Abteien waren ein markantes Merkmal von Stadt und Land im Mittelalter. Ihr Aufbau und ihre Architektur spiegeln ihren Zweck als abgeschiedene klösterliche Rückzugsorte wider, die umgekehrt auch ihren lokalen Gemeinschaften dienten und sie beeinflussten. Obwohl sie sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelten, wurden viele Merkmale der Abteien zum Standard, wie die Hauptkirche, der Kreuzgang, der Kapitelsaal, das Refektorium, die Bibliothek, das Kalefaktorium und die Schlafsäle.
Das Wachstum der Abteien
Ein mittelalterliches Kloster war eine geschlossene und manchmal abgelegene Gemeinschaft von Mönchen oder Nonnen, die von einem Abt oder einer Äbtissin geleitet wurde und die weltliche Güter mied, um ein einfaches Leben des Gebets und der Hingabe an den christlichen Glauben zu führen. Mönchsgemeinschaften entstanden ab dem 4. Jahrhundert in Ägypten und Syrien und verbreiteten sich dann im gesamten byzantinischen Reich und ab dem 5. Jahrhundert nach Europa. Der Leiter dieser Gemeinschaften wurde Abbas genannt, und von diesem Wort leitet sich auch der Titel „Abt“ ab. Der italienische Abt Benedikt von Nursia (ca. 480 bis ca. 543) gilt als der Begründer des europäischen Klostermodells. Die architektonische Gestaltung der Abteien, wie die größeren und bedeutenderen Klöster genannt wurden, verbreitete sich über Wandermönche und durch Eroberungen. So begann beispielsweise Wilhelm der Eroberer (ca. 1027 bis 1087) ab 1066 mit dem Wiederaufbau aller englischen Abteien im nordfranzösischen Stil, was innerhalb eines Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen war.
Der Grundgedanke des Mönchtums war, dass das Leben an einem Ort der Stille und relativen Einsamkeit das Verständnis für und die Nähe zu Gott fördern würde. Die Verfolgung des frühen Christentums trug ebenfalls zu der Idee bei, in abgelegenen Gemeinschaften zu leben, weshalb viele frühe Abteien auf Berggipfeln, auf abgelegenen Inseln oder an zerklüfteten Küsten errichtet wurden. Leider konnte dies nicht verhindern, dass sie während der Wikingerüberfälle im 9. und 10. Jahrhundert in Großbritannien geplündert wurden. Im Hochmittelalter wurden viele Klöster wiederaufgebaut und erweitert, und im Gegensatz zu ihren abgeschiedenen Anfängen waren die klösterlichen Gemeinschaften zu diesem Zeitpunkt zu einem wesentlichen Bestandteil der umliegenden weltlichen Gemeinschaften geworden. Für viele Mönchsorden war die Unterstützung der örtlichen Gemeinschaft ein wichtiger Teil ihres Auftrags.
Abteien übernahmen den Besitz und die Kontrolle über bestimmte geografische Gebiete (in der Regel wurde ihnen nach dem Tod von Wohltätern Land überlassen), wobei die Autorität manchmal an niedrigere Institutionen innerhalb dieses Gebiets weitergegeben wurde, wie z. B. ein Priorat (ähnlich, aber kleiner als eine Abtei) oder ein einfacheres Kloster. Der Reichtum der Abtei stammte aus den Pachtzinsen für das Land, das sie besaß, aus Schenkungen, aus Märkten, die sie abhalten konnte, aus Steuererleichterungen und aus dem Verkauf der von ihr produzierten Waren, die von Lebensmitteln bis zu Büchern reichten. Noch ländlichere Abteien ließen schließlich Dörfer und Städte um sich herum entstehen, da der Reichtum und die Dienstleistungen der Abteien Arbeitsplätze schufen und Besucher anzogen.
Eine große Abtei wie die Abtei Cluny in Frankreich (gegründet um 910) zählte bis zu 460 Mönche, aber eine typische Abtei hatte etwa 100 ständige Einwohner. Die meisten Abteien waren entweder Männer- oder Frauenklöster, aber es gab auch einige mit gemischtgeschlechtlichen Bewohnern, bekannt darunter vor allem die Abteien in Whitby in North Yorkshire, England, und Interlaken in der Schweiz. Die Abtei wurde von einem Abt oder einer Äbtissin geleitet, die diese Position in der Regel lebenslang bekleideten und absolute Autorität innehatten. Ein Abt oder eine Äbtissin hatte einen Stellvertreter, den Prior oder die Priorin, der oder die auch die untergeordneten Priorate leitete, wenn diese Gebäude unter der Schirmherrschaft einer nahe gelegenen Abtei standen. Älteren Bewohnern wurden oft verantwortungsvolle Aufgaben übertragen, wie beispielsweise die Aufsicht über die Bibliothek oder den Weinkeller; diese Personen wurden als Obedientiarii bezeichnet.
Architektonischer Aufbau
Die Architektur einer Abtei war stark von den verschiedenen Aufgaben ihrer Bewohner inspiriert. Diese Aufgaben wurden durch die Regeln des jeweiligen Ordens bestimmt, vor allem aber durch die Haltung des jeweiligen Abtes, der die absolute Macht in der Abtei innehatte. Außerdem waren einige Orden strenger als andere; die Zisterzienser zum Beispiel mussten viel mehr persönliche Opfer bringen als die Benediktiner.
Zu den Faktoren, die sich auf den besonderen architektonischen Stil einer Abtei auswirkten, gehört auch der spezifische Standort – Klöster auf Berggipfeln wie Meteora in Griechenland oder die Benediktinerabtei auf der Gezeiteninsel Mont-Saint-Michel in Frankreich waren wie Festungen gebaut. Dennoch gab es eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen den Abteien in Europa und ihren Vorbildern im Byzantinischen Reich, die ihrerseits von antiken römischen Villen abstammten. Wie der Historiker J. L. Singman erklärt: „Das Mönchtum entwickelte sich mit einem Grad an Planung, Koordination und sogar bewusster Standardisierung, der für weltliche Institutionen nicht möglich war“ (172). Der byzantinische Historiker C. Mango gibt die folgende Zusammenfassung eines typischen byzantinischen Abtei-Kloster-Komplexes, ein Modell, das in den Abteien im gesamten mittelalterlichen Europa mehr oder weniger vollständig kopiert wurde:
Er war in der Regel von einer Mauer umgeben und verfügte über ein recht kunstvolles überdachtes Portal, das manchmal mit Bänken ausgestattet war. Hier versammelten sich Bettler, um von den Mönchen Almosen zu erhalten. Theoretisch war der Zugang zum Inneren beschränkt, wobei Knaben und Angehörige des anderen Geschlechts strengstens ausgeschlossen waren. Nachdem der Besucher das Portal passiert hatte, befand er sich in einem großen offenen Hof. In der Mitte stand die von allen Seiten einsehbare Kirche... Die Wohnräume waren rundherum angeordnet und folgten den Linien der Klausur. Die Zellen waren rechteckig und meist mit einem Tonnengewölbe versehen. Oft waren sie zwei- oder mehrstöckig gebaut und hatten einen offenen Arkadengang vor sich. Neben der Kirche befand sich das Refektorium, das entweder isoliert stand oder Teil des Wohnrechtecks war. Es handelte sich um ein längliches, apsidenförmiges Gebäude, das mit langen Tischen und Bänken ausgestattet war. In der Nähe des Refektoriums befand sich die Küche mit einer erhöhten Feuerstelle und einer offenen Kuppellaterne, durch die der Rauch abzog. Lagerräume mit großen Tongefäßen zur Aufbewahrung von Getreide, Hülsenfrüchten, Öl und Wein waren Standard. Zu den weiteren Nebengebäuden gehörten ein Brunnen, eine Bäckerei, ein Gästehaus, manchmal eine Krankenstation und ein Bad (110).
Architektur und Baupläne der frühen Abteien in Europa entwickelten sich von keltischen Stein- und Holzkomplexen (6. bis 8. Jahrhundert) über karolingisch inspirierte Grundrisse mit dem Kreuzgang als Zentrum (9. bis 10. Jahrhundert) bis hin zu dem, was zum Standardmodell wurde, der normannischen Abtei (11. bis 13. Jahrhundert), wobei wichtige architektonische Verbindungen zur byzantinischen und römischen Architektur der Vorfahren erhalten blieben. In der normannischen Zeit erlebte die Zahl der Klöster aller Art einen Aufschwung. In Großbritannien beispielsweise gab es zur Zeit der normannischen Eroberung Englands im Jahr 1066 etwa 50 Klöster, zu Beginn des 13. Jahrhunderts waren es bereits weit über 500. Mit dem zunehmenden Reichtum der Klöster im 13. und 14. Jahrhundert wurden auch die Gebäude immer prächtiger und dekorativer, oft mit Elementen gotischer Architektur.
Baumaterialien und Dekoration
Eine Abtei war ein beeindruckendes Element der örtlichen Landschaft, da sie eine der reichsten und mächtigsten Institutionen der mittelalterlichen Welt war. Abteien waren eines der wenigen Gebäude, die aus Stein und in großen Dimensionen errichtet wurden. In frühen Abteien wurde örtlicher Stein verbaut, oder es wurden Ziegelsteine von inzwischen stillgelegten römischen Gebäuden wiederverwendet, aber mit zunehmendem Wohlstand konnten bessere Materialien wie Kalkstein und Granit verwendet werden. Wurden keine behauenen Steinblöcke verwendet, so wurden sie durch verputzten Bruchstein nachgebildet.
Zu den typischen architektonischen Merkmalen der Klöster des Hochmittelalters (mit Ausnahmen wie den strengeren Zisterzienserklöstern) gehörten einfache oder Verbundsäulen, die von einem schlichten, kissenförmigen, blattförmigen oder Faltenkapitell gekrönt waren. Die Gebäude hatten Torbögen (in den frühen Versionen rund, in den späteren spitz), sich verjüngende Bögen um die Türen, Blendarkaden, Zinnen, Gesimse und geschnitzte Wappen der Stifter der Abtei über den Türen und an den Decken. Es gab Statuen in Nischen, geschnitzte Chevron-Muster, komplexe Maßwerkfenster und Buntglasfenster – insbesondere Lanzettfenster (hohe Trifora oder Polifora mit Spitzbogen). Im 13. Jahrhundert wurden die hölzernen Dächer und Decken durch steinerne Rippengewölbe ersetzt, die im Inneren von geschnitzten Kragsteinen gestützt wurden (viele dieser Kragsteine sind auch heute noch in Ruinen von Abteien zu sehen), und außen von bleiverkleideten Steinplatten, unter denen sich hölzerne Stützbalken verbargen.
Der Kreuzgang
Der Kreuzgang war das gemeinschaftliche Herzstück einer Abtei oder einer anderen Art von Kloster. Der englische Begriff cloister für den Kreuzgang leitet sich vom lateinischen Wort claustrum ab, das einen geschlossenen Raum bedeutet. Der Kreuzgang ist ein Arkadengang, in der Regel mit Säulen, um einen offenen quadratischen Klostergarten, zu dem Außenstehende keinen Zutritt hatten. Der Klostergarten konnte gepflastert sein oder einen Kräutergarten oder Brunnen enthalten. Der Zugang zum Kreuzgang erfolgte in der Regel durch ein Tor in der nordwestlichen Ecke. Hier im Kreuzgang konnten sich die Ordensmitglieder frei unterhalten, Novizen (angehende Mönche oder Nonnen) und Oblaten (Kinder in der Obhut des Klosters) wurden unterrichtet, und es wurden Aufgaben erledigt, wie das Schärfen von Messern auf dem klostereigenen Schleifstein oder das Waschen der Kleidung in großen Steinbecken. Einige größere Klöster verfügten über einen kleineren Kreuzgang, der der stillen Kontemplation oder stillen Arbeiten vorbehalten war. Die größten Kreuzgänge finden sich gewöhnlich in Kartäuserklöstern, da dieser Orden strenger war als die meisten anderen. Die Kartäuser lebten wie Einsiedler innerhalb eines Klosterkomplexes und verfügten daher über weit weniger Gemeinschaftsgebäude. Für sie war der Kreuzgang daher wichtiger, da er der einzige Ort war, an dem die Mitglieder des Ordens Zeit miteinander verbringen konnten.
Die Kirche
Die Kirche der Abtei schloss sich an den Kreuzgang an und wurde in der Regel kreuzförmig gebaut und auf einer Ost-West-Achse angelegt, damit kalte Nordwinde nicht direkt auf den Kreuzgang treffen konnten. Der wichtigste und am reichsten verzierte Eingang der Kirche befindet sich in der Regel an der Westseite. Hier gibt es oft mehrere Portale, hohe Spitzbogenfenster, manchmal eine Fensterrose und viele Nischen für Statuen von biblischen Figuren und Heiligen, die mit der Geschichte der Abtei in Verbindung standen.
Im Laufe des Mittelalters wurden die Kirchen immer größer und prächtiger. Es lässt sich eine Entwicklung von normannischen über englische Abteien hinweg erkennen. So besaß die Abtei von Jumièrges eine Kirche mit einem achtjochigen Schiff, die Abbaye aux Dames in Caen eine neunjochige Kirche, die Kirche der Abtei von Ely hatte 13 und die der Abtei von Winchester 14 Joche. Das breite Kirchenschiff bot Platz für große feierliche Prozessionen und für die Öffentlichkeit, wenn diese das Recht hatte, die Abtei zu Gottesdiensten zu betreten. Der Ostflügel der Kirche wurde im Laufe der Zeit ebenfalls vergrößert, denn hier saßen die Mönche, und da die Abteien immer mehr Einwohner hatten, musste auch der Chor größer werden. Eine Trennwand schirmte die Mönche von den öffentlichen Bereichen der Kirche ab. Die Mönche saßen auf hölzernen Sitzen, die während des Gottesdienstes im Stehen hochgeklappt werden konnten; viele dieser Sitze sind heute noch in größeren Kirchen zu sehen. Hinter dem Chor und durch eine Stufe von ihm getrennt befindet sich das Presbyterium mit einem Altar und schönem Steinpflaster. Hinter dem Presbyterium schließt der östliche Teil der Kirche an, entweder halbkreisförmig (früher) oder quadratisch (später) und mit hohen Glasfenstern verziert, die Geschichten über den Ort, die Stifter oder die in der Kirche aufbewahrten Reliquien erzählen. Die Reliquien selbst konnten im Presbyterium ausgestellt werden, manchmal mit einem kleinen hölzernen Dachboden, der über den Reliquien in die Wand eingelassen war, so dass ein Mönch sich dort aufhalten und für die Sicherheit der Reliquien sorgen konnte, während sie von der Öffentlichkeit betrachtet wurden.
Da die Wohlhabenden ihren Komfort im nächsten Leben sicherstellen wollten, überließen sie den Abteien oft Gelder, damit in ihrem Namen regelmäßig eine Messe abgehalten werden konnte. Manchmal wurde ein Denkmal für den Wohltäter errichtet, eine so genannte Votivkapelle, die die Form einer einfachen Gedenktafel, einer besonderen Kapelle an der Seite der Kirche oder sogar eines völlig separaten Gebäudes haben konnte.
Die Hauptkirche hatte in der Regel einen Glockenturm, der die Gottesdienste der Abtei einläutete und die Bewohner zum Gebet rief. Ein offensichtliches Zeichen für den Wohlstand einer Abtei war die Aufstockung oder Erweiterung eines bestehenden Turms. In der Fountains Abbey in Yorkshire beispielsweise wurde im frühen 16. Jahrhundert ein massiver, 51,8 Meter hoher Turm an das nördliche Querschiff der Kirche angebaut.
Die Bibliothek
Die Bibliothek einer Abtei enthielt eine umfangreiche Sammlung von Büchern, die durch Schenkungen erworben oder von den Mönchen selbst hergestellt wurden. Es gab auch einige alte Texte, die von der Abtei verwahrt wurden. Die Bücher wurden in der Regel in Holzschränken aufbewahrt, die in Nischen in den Wänden eingelassen waren. Die Abteien waren wichtige Zentren der lokalen Bildung und unterrichteten die Kinder der Reichen und die Novizen. Einige Abteien erlangten großes Ansehen für ihre Bildung, wie die Abtei von Whitby, in der viele Bischöfe ausgebildet wurden, darunter der Heilige Johannes von Beverley (gest. 721).
Schreib- und Studienarbeiten wurden in einem eigenen Raum, dem Skriptorium, durchgeführt. Hier saßen die Mönche auf Hockern und arbeiteten an hohen Schreibpulten, die offen oder in einer Kabine aufgestellt sein konnten. Illuminierte Manuskripte wurden in mühevoller Kleinarbeit hergestellt, so dass die Bibliothek einer Abtei ständig wuchs. Das vielleicht berühmteste aller mittelalterlichen Manuskripte, das Book of Kells aus dem Jahr 800, wurde einst in der Bibliothek der Abtei von Iona an der Westküste Schottlands aufbewahrt.
Bibliotheken und Skriptorien wurden in der Regel für mehr Licht nach Süden ausgerichtet, was sie auch zu den wärmsten Räumen zum Arbeiten machte. Einige Bibliotheken, wie die der Abtei Saint-Wandrille bei Rouen in Frankreich, beherbergten auch ein königliches Archiv. Auch Frauen kopierten und schrieben im Mittelalter Bücher in Abteien, insbesondere die deutsche Benediktineräbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179). Im Gegensatz zu den Mönchen gehörten zum Alltag der mittelalterlichen Nonnen auch Handarbeiten wie das Besticken von Gewändern und Textilien für den Gebrauch im Gottesdienst.
Unterkunft
Die Bewohner einer Abtei mussten sich mit einem Minimum an Komfort begnügen. Die Zellen waren einfach, da die Bewohner nur wenig Privatbesitz besaßen. Schlafsäle waren üblich, aber Novizen und volle Ordensmitglieder schliefen getrennt. Die Betten bestanden in der Regel aus einer Stroh- oder Federmatratze und ein paar Wolldecken. In späteren Zeiten war der Schlafsaal manchmal in hölzerne Kabinen unterteilt, jede mit einem Fenster, einem Bett und einem Schreibtisch. Der Schlafsaal in Cluny hatte beeindruckende 97 verglaste Fenster. Kurioserweise gab es in Cluny die Regel, dass kein Mönch im Dunkeln schlafen sollte, und so war der lange Schlafsaal mit vielen Öllampen ausgestattet. Die Schlafsäle verfügten oft über eine Treppe, die zur Kirche führte, so dass man nicht ins Freie gehen musste, um nächtlichen Gottesdiensten beizuwohnen.
Kartäusermönche lebten in relativer Abgeschiedenheit in kleinen Einzelhäusern mit einem Kamin, einem Wohnzimmer, einem Arbeitszimmer, einer Werkstatt und einem angeschlossenen Bad mit einem Wasserhahn. Die kleinen Häuser hatten oft einen eigenen ummauerten Garten und waren um den Kreuzgang herum angeordnet. Diese Häuser waren sicherlich besser als die meisten in der äußeren, weltlichen Welt. Kleine Luken in den Wänden ermöglichten die Anlieferung von Lebensmitteln durch Bedienstete, und die Einsamkeit der Mönche blieb ungestört.
Im Hochmittelalter wurden Laienbrüder, angeheuerte Arbeiter oder Leibeigene (unfreie Arbeiter) von einer Abtei angestellt, damit sich die Mönche oder Nonnen auf kirchliche Angelegenheiten konzentrieren konnten. Die Laienmitglieder einer Abtei lebten in der Regel in einem eigenen Wohnhaus in einem Außenhof, das in der Regel über eine eigene Küche verfügte, da hier Lebensmittel zubereitet werden konnten, die die Mönche nicht essen durften, wie etwa Fleisch. Die Laienmitglieder bauten Obst und Gemüse an, kochten und putzten. Am anderen Ende des Bewohnerspektrums der Abtei konnten gescheiterte oder in Ungnade gefallene Politiker und Adlige stehen, die von ihrem Monarchen gezwungen wurden, einen zurückgezogenen Ruhestand in einer Abtei zu verbringen. Pilger und Reisende konnten in Zimmern oder einem eigens für diesen Zweck errichteten Gebäude übernachten, das sich in der Regel westlich des Kreuzgangs befand, damit sie das tägliche Leben der Ordensmitglieder nicht störten. Vornehme Besucher wurden oft in palastartigen Gemächern im Haupttorhaus untergebracht. Im 13. Jahrhundert verfügten viele Äbte über eine eigene persönliche Unterkunft, die sich zu einem völlig separaten Gebäude von immer größerem Ausmaß entwickelte.
Refektorium und Küchen
Die Abtei versorgte sich weitgehend selbst mit Lebensmitteln, da Gemüse, Obst und Kräuter in Gärten und Obstplantagen angebaut wurden. Fische wurden im Teich der Abtei gehalten und gezüchtet. Fleisch und andere Lebensmittel konnten von außerhalb des Klosters gelegenen Ländereien stammen, die von der Abtei verwaltet wurden; solche Parzellen mit einem Bauernhof wurden in England grange genannt. Die Küche befand sich in der Regel in der Nähe des Refektoriums, aber um zu verhindern, dass ein Feuer außer Kontrolle geriet und die Abtei zerstörte, konnte sie auch in einem separaten Gebäude untergebracht sein (in der Abtei von Glastonbury ist ein schönes Beispiel erhalten). In letzterem Fall verband manchmal ein überdachter Gang die Küche mit dem Refektorium. Zur Küche gehörten verschiedene Nebengebäude wie eine Spülküche zum Abwaschen von Geschirr, eine Bäckerei und eine Mühle, eine Butterei, ein Weinkeller, eine Apotheke und eine Vorratskammer für Lebensmittel (gewöhnlich in einem kühlen Raum unter einer größeren Kammer). Es gab eine Brauerei, in der jede Woche Bier aus Weizen oder Hafer gebraut wurde, da Wasser als nicht trinkbar galt. Einige Abteien verfügten über einen Taubenschlag, oft selbst ein imposantes Gebäude mit quadratischer, kreisförmiger oder polygonaler Form und einem hohen, spitzen Dach voller steinerner Nischen, in denen die Vögel nisten konnten.
Die Bewohner einer Abtei nahmen in der Regel im Sommer eine und im Winter zwei Hauptmahlzeiten pro Tag ein. Nach der Zubereitung wurde das Essen im Refektorium (auch Remter genannt) serviert, wo alle an langen Holztischen und -bänken saßen, mit Ausnahme des Abtes und des Priors (und eventueller Gäste), die an kleineren Tischen am Kopfende des Raumes auf einer erhöhten Plattform saßen. In der Ecke des Refektoriums, das über eine kleine Treppe zu erreichen war, befand sich eine hölzerne oder steinerne Kanzel, auf der ein Mitglied der Gemeinschaft laut las, während die anderen aßen.
Einige englische Abteien verfügten über ein zusätzliches Refektorium, das misericord, in dem Fleisch gegessen wurde (der Name leitet sich von „Barmherzigkeit“ ab, da Fleisch eine Lockerung der strengen Diät vieler Orden darstellte). Die meisten Refektorien verfügten über ein steinernes Becken (oder Lavabo) am Eingang, in dem man sich vor dem Essen die Hände waschen konnte. Das Becken wurde über einen Wasserhahn gespeist, der Wasser aus den darüber liegenden Vorratsbehältern abgab. Eine kleine Glocke wurde geläutet, um anzuzeigen, dass die Mahlzeit serviert werden konnte (und unterschied sich damit von der Kirchenglocke, die zur Teilnahme am Gottesdienst aufrief). Das Refektorium war ein großes rechteckiges Gebäude, wie das in Cluny:
[Es] war ein schöner Saal, der durch sechsunddreißig große verglaste Fenster gut beleuchtet und mit Wandgemälden geschmückt war, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, eine große Christusfigur, umgeben von den wichtigsten Stiftern und Wohltätern des Klosters, und eine Beschreibung des Jüngsten Gerichts enthielten. (Singman, 175)
Die Refektorien wurden in der Regel an einer Seite des Kreuzgangs errichtet, aber da die Abteien immer größer wurden und mehr Platz für mehr Bewohner benötigten, wurde das Refektorium oft um 90 Grad gedreht und vom Kreuzgang weg verlängert.
Sanitäre Einrichtungen
Die Wasch- und Toilettenanlagen in einer Abtei waren in der Regel die besten, die es in der mittelalterlichen Welt gab. Die Toiletten waren normalerweise mit dem Schlafsaal verbunden und befanden sich in einem Gebäude, das Necessarium genannt wurde. Cluny verfügte über ein Latrinengebäude mit beeindruckenden 45 Kabinen, jede mit einem eigenen Fenster. Die Latrinen mündeten in der Regel in einen Abwasserkanal, durch den Wasser aus einem nahe gelegenen Bach floss. Größere Klöster verfügten über ein Badehaus, obwohl die Bewohner dort nicht viel Zeit verbringen sollten. Zwei oder drei Bäder pro Jahr waren die Norm, es sei denn, man war krank. Die Wannen wurden in der Regel aus großen Fässern hergestellt.
Kapitelsaal
Jeden Morgen fand in einer Abtei eine Kapitelsitzung statt, bei der alle Mönche zusammenkamen, um die Angelegenheiten des Klosters zu besprechen, Beichten zu hören und Ordensmitglieder zu ermahnen, die ihre Pflichten vernachlässigt hatten. Diese Versammlung fand im Kapitelsaal statt, der daher groß genug sein musste, um alle ständigen Bewohner der Abtei aufzunehmen. Die Versammlung, die täglich gegen 8 Uhr morgens stattfand, begann mit der Verlesung eines Kapitels aus dem Regelbuch des Ordensgründers (daher der Name) und umfasste die Verteilung der täglichen Aufgaben an die einzelnen Mönche, die auf steinernen Bänken an den Wänden des Raumes saßen. Im späten Mittelalter hatten solche Gebäude wie der Kapitelsaal oft große Glasfenster und verzierte dreifache Eingänge.
Andere Gebäude
Neben dem Refektorium oder unter einem Ende des Refektoriums konnte eine Abtei ein Kalefaktorium haben, das der einzige beheizte Raum in der gesamten Abtei (mit Ausnahme der Küchen) war und eine gewisse Erleichterung bei den rauen Temperaturen im Winter bringen sollte. Das Feuer im Kalefaktorium wurde gewöhnlich vom 1. November bis Ostern angezündet.
Eine Abtei verfügte oft über zahlreiche zusätzliche Wohn- und Funktionsgebäude, in denen ständig Menschen lebten und arbeiteten, um die Mönche mit dem Nötigsten zu versorgen. Abteien waren berühmt für ihre medizinische Versorgung. Eine Abtei verfügte über ein Hospital oder ein Krankenzimmer mit Unterkünften und einer eigenen Küche. Hier wurden kranke oder ältere Mönche gepflegt. Oft gab es eine zweite Krankenstation für Menschen außerhalb des Ordens.
Abteien konnten auch über Ställe und Werkstätten verfügen, in denen spezialisierte Handwerker arbeiteten und lebten, die alles herstellten, was die Abtei brauchte, von Nägeln bis zu Glasfenstern. Außerdem gab es spezielle Räume oder ein Almosenhaus für die Almosenvergabe an die Armen und einen Raum, in dem Verhandlungen und Einkäufe mit Händlern von außerhalb des Klosterkomplexes abgewickelt werden konnten.
Schließlich verfügte eine Abtei über einen eigenen Friedhof, der sich in der Regel östlich der Kirche befand und in zwei Bereiche unterteilt war: ein Bereich für die Ordensangehörigen und ein anderer für die wohlhabenderen Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft. Bedeutende Persönlichkeiten der Abtei, wie z. B. der Abt, wurden oft in Steinsarkophagen in der Kirche beigesetzt. All diese zusätzlichen Gebäude und Bereiche waren in der Regel von der Umfassungsmauer der Abtei umgeben.
Das Ende der Abteien
Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sahen sich viele Abteien großen Herausforderungen und sogar einer totalen Katastrophe gegenüber. Die Ankunft des Schwarzen Todes in Europa und eine Reihe von Hungersnöten ließen den Reichtum der Klöster schwinden, während der Zusammenbruch der mittelalterlichen Leibeigenschaft die Gemeinschaften zu einer unabhängigeren Existenz führte. Schließlich versuchten viele Herrscher, sich den Reichtum und die Steuereinnahmen der Klöster anzueignen, allen voran Heinrich VIII. von England (reg. 1509 bis 1547), der 1536 mit der habgierigen Auflösung der Klöster in Großbritannien begann. Die goldenen Tage der großen Abteien waren vorbei. Einige wenige, wie die Abteien und Priorate in Chester, Canterbury, Winchester und Durham, um nur einige zu nennen, wurden zu Kathedralen, aber die meisten ehemaligen Abteien wurden zu malerischen, aber seltsam dauerhaften Ruinen, deren feines Mauerwerk geplündert wurde, um es anderswo wieder zu verwenden. Wieder andere Abteien, vor allem in Kontinentaleuropa, wurden im Laufe der Zeit in Hotels, Krankenhäuser, Schulen, Kunstgalerien und alles mögliche umgewandelt, was ihre neuen Besitzer für profitabel hielten, da die Bedeutung der Religion im Leben der Menschen abnahm.
Einige Abteien in England verschwanden ganz, und aus ihren Steinen wurden neue Herrenhäuser und Landhäuser errichtet, wobei nur der alte kirchliche Name wie „The Abbey“, „The Priory“ oder „The Grange“ für diese neuen weltlichen Anwesen weiterlebte. Trotz des Wandels der Zeiten erfüllen einige Abteien weiterhin eine religiöse Funktion, wie z. B. die Westminster Abbey in London und viele andere in ganz Europa. Am bekanntesten ist vielleicht Meteora mit seiner dramatischen Lage auf den Klippen, wo diejenigen, die ein klösterliches Leben führen wollen, noch immer einen Rückzugsort finden.