Das ptolemäische Ägypten bestand von 323 bis 30 v. Chr., als Ägypten von der makedonischen Dynastie der Ptolemäer beherrscht wurde. Während der ptolemäischen Epoche machte die ägyptische Gesellschaft einen Wandel durch, nachdem griechische Einwanderer eine neue Sprache, ein neues religiöses Pantheon und eine neue Lebensart nach Ägypten brachten. Die ptolemäische Hauptstadt Alexandria wurde die wichtigste Stadt der hellenistischen Welt und war für die Große Bibliothek und den Leuchtturm von Pharos bekannt.
Von der persischen Herrschaft bis Alexander
Im Jahr 525 v. Chr. wurde Ägypten vom Achämenidenreich erobert und es begann eine Zeit strenger Fremdherrschaft und kultureller Unterdrückung. Im Jahr 404 v. Chr. konnte Ägypten kurzzeitig seine Unabhängigkeit zurückgewinnen, nur um 342 v. Chr. wieder erobert zu werden. Die Unzufriedenheit mit der persischen Herrschaft führte zum Empfang Alexanders als ihr Befreier, als er 332 v. Chr. in das Land einfiel. Alexander hatte zuvor bereits das persische Heer in der Schlacht von Issos (333 v. Chr.) vernichtet und Mazakes, der Satrap von Ägypten, übergab ihm das Land kampflos.
Indem er sich nach alten Traditionen zum Pharaoh krönen ließ, zeigte Alexander großen Respekt für die ägyptische Kultur. In Heliopolis und Memphis opferte er den ägyptischen Göttern und veranstaltete griechische Sportwettkämpfe, um seine Herrschaft zu feiern. Danach reiste nach Süden zur Oase von Siwa und dem Orakel von Amun, den die Griechen mit Zeus gleichsetzten. Alexander glaubte sich selbst den Sohn des Zeus, was das Orakel bestätigte. Diese Idee war aus der ägyptischen Königsideologie geboren, die davon ausging, dass Könige die Nachfahren von Gottheiten wie Re oder Amun waren. Es war eine unübliche Behauptung für griechische Herrscher, doch Alexanders Ruf war gut genug, dass die Griechen ihn als Halbgott akzeptierten.
Alexanders großer Plan wird mit der Zeit wohl die Idee umfasst haben, dass zur Herstellung einer neuen Weltordnung alle Menschen unterworfen werden müssen; zu diesem Zweck präsentierte das ägyptische Pharaoh-System eine passende Ideologie, die weit verbreitet und seit Jahrtausenden akzeptiert war.
(Hölbl, 9)
Im Jahr 331 v. Chr. besuchte Alexander das Fischerdorf Rhakotis, wo er die Gründung einer neuen Stadt plante, Alexandria. Alexandria sollte, als Verbindung zwischen Äygpten und dem Mittelmeer, die Hauptstadt seines Reiches werden. Bevor er zu seinen Eroberungen aufbrach, ernannte er zwei Gouverneure, Doloaspis und Peteisis, und machte Kleomenes von Naukratis, einen griechischen Ägypter, zu seinem Satrapen. Außerdem hinterließ er eine kleine Armee um Ägypten zu besetzen und zu verteidigen.
Nach dem Tod Alexanders des Großen in Babylon 323 v. Chr. wurde sein General Ptolemaios I. der Satrap von Ägypten. Offiziell war er Alexander IV. von Makedonien unterstellt, in Wirklichkeit regierte er jedoch selbstständig. Er ließ Kleomenes, dessen hohe Besteuerung unbeliebt war, schnell hinrichten und begann mit der Einführung königlicher Richtlinien zur Modernisierung des Landes. Bis zum Jahr 310 v. Chr. waren alle Erben Alexanders gestorben und in den Diadochenkriegen beanspruchten seine Generäle ihre Anteile an seinem Reich. Ptolemaios I. wurde 306 v. Chr. zum König von Ägypten erhoben und begründete damit die ptolemäische Dynastie.
Regierung
Zur Zeit der Eroberung durch Alexander verfügte Ägypten über ein effizientes, Jahrtausende altes Regierungssystem. Ptolemaios I. und Ptolemaios II. ließen dieses System weitgehend intakt, abgesehen von einigen Änderungen, die der Modernisierung des Landes dienen sollten. Das antike Ägypten war traditionell in etwa 40 Provinzen unterteilt, die Nomoi genannt wurden und jeweils ihre eigene Hauptstadt hatten. Die ägyptischen Nomarchen oder Statthalter behielten ihre Positionen auch unter der makedonischen Herrschaft bei. Sie unterstanden jedoch den Strategoi (wörtlich „Generäle“), die von den Ptolemäern ernannt wurden, um die Nomoi zu überwachen. Die Städte und Dörfer wurden von städtischen Beamten verwaltet, die den Strategoi unterstellt waren.
Da die Ptolemäer Griechisch sprachen, wurde Griechisch die offizielle Sprache der königlichen Verwaltung. Demotisches Ägyptisch blieb die Hauptsprache der lokalen Regierung und der Bevölkerung. Ägyptische Schreiber und Beamte mussten daher nun Griechisch lernen, um mit den griechischsprachigen Königen zu kommunizieren.
Der ptolemäische Staat war in seinem Kerngebiet weder ein ägyptischer noch ein griechischer Staat. Vielmehr verband er die Traditionen der ägyptischen Monarchie – das antike Agrarsystem, die politische Kontrolle durch die Aufteilung des Landes in Nomoi, die antiken Tempel und Priesterschaften – mit griechischen Finanzinstitutionen, die unmittelbar aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. stammten.
(Manning, 3)
Im ptolemäischen Ägypten gab es zwei getrennte Rechtssysteme, eines auf der Grundlage des ägyptischen und eines auf der Grundlage des griechischen Rechts, was dazu führte, dass sich die Menschen oft für das Gericht entschieden, von dem sie glaubten, dass es für sie günstiger entscheiden würde. Im Jahr 118 v. Chr. erklärte Ptolemaios VIII., dass das ägyptische Recht für alle in demotischer Sprache verfassten Verträge gelte und das griechische Recht für alle griechischen Verträge.
Ein Netz miteinander verbundener Ämter war im ptolemäischen Ägypten für die Verwaltung, Besteuerung und Durchsetzung der Gesetze zuständig. Schreiber waren für die Verteilung königlicher Erlasse und anderer Regierungsmitteilungen verantwortlich und nahmen Anträge von Bürgern entgegen. Auf nationaler Ebene ernannten die Ptolemäer Minister, die die alltägliche Verwaltung des Königreichs beaufsichtigten. Zu diesen Ministern gehörten der Dioiketes (der Wirtschaftsminister) und der Basilikos Grammateus (königlicher Schreiber). Viele der höchsten Beamten waren Griechen, die enge Beziehungen zur königlichen Familie unterhielten. Aristokratische ägyptische Berater, die aus pharaonischen und priesterlichen Familien stammten, wurden aufgrund ihrer Kenntnisse der ägyptischen Kultur und Gesellschaft eingesetzt.
Regionale Entwicklung
Das ptolemäische Ägypten hatte aufgrund seines Überschusses an Nahrungsmitteln und Getränken im alten Ägypten eine Bevölkerung von mindestens drei Millionen Menschen. Der größte Teil dieser Bevölkerung lebte entlang des Nils, während die Wüstenregionen darüber hinaus nur dünn besiedelt waren. Die Bevölkerungsdichte in den bewohnten Gebieten war vergleichbar mit dem heutigen Frankreich, was zu einem relativ hohen Grad der Urbanisierung führte.
Einem fremden Besucher muss die ägyptische Landschaft wie eine fast ununterbrochene Abfolge von wimmelnden Dörfern vorgekommen sein, die nicht weiter als drei bis vier Kilometer voneinander entfernt lagen und in denen manchmal mehr als tausend Menschen lebten.
(Chauveau, 35)
Das Land war grob in zwei verschiedene Regionen unterteilt: Unterägypten (die nördliche Region, die das Nildelta umfasst) und Oberägypten (die südliche Region, die das Niltal umgibt). Unterägypten hatte eine dichtere, stärker urbanisierte Bevölkerung, die von den fruchtbaren Überschwemmungsgebieten des Deltas lebte. Die Nähe zu Alexandria und dem Mittelmeer bedeutete, dass sich die meisten Griechen dort niederließen. Die Ptolemäer gründeten mehrere Hafenstädte an der Küste des Roten Meeres in Unterägypten.
Im ptolemäischen Ägypten gab es drei griechische Stadtstaaten: Alexandria, Naukratis und Ptolemais Hermeiou. Naukratis war eine Hafenstadt, die im 7. Jahrhundert v. Chr. als Kolonie für griechische Kaufleute und Söldner in Ägypten gegründet wurde. Ptolemais Hermeiou wurde von Ptolemaios I. gegründet, um Theben als Hauptstadt der Thebais zu ersetzen. Es war die wichtigste hellenistische Siedlung in Oberägypten. Diese Städte verfügten über Verfassungen und gewählte Räte, obwohl sie weiterhin der ptolemäischen Herrschaft unterstanden. Ihre Bürger besaßen zusätzliche Rechte und Privilegien, da die Städte demokratischer verfasst waren. Wie in den meisten antiken Städten besaß die große Mehrheit der Einwohner kein Bürgerrecht.
Oberägypten war eher ländlich geprägt und seine Kultur wurde von der Hellenisierung nicht stark beeinflusst. Theben und Memphis, die beide früher Hauptstadt Ägyptens gewesen waren, waren seine wichtigsten Städte. Memphis florierte unter den Ptolemäern als Industrie- und Handelszentrum. Theben hingegen verlor seinen Status als Provinzhauptstadt, als Ptolemaios I. die Nachfolgestadt Ptolemais Hermeiou gründete. In der Folgezeit verlor Theben an Bedeutung und war häufig eine Wiege der Rebellion gegen die Ptolemäer.
Das Fayyum-Becken, eine sumpfige Region in Oberägypten, erlangte in dieser Zeit große Bedeutung. Die ptolemäische Dynastie führte ein umfangreiches Landgewinnungsprogramm durch, bei dem Gewässer wie der Moeris-See trockengelegt wurden, um zusätzliches Ackerland zu schaffen. Dieser See wurde zu einem der wichtigsten Siedlungsgebiete der ptolemäischen Kleruchen, also der militärischen Siedler. Ein ausgeklügeltes System von Kanälen und Deichen sorgte für die Bewässerung und ermöglichte den griechischen Siedlern den Anbau von Weintrauben und Oliven.
Religion
Wie auch in früheren Abschnitten der ägyptischen Geschichte, behielten die Priester und Tempel ihren politischen Einfluss. Zusätzlich zu ihren Aufgaben, traditionelle religiöse Rituale durchzuführen, erfüllten die Tempel auch die Rolle regionaler Verwaltungen. Sie leiteten die Aussaat und die Ernte, trieben Steuern ein und urteilten über Gesetze. Während der ptolemäischen Epoche trafen sich Priester aus ganz Ägypten zu jährlichen Synoden, um über religiöse und politische Angelegenheiten zu diskutieren.
Die ptolemäische Dynastie verließ sich auf die Unterstützung der Priesterschaft, um sich in den Augen der Bevölkerung als rechtmäßige Pharaonen zu legitimisieren. Im Gegenzug dafür stellte die königliche Familie den Priestern finanzielle Mittel zur Verfügung, um prestigeträchtige Tempel und Monumente zu bauen. Die Ptolemäer hatte eine besonders enge Beziehung zu den Priestern des Ptah in Memphis, deren Treue mit politischem Einfluss belohnt wurde. Andere Tempel wiederum stellten sich manchmal gegen die Ptolemäer und inspirierten dadurch Rebellen und Usurpatoren.
Ptolemaios I. führte einen Kult für Alexander ein, in dem dieser als Gründer und Schutzgott verehrt wurde. Ptolemaios I. selbst wurde von den Bewohnern von Rhodos aus Dank für deren Verteidigung gegen Demetrios I. von Makedonien mit göttlchen Ehren ausgestattet und begann später, sich als Gottkönig darzustellen und mit Alexander zu vergleichen. Im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. errichteten Ptolemaios II. und Arsinoë II. Philadelphos den königlichen Kult, der lebende und verstorbene Mitglieder der ptolemäischen Familie verehrte.
Griechische Einwanderer glichen ägyptische Gottheiten den griechischen Göttern in einem Prozess an, den man interpretatio graeca nennt. Anubis wurde beispielsweise mit Hermes gleichgesetzt, Isis mit Aphrodite und Osiris mit Dionysos. Griechische Einflüsse vermischten sich mit der ägyptischen Religion und erschufen hybride Götter. Einige neue Götter, wie Serapis, wurden von den Ptolemäern genutzt um ihre griechischen und ägptischen Untertanen zu vereinen. Andere wiederum waren das Ergebnis natürlicher Interaktionen zwischen Griechen und Ägyptern.
Einwanderung und Hellenisierung
Zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. wanderten tausende Griechen ins ptolemäische Ägpten ein. Juden, Thraker, Karer und Syrer kamen ebenfalls in großen Mengen. Der Großteil dieser Einwanderer waren Kleruchen, also Soldaten, denen im Austausch für ihren Dienst ein Stück Land zur Verfügung gestellt wurde. Historiker schätzen, dass gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. 5 bis 10 % der ägptischen Gesamtbevölkerung aus Griechen bestand. Danach verlangsamte sich die Einwanderung und der griechische Bevölkerungsanteil in Ägpten stabilisierte sich.
Der Großteil der griechischen Bevölkerung konzentrierte sich im Fayyum-Becken und im Delta. Einige Einwanderer gründeten neue Dörfer und Garnisonsstädte, andere zogen in bereits bestehende Siedlungen ein. Neugründungen wurden, ähnlich wie griechische Planstädte, auf einem Raster angelegt. Das gymnasion war normalerweise an einem zentralen Platz in der Stadt zu finden. Antike griechische gymnasia waren Orte der bürgerlichen und athletischen Partizipation und eng mit der griechischen Identität verbunden. Die Anmeldung im gymnasion war ein Zeichen dieser Identität und der Angehörigkeit zur Bürgerschaft. Jungen wurden in der Regel im Alter von 14 Jahren angemeldet. Andere kulturelle Institutionen wie das politeuma und religiöse Bruderschaften halfen Einwanderern, ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu empfinden.
Die Griechen blieben in Ägypten eine Minderheit, selbst als das „Griechisch sein“ langsam als ein eher kulturelles und linguistisches Phänomen als ein ethnisches angesehen wurde und nach einem Jahrhundert unter ptolemäischer Herrschaft begannen hellenisierte Ägypter Posten im Militär und der Bürokratie auszufüllen.
(Ratbone, 24)
Die Einwanderer nach Ägypten kamen aus verschiedenen Regionen wie Makedonien, Athen, Samos, Sparta und Thessalien. Im Laufe der Zeit verminderten sich die kulturellen Unterschiede zwischen diesen Gruppen und sie übernahmen eine universellere „griechische“ Identität. Einige Ägypter wurden hellenisiert indem sie die griechische Sprache und sogar einen griechischen Namen annahmen. Wer als Grieche galt, wurde in der Wirtschaft und Politik bevorzugt behandelt und Griechen und Perser wurden von bestimmten Steuern befreit. Hellenisierte Ägypter dienten oft im Militär oder der Regierung, was die Beherrschung der griechischen Sprache nötig machte. Hochzeiten zwischen Griechen und Ägyptern beschleunigten diese Hellenisierung noch dazu.
Alexandria
Alexandria erblühte als die Hauptstadt des ptolemäischen Ägyptens. Die Stadt war ein geschäftiges Handelszentrum, das an einer Reihe von natürlichen Mittelmeerhäfen strategisch platziert worden war. Die kosmopolitische Bevölkerung hatte eine Größe von bis zu 300.000 Einwohnern, von denen vielleicht 10.000 das Bürgerrecht besaßen. Die drei größten ethnischen Gruppen waren Griechen, Ägypter und Juden, von denen die Ägypter wahrscheinlich die größte Gruppe waren, aber die griechische Kultur beherrschte die Stadt. Einwanderer aus anderen Gebieten Europas, dem Nahen Osten, Ostafrika und Indien kamen in Scharen als Händler, Matrosen, Gelehrte und Söldner nach Alexandria. In der Antike wurde Alexandria manchmal getrennt vom Rest des Landes angesehen und „Alexandria bei Ägypten“ genannt.
Alexander hinterließ sowohl eine griechisch-makedonische Besatzungsarmee als auch eine neue Stadt, Alexandria, die über jegliche Erwartungen hinauswachsen sollte – Alexandria, die Stadt des Serapis, die von ihrer Gründung an und für die folgenden tausend Jahre mit einem doppelten Schicksal lebte: dem Hellenismus und der Herrschaft über Ägypten.
(Bingen, 215)
Alexandria war der Brennpunkt der griechischen Kultur in Ägypten und die kulturelle Hauptstadt der griechischen Welt. Die Stadt wurde nach einem von Alexander dem Großen angelegten Straßenplan errichtet, der von den Ptolemäern rasch ausgebaut wurde. Sie wurde in drei Bereiche unterteilt: das königliche oder griechische, das ägyptische und das jüdische Viertel. Obwohl die Arichtektur ägyptische Einflüsse aufwies, wurde sie von hellenistischen Gebäuden und Monumenten dominiert. Ptolemaios I. und II. überwachten die Konstruktion des Pharos, dem ikonischen Leuchtturm Alexandrias und eines der Sieben Weltwunder der Antike. Nachfolgende Generationen von Ptolemäern schmückten die Stadt mit Tempeln aus Marmor, Villen und monumentalen Grabbauten, während der Großteil der Stadtbewohner zusammengepfercht in gefährlichen Mietshäusern lebte.
In der Antike war Alexandria für seine intelektuelle Gemeinschaft berühmt, die von der königlichen Familie gefördert wurde. Das Museion oder die Große Bibliothek von Alexandria wurden unter der Leitung von Demetrios von Phaleron, einem Schüler des Aristoteles, erbaut und zog Geister wie Euklid, Eratosthenes, Theophrast und Heron von Alexandria an. Seine Sammlung an ägyptischer, nahöstlicher und griechischer Literatur bestand aus Hunderttausenden Schriftrollen. Die alexandrinische Literatur half dabei, eine ptolemäische Nationalidentität zu formen, indem sie griechische Mythologie und epische Erzählungen nach Ägpten verlagerte. Die jüdische Gemeinschaft von Alexandria entwickelte ebenfalls eine einzigartige Literaturkultur, die die Entwicklung von jüdischer und christlicher Literatur in späteren Epochen beeinflusste.
Gesellschaft und Wirtschaft
Die Wirtschaft des ptolemäischen Ägypten unterschied sich dramatisch von der der pharaonischen Epoche. Die Ptolemäer führten ein Münzsystem ein, das vorher in Ägypten unbekannt war. Die ptolemäische Währung wurde griechischen Vorbildern nachempfunden und verwendete die Stückelungen Obolus und Drachme. Dies erlaubte Ägypten, an der Wirtschaft im gesamten Mittelmeer teilzunehmen und den Ptolemäern, Soldaten und Händler mit Münzen zu bezahlen. Jeder Aspekt der Produktion und des Eigentums wurde besteuert und Individuen mussten eine Kopfsteuer bezahlen. Die Ptolemäer führten außerdem Volkszählungen durch, um einen Überblick über verteuerbare Bevölkerung und Eigentümer zu behalten.
Wie in allen vorindustriellen Gesellschaften bestand der Großteil der Bevölkerung aus Bauern. Ägypten exportierte Getreide, Frucht und Faserpflanzen. Die traditionelle Ernährung eines antiken Ägypters bestand aus Brot und Bier, allerdings begann man, mediterrane Produkte wie Wein vermehrt zu produzieren – sowohl zum Export als auch für den Verbrauch durch griechische Einwanderer. Die königliche Regierung besaß selbst bis zur Hälfte des ägyptischen Ackerlandes und die Tempel besaßen einen großen Teil des Rests. Nur ein kleiner Teil des Ackerlandes lag in privater Hand.
Die Arbeit der Bauern erhielt ein kleines Ökosystem aus Handwerkern wie Töpfern, Textilproduzenten, Tischlern und Steinmetzen aufrecht. Das Leben auf dem Land war simpel – man lebte typischerweise in mehrstöckigen turmähnlichen Häusern oder kleinen einstöckigen Wohnungen, während wohlhabendere Bewohner sich geräumige Villen aus Marmor und Granit bauten. Die größeren Städte und Ortschaften waren voll von Tavernen, Badehäusern, Läden und Mietswohnungen.
Frauen hatten im antiken Ägypten ein größeres Maß an wirtschaftlicher und sozialer Freiheit als in vielen zeitgenössischen Gesellschaften. Sie konnten Geschäfte besitzen, unabhängig leben und sich selbst in juristischen Angelegenheiten repräsentieren. Dies war das Ergebnis der relativ egalitären Gesellschaft, die auf eine aufstrebende hellenistische Kultur traf, in der griechische Frauen sehr viel befreiter waren als noch ihre Vorfahren. Sie wurden jedoch den Männern nicht vollkommen gleichgestellt und es war sehr viel unwahrscheinlicher, dass sie eine formelle Bildung genossen.
Kriegsführung und Rebellion
Die ptolemäische Armee und Flotte waren eine hellenistische Militärmacht, die ursprünglich aus Veteranen der Armee von Alexander dem Großen bestand, die auf der Suche nach Glück und Ackerland nach Ägpten kamen. Viele ihrer Nachkommen dienten dann ebenfalls in der ptolemäischen Armee, die von Söldnern unterstützt wurde. In späteren Epochen rekrutierten die Ptolemäer mehr einheimische Ägypter, denen sie zwar weniger zahlten als den Griechen oder barbarischen Truppen, die sich jedoch als genau so effektiv herausstellten. Im ersten Jahrhundert der ptolemäischen Herrschaft blieb Ägypten weitestgehend unberührt von Krieg, da die Ptolemäer zu dieser Zeit hauptsächlich Eroberungen in Asien, Griechenland und Nubien durchführten.
Dies änderte sich gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. mit dem Ausbruch einer Rebellion. Das ptolemäische Königreich begann, in den Syrischen Kriegen gegen das Seleukidenreich an Boden zu verlieren, welches immer wieder versuchte, eine Invasion zu starten. Bürgerkriege zwischen rivalisierenden Mitgliedern der ptolemäischen Dynastie unterbrachen den Handel und die Infrastruktur, was zu Zusammenbrüchen des Rechts und der Ordnung führte. Während der Auseinandersetzungen zwischen Ptolemaios VIII., Kleopatra II. und Kleopatra III. in den Jahren 141 bis 124 v. Chr. waren die Auswirkungen besonders verheerend.
In der gesamten ptolemäischen Geschichte gab es immer wieder Rebellionen, an denen die Armee und die königliche Garde beteiligt waren, was dazu führte, dass die herrschende Dynastie sich dem Willen der Soldaten beugen musste. Die dramatischste Revolte entstand, nachdem Ptolemaios IV. 30.000 ägyptische Hopliten asugebildet hatte, die dabei halfen, die Seleukiden bei der Schlacht bei Raphia im Jahr 217 v. Chr. zu besiegen. Ebendiese Hopliten zettelten später eine Rebellion in Oberägypten an und ernannten zwei gebürtige Ägypter zu Herrschern: Harwennefer (205–197 v. Chr.) und Anchwennefer (197–185 v. Chr.). Diese Rebellenkönige wurden aber letztendlich von Ptolemaios V. besiegt.
Römische Eroberung und Nachwirkungen
Die militärische Leistungsfähigkeit des ptolemäischen Ägyptens nahm im späten 2. Jahrhundert v. Chr. ab und war zunehmend von römischer Unterstützung abhängig. Ptolemaios XII. und seine Tochter Kleopatra VII. verließen sich auf die römische Armee, um an der Macht zu bleiben. Kleopatras Verhältnis mit dem römischen Triumvirn Marcus Antonius ermöglichte es ihr, den ptolemäischen Einfluss im östlichen Mittelmeer zu vergrößern. Dies löste jedoch auch einen Krieg zwischen dem römischen Senat und Antonius aus, im Laufe dessen die Truppen von Antonius und Kleopatra durch Octavian bei der Schlacht von Actium im Jahr 30 v. Chr. vernichtet wurden.
Das Königreich wurde vom römischen Reich annektiert und als Provinz Aegyptus umstrukturiert. Die griechische und die ägyptische Kultur beherrschten weiterhin die Gesellschaft, während die Macht der Priesterschaften ohne königliche Unterstützung schnell schwand. Große Teile der ptolemäischen Wirtschaftspolitik wurden von den Römern beibehalten und die Integration in die römische Welt eröffnete neue Handelsmöglichkeiten. Alexandria, das noch immer die Hauptstadt von Aegyptus war, blieb nur hinter Rom zurück wenn es um Wohlstand und Einfluss ging.