Die Ursachen des Zweiten Weltkriegs

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Mark Cartwright
von , übersetzt von Dominica Jakusewitsch
Veröffentlicht am 26 März 2024
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Die Auslöser des Zweiten Weltkriegs (1939-45) lassen sich auf den harten Friedensschluss des Ersten Weltkriegs (1914-18) und die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre zurückführen, während die unmittelbareren Ursachen die aggressiven Überfälle Deutschlands, Italiens und Japans auf ihre Nachbarländer waren. Ein schwaches und geteiltes Europa, eine isolationistische USA und eine opportunistische UdSSR waren alle auf Frieden bedacht, aber die Beschwichtigungspolitik brachte nur das, was alle am meisten fürchteten: einen weiteren langen und schrecklichen Weltkrieg.

Europe on the Eve of WWII, 1939
Europa am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, 1939
Simeon Netchev (CC BY-NC-ND)

Die Hauptursachen für den Zweiten Weltkrieg waren:

  • Der harte Vertrag von Versailles
  • die Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren
  • Der Aufstieg des Faschismus
  • die Wiederaufrüstung Deutschlands
  • Der Kult um Adolf Hitler
  • Die Beschwichtigungspolitik der Westmächte
  • Verträge von gegenseitigem Interesse zwischen den Achsenmächten
  • Das Fehlen von Verträgen zwischen den Alliierten
  • Die territoriale Ausdehnung von Deutschland, Italien und Japan
  • Der Nazi-Sowjet-Pakt
  • Der Einmarsch in Polen im September 1939
  • Der japanische Angriff auf den US-Marinestützpunkt in Pearl Harbour

Der Vertrag von Versailles

Deutschland wurde im Ersten Weltkrieg vernichtet, und die Sieger legten harte Bedingungen fest, um sicherzustellen, dass ein Teil der Kriegskosten wieder hereingeholt wurde und um zu verhindern, dass Deutschland zu einer künftigen Bedrohung wurde. Da die Wirtschaft und die Bevölkerung Europas durch den Krieg stark geschädigt worden waren, waren die Sieger nicht in der Stimmung, Gnade zu zeigen, da Deutschland fast gewonnen hatte und seine Industrie noch intakt war. Deutschland blieb ein gefährlicher Staat. Großbritannien und Frankreich wollten jedoch keine völlige Bestrafung, da dies zu dauerhaften Ressentiments führen könnte und Deutschland nicht in der Lage wäre, ein wertvoller Exportmarkt zu werden.

DEUTSCHLAND MUSSTE DIE VOLLE VERANTWORTUNG, also DIE SCHULD, FÜR DIE AUSLÖSUNG DES KRIEGES ÜBERNEHMEN.

Die Friedensbedingungen wurden im Vertrag von Versailles festgelegt, der am 28. Juni 1919 von allen Parteien außer der UdSSR unterzeichnet wurde. Das Rheinland musste entmilitarisiert werden, um als Pufferzone zwischen Deutschland und Frankreich zu dienen. Alle Kolonien und das Saargebiet, ein kohlereiches Gebiet in Westdeutschland, wurden der deutschen Hoheit entzogen. Polen erhielt das Industriegebiet Oberschlesien und einen Korridor zum Meer, der Danzig (Gdánsk) einschließt und Ostpreußen vom übrigen Deutschland abschneidet. Frankreich erhielt die Regionen Elsass und Lothringen zurück. Deutschland musste Kriegsreparationen an Frankreich und Belgien zahlen. Deutschland erhielt Beschränkungen für seine Streitkräfte und durfte keine Panzer, Flugzeuge, U-Boote oder Kriegsschiffe bauen. Schließlich sollte Deutschland die volle Verantwortung, d. h. die Schuld, für den Ausbruch des Krieges übernehmen. Viele Deutsche empfanden die Friedensbedingungen als höchst unehrenhaft.

Mit dem Friedensschluss wurden neun neue Länder in Osteuropa gegründet, ein Rezept für Instabilität, da alle ihre Grenzen bestritten und viele von ihnen große Minderheiten beherbergten, die behaupteten, zu einem anderen Land zu gehören. Deutschland, Italien und Russland, die nach den hohen Kosten des Ersten Weltkriegs wieder mächtig geworden waren, blickten mit imperialistischem Neid auf diese jungen Staaten.

Newspaper Front Page Declaring the Signing of the Treaty of Versailles
Titelseite einer Zeitung zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages
Kallen2021 (CC BY-SA)

In den 1920er Jahren unterzeichnete Deutschland zwei wichtige Verträge. Der Vertrag von Locarno von 1925 garantierte Deutschlands Westgrenzen, ließ aber einen gewissen Spielraum für Veränderungen im Osten. Der Kellogg-Briand-Pakt von 1928 wurde von 56 Ländern unterzeichnet. Alle Großmächte verpflichteten sich, keine Außenpolitik mit militärischen Mitteln zu betreiben. 1929 wurden die im Versailler Vertrag festgelegten Reparationszahlungen für Deutschland von 6,6 Millionen Pfund auf 2 Millionen Pfund reduziert. Im Jahr 1932 wurden die Reparationen ganz gestrichen. All dies war sehr vielversprechend, doch in den 1930er Jahren begann sich das komplexe Geflecht der europäischen Diplomatie in einem Klima des wirtschaftlichen Niedergangs schnell zu entwirren.

Die Wirtschaftskrise

Die Große Depression, die durch den Börsenkrach an der Wall Street im Jahr 1929 ausgelöst wurde, führte in den 1930er Jahren in vielen Volkswirtschaften zu einer Krise. Es kam zu einem Zusammenbruch des Welthandels, der Preise und der Beschäftigung. In Deutschland kam es 1923 zu einer Hyperinflation, durch die Ersparnisse wertlos wurden – ein Schlag, den viele Mitglieder der deutschen Mittelschicht nie vergessen haben. Die regelmäßigen Kredite aus den Vereinigten Staaten (Dawes-Plan), von denen die deutsche Wirtschaft abhängig war, wurden eingestellt. Mit dem Zusammenbruch des internationalen Handels kam es zu einer feindseligen Haltung zwischen vielen Staaten. Die USA, der wichtigste Geldverleiher der Welt, verfolgten eine isolationistische Strategie. Großbritannien und Frankreich blickten nur auf ihre Imperien. Protektionismus und Handelszölle wurden die Norm.

Deutschland war entschlossen, sich selbst zu versorgen und nicht von den Welthandelspartnern abhängig zu sein, eine Politik, die den Erwerb natürlicher Ressourcen durch militärische Besetzung erforderte. Deutschland sah den Weg aus dem finanziellen Schlamassel in einer massiven Aufrüstung, die Arbeitsplätze in Fabriken und bei den Streitkräften schaffen würde. Diese Politik beinhaltete nicht nur die Anhäufung von Waffen, sondern auch die Schaffung einer auf den totalen Krieg ausgerichteten Wirtschaft, in der der Rüstungsindustrie in Bezug auf Ressourcen, Energie, Fabriken und Fachkräfte Vorrang eingeräumt wurde.

Adulation of Hitler, Bad Godesberg
Bewunderung für Hitler, Bad Godesberg
Bundesarchiv, Bild 183-H12704 (CC BY-SA)

Hitler und die Nazipartei

Nationalistische faschistische Parteien waren in ganz Europa erfolgreich. Ab 1922 wurde Italien von Benito Mussolini (l. 1883–1945), dem Führer der faschistischen Partei, regiert. Bis 1939 hatte Spanien mit General Franco (l. 1892–1975) einen faschistischen Herrscher. In Deutschland war Adolf Hitler (l. 1889–1945) der Führer der faschistischen Nationalsozialistischen Partei (NSDAP), die nach den Wahlen im Juli und November 1932 die größte Partei war. Selbst in Demokratien wie Großbritannien gab es faschistische Parteien. Charismatische Führer verwandelten populäre nationalistische Gefühle in eine viel unheimlichere Denkweise: den Faschismus. Die faschistischen Parteien waren zwar in den verschiedenen Ländern nicht identisch, hatten aber einige wichtige Ziele gemeinsam. Die faschistischen Führer strebten nach absoluter Macht, und um diese neue Ordnung zu erreichen, betonten sie „Konformismus, Feindseligkeit gegenüber Außenseitern, routinemäßige Gewalt, Verachtung für die Schwachen und extremen Hass auf abweichende Meinungen“ (Dear, 274). Faschistische Parteien gewannen zunächst als Gegner des Kommunismus an Popularität, der von vielen seit der Russischen Revolution von 1917 als Bedrohung angesehen wurde. In der Tat verhinderte in den westlichen Ländern ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Kommunismus die Bildung eines mächtigen politischen und militärischen Bündnisses mit der UdSSR, das letztlich einen Krieg hätte verhindern können.

DIE ERLAUBNIS ZUR WIEDERBEWAFFNUNG DEUTSCHLANDS WAR TEIL DER appeasement-POLITIK.

Hitler versprach, die Demütigung von Versailles zu rächen und Deutschland wieder groß zu machen. Viele Deutsche glaubten, dass sie im Ersten Weltkrieg vom Oberkommando der Armee verraten worden waren, und waren der endlosen Reihe unwirksamer Koalitionsregierungen seit dem Krieg überdrüssig. Hitler, der keine Verbindungen zu den etablierten Eliten hatte, bot einen Neuanfang, und vor allem versprach er Arbeit und Brot in einer Zeit, in der Arbeitslosigkeit und Armut extrem hoch waren. Die Nazipartei versprach eine dynamische Wirtschaft, die die deutsche Expansion vorantreiben sollte, die als glorreiches Unterfangen angesehen wurde, wobei die Tugenden des Krieges verteidigt wurden. Der Nationalsozialismus forderte Lebensraum für das deutsche Volk – neue Länder, in denen es gedeihen konnte. Der Nationalsozialismus identifizierte seine inneren Hauptfeinde als Juden, Slawen, Kommunisten und Gewerkschafter – alles Menschen, die Deutschland daran hinderten, sein volles Potenzial auszuschöpfen, so die Nazis. Der Nationalsozialismus rief zu einem internationalen Kampf auf, in dem die Deutschen ihr Schicksal erfüllen und sich als Herrenrasse beweisen konnten. Diese Ideen, von denen keine radikal neu waren, bedeuteten, dass der Krieg unvermeidlich war. Das Argument, dass totalitäre Regime Kriege und liberale Demokratien Frieden brauchen, um zu gedeihen, mag vereinfacht sein, hat aber eine gewisse Gültigkeit. Hitler versprach, dass das neue Dritte Reich 1000 Jahre Bestand haben würde, und mit Hilfe von Propaganda, Show und brutaler Unterdrückung alternativer Ideen glaubten ihm viele, da er gekonnt an lange gehegte Ansichten in Deutschland und Österreich anknüpfte. Wie F. McDonough feststellt, „war Hitler der Trommler einer alten Melodie, begleitet von modernen Instrumenten“ (93).

Im Januar 1933 lud der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg (l. 1847–1934), der keine andere Wahl mehr hatte, Hitler ein, Kanzler zu werden. Nachdem er systematisch jede Opposition niedergeschlagen hatte, begann Hitler, seine Innenpolitik in die Praxis umzusetzen und ein totalitäres Regime zu errichten, wie er es bereits 1924 in seinem Buch „Mein Kampf“ geschrieben hatte. Als Hindenburg im August 1934 starb, verschmolz Hitler faktisch die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers und erklärte sich zum Führer Deutschlands. Hitler war zum Staat geworden, und alles, was er jetzt noch brauchte, um seinen unmöglichen Traum zu verwirklichen, war ein wiederbewaffnetes Deutschland.

Bismarck at Sea
Bismarck auf See
Bundesarchiv, Bild 193-04-1-26 (CC BY-SA)

Deutschlands Wiederaufrüstung

Hitler war entschlossen, die Streitkräfte des Landes wiederaufzurüsten. Trotz der Beschränkungen von Versailles, die Hitler im März 1935 formell ablehnte, wurde die Aufrüstung rasant vorangetrieben. Die Armee war bereits viermal so groß wie erlaubt. Schließlich sahen sich die Westmächte gezwungen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Im Juni 1935 wurde das deutsch-britische Flottenabkommen unterzeichnet, das die Stärke der deutschen Marine auf 35 % der königlichen Marine begrenzte und Hitler den Bau riesiger neuer Schiffe wie des Schlachtschiffs Bismarck ermöglichte.

Ein weiteres Beispiel für den Kult um Adolf Hitler war, dass alle Angehörigen der Streitkräfte Hitler persönlich die Treue schwören mussten. Dank der Wiederbewaffnung hatte Deutschland bis 1938 nahezu Vollbeschäftigung erreicht. Hitler hatte seine Versprechen an das deutsche Volk erfüllt. Die neue deutsche Kriegsmaschinerie hatte ihren Preis. Die Aufrüstung erforderte riesige Rohstoffimporte, die nicht mehr lange gekauft werden konnten, da die deutsche Zahlungsbilanz ab 1939 in Schieflage geriet. Die Besetzung von Gebieten, in denen diese Ressourcen zu finden waren, schien eine einfache Lösung des Problems zu sein. Entscheidend war, dass Deutschland einen Rüstungsvorsprung gegenüber seinen Feinden hatte, aber diese Situation würde nicht lange anhalten. Für Hitler war jetzt der Zeitpunkt gekommen, um zuzuschlagen.

Beschwichtigungspolitik

Deutschland die Wiederbewaffnung zu gestatten, war Teil der Appeasement-Politik: vernünftige Zugeständnisse zu machen, um die totale Katastrophe eines Krieges zu vermeiden. Appeasement, das von Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten betrieben wurde, bedeutete nicht Frieden um jeden Preis, aber das Problem dieser Politik bestand darin, dass sie den aggressiven Mächten Schritt für Schritt den Eindruck vermittelte, dass ihre fortgesetzte Aggression nicht unbedingt zu einem größeren Krieg führen musste. Um diese Schritte zu überprüfen, müssen wir einen Blick auf die Weltpolitik der frühen 1930er Jahre werfen.

League of Nations Cartoon
Völkerbund-Karikatur
Leonard Raven-Hill (Public Domain)

Der Völkerbund (Vorläufer der heutigen Vereinten Nationen) wurde nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, um internationale Streitigkeiten beizulegen und den Weltfrieden zu sichern. Obwohl US-Präsident Woodrow Wilson (1913–21 im Amt) maßgeblich an der Gründung des Völkerbundes beteiligt war, traten die Vereinigten Staaten ihm nie bei, was die Organisation erheblich schwächte. Deutschland trat 1926 bei, verließ die Organisation aber 1933; Japan verließ sie im selben Jahr. Der Völkerbund erwies sich als völlig unfähig, seine Ziele zu erreichen, was sich am deutlichsten daran zeigte, dass es ihm nicht gelang, Japans Einmarsch in die Mandschurei im September 1931 und Italiens Einmarsch in Abessinien (Äthiopien) im Oktober 1935 zu verhindern. Hitler verfolgte diese Ereignisse und das völlige Ausbleiben einer militärischen Antwort des Völkerbundes zweifellos mit besonderem Interesse, da er sich mit verjüngten eigenen Streitkräften auf die Ausweitung der deutschen Grenzen vorbereitete.

Von 1933 bis 1935 verfolgte Hitler eine zweideutige Außenpolitik, wobei er zuweilen versprach, friedliche Absichten zu verfolgen. Er sorgte für Verwirrung mit diplomatischen Taschenspielertricks wie einem Friedensvertrag mit Polen im Januar 1934 und einer Erklärung später im selben Jahr, er habe nicht die Absicht, Österreich in das Reich einzugliedern. Ab 1935 wurden seine Pläne dann immer klarer, auch wenn einige Historiker behaupten, der Führer habe in Wirklichkeit gar keine Pläne gehabt, sondern lediglich die Gelegenheiten ergriffen, die sich seinen Feinden boten. Einige Historiker behaupten, dass Hitler aufgrund von Zwängen innerhalb der eher chaotischen und parteigeistigen Nazipartei nicht völlig frei handeln konnte, wie er wollte.

Im März 1935 wurde das Saargebiet nach einer Volksabstimmung mit Deutschland wiedervereinigt. Im selben Jahr wurde die Wehrpflicht eingeführt. Im März 1936 besetzte Deutschland das Rheinland. Im Oktober wurden Deutschland und Italien formelle Verbündete der Achse Rom-Berlin. Im November 1936 unterzeichneten Italien und Deutschland (und später auch Japan) den Antikominternpakt, einen Vertrag über die gegenseitige Zusammenarbeit beim Aufbau eines Reiches und eine gemeinsame Front gegen den Kommunismus. Im März 1938 erreichte Hitler den Anschluss, die formale Vereinigung Deutschlands und Österreichs. Ermutigt durch das Ausbleiben einer energischen Reaktion des Völkerbundes besetzte Hitler anschließend das Sudetenland, das Industriegebiet der Tschechoslowakei, das an Deutschland grenzt, unter dem Vorwand, dass dort eine deutsche Minderheit unterdrückt werde. Auch hier reagierten die Westmächte nicht militärisch, obwohl Frankreich und die UdSSR einen Beistandsvertrag mit den Tschechen unterzeichnet hatten. Im September 1938 wurde das Münchner Abkommen zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien unterzeichnet, in dem die neuen, erweiterten Grenzen Deutschlands anerkannt wurden. Die UdSSR wurde nicht eingeladen, eine verpasste und letzte Gelegenheit, eine einheitliche Front gegen den Faschismus zu bilden – vielleicht war dies der wahre Preis für die Verfolgung einer Beschwichtigungspolitik unter Ausschluss aller anderen möglichen Strategien. Der britische Premierminister Neville Chamberlain (Amtszeit 1937–40) flatterte vor Journalisten mit einem von Hitler unterzeichneten Stück Papier herum und erklärte selbstbewusst, dass er einen „Frieden mit Ehre“ (Dear, 597) erreicht habe und dass wir nun „Frieden in unserer Zeit“ hätten (McDonough, 121). Chamberlain wurde in diesem Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert.

Chamberlain, Daladier, Hitler, & Mussolini, Munich 1938
Chamberlain, Daladier, Hitler und Mussolini, München 1938
Bundesarchiv, Bild 183-R69173 (CC BY-SA)

Appeasement war für die westlichen Staats- und Regierungschefs eine attraktive Politik, da die Schrecken des letzten Krieges noch in aller Munde waren. Vor allem Frankreich war in dieser Zeit politisch schwach und erlebte in den 1930er Jahren 16 Koalitionsregierungen. Großbritannien fürchtete den Verlust seines Reiches, wenn es durch einen weiteren großen Krieg geschwächt würde. Die öffentliche Meinung war in Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten mit überwältigender Mehrheit gegen Krieg und Wiederaufrüstung. Außerdem war es keineswegs sicher, dass Hitler die Grenzen Deutschlands weiter ausdehnen würde; er hatte versprochen, keine weiteren Ambitionen zu haben, die über die Wiederherstellung der früheren deutschen Gebiete vor dem Ersten Weltkrieg hinausgingen. Schließlich verschaffte die Beschwichtigungspolitik den Westmächten, auch wenn man sie nicht für eine erfolgversprechende Politik hielt, entscheidende Zeit, um dem deutschen Beispiel zu folgen und aufzurüsten. Auch in Großbritannien und Frankreich gab es starke Lobbys, die die Wiederbewaffnung in wirtschaftlich turbulenten Zeiten für eine Verschwendung von Ressourcen hielten und darauf hinwiesen, dass Deutschland der fünftgrößte Kunde Großbritanniens für seine Exporte war. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass die Beschwichtigungspolitik töricht war, da Hitler darauf aus war, so viel Europa zu besetzen, wie er nur konnte, und seine Erfolgsbilanz beim Brechen von Verträgen bewies, dass Verhandlungen sinnlos waren. Die tschechische Schwerindustrie aus den Händen der Deutschen herauszuhalten, war wahrscheinlich ein besserer Grund, in den Krieg zu ziehen, als der anschließende Einmarsch in Polen, aber Großbritannien, Frankreich und die UdSSR waren zu diesem Zeitpunkt einfach nicht für einen Krieg gerüstet. Erst 1939 begannen diese Länder ernsthaft, eine auf den Krieg ausgerichtete Wirtschaft aufzubauen.

Die Invasion Polens

Im Jahr 1939 unternahmen Deutschland und Italien weitere bedeutende Anstrengungen, um immer mehr Teile Europas zu besetzen. Im März 1939 gliederte Deutschland den Rest der Tschechoslowakei und Memel (Teil von Litauen) in das Dritte Reich ein. Die Westmächte waren zunehmend entsetzt über die Übergriffe der Nazis auf die deutschen Juden und fragten sich nun, ob Verhandlungen mit einem solchen Regime aus moralischen Gründen überhaupt noch zu rechtfertigen seien. Das Appeasement war endgültig tot.

Am 31. März versprachen Großbritannien und Frankreich, die Grenzen Polens zu garantieren, und im April wurde dies auf Rumänien ausgedehnt. Auch die Türkei und Griechenland nahmen Gespräche über gegenseitigen Schutz mit Großbritannien und Frankreich auf. Den Führern in Großbritannien und Frankreich war endlich klar geworden, dass die Faschisten um jeden Preis eine territoriale Expansion anstrebten. Es gab bereits einen lokalen Krieg, den Spanischen Bürgerkrieg von 1936–39, an dem deutsche und italienische Militärtechnik auf der einen Seite und sowjetische Hilfe auf der anderen Seite beteiligt waren. Im April besetzte Italien Albanien. Ende desselben Monats kündigte Hitler das deutsch-britische Flottenabkommen auf. Im Mai 1939 schlossen Italien und Deutschland ein Militärbündnis, den „Stahlpakt“.

Im August 1939 schloss Deutschland mit der Sowjetunion einen Nichtangriffspakt, den Molotow-Ribbentrop-Pakt (Nazi-Sowjet-Pakt), benannt nach den Außenministern der beiden Staaten. Der sowjetische Staatschef Joseph Stalin (l. 1878–1953) wurde sich zunehmend bewusst, dass Großbritannien und Frankreich durchaus bereit waren, Hitler zu beschwichtigen, solange er sich nach Osten in seine Richtung bewegte. Die Möglichkeit einer „kollektiven Sicherheit“ (Großbritannien, Frankreich und die UdSSR arbeiten zusammen) wurde aufgrund des mangelnden Vertrauens zwischen den Parteien nicht verwirklicht. Der nationalsozialistisch-sowjetische Pakt hingegen ermöglichte es Stalin, Ostpolen einzunehmen und die UdSSR für eine Weile aus einem Krieg herauszuhalten, wodurch wertvolle Zeit für die Wiederaufrüstung gewonnen wurde. Vielleicht würde auch die Möglichkeit für Deutschland, nur im Westen gegen Großbritannien und Frankreich Krieg zu führen – Stalins „Blankoscheck“ für Hitler – alle drei ausreichend schwächen, so dass sie die UdSSR nicht mehr bedrohen konnten.

Explosion of USS Shaw, Pearl Harbour
Explosion auf USS Shaw, Pearl Harbour
Unknown Photographer (Public Domain)

Europa war ein Pulverfass, das auf einen einzigen Funken wartete, der es in einen Krieg verwandeln würde. Der Funke kam früh genug mit dem deutschen Einmarsch in Polen am 1. September 1939. Am nächsten Tag warnte Chamberlain Hitler, dass ein Krieg folgen würde, wenn Deutschland sich nicht zurückziehen würde. Hitler ignorierte das Ultimatum. Am 3. September erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, um freie und unabhängige Nationen zu schützen. Italien, das abwartete, was zu seinem Vorteil geschehen könnte, bleibt vorerst neutral. Auch die Welt wartete mit angehaltenem Atem darauf, was als nächstes geschehen würde. Die unerwartete Antwort lautete: gar nichts.

Der Weltkrieg

Der „Scheinkrieg“, in dem sich die Alliierten und die Achsenmächte nicht direkt gegenüberstanden, dauerte bis April 1940, als Deutschland in Norwegen einmarschierte. Im Mai überfiel Deutschland die Niederlande und Frankreich. Deutschland erwies sich als unaufhaltsam, und Ende Juni war Frankreich gefallen. Im Oktober überfiel Italien Griechenland. Im Jahr 1941 besetzte Deutschland Jugoslawien. Großbritannien musste allein um sein Überleben kämpfen, bis Hitler im Juni 1941 in die UdSSR einfiel (Operation Barbarossa).

Der Krieg wurde zu einem globalen Konflikt, als Japan am 7. Dezember 1941 die US-Marineflotte in Pearl Harbour, Hawaii, angriff. Aus Sorge vor dem aufkommenden chinesischen Nationalismus war Japan bereits in Ostchina einmarschiert und hatte dann auf der Suche nach imperialem Ruhm und natürlichen Ressourcen, insbesondere Öl, dessen Einfuhr durch ein US-Embargo eingeschränkt war, den größten Teil Südostasiens besetzt. Japan hoffte vielleicht, dass die Ereignisse in Europa eine direkte Reaktion gegen es verhindern würden, aber die Vereinigten Staaten traten schließlich in den Konflikt ein. Der Frieden wurde erst erreicht, nachdem die Welt vier weitere lange und bittere Kriegsjahre durchlitten hatte.

Fragen und Antworten

Was waren die drei Hauptgründe des Zweiten Weltkriegs?

Die drei Hauptgründe des Zweiten Weltkriegs waren 1. die aggressive territoriale Ausdehnung durch Deutschland, Japan und Italien. 2. die Beschwichtigungspolitik der Alliierten. 3. Die Entscheidung Stalins, sich mit Deutschland zu verbünden.

Welches Ereignis löste den Zweiten Weltkrieg aus?

Das Ereignis, mit dem der Zweite Weltkrieg offiziell begann, war der deutsche Überfall auf Polen am 1. September 1939.

Warum haben die Alliierten Hitler nicht früher aufgehalten, als sie es taten?

Die Alliierten (Großbritannien, Frankreich und die USA) unternahmen nichts, um Hitler zu stoppen, bevor er in Polen einmarschierte, weil sie einige seiner Beschwerden für gerechtfertigt hielten, einen weiteren Weltkrieg vermeiden wollten und in Bezug auf ihre Streitkräfte und Waffenproduktion nicht auf einen Krieg vorbereitet waren.

Übersetzer

Dominica Jakusewitsch
Dominica ist eine Studentin mit polnischen und deutschen Wurzeln und studiert derzeit in England. Sie begeistert sich für Recht, Psychologie und Geschichte. Dominica ist besonders daran interessiert, soziale Bewegungen zu untersuchen und Geschichte für alle zugänglich und interessant zu machen.

Autor

Mark Cartwright
Mark ist hauptberuflich als Autor, Forscher, Historiker und Redakteur tätig. Zu seinen Spezialinteressen gehören Keramik, Architektur, Weltmythologie und die Entdeckung der Ideen, die alle Zivilisationen vereinen. Er hat einen MA in politischer Philosophie und ist Verlagsleiter bei WHE.

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Cartwright, M. (2024, März 26). Die Ursachen des Zweiten Weltkriegs [The Causes of WWII]. (D. Jakusewitsch, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/2-2409/die-ursachen-des-zweiten-weltkriegs/

Chicago Stil

Cartwright, Mark. "Die Ursachen des Zweiten Weltkriegs." Übersetzt von Dominica Jakusewitsch. World History Encyclopedia. Letzte März 26, 2024. https://www.worldhistory.org/trans/de/2-2409/die-ursachen-des-zweiten-weltkriegs/.

MLA Stil

Cartwright, Mark. "Die Ursachen des Zweiten Weltkriegs." Übersetzt von Dominica Jakusewitsch. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 26 Mär 2024. Internet. 20 Nov 2024.