Die Folgen der britischen industriellen Revolution (1760–1840) waren vielfältig und lang anhaltend. Das Arbeitsleben auf dem Land und in der Stadt wurde durch die Erfindung neuer Maschinen, die Ausbreitung von Fabriken und den Niedergang traditioneller Berufe für immer verändert. Entwicklungen im Transport- und Kommunikationswesen führten dazu, dass das Leben in der postindustriellen Welt aufregender und schneller wurde und die Menschen enger als je zuvor miteinander verbunden waren. Konsumgüter wurden für mehr Menschen erschwinglich, und es gab mehr Arbeitsplätze für eine rasant wachsende Bevölkerung. Der Preis für den Fortschritt war oft ein Arbeitsleben, das laut, monoton und gefährlich war, während die Städte überfüllt, verschmutzt und von Kriminalität beherrscht waren.
Die industrielle Revolution hatte unter anderem folgende Auswirkungen:
- Es wurden viele neue Maschinen erfunden, die Dinge viel schneller erledigen konnten als zuvor oder die völlig neue Aufgaben ausführen konnten.
- Dampfkraft war günstiger, zuverlässiger und schneller als herkömmliche Energiequellen.
- Es entstanden große Fabriken, die Arbeitsplätze schufen und vor allem einen Boom in der Baumwolltextilproduktion auslösten.
- Große technische Projekte wie eiserne Brücken und Viadukte wurden möglich.
- Traditionelle Industriezweige wie die Handweberei und mit der Postkutsche verbundene Unternehmen erlebten einen Niedergang.
- Die Kosten für Lebensmittel und Konsumgüter wurden durch Massenproduktion und geringere Transportkosten gesenkt.
- Für Hersteller und Landwirte wurden bessere Werkzeuge verfügbar.
- Die Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie blühte auf und lieferte Brennstoff und Rohstoffe für die Arbeit der Maschinen.
- Das Kanalsystem wurde ausgebaut, ging dann aber wieder zurück.
- Die Verstädterung beschleunigte sich durch die Ballung von Arbeitskräften in den Fabriken der Städte.
- Billige Zugreisen wurden für alle möglich.
- Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, insbesondere in der Textilindustrie, ging zurück.
- Die Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften zum Bedienen von Maschinen und zur Arbeit an der Eisenbahn stieg.
- Der Einsatz von Kinder- und Frauenarbeit nahm zu.
- Die Sicherheit der Arbeitnehmer nahm ab und wurde erst ab den 1830er Jahren wieder verbessert.
- Es wurden Gewerkschaften gegründet, um die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen.
- Der Erfolg der Mechanisierung führte dazu, dass andere Länder ihre eigenen industriellen Revolutionen erlebten.
Kohlebergbau
Der Abbau von Zinn und Kohle hat in Großbritannien eine lange Tradition, doch mit dem Beginn der industriellen Revolution setzte eine noch nie dagewesene Aktivität unter Tage ein, um den Brennstoff für die dampfbetriebenen Maschinen, die fortan Industrie und Verkehr beherrschten, zu fördern. Die dampfbetriebene Pumpe zur Entwässerung von Minen wurde 1712 erfunden. Dies ermöglichte einen tieferen Abbau und steigerte so die Kohleproduktion erheblich. Die 1769 patentierte Wattsche Dampfmaschine ermöglichte es, Dampfkraft für fast alles zu nutzen, und da Dampfmaschinen mit Kohle betrieben wurden, erlebte der Bergbau einen Aufschwung, als die Mechanisierung in allen Industriezweigen Einzug hielt. Dieses Phänomen verstärkte sich noch mit der Verbreitung der Eisenbahn ab 1825 und der Zunahme dampfgetriebener Schiffe ab den 1840er Jahren. Kohlengas wurde ab 1812 zur Beleuchtung von Häusern und Straßen sowie als Wärmequelle für Privathaushalte und Herde verwendet. Koks, d. h. verbrannte Kohle, wurde als Brennstoff in der Eisen- und Stahlindustrie verwendet, und so stieg die Nachfrage nach Kohle im Zuge der industriellen Revolution immer weiter an.
Es gab vier Hauptkohleabbaugebiete: Südwales, Südschottland, Lancashire und Northumberland. Um die Kohle dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wurde, wurde das britische Kanalsystem erheblich ausgebaut, da der Transport über die Kanäle 50 % günstiger war als über Straßen. 1830 „verfügten England und Wales bereits über 3.876 Meilen [6.237 km] an Binnenkanälen, gegenüber 1.399 [2.251 km] im Jahr 1760“ (Horn, 17). Im Jahr 1700 produzierte Großbritannien jährlich nur 2,5 bis 3 Millionen Tonnen Kohle, aber bis zum Jahr 1900 war diese Zahl auf 224 Millionen Tonnen gestiegen.
Produktion
Die Dampfmaschine veränderte die Industrie, vor allem einen der wichtigsten Sektoren Großbritanniens: die Textilindustrie. Spinnerei und Weberei waren bis dahin Heimindustrien, die sich auf einen einzigen oder einige wenige Haushalte konzentrierten. Es wurden eine Reihe von Maschinen erfunden, die die Art und Weise, wie Baumwolle gereinigt, gesponnen und gewebt wurde, revolutionierten. Diese Geräte waren das fliegende Schiffchen (John Kay, 1733), die Spinnmaschine Spinning Jenny (James Hargreaves, 1764), die Spinnmaschine Waterframe (Richard Arkwright, 1769), die Spinnmaschine Spinning Mule (Samuel Crompton, 1779), der dampfbetriebene Webstuhl Power Loom (Edmund Cartwright, 1785), die Entkörnungsmaschine Cotton Gin (Eli Whitney, 1794) und die Webmaschine Roberts Loom sowie die automatische Spinnmaschine (Richard Roberts, 1822–1825). Die Mechanisierung ermöglichte die Errichtung von Textilfabriken und -betrieben, in denen zunächst wasser- und dann dampfbetriebene Maschinen die Arbeit schneller und billiger erledigten, als dies von Hand jemals möglich gewesen wäre. In den 1830er Jahren arbeiteten bereits 75 % der Baumwollspinnereien mit Dampfkraft, und Baumwolltextilien machten die Hälfte der britischen Gesamtexporte aus.
Einige protestierten heftig gegen den Einzug der Mechanisierung, insbesondere die Textilfacharbeiter. In der Zeit zwischen 1811 und 1816 zertrümmerten die Ludditen, benannt nach ihrem mythischen Anführer Ned Ludd, Fabrikmaschinen. Gegen diese Demonstranten wurde hart vorgegangen, und das Verbrechen der Beschädigung von Maschinen konnte mit der Todesstrafe geahndet werden.
Trotz dieser Umbrüche und Unruhen in traditionellen Industrien wurden durch die Mechanisierung viel mehr Arbeitsplätze geschaffen als in den alten Industrien verloren gingen. Im Jahr 1830 arbeitete einer von 80 Briten in den mehr als 4.000 Textilfabriken des Landes. Die neuen Arbeitsplätze unterschieden sich deutlich von denen in der Vergangenheit. Fabrikarbeiter mussten sehr oft repetitive Aufgaben erledigen und arbeiteten unter der Kontrolle der Stechuhr. Zuvor waren Arbeiter oft für ein bestimmtes Projekt bezahlt worden (Stückarbeit) und arbeiteten nach ihrem eigenen Rhythmus. Im neuen Fabriksystem erledigte ein Arbeiter nur eine Aufgabe in einer Reihe, an der noch viele weitere Arbeiter beteiligt waren. Andererseits gewährleisteten die Arbeitsplätze in den Fabriken eine regelmäßige Entlohnung, was vor allem landwirtschaftliche Saisonarbeiter zu schätzen wussten.
Landwirtschaft
Die Industrialisierung in Großbritannien war drastisch, was jedoch nicht bedeutete, dass die Landwirtschaft zurückging. Ganz im Gegenteil: Innovationen und Mechanisierung trugen dazu bei, dass die Landwirtschaft effizienter denn je wurde und die ständig wachsende Bevölkerung ernähren konnte. Im Jahr 1800 waren 35 % aller britischen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt, und selbst am Ende der industriellen Revolution im Jahr 1841 arbeitete noch jeder fünfte Brite in der Landwirtschaft. Maschinen glichen die relativ hohen Arbeitskosten in Großbritannien aus und kompensierten den Trend, dass die Menschen vom Land in die Städte abwanderten.
Der Rotherham-Schwenkpflug (Joseph Foljambe, 1730), der Windsichter (Andrew Rodgers, 1737), die Dreschmaschine (Andrew Meikle, 1787), die Erntemaschine (Cyrus McCormack, 1834) und dampfbetriebene Getreidemühlen veränderten Ernte und Nahrungsmittelproduktion. Mobile Dampfmaschinen wurden eingesetzt, um Entwässerungsgräben anzulegen und wassergesättigte Gebiete auszupumpen, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Mit dem sogenannten Enclosure Movement wurde mehr Gemeindeland für die Landwirtschaft vereinnahmt. Die in Massenproduktion hergestellten landwirtschaftlichen Geräte waren dank neuer Metallbearbeitungsmaschinen stärker, schärfer und langlebiger als traditionell hergestellte Werkzeuge. Wissenschaftler entwickelten bessere Düngemittel, um Erträge zu steigern. All diese Verbesserungen machten Lebensmittel billiger und trugen dazu bei, dass sich mehr Menschen gesünder ernähren konnten, so dass die Lebenserwartung stieg, insbesondere bei Kindern.
Die industrielle Revolution hatte auch negative Auswirkungen auf den Agrarsektor. Es gingen Arbeitsplätze verloren, vor allem saisonale, da die Landwirte nun zur Erntezeit Maschinen einsetzten. Einige Arbeiter griffen die neuen Maschinen an, die ihnen die Lebensgrundlage entzogen, insbesondere die Maschinenstürmer während der Swing Riots von 1830–32. Land wurde wertvoller, und die Pachtpreise stiegen, was dazu führte, dass viele Kleinbauern ihre Höfe aufgeben mussten.
Arbeiterschaft
Der Einsatz von Frauen- und Kinderarbeit nahm stark zu, insbesondere in Fabrikanlagen und Textilfabriken. Ein Grund dafür war, dass beide Gruppen billiger waren als männliche Arbeitskräfte. Ein weiterer Grund war, dass Frauen und Kinder kleinere und oft geschicktere Hände hatten, was bei der Bedienung einiger Maschinen von Vorteil war. Alle drei Gruppen arbeiteten in der Regel 12-Stunden-Schichten, bis diese Praxis per Gesetz auf 10 Stunden reduziert wurde (im Jahr 1847). Im Durchschnitt begannen Kinder bereits im Alter von acht Jahren, in Bergwerken und Fabriken zu arbeiten, so dass „mindestens die Hälfte der Kinder im Schulalter während der industriellen Revolution Vollzeit arbeitete“ (Horn, 57). In der Textilindustrie stellten Frauen die Hälfte der Arbeitskräfte.
Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer hatten für Arbeitgeber oft nur geringe Priorität, bis sie per Gesetz zur Pflicht gemacht wurden. Durch Kohlenstaub verursachte Lungenkrankheiten waren ein häufiges Problem für Bergleute. Die Arbeit in den feuchten Räumen einer Textilfabrik hatte ähnliche negative Auswirkungen auf die Beschäftigten. In den Fabriken herrschte ein hoher Lärmpegel, und viele Arbeiter litten an Gehörschäden unterschiedlichen Grades. Da die Arbeiter den ganzen Tag über, sechs Tage die Woche, dieselben Arbeiten verrichteten, kam es häufig zu Verletzungen durch wiederholte Belastungen. Der Umgang mit gefährlichen Stoffen wie Blei und Quecksilber war weit verbreitet. Die Maschinen waren groß, schwer, hatten sich schnell bewegende Teile und waren bruchgefährdet, was zu Unfällen wie dem Verlust von Fingern oder Gliedmaßen oder Schlimmerem führen konnte.
Aufeinanderfolgende Regierungen zögerten, die Unternehmer grundsätzlich einzuschränken, da eine Einmischung als möglicherweise schädlich für die nationale Wirtschaft angesehen wurde. Die Arbeitnehmer versuchten, ihre Interessen kollektiv zu vertreten, aber die Gründung von Gewerkschaften wurde von Arbeitgebern und Politikern abgelehnt. Zwischen 1799 und 1824 verbot die Regierung Gewerkschaften sogar. Ab den 1830er Jahren sorgten jedoch Parlamentsgesetze dafür, dass Arbeitnehmer besseren Schutz und bessere Arbeitsbedingungen erhielten. Gewerkschaften wie die Amalgamated Society of Engineers (gegründet 1851) gewannen an Bedeutung und stellten sicher, dass diese gewonnenen Rechte nicht verloren gingen.
Transport und Kommunikation
Für viele war der Anblick und das Geräusch eines Zuges, der durch die örtliche Landschaft raste, das sichtbarste und beeindruckendste Ergebnis der industriellen Revolution. Züge wurden zunächst auf kurzen Strecken an Bergwerken eingesetzt. Im Jahr 1825 fuhr der erste Personenzug von Stockton nach Darlington. Die erste Intercity-Passagierlinie wurde 1830 eröffnet. Der Zug verkehrte zwischen Liverpool und Manchester und wurde von Stephensons Rocket-Lokomotive gezogen. Die Linie war ein so großer Erfolg, dass sich die Eisenbahn überall ausbreitete. Sie revolutionierte auch den Güterverkehr, denn ein einziger Zug konnte die 20-fache Ladung eines Kanalbootes befördern und erreichte das Ziel achtmal schneller. Dies machte den Transport von Konsumgütern und Rohstoffen mit der Bahn billiger als zuvor.
Ab 1848 konnten Passagiere innerhalb von 12 Stunden von London nach Glasgow reisen, eine Reise, die mit der Postkutsche viele Tage gedauert hätte. 1870 verfügte Großbritannien über mehr als 24.000 Kilometer an Eisenbahnstrecken. Die Menschen waren besser vernetzt als je zuvor. Selbst die weniger Wohlhabenden konnten günstige Ausflugstickets kaufen, und so gewannen die Seebäder an Beliebtheit. Eine Fahrt mit der Postkutsche von London nach Brighton dauerte 1830 fünf Tage und kostete 1,20 Pfund. Zehn Jahre später dauerte die gleiche Reise mit dem Zug drei Stunden und kostete 40 Pence.
A Gallery of 30 Industrial Revolution Inventions
Unternehmen, insbesondere Lebensmittelhersteller, konnten nun neue Märkte erreichen, die zuvor zu teuer oder zu weit entfernt gewesen waren, um dort frische Produkte zu verkaufen. Die Unternehmen waren nicht mehr nur auf lokale Märkte beschränkt, auf denen sie bereits bekannt waren, sondern investierten in landesweite Werbung in den neuen belebten Bahnhöfen. Die Eisenbahn schuf Zehntausende von neuen Arbeitsplätzen. Dampfkraft wurde auch für den Antrieb von Schiffen genutzt, die schneller und zuverlässiger waren als Schiffe, die nur mit Segeln angetrieben wurden. Werften waren ein weiterer wichtiger Arbeitgeber. Der Aufstieg des dampfgetriebenen Verkehrs setzte den Erfolg der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie fort. Im Jahr 1850 wurden in Großbritannien 2,25 Millionen Tonnen Roheisen produziert, im Vergleich zu 70.000 Tonnen im Jahr 1786. Sheffield wurde zum größten Stahlproduzenten der Welt. 1770 gab es in der Stadt fünf Stahlhersteller, 1856 waren es bereits 135.
Kommunikation wurde durch die Eisenbahn erheblich beschleunigt. Züge brachten Zeitungen von einem Teil des Landes zum anderen am selben Tag. Züge lieferten Briefe und Pakete innerhalb von 24 Stunden aus. Die Eisenbahn gab den Anstoß für die Erfindung des elektrischen Telegrafen, der 1837 von William Fothergill Cook (1806–1879) und Charles Wheatstone (1802–1875) erfunden wurde, damit die Zugführer mit den Bahnhöfen kommunizieren konnten. Schon bald konnte die Öffentlichkeit private Nachrichten verschicken, und auch Journalisten nutzten den Telegrafen, um ihre Büros zu kontaktieren, so dass sich die Übermittlung von Nachrichten erheblich beschleunigte. Mit der Ausbreitung der industriellen Revolution auf andere europäische Länder und die Vereinigten Staaten kamen weitere Kommunikations- und Reisemöglichkeiten hinzu. Dampfschiffe, die die Ozeane überquerten, und interkontinentale Telegrafenkabel vernetzten die Welt stärker als je zuvor.
Wie in anderen Bereichen der industriellen Revolution brachten die neuen Verkehrsmittel auch einige negative Folgen mit sich. Kanäle und Postkutschen erlebten einen Niedergang. Einige Menschen waren gezwungen, ihr Land aufzugeben, um Platz für Eisenbahnlinien zu schaffen. Luftverschmutzung und Lärm nahmen zu, und die Landschaft wurde durch Gleise, Brücken und Tunnel, die gebaut wurden, um den Zügen den direktesten Weg zwischen den Zielen zu ermöglichen, verschandelt.
Auswirkungen auf die Gesellschaft
Die Bevölkerung Großbritanniens stieg von 6 Millionen im Jahr 1750 auf 21 Millionen im Jahr 1851. Die Volkszählung von 1851 ergab, dass zum ersten Mal mehr Menschen in Städten als auf dem Land lebten. Die Einwohnerzahl von Städten wie Manchester, Liverpool, Sheffield und Halifax verzehnfachte sich im 19. Jahrhundert. Da mehr junge Menschen aufeinander trafen, wurden Ehen früher geschlossen, und die Geburtenrate stieg im Vergleich zu den Gesellschaften in ländlichen Gebieten an.
Das Leben in den Großstädten, die sich um Fabriken und Kohlefelder herum entwickelt hatten, wurde immer beengter. Viele Familien waren gezwungen, in gemeinsamen Häusern zu leben. „In Liverpool lebten in den 1840er Jahren 40.000 Menschen in Kellern, mit durchschnittlich sechs Personen pro Keller“ (Armstrong, 188). Die Umweltverschmutzung wurde vielerorts zu einem ernsten Problem. Schlechte Sanitärversorgung führte zur Ausbreitung von Krankheiten. In den Jahren 1837, 1839 und 1847 kam es zu Typhusepidemien. In den Jahren 1831 und 1849 kam es zu Choleraepidemien. Eine weitere Folge der Verstädterung war die Zunahme der Kleinkriminalität. Dank der zunehmenden Anonymität des Stadtlebens fiel es Kriminellen leichter, Entdeckung zu vermeiden.
Die Schulbildung vieler Kinder wurde durch einen Arbeitstag ersetzt, eine Entscheidung, die Eltern oft trafen, um das karge Familieneinkommen aufzubessern. Es gab einige rudimentäre Schulen, und einige Arbeitgeber sorgten für ein gewisses Bildungsniveau, aber die Schulpflicht für 5- bis 12-Jährige und die dafür erforderlichen Einrichtungen kamen erst in den 1870er Jahren auf. Die Schriftkundigkeit verbesserte sich in dieser Zeit dank der Verfügbarkeit billiger Bücher, welche durch die Massenproduktion von Papiermaschinen und Druckereien ermöglicht wurde.
Mit den Arbeitern, die sich Massenprodukte leisten konnten, entwickelte sich der Konsumismus. Es gab mehr Geschäfte als je zuvor, um die Nachfrage zu befriedigen, und das Angebot war interessanter und umfasste exotische Waren aus dem gesamten britischen Kolonialreich. Zwar wuchs eine städtische Mittelschicht heran, aber die Kluft zwischen den unteren und oberen Schichten der Gesellschaft vergrößerte sich insgesamt nur. Fabrikarbeiter zum Beispiel hatten nur wenige übertragbare Qualifikationen und blieben daher auf ihrer Arbeitsebene hängen. Früher hätte ein Handweber vielleicht über viele Jahre hinweg sparen können, um ein eigenes Unternehmen mit eigenen Angestellten zu gründen, aber diese Art des sozialen Aufstiegs war nun viel schwieriger zu erreichen. Kapital mag Grund und Boden als bedeutendsten Wohlstandsindikator abgelöst haben, aber für die meisten Menschen brachte die industrielle Revolution eine andere Lebensweise, nicht unbedingt eine bessere.