man deutlich beim Hundehalsband aus dem Grab des Maiherpri erkennen, ein Adliger unter der Regentschaft des Thutmoses IV (1.440-1.390 v. Chr.), das ein mit Pferden und Lotusblumen geschmücktes Lederhalsband ist und in einem blassen Pink gefärbt wurde.
Hunde im Antiken Griechenland
Es ist ersichtlich, dass der Hund ein wichtiger Teil der ägyptischen Gesellschaft und Kultur gewesen war, aber das Gleiche traf für das antike Griechenland zu. Der Hund war Begleiter, Beschützer und Jäger für die Griechen und das Stachelhalsband, heute so gut bekannt, wurde von den Griechen erfunden, um die Nacken ihrer Canidenfreunde vor dem Wolf zu schützen. Hunde erscheinen in griechischer Literatur sehr früh schon in der Figur des dreihäuptigen Hundes Cerberus, der die Tore zum Hades bewachte.
In den bildenden Künsten wurde der Hund auf Keramiken abgebildet, so wie die schwarz-figürliche Caeretaner Hydrienvase des Heracles und Cerberus aus den Jahren 530-520 v. Chr. (gegenwärtig im Louvre Museum in Paris, Frankreich). In Griechenland, genauso wie im antiken Sumer, wurde der Hund mit weiblichen Gottheiten assoziiert, weil die Göttinnen Artemis und Hecate beide Hunde hielten
Die philosophische Schule des Zynismus im alten Griechenland hat ihren Namen aus dem Griechischen für ,Hund' und die, die dieser Schule folgten, wurden Kynikos genannt (die Hundeartigen), in Teilen wegen ihrer Bestimmung, einem einfachen Pfad loyal ohne Abweichung zu folgen. Der große Zyniker-Philosoph Antithenes lehrte in einer Örtlichkeit, die als Cynosarges bekannt war (der Ort des weißen Hundes) und dies ist vielleicht ein anderer Grund für ihre Namen.
Hunde werden auch in Platos berühmtem Dialog der Republik erwähnt. Im Buch II, 376 b, behauptet Sokrates, dass der Hund ein wahrer Philosoph ist, weil Hunde ,das Gesicht eines Freundes von dem eines Feindes nur durch das Kriterium des Wissens und Nichtwissens unterscheiden könnten und schließt daraus, dass Hunde Liebhaber des Lernens sein müssten, weil sie bestimmen, was sie mögen und was nicht, basierend auf der Kenntnis der Wahrheit. Der Hund habe gelernt, wer ein Freund und wer es nicht ist und, basierend auf dieser Kenntnis, entsprechend zu reagieren, während Menschen oft getäuscht würden, wer ihre wahren Freunde sind.
Vielleicht ist die berühmteste Hundegeschichte aus dem alten Griechenland die von Argos, der loyale Freund des König Odysseus von Ithaka aus dem Buch 17 der Homer Odyssee (800 v. Chr.). Odysseus kommt nach Hause, nachdem er 20 Jahre weg gewesen war und dank der Hilfe der Göttin Athena, wird er von seinen feindlichen Verfolgern nicht erkannt, die versuchen, die Hand von Odysseus' Frau, Penelope zu gewinnen. Argos aber, erkennt seinen Herrn und erhebt sich von da, wo er treu gewartet hatte und wedelte mit seinem Schwanz zum Gruße. Odysseus, verkleidet, kann das Grüßen nicht erwidern, aus Angst, vor seinen Verfolgern seine wahre Identität zu enthüllen und so ignoriert er seinen alten Freund und Argos legt sich zurück und stirbt.
In dieser Geschichte und in der Mahabharata, wird die Loyalität des Hundes auf exakt die gleiche Art dargestellt. Obwohl durch verschiedene Kulturen und Hunderte von Jahren getrennt, wird der Hund als loyaler, unterwürfiger Freund seines Herrn dargestellt, ob dieser Herr die Verehrung erwidert oder nicht.
Hunde in Rom
Im alten Rom wurde der Hund auf dieselbe Art gesehen, wie in Griechenland und das wohlbekannte Mosaik, Cave Canem (Hüte dich vor dem Hund) zeigt, wie Hunde in Rom als Wächter des Heims, genauso wie in früheren Kulturen und heute auch immer noch, willkommen waren. Der große lateinische Dichter Virgil schrieb: ,Niemals brauchst du, mit Hunden auf Wache, bei deinen Stallungen einen Mitternachtsdieb zu fürchten.' (Georgics III, 404 ff.) und der Schriftsteller Varro, der, in seinem Werk über das Leben auf dem Land, sagt, dass jede Familie zwei Arten von Hunden haben sollte, einen Jagd- und einen Wachhund (De Re Rustica I.21). Hunde schützten Menschen nicht nur vor wilden Tieren und Dieben, aber auch vor übernatürlichen Bedrohungen.
Die Göttin Trivia (die römische Version der griechischen Hekate) war die Königin der Geister, sie spukte auf Wegkreuzungen und auf Friedhöfen und wurde mit Hexerei assoziiert. Sie stahl sich an Leute heran, um sie auszuplündern, aber Hunde bemerkten sie immer zuerst; von einem Hund, der ins Nichts zu bellen schien, wurde angenommen, dass er einen vor der Annäherung Trivias oder anderer körperlosen Geister warnen wollte.
Die Römer hatten viele Haustiere, von Katzen bis zu Affen, aber sie bevorzugten den Hund vor allen anderen. Der Hund wurde in Mosaiken, Gemälden, Dichtung und Prosa dargestellt. Der Historiker Lazenby schreibt:
Es gibt eine große Reihe von sowohl griechischen und römischen Reliefs, die Männer und Frauen mit ihren caniden Begleitern zeigen. Insbesondere gallische Reliefs zeigen ein bemerkenswert menschliches Ansinnen bei Szenen, die diesen Haushaltsliebling mit seinen Besitzern zeigen. Auf diesen sehen wir Bilder von einer gesunden, glücklichen Kindheit: ein Junge lehnt sich auf einer Couch zurück und gibt seinem Hund seinen Teller, damit er ihn sauber lecke; und ein kleines Mädchen, Gracca, die, so erzählt uns die Inschrift, nur ein Jahr und vier Monate lebte und die in ihrer linken Hand einen Korb hielt, der drei Welpen enthielt, während ihre Mutter zu ihnen mit großer Sorge aufschaute.(1)
Hunde werden im römischen Gesetz als Beschützer von Haus und Herde erwähnt. In einem Fall, der aufgeschrieben wurde, bringt ein Bauer eine Anklage gegen seinen Nachbarn vor, weil die Hunde des Nachbarn hatten die Schweine des Bauern vor Wölfen gerettet und der Nachbar forderte daraufhin das Eigentum über die Schweine. Die Anklage, die für den Bauer entschieden wurde, sagt:
Wölfe haben einige Schweine meiner Schäfer weggeschleppt; der Mieter einer angrenzenden Farm, der die Wölfe mit starken und kräftigen Hunden, die er zum Schutz seiner Herden hielt, verfolgt hatte, nahm die Schweine von den Wölfen weg oder die Hunde zwangen sie, sie zu verlassen. Als der Schäfer die Schweine beanspruchte, tauchte die Frage auf, ob sie nun für ihn, der sie gerettet hatte, zu seinem Eigentum würden oder ob sie immer noch mein Eigentum waren, da sie angeschafft worden waren, um sie für eine bestimmte Art des Jagens einzusetzen.' (Nagel, 246)
Varro forderte, dass keine Farm ohne zwei Hunde sein sollte und sie sollten während des Tages im Hause sein und nachts freigelassen werden, damit sie herumlaufen sollten, um eben eine Möglichkeit, wie oben diskutiert wurde, zu verhindern. Er schlug auch vor, dass anstatt ein weißer ein schwarzer Hund gewählt werden sollte, so dass man zwischen dem eigenen Hund und einem Wolf in der Dunkelheit oder im Zwielicht des frühen Morgens unterscheiden konnte.
Der Hund in China
Das antike China hatte eine interessante Beziehung zum Hund. Hunde waren, zusammen mit Schweinen, die frühsten Tiere, die in China domestiziert worden waren (12.000 v. Chr.) und sie wurden zur Jagd genutzt und als Begleiter gehalten. Sie wurden auch, schon sehr früh, als Nahrungsquelle und Opfergabe eingesetzt. Antike Orakelknochen (die aus Knochen von Tieren oder Schildkrötenpanzern bestanden, um die Zukunft vorauszusagen) erwähnen Hunde wiederholt, sowohl als gute und schlechte Vorzeichen, abhängig davon, wie, in welchem Zustand und unter welchen Umständen der Hund gesehen wurde.
Das Blut eines Hundes war ein wichtiger Bestandteil bei Siegel- und Treueschwüren, weil angenommen wurde, dass der Hund dem Menschen vom Himmel als Geschenk gegeben worden sei und so sein Blut heilig wäre. Sie wurden als Geschenk des Göttlichen verehrt, aber man dachte, dass sie aus einem bestimmten Grund vergeben worden wären: um den Menschen zu helfen, zu überleben, indem sie mit Futter und Opferblut versorgt werden würden.
Hunde wurden einst vor einem Haus oder vor den Stadttoren getötet und vergraben, um Krankheit oder Unglück abzuwehren. Nach einer Zeit, ersetzten Hunde aus Stroh die tatsächlichen Hunde, als die Praxis des Hundeopferns weniger populär wurde. Man dachte, Krankheit oder Pech, die die Stadt oder das Heim bedrohten, seien leicht zu trügen durch eine Hundefigur aus Stroh, indem diese dachten, es sei ein Wachhund und daraufhin fliehen würden, wie vor einem tatsächlichen Hund. Die Praxis, eine Statue oder eine Abbildung eines Hundes vor jemandes Haus zu stellen, mag vom Brauch stammen, einen Strohhund in jemandes Garten als Schutz gegen Schaden zu vergraben.
Zum persönlichem Schutz wurden Amulette in Form von Hunden getragen. Diese wurden oft aus Jade gefertigt (Nephrite) und während der Liangzhu-Kulturperiode (3.400-2.250 v. Chr.) waren Hundeamulette aus Jade unter den am geschicktesten Gravierten. Das Bild hierüber [hier ausgelassen, Hinzuf. d. Übersetzers] stellt ein Hundeamulett aus Jade dar, das Herrn Alfred Correya gehört, es ist das wohl älteste Stück der Welt einer Hundeskulptur, das noch vollständig erhalten ist. Der Zustand des Stücks lässt vermuten, dass es als eine Grabbeigabe vergraben wurde und dies passt auch zur antiken chinesischen Tradition, da der Hund ein beschützendes Tier war und Jade mit Unsterblichkeit assoziiert wurde. Ein Hund aus Jade in einem Grab, würde somit sowohl schützen als auch die Seele in das Jenseits geleiten.
Hunde in Mesoamerika
Die Maya hatten eine ähnliche Beziehung zu Hunden, wie die Chinesen. Hunde wurden in Gefängnissen als eine Nahrungsquelle, als Wächter und Haustiere und für die Jagd, aber ebenso mit den Göttern assoziiert. Da bemerkt wurde, dass Hunde große Schwimmer waren, dachte man, sie könnten die Seelen der Toten über die Wasserweiten hinweg ins Jenseits führen, in die Unterwelt von Xibalba. Sobald die Seele im dunklen Reich angekommen wäre, diente der Hund als Führer, um den Verstorbenen durch die Aufgaben zu helfen, die durch die Herren von Xibalba gestellt wurden und um das Paradies zu erreichen.
Dies wurde aus den Ausgrabungen in der Region geschlussfolgert, wo es unbedeckte Gräber gab, in denen Hunde mit ihren Herrn beerdigt waren und durch Inschriften auf Tempelwänden. Ähnliche Inschriften in den Maya-Codices, die als Quelle überlebt haben, stellen den Hund als einen Feuerbringer für Menschen und im heiligen Buch „Quiche Maya“, dem Popol Vuh, werden Hunde zum Instrument bei der Zerstörung der undankbaren und unwissenden Menschenrasse, die die Götter zuerst erschaffen und dies dann wieder bereut hatten.
Die Azteken und Taraskanier teilten diese Sicht vom Hund, zusammen mit der Ansicht, dass der Hund für Verstorbene ein Führer ins Jenseits ist. Die Azteken hatten ebenso eine Geschichte in ihrer Mythologie, hinsichtlich der Zerstörung einer frühen Menschenrasse, in der Hunde vorkamen. In dieser Erzählung ertränkten die Götter die Welt in einer großen Flut, aber ein Mann und eine Frau schafften es, zu überleben, indem sie sich an einen Baumstamm klammerten. Als das Wasser zurückging, kletterten sie auf trockenes Land und bauten ein Feuer, um sich zu trocknen. Der Rauch dieses Feuers störte den großen Gott Tezcatlipoca, der ihre Köpfe abriss und dann die Köpfe an die hinteren Enden des Mannes und der Frau annähte und indem er das tat, hatte er Hunde erschaffen.
Nach diesem Mythos, gehen Hunde den Menschen zeitlich voran und so sollten sie mit Respekt behandelt werden, wie man einen Älteren behandelt. Die Azteken vergruben Hunde auch zusammen mit ihren Toten und man stellte sich ihren Todesgott Xolotl als einen großen Hund vor.
Die Taraskanier, wie die Azteken und die Maya, hielten Hunde als Haustiere, für die Jagd und als Nahrung und verknüpften sie mit den Göttern und dem Jenseits. Die Seelen von denen, die ohne richtige Beerdigung starben, ebenso wie die, die ertrunken oder in einer Schlacht verloren gegangen oder alleine auf der Jagd gestorben waren, wurden von Geisterhunden aufgespürt, die ihre sichere Passage ins Jenseits sicherstellten.
In allen drei dieser Kulturen (tatsächlich genauso, wie in den anderen, die oben erwähnt wurden) war der Geisterglaube sehr real. Ein Geist konnte nicht nur Ärger im täglichen Leben des Menschen verursachen, aber konnte tatsächlich physischen Schaden und sogar Tod bedeuten. Die taraskanische Erzählung über die Geisterhunde zerstreuten die Befürchtung, dass wenn jemand nicht in der Lage wäre, einen Lieben ordentlich zu bestatten, würde der Geist des Verstorbenen zurückkommen, um den Lebenden Ärger zu bereiten. Die Leute brauchten aber nichts zu fürchten, da der Hund sich um das Problem kümmern würde.
Keltische & Nordische Hunde
Der Hund wurde auch mit dem Jenseits, mit Schutz und Heilung in keltischen und nordischen Kulturen, assoziiert. Die keltisch-germanische Göttin der Heilung und des Wohlstands, Nehalennia, wird häufig in der Begleitung eines Hundes dargestellt und Hunde selbst werden als halbgöttlich betrachtet (die keltische Göttin Turrean wurde durch eine eifersüchtige Märchenfee in den ersten irischen Wolfshund verwandelt). Wie in anderen Kulturen, wurde der Hund mit dem Schutz nach dem Tod und als eine Präsenz zur Führung assoziiert.
Dies traf auch auf die skandinavisch-nordische Kultur zu, wo man annahm, dass der Hund Garm das Jenseits Hel bewachte, in dem er die toten Seelen zurück- und die Lebenden draußen hielt. Hunde wurden mit Göttlichkeit durch die Göttin Frigg assoziiert, Odins Gemahlin, die oft in einem Streitwagen dargestellt wird, der von Hunden gezogen wird. Hunde wurden oft mit ihren Herren, als Beschützer und Führer im Jenseits, beerdigt und Hunde wurden nach dem Tod in der großen Halle von Walhalla am Fuße ihrer Kriegerherrn gefeiert. Es wurden mehr Hundeüberreste in ausgegrabenen nordischen Bestattungsarealen gefunden, als in allen anderen Kulturen.
Schlussfolgerung
Im antiken Indien, Mesopotamien, China, Mesoamerika und Ägypten hatten die Menschen tiefe Verbindungen mit ihren Hunden und, wie gesehen, war dies auch üblich im alten Griechenland und Rom. Die alten Griechen hielten Hunde für Genies, indem ,sie einen bestimmten erhabenen „Spirit“ besaßen.' Plato verwies auf den Hund als einen ,Liebhaber des Lernens' und ein ,wertvolles Tier der Wunder'. Der Philosoph Diogenes von Sinope liebte die Einfachheit des Hundelebens und ermutigte Menschen, es nachzuahmen.
Während sich andere Tiere signifikanten Veränderungen unterwerfen mussten, wie sie im Laufe der Geschichte wahrgenommen wurden, (die Katze, bemerkenswerterweise), blieb der Hund ein beständiger Begleiter, Freund und Beschützer und wurde in dieser Weise durch die ganze Kunst und durch die Schriften so vieler Kulturen hindurch, dargestellt. Die alte Behauptung, dass ein Hund der beste Freund eines Menschen sei, wird durch die historischen Aufzeichnungen substantiiert, braucht aber keinen Beweis für jemand in der modernen Welt, der glücklich genug ist, sich der Begleitung eines guten Hundes zu erfreuen.
Anmerkung des Autors: Dieser Artikel wird meinem Hund Sophia gewidmet, meine einzig wahre Philosophin.